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Tulpen

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Tulpen

Tulpen

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Monokotyledonen
Ordnung: Lilienartige (Liliales)
Familie: Liliengewächse (Liliaceae)
Unterfamilie: Lilioideae
Gattung: Tulpen
Wissenschaftlicher Name
Tulipa
L.

Die Tulpen (Tulipa) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Liliengewächse (Liliaceae). Die etwa 150 Arten sind in Nordafrika und über Europa bis Zentralasien verbreitet. Zahlreiche Hybriden werden als Zierpflanzen in Parks und Gärten sowie als Schnittblumen verwendet.

Namensgebung

Ihr Name geht über türkisch tülbend auf persisch دلبند / dulband zurück und bezeichnete ursprünglich einen Turban. Die Herkunft der ersten Silbe lässt sich bis zum Sanskrit-Wort तूल / tūla, das mit „Baumwolle“ übersetzt wird, zurückführen. Wahrscheinlich erfolgte die Bedeutungsübertragung des Begriffs wegen der Farb- und Gestaltähnlichkeit der Tulpen zu den damals üblichen Turbantüchern vornehmer Osmanen.[1][2] Im Persischen und Türkischen selbst wird die Gattung als Lale (لاله / lāle) bezeichnet, ebenfalls eine Entlehnung aus dem Sanskrit (vgl. hind. लाल / lāl - „rot“).

Beschreibung

Illustration der Wildtulpe (Tulipa sylvestris)
Dreilappige Narbe einer Tulpe

Erscheinungsbild und Laubblätter

Tulpen-Arten wachsen als ausdauernde, krautige Pflanzen und erreichen je nach Art Wuchshöhen von 10 bis 70 Zentimetern. Diese Geophyten bilden Zwiebeln als Überdauerungsorgane aus. Die äußere Haut der Zwiebeln ist meist innen behaart. Vom meist unverzweigten Stängel befindet sich der untere Teil im Boden.

Eine Tulpenzwiebel stirbt nach der Blüte ab, gleichzeitig entwickelt sich in der Achsel einer Zwiebelschuppe eine neue blühfähige Zwiebel und schwächere Zwiebeln wachsen an der Basis der übrigen Zwiebelschuppen.[3]

Die meisten Laubblätter sind grundständig und sind bis zu 30 Zentimeter lang. Die meist zwei bis sechs, selten bis zu zwölf wechselständig angeordneten Laubblätter sind ungestielt. Die einfachen Blattspreiten sind breit-linealisch bis fast eiförmig. Der Blattrand ist glatt bis gewellt (beispielsweise Tulipa undulatifolia).

Blütenstände und Blüten

Je nach Zuchtform variiert die Blütenfarbe über weiß, gelb, orange, rosa, rot bis blau und sogar schwarz. Die Blüten stehen meist einzeln und endständig oder in wenigblütigen Blütenständen. Hochblätter fehlen meist. Die aufrechten Blüten sind zwittrig, dreizählig und glocken- bis napfförmig. Es sind zwei Kreise freier Blütenhüllblätter vorhanden, wobei die Blütenhüllblätter der beiden Kreise mehr oder weniger verschieden geformt sind. Es sind zwei Kreise mit je drei freien, fertilen Staubblättern vorhanden; sie sind entweder gleich oder die des inneren Kreises sind länger. Die Staubfäden sind manchmal behaart. Drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen, mit vielen Samenanlagen. Der säulenförmige oder sehr kurze bis fehlende Griffel endet in einer dreilappigen Narbe.

Reife, dreikammerige Kapselfrucht von Tulipa agenensis

Früchte und Samen

Es wird eine walzen- bis spindelförmige, dreiflügelige, ledrige, dreikammerige Kapselfrucht gebildet. Die Samen sind meist flach.

Besonderheiten bei einigen Sorten

Die gelegentlich zu sehenden gestreiften oder gefleckten Blüten gehen häufig auf ein Mosaikvirus zurück. Allerdings existieren auch etliche Sorten (beispielsweise 'Insulinde', 'Zomerschoon'), deren gestreifte Blüten nicht auf eine Vireninfektion zurückzuführen sind.

Systematik und Verbreitung

Die Gattung Tulipa wurde durch Carl von Linné aufgestellt. Synonyme für Tulipa L. sind: Orithyia D.Don, Liriactis Raf., Liriopogon Raf., Podonix Raf., Eduardoregelia Popov.[4]

Innere Systematik

Die Angaben über die Artenzahl der Gattung Tulipa schwankt je nach Quelle zwischen rund 100[5] und etwa 150[6]. Van Raamsdonk erkennt in seinen Arbeiten zur Systematik wesentlich weniger Arten an.[7]

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Tulpen-Arten reicht von Nordafrika über Europa bis Mittel- und Zentralasien; ein Zentrum der Artenvielfalt liegt im südöstlichen Mittelmeerraum, Türkei, Afghanistan, Turkestan (Kaukasusraum).

Die Gattung Tulpen (Tulipa) wird nach van Raamsdonk in zwei Untergattungen mit mehreren Sektionen gegliedert.[7]

Untergattung Tulipa Sektion Tulipanum: Sonnenaugen-Tulpe (Tulipa agenensis) in Israel
Untergattung Tulipa Sektion Eichleres: Greig-Tulpe (Tulipa greigii)
Untergattung Tulipa Sektion Eichleres: Kaufmanns Tulpe (Tulipa kaufmanniana)
Untergattung Eriostemones Sektion Australes: Tulipa sylvestris subsp. australis
Untergattung Eriostemones Sektion Australes: Wilde Tulpe (Tulipa sylvestris)
Untergattung Eriostemones Sektion Biflores: Turkestanische Tulpe (Tulipa turkestanica)
Untergattung Eriostemones Sektion Saxatiles: Tulipa aucheriana
Tulipa cretica
Tulipa goulimyi
  • Untergattung Tulipa: Es gibt fünf Sektionen:[8]
    • Sektion Clusianae Baker:
      • Damen-Tulpe (Tulipa clusiana DC., einschließlich Tulipa aitchisonii A.D.Hall): Sie ist im Iran, nordwestlichen Pakistan sowie nördlichen Indien verbreitet und in Südeuropa sowie in der Türkei ein Neophyt.
      • Leinblättrige Tulpe (Tulipa linifolia Regel): Sie ist in Zentralasien sowie im nördlichen Iran verbreitet.
      • Berg-Tulpe (Tulipa montana Lindl.): Sie ist in Zentralasien sowie im nördlichen Iran verbreitet.
    • Sektion Kolpakowskianae Raamsd. ex Zonn. & Veldkamp:
    • Sektion Tulipanum:
    • Sektion Eichleres (A.D.Hall) Raamsd.:
      • Serie Lanatae Raamsd.:
        • Woll-Tulpe (Tulipa lanata Regel), Heimat: Zentralasien, Afghanistan, nordöstlichen Iran
        • Feurige Tulpe (Tulipa ingens Hoog): Sie kommt in Zentralasien vor.[4]
      • Serie Eichleres:
        • Tulipa eichleri Regel: Sie kommt von der südlichen Balkanhalbinsel bis zur Türkei und im östlichen Transkaukasien vor.[4]
        • Tubergen-Tulpe (Tulipa tubergeniana Hoog): Sie kommt in Zentralasien vor.[4]
        • Foster-Tulpe (Tulipa fosteriana Irving): Sie kommt in Zentralasien vor.[4]
      • Serie Vinistriatae Raamsd.
      • Serie Undulatae Raamsd.
      • Serie Luteoapiculatae Raamsd.
      • Serie Multiflorae Raamsd.
      • Serie Spiranthera (Vved.) Raamsd.
      • Serie Glabrae Raamsd.
    • Sektion Tulipa
  • Untergattung Eriostemones (Boiss.) Raamsd.[9]
    • Sektion Australes:
    • Sektion Biflores A.D.Hall ex Zonn. & Veldkamp:
      • Zweiblütige Tulpe (Tulipa biflora Pall.), Heimat: Balkanhalbinsel, Russland, Krim, Ägypten, Vorderasien, Zentralasien und westlichen Sibirien
      • Kleine Stern-Tulpe (Tulipa dasystemon (Regel) Regel), Heimat: Zentralasien, Sinkiang
      • Neustrueva-Tulpe (Tulipa neustruevae Pobed.), Heimat: Zentralasien (Fergana)
      • Mehrfarbige Tulpe (Tulipa polychroma Stapf)
      • Tulipa sogdiana Bunge: Sie kommt in Zentralasien vor.[4]
      • Tarda-Tulpe oder Stern-Tulpe (Tulipa urumiensis Stapf, Syn.: Tulipa tarda Stapf): Sie kommt vom nordwestlichen Iran bis Zentralasien vor.[4]
      • Turkestanische Tulpe (Tulipa turkestanica (Regel) Regel): Sie kommt von Zentralasien bis ins nordwestliche China vor.[4]
    • Sektion Saxatiles:

Andere Systematiker erkennen weitere Arten an:

Geschichte

Bei der biblischen „Rose von Scharon“ könnte es sich um eine Tulpe (Tulipa montana oder Tulipa agenensis) handeln. Die antiken Schriftsteller Griechenlands und Roms erwähnten die Tulpen nicht, obwohl einige Arten im Mittelmeergebiet vorkommen. Auch in byzantinischen Quellen fehlen sie, wie insgesamt wenig Beziehung zwischen byzantinischen und osmanischen Gärten zu bestehen scheint.[13] Im Mittleren Orient wurden die Tulpen über Jahrhunderte hinweg kultiviert, wobei aus wahrscheinlich mehreren Wildarten die Garten-Tulpe (Tulipa gesneriana) entstand. Mögliche Stammeltern sind Tulipa lanata, Tulipa clusiana, Tulipa aitchisonii, Tulipa stellata und Tulipa armena. Schriftzeugnisse gibt es seit dem 9. Jahrhundert in der altpersischen Literatur. Von den Persern übernahmen die Türken die Tulpen-Kultivierung. Seit dem 13. Jahrhundert wird die Pflanze von Dichtern erwähnt. Tulpen wurden auch in Miniaturen, auf Keramik und als Kleidermuster dargestellt.[14] Seit spätestens dem 16. Jahrhundert dienten sie als Gartenpflanze. Die bevorzugte Form war lilienförmig mit spitzen Blütenblättern. In der "Tulpenzeit" (Lale devrı) importierte Sultan Ahmed III. jedoch auch rundliche Gartentulpen aus Holland.[15] 1725 erschien ein illustrierter Tulpenkatalog. Ahmet III. besaß berühmte Tulpenwiesen auf den Sommerweiden (Yayla) im Spil Dağı oberhalb von Manisa.[16] Es ist unklar, ob es sich dabei um Wildtulpen oder Kultivare handelte.

Aus der Türkei kam die Garten-Tulpe um die Mitte des 16. Jahrhunderts nach Mittel- und Westeuropa. In Italien ist tulipa für 1549 belegt. Die erste Beschreibung stammt vom kaiserlichen Botschafter am Hofe Süleyman I., Ghislain de Busbecq, der 1554 die Tulpen in seinen „Türkischen Briefen“ beschrieb.[17] Der von ihm angegebene Name, Tulipan (türkisch tülband = Turbanband), dürfte auf einem sprachlichen Missverständnis beruhen (Benennung der Form, nicht der Pflanze) oder auf einem türkischen Volksnamen der Pflanzen. Schriftsprachlich hießen die Tulpen auf Türkisch wie im Persischen lalé. Wahrscheinlich hat Busbecq unter den belegten Samen und Zwiebeln auch solche von Tulpen nach Wien geschickt, belegt ist eine Abbildung der Tulpe unter dem Namen Narcissus von Pietro Andrea Mattioli 1565. Conrad Gessner bildete 1561 eine Tulpe ab, die er 1559 im Garten des Ratsherren Heinrich Herwart in Augsburg gesehen hatte.[18] Es dürfte Tulipa armena gewesen sein oder eine Kulturform dieser Art. Gessners Beschreibung diente als Grundlage für die Beschreibung von Tulipa gesneriana durch Carl von Linné 1753. Erste ausführlichere Arbeiten über die Tulpen stammen von Carolus Clusius, durch dessen rege Tauschtätigkeit die Tulpen in weite Teile Europas gelangte. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde Holland zu einem Zentrum der Zwiebelpflanzen-, besonders der Tulpen-Zucht. Es entstand eine Vielzahl von Sorten, darunter auch solche mit gefüllten Blüten oder mit farbig geflammten Blüten, was durch eine Viruserkrankung bedingt war. Die Tulpen wurden in gehobenen Kreisen Westeuropas zu einem Spekulationsobjekt, es entstand die sogenannte Tulpenmanie, bis sich nach einem Börsenkrach 1637 der Handelswert von Tulpen wieder normalisierte. In den Jahrzehnten nach der Tulpenmanie entwickelte sich die Tulpe von einer Blume des Adels und Geldbürgertums zu einer weit verbreiteten Zierpflanze.

In dem bekannten Kirchenlied von Paul Gerhardt Geh aus, mein Herz, und suche Freud heißt es im 2. Vers:

Narzissus und die Tulipan
Die ziehen sich viel schöner an,
Als Salomonis Seide

Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in den Niederlanden die gezielte Züchtung von neuen Sorten, so kamen 1885 die hochwüchsigen, spätblühenden Darwin-Tulpen auf den Markt. Die heute den Hauptanteil aller Sortengruppen stellenden Triumph-Tulpen entstanden durch Kreuzung früher, kurzstieliger Tulpen mit Darwin- und Breeder-Tulpen. Lilienblütige Tulpen beispielsweise entstanden durch Einkreuzung von Tulipa retroflexa.[19]

Im Winter 1944/45 war in den Niederlanden besonders das dicht besiedelte Holland von Hunger betroffen. Unter anderem die Tulpe wurde damals zum Ersatznahrungsmittel. Der Hongerwinter war eine Katastrophe, die gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in den von deutschen Truppen besetzten niederländischen Gebieten im Monat Oktober 1944 begann. Die Versorgung verbesserte sich erst nach dem Waffenstillstand von Achterveld am 30. April 1945. Ein Verbot des deutschen Reichskommissar für die Niederlande Seyß-Inquart, gegen den Einsatz von Binnenschiffen zum Transport von Lebensmitteln und Brennstoffen, hatte zuvor bewirkt, dass die Bevölkerung nicht mit Nahrung und Brennstoffen aus den ländlicheren Regionen versorgt werden konnte.[20] Daraufhin waren dort 4,5 Millionen Menschen von Unterversorgung betroffen. Die Zahl der Menschen, die auf Grund dieser Hungersnot starben, wird heute auf 18.000 bis 22.000 geschätzt.[21]

Es wurden zunehmend Grundstoffe verzehrt, die zuvor nicht in der menschlichen Ernährung Verwendung fanden. Zuerst wurden Zuckerrüben verarbeitet, später auch Blumenzwiebeln.[22] Das Essen von Tulpenzwiebeln hatte besondere Hintergründe. Die West-Niederlande war vom Rest Europas abgeschnitten. Der Export von Tulpenzwiebeln war zu Erliegen gekommen, daher lagen große Mengen auf Lager. Nachdem niederländische Ärzte erklärt hatten, dass die Zwiebeln zum Essen geeignet seien, verkauften die Tulpen-Züchter diese als Nahrung. Der Geschmack dieser Tulpenzwiebeln war - im Vergleich zu dem der Zuckerrüben - so ungewohnt, dass darüber viel gesprochen wurde. Die Tulpe wurde später das Symbol des Hungerwinters. Dies liegt wohl vor allem an der Bildhaftigkeit: Die Tulpe war damals das niederländische Produkt schlechthin.[23]

MANY THANKS, geschrieben mit Tulpen, Mai 1945

Ende April kam es in der sogenannten Operation Manna zehn Tage lang zu Versorgungsflügen der Alliierten über dem besetzten Gebiet. Mit dem deutschen Reichskommissar konnte zuvor ein zeitlich und örtlich begrenzter Waffenstillstand ausgehandelt werden. Aus einem dieser Flugzeuge heraus entstand ein Foto, auf dem zu sehen ist wie sich mit blühenden Tulpen dafür bedankt wurde.

Industrielle Tulpenproduktion in Middelharnis, Südholland, Niederlande
Tulpe als Repräsentantin aller Pflanzen, deutsche Briefmarke, 1957
Tulpenfeld
Tulpenblüte von oben
Tulpen, gebunden als Blumenstrauß

Nutzung

Aus den Wildtulpen wurden die Gartentulpen gezüchtet. Innerhalb von 400 Jahren sind mehrere Tausend Züchtungen aus den Wildtulpen entstanden. Tulpen schätzen im Frühjahr Feuchtigkeit, im Sommer heiße, trockene Lagen auf nährstoffreichen Böden mit einem pH-Wert von 6,5 bis 7,0 (so können die Zwiebeln am besten ausreifen), bedürfen kühler Nächte und kalter Winter zum Gedeihen.

Die Niederlande sind der weltweit größte Tulpenproduzent. In Deutschland werden in der Region Niederrhein, insbesondere im Kreis Neuss, Tulpen produziert.

Tulpen-Sorten sind bedeutende Zierpflanzen, sowohl als Gartenpflanzen wie als Schnittblumen. Über 80 % der Welt-Tulpenproduktion stammt aus den Niederlanden. Hier werden über 1200 Sorten kultiviert, jedoch nehmen die 40 häufigsten über die Hälfte der Anbauflächen ein. Von den über 9500 Hektar Anbaufläche in den Niederlanden entfallen über 90 % auf Tulipa gesneriana, der Rest vorwiegend auf Tulipa kaufmanniana, Tulipa greigii, und Tulipa fosteriana.[24]

In der Heilkunde bzw. medizinischen Anwendung spielen Tulpen keine Rolle. Sie sind sogar giftig für Menschen und Tiere (z. B. Pferde, Hunde und Katzen sowie für Nager). Das in den Zwiebeln und Sprossen enthaltene Tulipanin verursacht u. a. Erbrechen, Magen- und Darmbeschwerden, Bauchkrämpfe.[25]

Vermehrung

Tulpen können generativ über Samen oder vegetativ über Tochterzwiebeln vermehrt werden. Im Sommer wachsen an den großen Mutterzwiebeln Tochterzwiebeln heran, die im Frühherbst „gerodet“ (ausgegraben und abgetrennt) werden. Sie werden vor dem ersten Bodenfrost neu gepflanzt und bilden im kommenden Jahr größere Zwiebeln. Tulpenzwiebeln benötigen zur Blütenbildung die Kühlphase des Winters bzw. künstliche Kühlung (Vernalisation). Die Gewinnung von blühfähigen Zwiebeln aus Samen ist wesentlich langwieriger als aus Tochterzwiebeln. Zudem besitzen die aus Samen gezogenen Pflanzen andere Eigenschaften (z. B. Blütenfarbe) als die Ausgangssorte.[26]

Zuchttulpen

Auf einem Markt angebotenes Sortiment von Tulpenzwiebeln
Tulpensorte 'Showwinner' (Tulipa kaufmanniana Hybride)

Die Tulpen werden in 15 Sortengruppen eingeteilt. Die Gruppen 12 bis 15 umfassen Wildtulpen sowie ihre Bastarde.[27]

  1. Einfache Frühe (Duc-van-Tol-Tulpen): Sie erreichen Wuchshöhen von 25 bis 35 Zentimeter. Die Blütezeit ist im April. Sie werden für Sommerrabatten, als Schnittblumen und ab Dezember für die Treiberei genutzt.
  2. Gefüllte Frühe: Sie erreichen Wuchshöhen von 8 bis 35 Zentimeter. Die Blütezeit ist im April. Der Durchmesser der Blüten erreicht bis zu 10 Zentimeter. Sie werden für Sommerrabatten, als Schnittblumen und ab Dezember für die Treiberei genutzt.
  3. Triumph-Tulpen (Einfache Frühe × Darwin- und Cottage-Tulpen): Sie erreichen Wuchshöhen von 30 bis 40 (50) Zentimeter. Die Blütezeit ist Anfang Mai. Sie werden als Schnittblumen und von Dezember bis Januar für die Treiberei genutzt.
  4. Darwin-Hybriden: (Darwin-Tulpen × Tulipa fosteriana): Sie erreichen Wuchshöhen von 30 bis 70 Zentimeter. Die Blütezeit ist von Ende April bis Mitte Mai. Die Blüten sind sehr groß. Oft ist ein schwarzer Basalfleck mit gelbem Rand vorhanden. Sie werden als Schnittblumen und für die Treiberei genutzt.
  5. Einfache Späte (hierhin gehören die Darwin- und Cottage-Tulpen, diese wurden früher als eigene Gruppe geführt): Sie erreichen Wuchshöhen von 40 bis 70 Zentimeter. Die Blütezeit ist im Mai. Die Stängel sind robust. Die Blüten sind fest, wirken von der Seite gesehen fast eckig und können alle Farben haben. Sie werden als Schnittblumen genutzt, manche Sorten ab Januar auch für die Treiberei.
  6. Lilienblütige: Sie erreichen Wuchshöhen von 30 bis 50 Zentimeter. Die Blütenhüllblätter sind schmal, nach außen gebogen und laufen in einer langen Spitz aus. Der Stängel ist oft nicht fest genug. Die Blüten können alle Farben haben. Sie werden besonders als Schnittblumen genutzt.
  7. Gefranste Tulpen: Die Ränder der Blütenhüllblätter sind unregelmäßig gefranst bis gezackt. Die Fransen sind oft weiß. Sie werden als Schnittblumen genutzt.
  8. Viridiflora-Gruppe (Grünblütige): Sie erreichen Wuchshöhen von 25 bis 60 Zentimeter. Die Blütenhüllblätter mehr oder weniger blassgrün, der Rand ist gelblich bis weiß und zugespitzt. Sie werden als Schnittblumen genutzt.
  9. Rembrandt-Tulpen: Die Blütenhüllblätter weisen ein Streifen-, Flecken- oder Feder-Muster („gebrochen“) auf, sie sind purpurn, rosa, rot, bronze oder braun gefärbt, auf weißem, rotem oder gelbem Grund (Virosen). Die Blütezeit ist in der 2. Mai-Hälfte. Sie werden als Schnittblumen genutzt.
  10. Papageien-Tulpen: Sie erreichen Wuchshöhen von 20 bis 60 Zentimeter. Die Blüten sind groß. Die Hüllblätter sind eingeschnitten, gefranst, meist geflammt und gepunktet. Sie wurden im 17. Jahrhundert aus Darwin-Tulpen und anderen späten Tulpen gezüchtet. Zum Teil sind die Stiele zu schwach, bei neueren Sorten ist dies nicht mehr der Fall. Sie werden als Schnittblumen genutzt.
  11. Gefüllte Späte (Päonien-Tulpen): Sie erreichen Wuchshöhen von 40 bis 60 Zentimeter. Die Blüten sind meist rot, rosa, gelb oder mehrfarbig. Die Blütezeit ist ab Mitte Mai. Sie sind gegenüber Regen und Wind empfindlich und werden als Schnittblumen genutzt.
  12. Kaufmanniana-Tulpen: Sie erreichen Wuchshöhen von 10 bis 25 Zentimeter. Die Blütezeit ist im März. Die Blüten sind breit glockig bis sternförmig und rahmweiß, dunkelgelb oder lachsrosa gefärbt, Kreuzungen mit Tulipa greigii können rot sein. Der Basalfleck ist meist gelb. Sie gelten als widerstandsfähiger als andere Wildtulpen aus Mittel-Asien.
  13. Fosteriana-Tulpen: Sie erreichen Wuchshöhen von 20 bis 30 Zentimeter. Die Blüten sind bis zu 15 Zentimeter lang. Die Blätter erreichen Größen bis 30 × 16 Zentimeter. Die Blütezeit ist Anfang April.
  14. Greigii-Tulpen: Sie erreichen Wuchshöhen von 20 bis 30 Zentimeter. Die Blüten sind purpurn bis scharlachrot gefärbt. Der Basalfleck ist schwarz und hat einen gelben Rand. Die Blütezeit ist im April. Die Blätter sind meist purpurbraun gefleckt.
  15. Sonstige Tulpen: Die übrigen Wild-Tulpen.

Symbolik

In Literatur und darstellender Kunst kann die Tulpe für Vergänglichkeit stehen,[28] in der „Blumensprache“ dagegen für Liebe und Zuneigung. Im Alltagsgebrauch und im Internet kursieren eine Vielzahl weiterer Bedeutungen, die von „Symbol des Frühlings“, über „Symbol für die Niederlande“ bis zum „Symbol für die Parkinson-Krankheit“ (für die rote Tulpe) reichen.[29]

Quellen

  • M. J. M. Christenhusz, Rafaël Govaerts, J. C. David, T. Hall, K. Borland, P. S. Roberts, A. Tuomisto, S. Buerki, M. W. Chase, M. F. Fay: Tiptoe through the tulips - cultural history, molecular phylogenetics and classification of Tulipa (Liliaceae). In: Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 172, 2013, S. 280–328.
  • Gerald B. Straley, Frederick H. Utech: Tulipa, S. 199 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 26: Magnoliophyta: Liliidae: Liliales and Orchidales, Oxford University Press, New York und Oxford, 2002, ISBN 0-19-515208-5.
  • Chen Xinqi, Helen V. Mordak: Tulipa, S. 123–126 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 24: Flagellariaceae through Marantaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2000, ISBN 0-915279-83-5.
  • Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
  • C. Grey-Wilson, V. A. Matthews: Tulipa L. In: Thomas Gaskell Tutin et al.: Flora Europaea. Band 5, Cambridge University Press 1980, ISBN 0-521-20108-X, S. 28–31.

Weiterführende Literatur

  • Mike Dash: Tulpenwahn. Die verrückteste Spekulation der Geschichte. (Originaltitel: Tulipomania, übersetzt von Elfriede Peschel). Claassen Verlag, 1999, ISBN 3-546-00177-X.
  • Anna Pavord: Die Tulpe. Eine Kulturgeschichte (Originaltitel: The Tulip. übersetzt von Sven Dörper und Thomas Wollermann). Insel, Frankfurt am Main/ Leipzig 2003, ISBN 3-458-16979-2.
  • Richard Wilford: Tulips: Species and Hybrids for the Gardener. Timber Press, Portland London 2006, ISBN 0-88192-763-5.
  • Sinaida Petrowna Botschantzewa: Tulips: Taxonomy, Morphology, Cytology, Phytogeography and Physiology. translated and edit H. Q. Varekamp, Balkema, Rotterdam 1982, ISBN 90-6191-029-3. (Google-Books Online)
  • Maarten J. M. Christenhusz, Rafaël Govaerts, John C. David, Tony Hall, Katherine Borland, Penelope S. Roberts, Anne Tuomisto, Sven Buerki, Mark W. Chase, Michael F. Fay: Tiptoe through the tulips – cultural history, molecular phylogenetics and classification of Tulipa (Liliaceae). In: Botanical Journal of the Linnean Society. Volume 172, Issue 3, 2013, S. 280–328. doi:10.1111/boj.12061
Commons: Tulpen (Tulipa) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Tulpe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Birkhäuser, 1996, S. 664.
  2. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Deutscher Taschenbuch Verlag, 1997; Lemma Tulpe
  3. Thomas Barth, Karl Weinhausen, Heinrich Pape: Die Kultur der Blumenzwiebeln und -knollen. Parey, Berlin 1954, S. 24.
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap Rafaël Govaerts (Hrsg.): Tulipa - World Checklist of Selected Plant Families des Royal Botanic Gardens, Kew. Zuletzt eingesehen am 21. Dezember 2016.
  5. M. A. Fischer, K. Oswald, W. Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Dritte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
  6. Chen Xinqi, Helen V. Mordak: Tulipa, S. 123–126 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 24: Flagellariaceae through Marantaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2000, ISBN 0-915279-83-5.
  7. a b L. W. D. van Raamsdonk, W. Eikelboom, T. de Vries: The systematics of the genus Tulipa L. In: Acta Horticulturae. Band 430, 1997, S. 821–828.
  8. L. W. D. van Raamsdonk, T. de Vries: Species relationships and taxonomy in Tulipa subg. Tulipa (Liliaceae). In: Plant Systematics and Evolution. Band 195, 1995, S. 13–44.
  9. L. W. D. van Raamsdonk, T. de Vries: Biosystematic studies in Tulipa sect. Eriostemones (Liliaceae). In: Plant Systematics and Evolution. Band 179, 1992, S. 27–41.
  10. A. Ghahreman, F. Attar, F. Ghahremaninejad: A New Species of Tulipa (Liliaceae) from Western Iran. In: Novon: A Journal for Botanical Nomenclature. Vol. 17, No. 4, 2007, S. 437–439 (Abstract)
  11. Fadil Millaku, Isa Elezaj: Tulipa luanica (Liliaceae), a New Species from Southern Kosovo. Annales Botanici Fennici, Volume 52, Issue 5–6, S. 315–320 doi:10.5735/085.052.0506
  12. Y. Z. Zhao: A New Species of the Genus Tulipa (Liliaceae) from China. In: Novon: A Journal for Botanical Nomenclature. Volume 13, No. 2, 2003, S. 277–278 (online)
  13. John H. Harvey: Turkey as a Source of Garden Plants. In: Garden History. 4, 3, 1976, S. 22. Stable URL: http://www.jstor.org/stable/1586521
  14. Liz Dobbs: Tulip. Quadrille, London 2004, S. 5.
  15. Liz Dobbs: Tulip. Quadrille, London 2004, S. 6.
  16. John H. Harvey: Turkey as a Source of Garden Plants. In: Garden History. 4, 3, 1976, S. 22. Stable URL: http://www.jstor.org/stable/1586521
  17. Ogier Ghislain de Busbecq: Legationis Turcicae Epistolae quatuor. Epistola prima. 1595, S. 33, abgerufen am 26. Dezember 2015 (Latein).
  18. Liz Dobbs: Tulip. Quadrille, London 2004, S. 5.
  19. Der Abschnitt Geschichte beruht auf: Heinz-Dieter Krausch: Kaiserkron und Päonien rot... Von der Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2007, ISBN 978-3-423-34412-8, S. 471–477.
  20. David Barnouw: Die Niederlande im Zweiten Weltkrieg, S. 96.
  21. Rolf-Dieter Müller: An der Seite der Wehrmacht: Hitlers ausländische Helfer beim »Kreuzzug gegen den Bolschewismus«. S. 142. 2007, Ch. Links Verlag, Fischer Taschenbuch 2010
  22. David Barnouw: Die Niederlande im Zweiten Weltkrieg, S. 96.
  23. Silke Wortel: Hungersnot. In: Die Geschichte der Niederlande 1940-1945. Westfälische Wilhelms-Universität, Juni 2007, abgerufen am 26. Juni 2017.
  24. Marcel Le Nard: Tulipe: biodiversité et sélection. In: S. Le Perchec, P. Guy, A. Fraval (Hrsg.): Agriculture et biodiversité des plantes. Dossiers de l'Environnement de l'INRA n°21. Paris 2001, S. 105–111. (online) (PDF; 389 kB)
  25. botanikus.de
  26. Andreas Bettin: Kulturtechniken im Zierpflanzenbau. Ulmer, 2011, ISBN 978-3-8001-5187-5.
  27. Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/ Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
  28. Carolin Catharina Wolf: Bilder der Vergänglichkeit in der Lyrik des Andreas Gryphius. Grin Verlag, 2004, ISBN 3-638-82236-2, S. 7–8. (online)
  29. Parkinson Tulpe. Website der Parkinson Selbsthilfe Österreich. Abgerufen am 24. November 2010.