Olympe de Gouges
Olympe de Gouges (*1748; †1793), die mit bürgerlichem Namen Marie Gouze hieß, war eine Revolutionärin und eine der bedeutendsten Frauenrechtlerinnen überhaupt und ihr verdanken wir die Deklaration der Rechte der Frau und der Bürgerin von 1791. Außerdem war sie Schriftstellerin und Autorin von Theaterstücken.
Leben
Marie Gouze wurde in Montauban in Südfrankreich als Tochter einer kleinbürgerlichen Familie geboren. Ihre Mutter war Putzwarentrödlerin, ihr Vater Metzger. Sie heiratet sehr früh und nach ihrer Scheidung mit 18 Jahren flüchtet sie vor ihrem Mann nach Paris und nennt sich fortan Olympe de Gouges.
Bald macht sie als Autorin von Essays, Manifesten und sozialkritischen Theaterstücken von sich reden. Da sie selbst über keine Schulbildung verfügt und Analphabetin ist, muss sie diese jemandem diktiert haben, der des Schreibens mächtig war. Sie sucht Kontakt zu Menschen aus gebildeten Kreisen und versucht, in ihrer Lebenszeit, ihren südfranzösischen Akzent loszuwerden.
1874 schreibt sie ein Drama, L'Esclavage des Nègres, in dem sie sich gegen die Sklaverei wendet. Weil sie eine Frau ist und wegen der Brisanz des Stückes findet sie keinen Verleger und das Stück wird erst 1789, im Jahr der französischen Revolution aufgeführt.
Olympe de Gouges ist eine leidenschaftliche Verfechterin der Menschenrechte und feiert den Ausbruch der französischen Revolution mit Freude und Hoffnung, die aber bald in eine herbe Enttäuschung umschlägt als sie feststellen muss, dass die Revolutionäre in ihrer "Brüderlichkeit" schwelgen ohne auch nur eine Minute lang an die Rechte ihrer "Schwestern" zu denken, die bei der Revolution ebenfalls ihr Leben gelassen hatten.
1791 gründet sie den Cercle Social - ein Verein mit dem Ziel, die politische und rechtliche Gleichberechtigung der Frauen anzustreben. Der Cercle Social trifft sich bei Sophie de Condorcet, einer weiteren bekannten Frauenrechtlerin jener Zeit. In diesem Kreis äusserte sie auch erstmals ihren berühmten Satz Die Frau hat das Recht, das Schafott zu besteigen. Sie muss gleichermaßen das Recht besitzen, die Rednertribüne zu besteigen.
Im selben Jahr verfasste sie die Erklärung der Rechte der Frau und der Bürgerin (Déclaration des droits de la Femme et de la Citoyenne), die erste alle Menschen umfassende Menschen- und Bürgerrechtserklärung überhaupt. Gleich anschließend folgte ihr Entwurf eines Gesellschaftsvertrags für Ehepartner (Contract Social).
Olympe de Gouges mischte sich überall ein, wo ihr Ungerechtigkeiten auffielen. So setzte sie sich zum Beispiel auch für die Verteidigung von Louis XVI. ein, als dieser ohne Gerichtsverfahren geköpft werden sollte. Der zeitgenössische Historiker Michelet kommentierte sie wie folgt: "Man liess sie in mehr als einer Angelegenheit, die ihr schwacher Kopf nicht verstand, handeln und schreiben." (Zitiert aus: Luise F. Pusch: 300 Porträts berühmter Frauen. Insel Verlag, 1999, S. 111)
Ob ihrer enttäuschten Hoffnungen wurden ihre Schriften immer vehementer und direkter. Schließlich führte ihr Stück Drei Urnen oder das Wohl des Vaterlandes 1793 zu ihrer Verhaftung und anschließenden Hinrichtung. So musste die Kämpferin für die Menschenrechte auf's Schafott, ohne selbst jemals das Recht gehabt zu haben, die Rednertribüne zu betreten (was sie aber trotzdem tat).
Werk
Olympe de Gouges wichtigsten beiden Texte stehen im Internet in deutscher Übersetzung zur Verfügung:
- "Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin" (1791) (zum Vergleich: "Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte" der Französischen Nationalversammlung von 1789)
- Entwurf eines Gesellschaftsvertrags für Ehepartner ("Contrat social")
Literatur
- Olivier Blanc: Olympe de Gouges. Paris. Syros. 1981 (französisch)
- Salomé Kestenholz: Die Gleichheit vor dem Schafott: Poträts französischer Revolutionärinnen. Luchterhand. Darmstadt. 1988.