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Otto-Suhr-Institut

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Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft
– OSI –
Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft – OSI –
Gebäudeansicht Ihnestr. 21
Kategorie: Hochschulinstitut
Träger: Freie Universität Berlin
Rechtsform des Trägers: Körperschaft des öffentlichen Rechts
Standort der Einrichtung: Berlin
Art der Forschung: angewandte Grundlagenforschung
Fächer: Politikwissenschaft
Grundfinanzierung: Land Berlin
Leitung: Tanja Börzel
Homepage: http://www.polsoz.fu-berlin.de/polwiss
Gebäudeansicht Ihnestr. 22: ehemaliges Kaiser-Wilhelm-Institut.
Gedenktafel zur Erinnerung an die NS-Verbrechen
Otto-Suhr-Institut während einer Besetzung im Dezember 2000

Koordinaten: 52° 26′ 58″ N, 13° 16′ 36″ O

Das Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft (OSI) ist ein Institut der Freien Universität Berlin. Es ist Teil des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften und die größte politikwissenschaftliche Einrichtung in Deutschland. Namensgeber ist der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Otto Suhr (1894–1957, SPD). Am Otto-Suhr-Institut studieren knapp 3.500 Frauen und Männer im Erst- und Zweitstudium, von denen knapp 17 % aus dem Ausland kommen.

Geschichte

Das OSI ging 1959 aus der 1920 gegründeten Deutschen Hochschule für Politik hervor, die unter den Nationalsozialisten als Auslandswissenschaftliche Fakultät unter der Leitung von Franz Six Teil der Berliner Universität war (s. hierzu auch Albrecht Haushofer, Harro Schulze-Boysen, Rainer Hildebrandt) und nach der Stilllegung am Ende des Zweiten Weltkriegs 1948 wieder eröffnet wurde.

Zur Zeit der 68er-Bewegung war das Otto-Suhr-Institut Ideenschmiede für „linke“ und später für „alternative“ Politik. Waren es zu Beginn vor allem „kritische“ Studenten, die dem Otto-Suhr-Institut ein vordergründig linkes Image anhefteten, so änderte sich dies in den 1970er und 1980er Jahren: Der Marsch durch die Institutionen endete für etliche der ehemaligen Revolutionäre nun selbst auf Lehrstühlen der Universitäten.

Im Zuge der internationalen Vereinheitlichung der Studiengänge wurde am Otto-Suhr-Institut der Diplomstudiengang Politikwissenschaft 2003 reformiert und durch konsekutiv gestufte Studiengänge mit Abschluss Bachelor of Arts und Master of Arts in Politikwissenschaft ergänzt. Darüber hinaus bietet das Otto-Suhr-Institut gemeinsam mit der Universität Potsdam und der Humboldt-Universität zu Berlin einen Master of Arts in Internationale Beziehungen an. Diese strukturellen Veränderungen, einhergehend mit einer EDV-gestützten Überwachung und Verwaltung der Studienverläufe der Studentenschaft durch die sogenannte „Campus-Management“-Software, sind seit Einführung ein andauernder Streitpunkt zwischen Studenten und Universitätsleitung.[1] Seit der Bewilligung des am Otto-Suhr-Institut angesiedelten Sonderforschungsbereichs 700: „Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit“ durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Jahr 2006 wird von Teilen der Studenten und Lehrenden eine zunehmende Fokussierung von Forschung und Lehre auf den politikwissenschaftlichen Teilbereich der Internationalen Beziehungen zu Ungunsten der Politischen Theorie und Ideengeschichte kritisiert. Diese Entwicklung führte zu heftigen Auseinandersetzungen um Berufungsverfahren.[2]

Ein Teil des OSI ist im Gebäude des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik untergebracht.

Forschungsschwerpunkte

Die wichtigsten aktuellen Forschungsschwerpunkte des Otto-Suhr-Instituts liegen in den Bereichen der Area Studies inklusive der Europäischen Politik, der Internationalen Beziehungen, der Sicherheits- und der Umweltforschung. Neben einer Vielzahl von Drittmittelprojekten ist am OSI der Sonderforschungsbereich „Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit“ angesiedelt.

Deutsch-französische Studienprogramme

  • HEC Paris: Der integrierte Studiengang bietet jährlich zwanzig Studierenden aus aller Welt die Möglichkeit, innerhalb von zwei Studienjahren den Master of Science in Management der HEC und den Master of Public Policy und Management der Freien Universität Berlin zu absolvieren.[3] Darüber hinaus bietet die HEC jährlich drei Studierenden des Otto-Suhr-Instituts die Möglichkeit, im Rahmen ihres Grundstudiums ein Semester in Paris zu studieren.
  • Institut d’études politiques de Paris (Sciences Po): Im Rahmen des Studiengangs erwerben die Studierenden innerhalb von vier Semestern (2 Jahre in Nancy, 2 in Berlin) den deutsch-französischen Doppel-Bachelor in Politik- und Sozialwissenschaften. Zugleich gibt es diesen integrierten Studiengang auch als Master Option: in Politik- und Sozialwissenschaften, der den Master of Arts in Politikwissenschaft der Freien Universität und den Master de Sciences Po mit den mentions „Affaires Internationales“ oder „Affaires Européennes“ verbindet.

Diese Studienprogramme sind von der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH) anerkannt.

Bekannte Wissenschaftler am OSI

Aktuelle
Ehemalige

Alumni

Politik / Verwaltung
Wissenschaft
Medien
Wirtschaft

Literatur

  • Bodo von Greiff, Gerhard Kiersch, Klaus Megerle, Das OSI. Wissenschaft, Studium und Organisation am Fachbereich Politische Wissenschaft der Freien Universität Berlin, Berlin 1989.
  • Detlef Lehnert: „Politik als Wissenschaft“. Beiträge zur Institutionalisierung einer Fachdisziplin in Forschung und Lehre der Deutschen Hochschule für Politik (1920–1933). In: Politische Vierteljahresschrift. Bd. 30, Nr. 3 (September 1989), S. 443–465.
  • Siegfried Mielke (Hrsg.) unter Mitarbeit von Marion Goers, Stefan Heinz, Matthias Oden, Sebastian Bödecker: Einzigartig – Dozenten, Studierende und Repräsentanten der Deutschen Hochschule für Politik (1920−1933) im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Berlin 2008, ISBN 978-3-86732-032-0.
  • Der Präsident der Freien Universität Berlin (Hrsg.), Forschung an der Freien Universität Berlin: Fachbereich Politische Wissenschaft (Otto-Suhr-Institut), Berlin 1996: Veröffentlichung der FU Berlin.
  • Britta Herweg, Siegfried Mielke: Otto Suhr als Gewerkschafter. Von der Arbeiterbildung zur Politikwissenschaft. Namenspatron des OSI, Berlin 1999: Veröffentlichung der Arbeitsstelle Nationale und Internationale Gewerkschaftspolitik der FU Berlin.

Einzelnachweise

  1. Heike Schmidt: Stummer und lauter Protest. In: taz, 8. Dezember 2005.
  2. Streit um Politische Theorie am Otto-Suhr-Institut. In: Der Tagesspiegel, 30. Oktober 2010
  3. Studiengang “Master of Public Policy und Management”