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Der Fremde im Zug

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Film
Titel Der Fremde im Zug
Originaltitel Strangers on a Train
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahre 1951
Länge 100 Minuten
Stab
Regie Alfred Hitchcock
Drehbuch Raymond Chandler
Czenzi Ormonde
Produktion Alfred Hitchcock
Musik Dimitri Tiomkin
Kamera Robert Burks
Schnitt William H. Ziegler
Besetzung

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Der Fremde im Zug ist ein Thriller von Alfred Hitchcock aus dem Jahre 1951, basierend auf einem Roman von Patricia Highsmith. In Deutschland trug der Film lange Zeit den Titel Verschwörung im Nordexpress.

Handlung

Während einer Bahnfahrt lernt Guy Haines (Farley Granger), ein Tennisstar mit politischen Ambitionen, einen Mann namens Bruno (Robert Walker) kennen. Dieser erstaunt ihn mit mit ungewöhnlich viel Wissen über sein eigenes Privatleben. So weiß er auch von den Problemen, die Guy mit seiner von ihm getrennt lebenden Frau hat, von der er sich scheiden lassen möchte, um die Tochter eines Senators zu heiraten. Bruno schlägt ihm einen grotesken Handel vor: Da er immer davon träumt, das so genannte "perfekte Verbrechen" zu begehen, würde sich bereit erklären Guys Frau zu töten, wenn dieser im Gegenzug Brunos verhassten Vater umbringen würde. Da die Opfer den Mördern jeweils völlig fremd wären, gäbe es für die Polizei keinerlei nachverfolgbare, logische Motive.

Für Guy ist dies der Vorschlag eines Irren. Eilig, aber immer noch höflich, ohne den penetranten Bruno eine klare Absage zu erteilen, verlässt er das Zugabteil.

Bruno fühlt sich in seinem Plan bestätigt, stellt Guys Frau nach und erwürgt sie auf einem Rummelplatz. Er fordert nun von seinem "Partner" die entsprechende Gegenleistung. Guy steckt in der Zwickmühle. Da er zur Tatzeit kein Alibi hat und er seine politischen Ambitionen durch einen Skandal in Gefahr sieht, meldet er Bruno nicht bei der Polizei.

Da Guy trotz permanenter Nachstellungen Brunos nicht bereit ist, "seine Schuldigkeit" zu tun, versucht Bruno sich schließlich zu rächen. Guy hatte im Zugabteil sein Feuerzeug mit einer persönlicher Prägung vergessen, dieses möchte Bruno nun am Tatort verstecken, um ihm die Tat in die Schuhe zu schieben.

Guy muss nun in wenigen Sätzen ein Tennismatch gewinnen, um rechtzeitig am Tatort zu sein und Bruno am Verstecken des Feuerzeugs zu hindern. Da sich dieses Tennisspiel wider Erwarten hinzieht, beginnt hier bereits das typische Suspense-Motiv.

Bei einem Kinderkarussell treffen Guy und Bruno aufeinander. In der Aufregung erschießt Bruno den Betreiber des Karussells, der so unglücklich auf die Schalthebel fällt, dass sich das Karussell mit den Kindern rasend schnell zu drehen beginnt, während Guy und Bruno vor den Augen der Polizeibeamten, die Guy gefolgt sind, auf Leben und Tod kämpfen. Als ein alter Mann, der unter der rotierenden Platte zur Mitte gekrochen ist, das Karussell abschaltet, hält es mit einem Ruck, zerbricht teilweise, und Bruno wird von Trümmern eingeklemmt.

Guy und Inspektor Turley beugen sich über den schwer Verletzten, der behauptet, Guys Feuerzeug liege am Tatort. Doch als er stirbt, öffnet sich seine linke Hand mit dem besagten Feuerzeug darin.

Der Kampf zwischen den beiden Protagonisten auf einem defekten, sich immer schneller drehenden Karussel ist der Höhepunkt des Thrillers. Durch die rasende Geschwindigkeit des Karusells und die hohe Bildfrequenz kann die Szene auch heute noch mit modernen Action-Sequenzen konkurrieren.

Hintergründe

Nach den künstlerischen und wirtschaftlichen Misserfolgen der letzten drei Filme konzentrierte sich Hitchcock wieder auf das was er am besten konnte: Suspense.

Er kaufte die Rechte an einem Patricia Highsmith Roman und versuchte ihn mit Raymond Chandler zu adaptieren. Die Zusammenarbeit funktionierte jedoch überhaupt nicht, Chandlers Versionen wurden immer schlechter und Hitchcock sprach schließlich kein Wort mehr mit ihm. Stattdessen engagierte er Czenzi Ormonde, eine Assistentin von Ben Hecht, die das Buch basierend auf Hitchcocks ursprünglicher Storyline fast komplett neu schrieb. Aufgrund schon bestehender Zeitpläne geschah dies parallel zu den bereits laufenden Dreharbeiten. So mussten manche Schlüsselszenen nochmal komplett neu gedreht werden. "Schuster bleib bei den Leisten" war alles was Hitchcock nach jahrzehntelangem Schweigen über die Zusammenarbeit mit Chandler zu sagen hatte.

Dieser Film ist die erste Zusammenarbeit mit dem Kameramann Robert Burks. Burks ist maßgeblich an dem Erfolg vieler Hitchcockfilme beteiligt. Zusammen mit dem später dazugekommenen Cutter George Tomasini und dem Komponisten Bernard Herrmann bildete er über ein Jahrzehnt das Kernteam Hitchcocks.

Da der Film, ähnlich wie Im Schatten des Zweifels, mit einer Vielzahl von Doppelungen spielt, wundert es nicht, dass zwei verschiedene Enden gedreht wurden. Weiterhin ist es der einzige Hitchcockfilm mit zwei Cameos.

Kritiken

  • Lexikon des Internationalen Films: Geschickt aufgebauter, spannender Psychokrimi. Über Suspense und über Schuld, geheime Wünsche und die Spaltung einer Persönlichkeit als Konstanten in seinem Werk kann man in diesem kleinen Film mehr lernen als in späteren anspruchsvolleren Hitchcocks.

Cameo

Als Guy und seine Freundin in einem Museum überraschenderweise auf Bruno treffen, läuft im Hintergrund Hitchcock mit einem Buch durch den Saal. Er ist jedoch kaum zu erkennen und so entschloss er sich für ein zweites Cameo: Während Guy den Zug verlässt, betritt Hitchcock den Zug mit einem Kontrabass.

Literatur

  • Patricia Highsmith: Zwei Fremde im Zug (OT: Strangers On a Train). Diogenes, Zürich 2002, ISBN 3-257-86079-X
  • Robert A. Harris, Michael S. Lasky, Hrsg. Joe Hembus: Alfred Hitchcock und seine Filme (OT: The Films of Alfred Hitchcock). Citadel-Filmbuch bei Goldmann, München 1976, ISBN 3-442-10201-4