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Miroslav Tyrš

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Miroslav Tyrš (* 17. September 1832 in Děčín, † 8. August 1884 Ötz, Tirol), war tschechischer Kunstkritiker, Kunsthistoriker und Mitbegründer des Turnvereins Sokol in Tschechien.

Leben

Miroslav Tyrš war der Sohn eine deutschen Arztes. Als Kind verlor er beide Eltern und wurde von Verwandte in Mladá Boleslav aufgezogen. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Prag und der philosophischen Fakultät, an der er Naturwissenschaften, Philosophie und Ästhetik studierte, promovierte er 1860 zum Doktor der Philosophie. Nach der Beendigung des Studiums war er Turnlehrer in einem privaten Sportinstitut.

Das lebendige politische Leben in Böhmen im Jahr 1867 erfasste auch Tyrš. Er bekannte sich zur demokratischen Strömung. 1871 erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift Sokol. Er veranstaltete öffentliche Auftritte und Ausflüge mit dem Ziel das nationale Bewusstsein zu wecken. Durch seine gesellschaftliche Teilnahme an Arbeiterbewegung und seine stetigen Kontakte zum Volk, konnte er zahlreiche Anhänger gewinnen. 1869 wählte man ihn in das Landes- und 1873 in das Reichsparlament.

Neben der politischen Tätigkeit ist sein Wirken im Gebiet der Ästhetik und der bildenden Kunst hervorzuheben. Er war Ratgeber junger Künstler, begleitete die tschechischen Leser durch die Literatur und war ein großer Freund der bildenden Kunst allgemein.

1881 ernannte man ihn zum Dozenten an der Technischen Hochschule in Prag und ein Jahr später zum außerordentlichen Professor an der Prager Universität, mit der Bedingung, dass er die Mitarbeit im Sokol aufgibt. Als beliebter Professor arbeitete er auch an dem umfangreichen Werk Die Geschichte der bildenden Kunst (Dějiny výtvarných umění), welches aber nie herausgegeben wurde.

Die künstlerische und politische Tätigkeit entfernte ihn aber immer mehr vom Sokol. Erst in den siebziger Jahren widmete er sich wieder stärker dem Turnverein. 1882 initiierte er das erste Treffen aller Turnriegen. Die aufopfernde Arbeit schwächte Tyrš, der schwer krank 1884 zur Erholung in das österreichische Dorf Ötz in den Tiroler Alpen fuhr. Von einem Spaziergang am 8. August kehrte er nicht mehr zurück. Seinen Körper fand man einige Tage später im Bergfluss.

Person

Miroslav Tyrš hatte zwei große Lieben: Das Turnen und die Kunst. Beiden widmete er aufopferungsvoll seine Arbeitskraft. Gemeinsam mit seinem Freund und dem Vater seiner Frau Jindřich Fügner gründete er am 16. Februar 1862 den Turnverein Sokol, an dessen Geburtsstunde auch Josef Mánes, Jan Neruda, Jan Evangelista Purkyně und Karolina Světlá und andere Mitglieder der Májovci teilnahmen. Er erarbeitete für den Verein die Statuten, erarbeitete die Turnterminologie in seinem Werk Grundlagen der Leibesübungen (Základový tělocvik) und formulierte Grundsätze des Vereins. Es gelang ihm die Körpererziehung mit dem antiken Ideal der Kalokagathie und dem Kampf für den Fortschritt und Freiheit des tschechischen Volkes zu verbinden.

Biographie

R. Tyršová: Miroslav Tyrš, jeho osobnost a dílo, I, II, Prag 1932