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Hans Frank

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Hans Michael Frank (* 23. Mai 1900 in Karlsruhe; † 16. Oktober 1946 in Nürnberg) war ein nationalsozialistischer deutscher Politiker und als „Generalgouverneur“ im besetzten Polen an zahlreichen Kriegsverbrechen beteiligt.

Hans Frank (rechts) und Heinrich Himmler in Krakau

Leben

Hans Frank wurde in Karlsruhe als Sohn des Anwalts Karl Frank und dessen Frau Magdalena (geb. Buchmaier) geboren. Er hatte zwei Geschwister, Karl junior und Elisabeth. Frank diente ab 1917 in der Armee. Nach Ende des Ersten Weltkriegs schloss er sich den Freikorps an und trat 1919 der Deutschen Arbeiterpartei und in München der Thulegesellschaft bei, 1927 wurde er Parteimitglied der NSDAP. Am 9. November 1923 war er am Marsch Hitlers und seiner Anhänger zur Feldherrnhalle als SA-Mann beteiligt. 1924 hatte er mit dem Thema "Die öffentliche Juristische Person – Ein Beitrag zur Lehre des Merkmals der öffentlichen Rechtsperson" promoviert. Er studierte Jura und bestand 1926 das juristische Staatsexamen, worauf er in München als Rechtsanwalt tätig und Rechtsberater von Adolf Hitler wurde. Am 2. April 1925 heiratete Frank die aus Forst (Lausitz) stammende Stenotypistin und Sekretärin im bayerischen Landtag Brigitte Herbst, die fünf Jahre älter war als er. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor: 1927 Sigrid, 1928 Norman, 1935 Brigitte, 1937 Michael und 1939 Niklas. Zudem hatte Brigitte Frank mindestens eine Abtreibung, da sie zurecht befürchtete, das Kind von einem ihrer Geliebten empfangen zu haben. Frank wurde Leiter der rechtspolitischen Abteilung in der Reichsleitung der NSDAP (als solcher 1933 Reichsleiter). 1928 gründete er den Nationalsozialistischen Deutschen Juristenbund, welchen er auch leitete. 1930 wurde er zum Abgeordneten des Reichstags gewählt, und nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde er zum Justizminister von Bayern und im Zuge der Gleichschaltung der Juristen Reichsjustizkommissar ("Reichskommissar für die Gleichschaltung der Justiz und für die Erneuerung der Rechtsordnung") bis 1934. Daneben war er von 1933 bis 1942 Präsident der Akademie für Deutsches Recht. Frank sprach sich gegen Tötungen ohne formale Rechtsgrundlage aus, sowohl im Konzentrationslager Dachau als auch während der Exzesse nach der Ermordung des SA-Führers Ernst Röhm im Juni 1934 ("Nacht der langen Messer"). Seit Dezember 1934 war er Reichsminister ohne Geschäftsbereich. Private pendelte Frank zwischen den Dienstvillen in Berlin und München und seinem herrschaftlichen Gutshof im bayrischen Neuhaus am Schliersee, dem "Schoberhof". Dort lebten seine Frau und die Kinder die meiste Zeit.

Am 15. September 1939 wurde Frank als "Verwaltungschef der gesamten zivilen Verwaltung der besetzten ehemals polnischen Gebiete" dem General Gerd von Rundstedt zugewiesen. Nach der Teilung Polens wurde Frank am 26. Oktober 1939 Leiter des Generalgouvernements, das jene Gebiete Polens umfasste, die das Deutsche Reich nicht annektiert hatte (etwa 90.000 km² der 170.000 km², die erobert waren). Frank erhielt den Rang eines SA-Obergruppenführers. Nachdem der Familie Frank zunächst das Warschauer Schloss als Residenz zugewiesen worden war, bezog sie am 7. November 1939 die königliche Burg in Krakau, den Wawel. Dieser wurde zum Schauplatz rauschender Feste und opulenter Diners, aber auch der Prunksucht der Familie des Generalgouverneurs. In kurzer Zeit wurden Kunstschätze und antike Möbel aus polnischen Schlössern, Kirchen und Museen zusammengetragen und stolz auf dem Wawel präsentiert. Sowohl Hans als auch Brigitte Frank hatten einen starken Hang zu Selbstdarstellung und Repräsentation. Als Brigitte Frank immer öfter in die jüdischen Ghettos einfuhr und den dort zusammengepferchten Juden zu Spottpreisen Pelze und Juwelen abnahm, gab es bald Ärger aus Berlin.

Frank beaufsichtigte die Einweisung der polnischen Juden in Ghettos und die Verpflichtung polnischer Zwangsarbeiter. 1942 verlor er seine Machtposition in Deutschland, nachdem er Hitler mit einer Reihe von Reden in Berlin, Wien, Heidelberg und München verärgert hatte, aber auch im Zuge eines Machtkampfes mit Friedrich Wilhelm Krüger, dem Staatssekretär für Sicherheitsfragen, der die SS und die Polizei in Polen führte. Schließlich wurde Krüger durch Wilhelm Koppe ersetzt. Frank behauptete später, der Massenmord an den Juden sei ausschließlich vom Reichsführer SS, Heinrich Himmler, und dessen Truppen gesteuert gewesen, und er, Frank, habe erst im Frühjahr 1944 von den Vernichtungslagern erfahren. Da er und seine raffgierige Frau, die sich gern als die "Königin von Polen" aufspielte, sich im Generalgouvernement schamlos bereicherten und auch ihre Familien in Forst und Bayern mit im Krieg knappen Lebensmitteln versorgten, bekamen sie bald Ärger aus Berlin. Zudem waren die Franks für ihre Prunksucht und ihre Sammelleidenschaft für kostbare Kunstgegenstände bekannt, die sie im ganzen Land zusammenrafften. Unter führenden Nazis gab es daher den gängigen Spruch "Im Westen liegt Frankreich und im Osten wird Frank reich". Während seiner Zeit als Generalgouverneur reichte Frank vierzehn Entlassungsgesuche an Hitler ein. Er floh mit seiner Gefolgschaft am 17. Januar 1945 aus Polen.

Nach 1945

Frank wurde am 4. Mai 1945 in der Nähe von Berchtesgaden von US-Truppen gefangen genommen und vor dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg angeklagt. Während des Prozesses konvertierte er zum Katholizismus. Frank hatte den Anklägern über vierzig Bände seiner Tagebücher ausgehändigt, und es lag reichlich Belastungsmaterial gegen ihn vor. Im Laufe des Verfahrens bekannte er sich schuldig. Er wurde wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit am 1. Oktober 1946 zum Tode verurteilt und am 16. Oktober 1946 gehängt. Seine Frau Brigitte wurde wie die anderen Ehefrauen der Nürnberger Hauptkriegsverbrecher im Mai 1947 verhaftet und in das Arbeits- und Internierungslager Göggingen bei Augsburg gebracht, wo sie eine enge Freundschaft zu Ilse Heß aufbaute. Im Frühling 1948 wurde sie wieder entlassen und begrüßte ihre Kinder mit dem Ausspruch: "Kinder, das war der beste Urlaub, den ich je hatte". Sie starb am 9. März 1959 in München. Zwei der Frank-Kinder leben noch heute.

Werke

  • Deutsches Recht, (Zeitschrift) ab 1931
  • Jahrbuch der Akademie für Deutsches Recht, ab 1934
  • Schriften der Akademie für Deutsches Recht, ab 1934
  • Zeitschrift der Akademie für Deutsches Recht, ab 1934
  • Nationalsozialistisches Handbuch für Recht und Gesetzgebung, München 1935
  • Im Angesicht des Galgens. Deutung Hitlers und seiner Zeit auf Grund eigener Erlebnisse und Erkenntnisse. Geschrieben im Nürnberger Justizgefängnis, 2. Auflage, Frank, Neuhaus b. Schliersee 1955
  • Deutsche Politik in Polen. 1939–1945. Aus dem Diensttagebuch von Hans Frank, Generalgouverneur in Polen. Hrsg. von Imanuel Geiss und Wolfgang Jacobmeyer. Leske und Budrich, Opladen 1980, ISBN 3-8100-0296-8

Literatur

  • Niklas Frank: Der Vater. Eine Abrechnung. C. Bertelsmann, München 1987, ISBN 3-570-02352-4
  • Niklas Frank: Meine deutsche Mutter. C. Bertelsmann, München 2005, ISBN 3-570-00689-1
  • Martyn Housden: Hans Frank. Lebensraum and the Holocaust. Palgrave Macmillan, Houndmills / New York 2003, ISBN 1-4039-1579-2
  • Christian Schudnagies: Hans Frank. Aufstieg und Fall des NS-Juristen und Generalgouverneurs. Lang, Frankfurt am Main u.a . 1988, ISBN 3-631-40622-3


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