Chinesische Mauer
Die Chinesische Mauer (chinesisch 萬裡長城 / 万里长城, Pinyin Wànlĭ Chángchéng – „10.000 Li lange Mauer“; auch chinesisch 中國長城 / 中国长城, Pinyin Zhōngguó Chángchéng – „Lange chinesische Mauer“, auf deutsch ist jedoch der Name „Große Chinesische Mauer“ geläufig) ist mit 6350 Kilometern Länge (Hauptmauer 2400 km) und damit auch hinsichtlich Volumen und Masse das größte Bauwerk der Welt. Dabei besteht die Mauer aus einem System mehrerer teilweise auch nicht miteinander verbundener Abschnitte unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Bauweise.

Wahrscheinlich war die Mauer jedoch länger als heute bekannt: Anfang 2001 entdeckten chinesische Archäologen Reste der Großen Mauer in der Wüste Lop Nor, 500 Kilometer westlich der Festung Jiayuguan, die bis dato als westlicher Endpunkt der Mauer galt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieser Teil der Mauer gebaut wurde, um die mittlere Route der Seidenstraße zu schützen, auf der reich beladene Handelskarawanen nach Westen zogen. Sie vermuten, dass auch hier noch nicht das Ende der Mauer lag.
Der chinesische Name "10.000 Li lange Mauer" beinhaltet eine Längenangabe. Ein Li entspricht etwa 575,5 m, 10.000 Li sind daher ca. 5755 km. Die Zahl 10.000 steht im chinesischen jedoch für Unendlichkeit bzw. eine unzählbare Menge (vgl. Myriade), weshalb der Ausdruck etwa „unvorstellbar lange Mauer“ bedeutet.
Geschichte
Erste mauerartige Grenzbefestigungen entstanden wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. in der Zeit der Streitenden Reiche als Schutz gegen die sich unter einander befehdenden Chinesen. Diese einzelnen Mauerabschnitte bestanden aus festgeklopftem Lehm, der zur besseren Haltbarkeit mit Stroh- und Reisigschichten vermischt wurde.
214 v. Chr. ließ der erste chinesische Kaiser, Qin Shihuangdi, Schutzwälle errichten, die das chinesische Kaiserreich nach der Expansion über den Gelben Fluss gegen die Völker aus dem Norden, vor allem die Xiongnu, schützen sollte. Im Unterschied zu schon vorhandenen alten Mauerresten wurde die Mauer nicht in den Tälern, sondern unterhalb der Kammlinie der Gebirge an den Nordabhängen errichtet. Sie bestand wegen des Fehlens von Lehm großen Teils aus aufeinander geschichteten Natursteinplatten.
Seitdem wurde die Mauer immer wieder aus- und umgebaut, die heute bekannte Form (s. Bild) erhielt sie in der Zeit der Ming-Dynastie, der letzten großen Ausbauphase. 1493 begann unter Kaiser Hongzhi der Bau der Ming-Mauer, die dem Schutz gegen die Mongolen und der besseren Überwachung des Handels dienen sollte. Ihr Verlauf folgte den Bergkämmen; eine besonders aufwendige und teure Bauweise. Sie wurde weitgehend aus gebrannten Steinen und zum Teil auch aus Natursteinen errichtet. Der verwendete Mörtel bestand aus gebranntem Kalk und Klebreis. Das Innere des Mauerwerks verfüllte man mit Lehm, Sand und Schotter (Zyklopenmauer). Die Maße der Mauer sind recht unterschiedlich; im Gebiet von Peking sind 4 bis 8 m an der Basis und 10 m auf der Krone sowie eine Höhe von 6 bis 9 m üblich. Im Abstand von einigen hundert Metern wurden ungefähr 12 m hohe Türme errichtet, die als Waffenlager und Signaltürme dienten. Daneben boten sie bei Angriffen Schutz für die Verteidiger. Es wird geschätzt, daß bis zu 25.000 solcher Türme in der Mauer integriert waren und daß 15.000 weitere Signaltürme die Kommunikation mit der Hauptstadt sichern sollten. Reste von Signaltürmen wurden noch bei Kaschgar gefunden, der alten Handelsstadt in Chinas äußerstem Westen.
Zustand

Während einige Teile der Mauer nahe Touristenzentren erhalten oder sogar restauriert wurden, sind große Teile der Mauer in schlechtem Zustand. Teilweise werden sie von Dörfern in der Nähe als Steinquelle für Häuser und Straßen genutzt. Abschnitte der Mauer wurden auch das Opfer von Graffiti oder wurden eingerissen, um Platz für andere Bauvorhaben zu schaffen. Die 'Gesellschaft der großen chinesischen Mauer' setzt sich für die Erhaltung ein. Im Juni 2003 gab es noch keine Gesetze, um die Mauer landesweit zu schützen. Beijings lokale Gesetzgebung verbietet den Zugang zur echten Mauer für die Öffentlichkeit; dieses Gesetz ist seit August 2003 in Kraft.
Sichtbarkeit aus dem Weltraum

Schon seit längerer Zeit wird behauptet, dass die chinesische Mauer das einzige Bauwerk sei, das man mit dem bloßen Auge aus dem Weltraum (oder gar vom Mond aus!) entdecken könne. Bei der bekannten Breite der Mauer müsste man nach dieser Vorstellung auch jede bessere Landstraße aus dem Weltraum erkennen können.
Der erste Raumfahrer Chinas - Yang Liwei - sagte jedoch nach seinem Raumflug im Oktober 2003: Die Aussicht war wunderschön. Aber ich konnte die Große Mauer nicht sehen. Die chinesische Regierung ließ daraufhin neue Schulbücher drucken, in denen dies geändert wurde.

Leroy Chiao konnte jedoch 2005 angeblich von der Raumstation ISS aus die chinesische Mauer entdecken und sogar Fotos von ihr mit einem normalen Fotoapparat anfertigen. Nach diesen Erkenntnissen soll man allerdings äußerst gute Witterungsbedingungen benötigen, um die chinesische Mauer aus dem All sehen zu können. Yang Liwei hatte demnach Pech mit dem Wetter.
Es ist jedoch völlig ausgeschlossen, dass sie vom Mond aus ohne Hilfsmittel zu sehen ist: Wäre dies möglich, müsste ein Mensch ein Objekt von der Größe einer Eiswaffel aus 380 km Entfernung erkennen können.
Literatur
- Hans Wilm Schütte: Chinas Große Mauer. Die Wiederentdeckung eines Weltwunders. München Orbis-Verlag, 2002. ISBN 3-572-01318-6
- Michel Jan (Text), Roland und Sabrina Michaud (Fotos): Die Chinesische Mauer. München: Hirmer Verlag, 2000. ISBN 3777486809
Weblinks
- schwarzaufweiss.de – „Große Mauer“
- grossemauer.de – Reisebericht
- ostasien.net – „Die Große Mauer wird größer“, Ärchologische Ausgrabungen an der Mauer
- wildwall.com – William Lindesay ist große Teile der Mauer abgelaufen ist und setzt sich für die Restaurierung der Mauer ein (englisch)
- friendsofgreatwall.org – „International Friends of the Great Wall“, Beiträgen zur Bewahrung und Restauration dieses Weltkulturerbes (englisch, chinesisch)
- flashearth.com – Sattelitenfotos der Mauer (Macromedia Flash)