Richard von Weizsäcker
Dr. Richard Freiherr von Weizsäcker (* 15. April 1920 in Stuttgart), deutscher Politiker (CDU).
Ausbildung und Beruf
Aufgrund des Berufs seines Vaters lebte Weizsäcker in seiner Jugend längere Zeit in der Schweiz und in Dänemark.
1937 reiste Weizsäcker nach Oxford (Großbritannien) und Grenoble (Frankreich) um dort Vorlesungen über Philosophie und Geschichte zu besuchen.
1938 wurde Weizsäcker zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und trat noch im selben Jahr seinen Wehrdienst in Potsdam an. Sein Bruder Heinrich von Weizsäcker diente als Leutnant im selben Regiment und fiel schon am zweiten Tag des Zweiten Weltkriegs.
Seit Beginn des Krieges war Weizsäcker Soldat, zuletzt als Hauptmann der Reserve. Im April 1945 wurde er in Ostpreußen verwundet und daraufhin in die Heimat zurück transportiert.
1945 begann Weizsäcker ein Studium der Geschichte und der Rechtswissenschaft in Göttingen, das er 1950 mit dem ersten und 1953 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen beendete. Im Juli 1955 erfolgte die Promotion zum Dr. jur..
Während der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse 1948/49 war Weizsäcker im so genannten Wilhelmstraßen-Prozess Hilfsverteidiger seines Vaters Ernst von Weizsäcker, der im Dritten Reich unter den Ministern Konstantin Freiherr von Neurath und Joachim von Ribbentrop Staatssekretär im Auswärtigen Amt gewesen war. Ernst von Weizsäcker wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt und 1950 vorzeitig aus der Haft entlassen.
Von 1950-1953 arbeitete Weizsäcker als wissenschaftliche Hilfskraft bei der Mannesmann AG in Gelsenkirchen. 1953 wechselte er in die Rechtsabteilung der Mannesmann AG nach Düsseldorf, 1957 wurde er Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung.
1962 wurde er geschäftsführender Gesellschafter des Chemie- und Pharmaunternehmens Boehringer in Ingelheim am Rhein (bis 1966). Als 1964 das US-Unternehmen Dow Chemicals in Lieferschwierigkeiten geriet (wegen Dioxinvergiftungen der Arbeiter), verhandelte Weizsäcker mit den Amerikanern. Boehringer schloss die Produktionlücke und überließ auch ein verbessetes Produktionsverfahren für hochgiftige Stoffe, aus denen dann Agent Orange hergestellt wurde. Dies hatte verheerende Auswirkung im Vietnamkrieg. Die Fa. Boehringer beteuerte aber von all dem nichts gewußt zu haben. Zugleich hieß es aber von Boehringer auch: "Solange der Vietnam-Krieg andauert, sind keine Absatzschwierigkeiten zu erwarten."
Familie
Weizsäcker ist der Sohn des Diplomaten Ernst von Weizsäcker. Sein Großvater war der ehemalige württembergischen Ministerpräsidenten Karl Hugo Freiherr von Weizsäcker.
Sein Bruder ist der Philosph und Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker.
Seit 1953 ist er mit Marianne von Kretschmann verheiratet. Er hat vier Kinder.
Partei
Seit 1954 ist Weizsäcker Mitglied der CDU. Von 1966 bis zu seiner Wahl zum Bundespräsidenten war er Mitglied des Bundesvorstandes der CDU Deutschlands. Unter seiner Leitung wurde von 1971 bis 1978 ein neues Grundsatzprogramm für die CDU erarbeitet.
1968 wurde Weizsäcker zum erstenmal als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen, unterlag aber in der parteiinternen Auseinandersetzung dem damaligen Verteidigungsminister Gerhard Schröder_(CDU).
Abgeordneter
Von 1969 bis 1981 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Er wurde hier sogleich Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, nachdem er mit seiner Kandidatur für den Fraktionsvorsitz Karl Carstens unterlegen war. Von 1979 bis 1981 war er Vizepräsident des Deutschen Bundestages.
Öffentliche Ämter
1974 war Weizsäcker Kandidat von CDU und CSU für das Amt des Bundespräsidenten. Gewählte wurde aber der bisherige Außenminister Walter Scheel (FDP), der als Kandidat der sozialliberalen Koalition angetreten war (s. Bundespräsidentenwahl 1974).
1979 war er Spitzenkandidat der Berliner CDU bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus. Zwar wurde die CDU mit 44,4 % der Stimmen stärkste Kraft, Regierender Bürgermeister blieb aber der bisherige Amtsinhaber Dietrich Stobbe, der die Koalition aus SPD und FDP fortsetzte.
Bei den vorgezogenen Neuwahlen zum Abgeordnetenhaus 1981, die wegen des Bruchs der sozialliberalen Koalition in Berlin nötig geworden waren, wurde die CDU mit 48,0 % der Stimmen wieder stärkste Kraft.
Er wurde daher als Nachfolger von Hans-Jochen Vogel, der nur ein halbes Jahr im Amt war, zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt. Er stand zunächst einem CDU-Minderheitssenat vor, nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition in Bonn im September 1982 bildete er eine Koalition mit der FDP.
Am 23. Mai 1984 wurde er dann von der Bundesversammlung zum sechsten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt (s. Bundespräsidentenwahl 1984). Am 1. Juli wurde er als Nachfolger von Karl Carstens in diesem Amt vereidigt. 1989 erfolgte die Wahl für eine zweite Amtszeit bis 1994 (s. Bundespräsidentenwahl 1989).
Gesellschaftliches Engagement
Von 1964 bis 1970 war er Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags.
Weblinks
- Lebenslauf Richard von Weizsäcker aus dem Deutschen Historischen Museum
- Lebenslauf Richard von Weizsäcker aus dem Bundespräsidialamt
- Kurzbiografie Richard von Weizsäckers aus dem Berliner Senatspresseamt
Vorlage:Navigationsleiste Regierender Bürgermeister von Berlin