Judith Hermann
Judith Hermann (* 15. Mai 1970 in Berlin) ist eine deutsche Schriftstellerin.
"Sommerhaus, später", 1998
Hermann gelang der literarische Durchbruch mit ihrer Erstpublikation, dem Erzählungsband "Sommerhaus, später". Gelobt wurde dabei ihre kurz und prägnante Schilderung scheinbar alltäglicher Begebenheiten. Hermann gelingt es in ihren in einem melancholischen Timbre gehaltenen kurzen Erzählungen, die Stimmungen der Personen und die feinen Nuancen in wenigen Worten treffend zu skizzieren. Durch diese Verfahren wirken ihre Erzählungen sehr atmosphärisch und aufgeladen, zugleich vermeidet Hermann es, große Gefühle direkt auszusprechen oder klar zu benennen. Diese Technik hat ihre direktesten Vorfahren in den Storys des amerikanischen Schriftstellers Raymond Carver, auf den Herrmann sich in Interviews und Preisreden immer wieder bezogen hat.
Rezeption von "Sommerhaus, später"
"Sommerhaus, später" wurde von der Kritik enthusiastisch aufgenommen. Vor allem zeigten die Feuilletons sich davon begeistert, dass es Hermann gelang, in ihren Erzählungen das Lebensgefühl ihrer Generation, der Ende der Neunziger in Berlin lebenden Künstler-Studenten-Arbeitslosen-Boheme, darzustellen. Am prägnantesten schrieb der Kritiker Hellmuth Karasek zu Hermanns Erzählungen, sie verkörperten "den Sound einer Generation".
Neben diesem Generationen-Effekt wurde auch noch konstatiert und an Herrmann festgemacht, dass erstmals in der deutschsprachigen Literatur Frauen mit ganz eigenen Texten selbstbewusst aus ihrer Welt heraus erzählen würden, ohne dies als emanzipatorische oder gender-kämpferische Literatur verstanden wissen zu wollen. Herrmann wurde zur Galionsfigur einer vom Feuilleton ausgerufenen "Fräuleinwunder"-Literatur gemacht, zu der auch Erzählerinnen wie Jenny Erpenbeck oder Julia Franck gezählt wurden.
Auswirkungen auf die junge Gegenwartsliteratur
Im Gefolge von Hermanns handlungsarmen, lakonischen, aufgeladenen Kurzgeschichten kam es zu einer Renaissance der Kurzgeschichte in Deutschland. Bis etwa 2002 oder 2003 wurden zahlreiche an Herrmann erinnernde Erzählbände zumeist weiblicher Autorinnen veröffentlicht. Diese Autorinnen, etwa Ariane Grundies, Mariana Leky oder Ricarda Junge, die häufig Absolventinnen des Deutsches Literaturinstitut Leipzig oder des Studiengangs "Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus" der Universität Hildesheim waren, konnten qualitativ jedoch nur selten an ihr Vorbild heranreichen. Der Unmut in der Literaturkritik über die gleichförmig-lakonischen Berlin-Mitte-Geschichten wuchs.
"Nichts als Gespenster", 2003
Judith Hermanns zweiter Erzählband,"Nichts als Gespenster" von 2003, entstand daher sicherlich auch unter dem Druck, den Erwartungen des Feuilettons und der Leser nachzukommen und zugleich nicht selber zum Epigonen des Erstlings-Werkes zu werden. Hermann schrieb für diesen Erzählband deutlich längere Erzählungen, die, sicherlich auch in Folge ihrer Reisen für das Goethe-Institut, in aller Welt spielten. Der Band fiel jedoch durch keine neue Thematik auf, sondern verharrte relativ unentschieden in der Lakonie und Bewegungslosigkeit der allgemeinen Fräuleinliteratur. Auch von der Kritik wurde er bei weitem nicht so gut wie der Erstling aufgenommen.
Auszeichnungen und Preise
Für ihre Veröffentlichungen hat Hermann bedeutende Auszeichnugnen erhalten: 2001 wurde sie mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet; für "Sommerhaus, später" erhielt sie zudem den Hugo-Ball-Förderpreis und den Bremer Literaturförderpreis.
Werke
- Sommerhaus,später, Erzählungen (1998, S. Fischer) ISBN 3596147700
- Nichts als Gespenster, Erzählungen (2003, S. Fischer) ISBN 3596157986
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Hermann, Judith |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schriftstellerin |
GEBURTSDATUM | 15. Mai 1970 |
GEBURTSORT | Berlin |