Grenoble


Grenoble ist die Hauptstadt des französischen Départements Isère und der Region Dauphiné und im Südosten Frankreichs. Anlass der Stadtgründung war wohl die markante Lage in einer Talgabelung, wo sich die Flüsse Isère und Drac vereinigen.
Grenoble ist mit über 150.000 Einwohnern die größte Hochgebirgsstadt der Alpen, noch vor Innsbruck, mit dem es touristisch vieles gemeinsam hat. Es liegt etwa 150 Kilometer südlich von Genf, 100 Kilometer östlich von Lyon und 350 Kilometer nördlich der Côte d'Azur.
Lokalgeografie

Das Stadtzentrum befindet sich auf etwa 213 m Meereshöhe an der Isère, geografische Breite 45°10' Nord, geogr.Länge 5°43' Ost.
Grenoble ist mit 156.203 Einwohnern die größte Stadt in den Alpen. Der gesamte Großraum zählt 514.559 Menschen (Stand 1999).
Im nahen Umfeld der Stadt befinden sich im Abstand weniger Kilometer alpine Berggipfel mit teils über 3.000 m Höhe; es sind dies das Bergmassiv des Vercors und die Gebirgszüge der Chartreuse sowie der Chaîne de Belledonne, den westlichen Ausläufern der französischen Alpen.
Geschichte
Grenoble war schon von den keltischen Allobrogern besiedelt. In den Annalen der Römer ist der Ort erstmals 43 v. Chr. als Cularo erwähnt, und die Errichtung seiner Stadtmauer schon 286. Im Jahr 377 wird die Stadt in Gratianopolis (nach Kaiser Gratian) umbenannt, woher sich der heutige Name herleitet.
Seit dem 4. Jahrhundert ist Genoble Bischofssitz; im Jahre 879 kam es zum Königreich Burgund und hat seit dem Jahr 1242 das Stadtrecht. Die Universität wurde 1339 gegründet. 1349 kam Grenoble mit der gesamten Dauphiné an Frankreich.
Im 18. Jahrhundert war die Stadt vor allem für das Kunsthandwerk bekannt. Die in Grenoble wirkende Tischlerdynastie der Hache kam zu landesweiter Bedeutung, als ihr der Titel "Tischler der Herzöge von Orléans" verliehen wurde. Deren Werke sind heute noch im Musée Dauphinois in Grenoble zu bewundern. Bereits 1788 kam es in der Stadt zu einer antiroyalistischen Revolte, die den König dazu zwang, die Generalstände der Provinz einzuberufen. In der Revolutionszeit trug die Stadt vorübergehend den Namen Grelibre, ehe Napoleon sie wieder in Grenoble umbenannte.
Am 26. Mai 1944 hatte die Stadt unter einem schweren Bombardement zu leiden. Im Jahre 1968 fanden hier die X. Olympische Winterspiele statt. Unter gewaltigem finanziellen Aufwand (ca. 460 Mio €) wurde sie damals für die Großveranstaltung ausgebaut, denn Staatspräsident Charles de Gaulle wollte die Gelegenheit nutzen und Grenoble als Symbol für die Modernisierung Frankreichs präsentieren.
Politik
Städtepartnerschaften
Die Stadt Grenoble unterhält Partnerschaften mit folgenden Städten:
- 1961: Catania (Italien)
- 1963: Innsbruck (Tirol)
- 1976: Essen (Nordrhein-Westfalen), Halle (Sachsen-Anhalt)
- 1977: Chişinău (Moldawien)
- 1984: Oxford (Großbritannien), Rehovot (Israel)
- 1990: Phoenix (USA)
- 1992: Pécs (Ungarn)
- 1997: Kaunas (Litauen)
- 1998: Sfax (Tunesien)
- 1999: Constantine (Algerien)
- 1999: Stendal (Sachsen-Anhalt)
- 2002: Corato (Italien)
Wirtschaft und Infrastruktur
Die verarbeitende Industrie besteht aus elektrochemischer und metallurgischer Industrie sowie Maschinenbau, Handschuhmacherei und Zementfabrikation.
Verkehr
Der nächstgelegene Flughafen ist der etwa eine Autostunde entfernte Flughafen Lyon Saint-Exupéry in Lyon. Grenoble selbst verfügt nur über einen kleinen Regionalflughafen.
Eisenbahnlinien binden die Stadt in drei Richtungen an, Nordwest nach Lyon mit durchgehenden TGV-Zügen nach Paris sowie nach Valence, Nordost nach Chambéry und gen Italien durch den Mont-Cenis-Tunnel, dem ältesten großen Tunnel durch die Alpen, in südlicher Richtung die Bahnlinie nach Gap.
Grenoble war 1987 nach Nantes die zweite Stadt in Frankreich, die die Straßenbahn wiedereingeführt hat. Mit diesem modernen ÖPNV-System ging u. a. eine deutliche Aufwertung der Innenstadt einher.
Bildung und Forschung
Die Stadt verfügt über drei Universitäten mit insgesamt etwa 55.000 Studenten, nämlich die Universität Joseph Fourier (UJF, Grenoble 1, Naturwissenschaft, Technik, Medizin und Pharmazie), die Universität Pierre Mendès France (UPMF, Grenoble 2, Geistes- und Sozialwissenschaften) und die Universität Stendhal (Grenoble 3, Sprachen, Literatur, Sprach- und Kommunikationswissenschaften). Zur UPMF gehört auch die ESA, die Ecole Supérieure des Affaires (Handelshochschule). Ferner existiert mit dem Institut national polytechnique de Grenoble (INPG) eine Bildungseinrichtung vom Rang einer Universität, die neun Ingenieursschulen und zahlreiche Forschungslaboratorien umfasst.
Ebenfalls in Grenoble liegt die Großforschungseinrichtung europäisches Synchrotron (ESRF) und die Neutronenquelle des Institut Laue-Langevin (ILL). Der in Grenoble stationierte Teilchenbeschleuniger ist ebenso eine Besonderheit, die die Stadt auszeichnet.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
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Das Musée de Grenoble beherbergt nach den Museen in Paris und Lyon die drittgrößte Kunstsammlung Frankreichs.
Bekannt ist Grenoble auch für seine Walnüsse, deren Herkunftsbezeichnung geschützt ist.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- André the Giant, Wrestler und Schauspieler
- Antoine Barnave, Politiker während der Französischen Revolution
- Henri Beyle, genannt Stendhal, Schriftsteller
- Étienne Bonnot de Condillac, Geistlicher, Philosoph und Logiker
- Alfred de Bougy, Schriftsteller
- Henri Fantin-Latour, französischer Maler und Lithograph
- Franz Regis Clet, Märtyrer und ein Seliger der römisch-katholischen Kirche
- Miss Kittin, französische DJane, Sängerin und Produzentin
- Perrine Pelen, ehemalige französische Skirennläuferin
- Jacques-Louis Randon, französischer General und Staatsmann, Marschall von Frankreich
- Julien Robert, französischer Biathlet und Olympiamedaillengewinner
- Ralph Peter Steitz, Bandgründer der deutschen Band Ton Steine Scherben
- Emmanuel Mounier, französischer Philosoph, Gründer der Zeitschrift Esprit, Hauptvertreter des frz. Personalismus