Pitcairn
Pitcairn | |
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Fläche | 5 km² |
Größte Erhebung | 347 m |
Einwohnerzahl | 45 (Stand Dezember 2005) |
Bevölkerungsdichte | 10 Einwohner/km² |
Hauptort | Adamstown |
Telefonvorwahl | + 693 |
Pitcairn ist die Hauptinsel der Pitcairninseln (engl.: Pitcairn Islands Group) und liegt im Pazifik auf ca. 25°S, 130°W, jeweils etwa 5.500 km von Neuseeland und Südamerika entfernt. Sie ist die einzige bewohnte Insel des Archipels. Weitere Inseln der Gruppe sind Oeno und das dazugehörige winzige Sandy Island, Henderson und Ducie.
Pitcairn wurde am 2. Juli 1767 von dem Seekadett Robert Pitcairn entdeckt und ist seit 1838 britische Kronkolonie. Die Pitcairninseln sind die letzte verbliebene Kolonie im Pazifik.
Bekannt ist die Hauptinsel wegen ihrer Einwohner, großteils Nachfahren der Meuterer von der Bounty und ihrer tahitianischen Frauen.
Geografie

Die 4,5 km² große Insel liegt isoliert im Südpazifik, bei 25° 03′ Süd und 130° 05′ West. Die nächstgelegenen bewohnten Inseln sind im Osten die Osterinsel in 2.000 km Entfernung und im Westen die Gambierinseln in 500 km Entfernung.
Pitcairn ist ein Monolith vulkanischen Ursprunges. Im Gegensatz zu vielen anderen Inseln des Südpazifiks fehlt der umgebende Korallensaum, sodass eine starke Brandung die ungeschützte Küste erreicht. Der Festlandssockel ist nur schmal und fällt bis in Tiefen von über 3.000 Metern abrupt ab. Die steilen Klippen der Insel erheben sich unmittelbar aus dem Meer, eine Küstenebene oder einen Strand gibt es nicht. Darüber befindet sich ein stark profiliertes Plateau, das keine größeren zusammenhängende Ebenen aufweist, mit den besiedelten und kultivierten Flächen. Die höchste Erhebung liegt 347 Meter über dem Meeresspiegel.
Vulkanische Schlacke verursacht die auffallend rote Färbung des Bodens. Die Erde ist fruchtbar und das tropische Klima mit ergiebigen Regenfällen begünstigt ein üppiges Wachstum. Die Jahresniederschlagsmenge beträgt durchschnittlich 1.700 mm (zum Vergleich: Köln 700 mm) und bleibt mit ca. 140 mm pro Monat verhältnismäßig gleich, in manchen Sommern (d.h. im mitteleuropäischen Winter) kann es aber auch zu gelegentlichen Trockenperioden kommen. Es gibt keine ausgeprägten Jahreszeiten, die Temperatur liegt relativ gleich bleibend zwischen 19 und 24 °C. Das Klima ist damit eher bei den Subtropen einzuordnen, als bei den Tropen.
Ganzjährig fließende Bäche, Flüsse und Seen fehlen, sodass die Einwohner zur Wasserversorgung auf Zisternen angewiesen sind, obwohl inzwischen auch ein Versuch unternommen wurde, nach Grundwasser zu bohren.
Die einzige Ansiedlung ist das auf dem Hochplateau oberhalb der Bounty-Bay gelegene Adamstown, in dem sämtliche derzeit 45 Einwohner der Insel wohnen.
Flora und Fauna
Flora
Weite Bereiche von Pitcairn sind durch menschliche Eingriffe geprägt, mittlerweile verbuscht und mit nichtheimischer Flora bedeckt. Über größere Flächen hat sich der Rosenapfel (Syzygium jambos) ausgebreitet, ein ursprünglich aus Asien stammender, immergrüner Myrtenstrauch, der bis zu 15 Meter hoch werden kann. Weitere Gebiete sind als landwirtschaftliche Kulturflächen angelegt. Heimischer Pflanzenwuchs bedeckt inzwischen nicht einmal mehr 30 Prozent der Oberfläche, überwiegend Steillagen und abgelegene Täler. Eine Untersuchung durch Mitarbeiter des botanischen Institutes des Trinity College in Dublin aus dem Jahr 2002 listet insgesamt 81 heimische Pflanzen auf, dem gegenüber 250 (durch den Menschen) eingeführte. 18 Pflanzen zählen zu den weltweit bedrohten. Die heimische Flora Pitcairns stammt ursprünglich aus Südost-Polynesien, durch die isolierte Lage und das relativ junge geologische Alter der Insel ist sie allerdings im Vergleich zu den anderen polynesischen Inseln eher unterentwickelt.
Die Reste des heimischen Waldes – den man zu den Bergregenwäldern zählen kann - werden von dem endemischen Baum Homalium taypau dominiert, von den Insulanern Sharkwood-Tree genannt, weil sich aus dem Holz Schnitzereien (Haie und Delfine) herstellen lassen. In abgelegenen, schattigen Taleinschnitten findet sich ein ausgedehnter Bewuchs mit Farnen. Endemisch und mittlerweile sehr bedroht ist der zu den Wurmfarngewächsen (Dryopteridaceae) gehörige Ctenitis cumingii.
Eine weitere endemische Pflanze ist der zu den Korbblütlern zählende Bodendecker Bidens mathewsii, der überwiegend in den Kliffs der Süd- und Westküste wächst.
Im Norden und Osten der Insel sind die verbuschten Flächen von Hibiskus und Pandanusbäumen durchsetzt, deren Blätter von den Insulanern zu allerlei Flechtwerk verarbeitet werden.
Zu den kultivierten Pflanzen gehören Kokosnuss, Ananas, Zitrusfrüchte, Banane, Papaya, Melone, Guave (die sich inzwischen ausgewildert hat), Zuckerrohr, Yams, Taro und Brotfrucht.
Fauna
Die ursprüngliche Fauna an Land beschränkt sich auf Insekten, Schnecken und Eidechsen. Alle anderen Tiere sind von den Europäern eingeführt. Eine große Plage ist inzwischen die vermutlich von den ersten polynesischen Siedlern eingeführte Ratte (Rattus exulans) geworden. Für den Menschen gefährliche Tiere oder Krankheitsüberträger gibt es nicht.
Interessant und mittlerweile bedroht ist der Pitcairn Reed Warbler (Acrocephalus vaughani), ein zu den Sperlingsvögeln zählender, auf Pitcairn und Tubuai endemischer Landvogel.
Insbesondere auf den vorgelagerten steilen Klippen nisten zahlreiche Arten von Seevögeln in bedeutenden Populationen. Eine vollständige Bestandsaufnahme steht noch aus.
Durch das Fehlen eines Korallensaumes überwiegen in der Umgebung Pitcairns Hochseefische und Riffbewohner. Die unregelmäßig erscheinende Inselzeitung "The Pitcairn Miscellany" listet akribisch auf, welche und wie viele Fische die Bewohner gefangen haben. Darunter befinden sich hauptsächlich Haie, Doraden, Barracudas, Red Snapper, Thunfische und gelegentlich ein Marlin. Am Schelf sind auch Hummer und Langusten zu finden. Einmal im Jahr kommen Buckelwale auf ihrem Zug durch den Pazifik vorbei, immer eine große Attraktion für die Schulkinder.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte der Pitcairninseln
Vorgeschichte
Die Vorgeschichte Pitcairns liegt weitgehend im Dunkeln. Man nimmt heute an, dass Pitcairn von der nordwestlich gelegenen Insel Mangareva aus im Rahmen der polynesischen Expansion nach Osten um 800 n. Chr. besiedelt wurde. Auf Mangereva wird die Legende von Mataki-te-rangi erzählt, einer Insel im Südosten, die von den Häuptlingen kolonisiert und mit Brotfruchtbäumen bepflanzt worden sei. Beim Betreten der Insel Pitcairn fanden die Bounty-Meuterer bereits zahlreiche Brotfruchtbäume vor. Das wesentliche Indiz für eine frühere Besiedlung durch Polynesier sind aber sorgfältig gearbeitete Steinwerkzeuge aus schwarzem Basalt, die heute noch gelegentlich aufgefunden werden und in dem kleinen Museum von Pitcairn ausgestellt sind.
1934/35 hielt sich eine französisch-belgische Expedition, die von der Osterinsel kam, unter der Leitung von Alfred Métraux auf Picairn auf. Der belgische Archäologe Henri Lavachery befragte die Einwohner, die ihm berichteten, dass die Bounty-Meuterer im Osten der Insel oberhalb der Bounty-Bay eine viereckige Kultplattform (polynesisch: Marae) aus sorgfältig gesetzten Steinen aufgefunden hätten. Alle vier Ecken seien mit steinernen Standbildern, aufgestellt mit dem Rücken zum Meer, versehen gewesen. Die Plattform sei jedoch zerstört und die Idole über die Klippen ins Meer gerollt worden. Bei der Zerstörung der Plattform sei ein menschliches Skelett aufgefunden worden, den Schädel auf einer großen Perlenauster gebettet. Das Vorhandensein der schwarzen Perlenauster ist ein Indiz für frühe Verbindungen zu dem Gambier- oder Tuamotuinseln, da sie vor Pitcairn nicht vorkommt. An einem der Häuser konnte Lavachery eine etwa 1,50 m große Steinfigur aus heimischem Tuffstein auffinden, die unter dem Bauchnabel endete und als tragende Säule zweckentfremdet worden war. Zwar war der Kopf der Steinfigur nicht mehr erhalten, doch die fein ausgearbeiteten, über dem Bauch gefalteten Hände waren noch zu sehen. Insoweit gibt es Parallelen zu den Moais der Osterinsel.
Bei Down-Rope, einem nur schwer zugänglichen Küstenabschnitt im Süden und einzige Lagerstätte für Obsidian auf Pitcairn, fand Lavachery Felsritzungen mit Darstellungen von Tieren, Menschen und grafischen Symbolen. Sie sind heute noch dort sichtbar.
Die Bevölkerung Pitcairns betrug in polynesischer Zeit wahrscheinlich nicht mehr als 100 Personen, bei Ankunft der Europäer war die Insel bereits unbewohnt.
Der Archäologe Marshall Weiseler von der Universität von Otago in Neuseeland, hat im Rahmen neuerer Forschungen Handelbeziehungen zwischen Mangareva, Pitcairn und Henderson nachgewiesen. Seine Forschungen belegen den Export von Austernschalen zur Fertigung von Schmuck und Angelhaken von Mangereva nach Pitcairn und Henderson einerseits und den Import von Steinwerkzeugen aus Pitcairn sowie Vogelfedern und Schildkröten aus Henderson andererseits. Das dicht besiedelte Mangareva dürfte die Drehscheibe für diesen Dreieckshandel, der auch die Gesellschaftsinseln und Tubuai umfasste, gewesen sein. Die Handelsbeziehungen endeten - offenbar plötzlich - um 1500 n. Chr., die Gründe lassen sich nicht mehr ermitteln. Der Geograf Jared Diamond vermutet in seinem Buch „Kollaps“ eine von Menschen ausgelöste ökologische Katastrophe als Ursache.
Entdeckungsgeschichte
Das erste europäische Schiff, das Pitcairn erreichte, jedoch wegen der starken Brandung nicht landen konnte, war 1767 HMS Swallow, unter Kapitän Philip Carteret. Er benannte die von dem 14-jährigen Seekadetten Robert Pitcairn entdeckte Insel Pitcairn’s Insel. Carteret konnte jedoch wegen des Längenproblems die Position nur ungenau bestimmen, der Längenfehler betrug, wie wir heute wissen, 340 km. Dies führte dazu, dass die Insel zwar in den Seekarten verzeichnet war, jedoch mit der falschen Position, weitab von der tatsächlichen.
James Cook hatte Carterets Logbuch gelesen und plante auf seiner zweiten Südsee-Expedition 1773 die Insel auf der verzeichneten Position aufzufinden. Das Auftreten von Skorbut auf dem Begleitschiff Adventure verhinderte jedoch die langwierige Suche durch „Absegeln der Breite“ und Cook lief stattdessen direkt Tahiti an.
Besiedelung durch die Bounty-Meuterer

Der Anführer der Meuterer, Fletcher Christian, kannte ebenfalls Carterets Bericht und hielt die schwer auffindbare Insel für den idealen Zufluchtsort vor den englischen Kriegsschiffen, die sicherlich zu seiner Festnahme entsandt worden waren. Zusammen mit acht weiteren Besatzungsmitgliedern, sechs Polynesiern und zwölf Frauen aus Tahiti erreichte er mit der Bounty die unzugängliche, felsige Insel am 15. Januar 1790, konnte sie aber wegen der starken Brandung erst drei Tage später betreten.
Christian landete mit zwei Gefährten, erkundete die Insel zwei Tage lang und fand sie unbewohnt, aber bewohnbar, da er Anzeichen früherer polynesischer Siedler gefunden hatte. Es gab Kokospalmen und Brotfruchtbäume auf der Insel, Schweine, Ziegen, Hühner, Yamswurzeln und Süßkartoffeln führte die Bounty mit.
Als einzig möglicher Landungsort erwies sich die heutige Bounty-Bay. Das Baby Sally, das mit an Bord war, wurde in ein Fass gesetzt und so sicher an Land gebracht. Soweit in zwei Tagen möglich, wurde das Schiff ausgeschlachtet. Aus der Siedlung, die die Meuterer am ersten Tag errichteten, entstand das heutige Adamstown.
Nach kontroversen Debatten unterband Quintal jede Gefahr der Entdeckung, indem er das Wrack am 23. Januar 1790 kurzerhand in Brand steckte. Das Zusammenleben der unterschiedlichen Gruppen gestaltete sich weitgehend gewaltfrei bis zu dem Zeitpunkt, als die Gefährtin Williams’, des Schmieds der Kolonie starb. Jeder Europäer hatte eine Gefährtin, die sechs Polynesier mussten sich die übrigen drei Frauen teilen und wurden auch ansonsten eher als Sklaven behandelt.
Als die Europäer dem verwitweten Schmied eine der drei zu den Polynesiern gehörenden Frauen zuteilten, eskalierte der schon lange schwelende Konflikt. Am 20. September 1793 wurden Williams und drei weitere Meuterer von den Polynesiern getötet, am 3. Oktober Fletcher Christian. Bald darauf waren auch alle polynesischen Männer und eine Frau ermordet. 1794 lebten nur noch Young, der die Führung übernommen hatte, Adams, Quintal und McCoy sowie zehn Frauen und deren Kinder.
Der Schotte McCoy begann aus der zuckerhaltigen Wurzel der Keulenlilie (Cordyline terminalis) Schnaps zu brennen, verfiel dem Alkohol und stürzte betrunken von den Klippen zu Tode. Nachdem der ebenfalls dem Alkohol verfallene, gewalttätige Quintal gedroht hatte, alle Kinder umzubringen, einigten sich Young und Adams 1799 darauf, ihn gemeinsam zu beseitigen.
Als Edward Young am 25. Dezember 1799 an Asthma starb, blieb John Adams als einziger erwachsener Mann übrig, zusammen mit zehn Polynesierinnen und inzwischen 23 Kindern der Europäer. Die polynesischen Männer hatten keine Nachkommen hinterlassen. Young hatte dem ungebildeten Adams mit der Bounty-Bibel (die heute im Museum von Adamstown aufbewahrt wird) als Lehrbuch das Lesen beigebracht.
Adams begann nun ein gottesfürchtiges Leben. Er las täglich die Bibel, verbot den Genuss von Alkohol und hielt an jedem Sabbat Gottesdienst. Am 5. März 1829 starb er, von der Gemeinde hochverehrt, eines natürlichen Todes.
Die Admiralität hatte im November 1790 die Fregatte HMS Pandora unter Kapitän Edward Edwards ausgesandt, um die Meuterer aufzuspüren und festzunehmen. Auf der Hinreise kam das Schiff zwar der Insel nahe, die Besatzung sichtete sie jedoch nicht. 1791 landete Edwards auf Tahiti und nahm alle vierzehn dort noch lebenden Meuterer gefangen. Auf der Rückreise durchkreuzte die Pandora ergebnislos die weiter westlich gelegenen polynesischen Inseln, bevor sie am Barriereriff havarierte und sank. Dabei ertranken vier der Meuterer. Im September erreichten die Überlebenden England, wo den zehn überlebenden Männern der Bounty der Prozess gemacht wurde. Drei wurden gehängt, drei verurteilt, jedoch später begnadigt und vier freigesprochen.
Wiederentdeckung
Wieder entdeckt wurde Pitcairn von Mayhew Folger, einem amerikanischen Robbenjäger, der auf seinem Schiff Topaz am 6. Februar 1808 eine Insel sichtete, die es auf dieser Position eigentlich nicht geben dürfte. Nach der Beschreibung vermutete er, dass er Carterets Insel entdeckt hatte. Allerdings wunderte er sich über den Rauch auf der als unbewohnt beschriebenen Insel. Als die Topaz in der Bounty-Bay ankerte, ruderten drei junge Eingeborene zum Schiff, die Folger auf Englisch mitteilten, dass sie Nachkommen der Bounty-Meuterer seien. Folger war einige Tage Gast in der 35 Personen zählenden Kolonie und führte mit Adams lange Gespräche. Zum Abschied schenkte ihm Adams den Kompass und den Kendall-Chronometer der Bounty. Folgers Bericht, den er nach seiner Rückkehr an die britische Admiralität sandte, stieß aber dort auf wenig Interesse.
Eingliederung in das britische Königreich
Am 17. September 1814 kamen die beiden Kriegsschiffe HMS Briton und HMS Tagus vor Pitcairn an. Die Kapitäne Staines und Pipon, die von der Entdeckung Folgers sechs Jahre zuvor nichts wussten, waren beeindruckt von der friedvollen und gottesfürchtigen Gemeinschaft, die sie vorfanden. Adams wollte freiwillig mit den Kriegsschiffen nach England zurück segeln, aber die Bewohner flehten die Kapitäne an, ihn auf der Insel zu lassen. In seinem späteren Bericht an die Admiralität schrieb Staines, dass es ein Akt von großer Grausamkeit gewesen wäre, den letzten noch lebenden Meuterer gefangen zu nehmen.
In den Folgejahren gab es weitere Besuche. Walfänger nutzten die Möglichkeit, sich mit frischem Gemüse zu versorgen. In den Berichten, die nun hin und wieder in der Presse erschienen, wurde die isolierte Gemeinschaft romantisch verklärt und daher von frommen Spendern mit Bibeln, Gesang- und Gebetbüchern, aber auch mit Nützlichem wie Hausrat und Werkzeug versorgt.
1823 blieb als erster Siedler nach den Meuterern der Schiffszimmermann Warren Buffet auf der Insel, 1828 George Nobbs, der angeblich uneheliche Sohn eines Marquis.
1831 wurden alle Bewohner nach Tahiti evakuiert. Nachdem dort etliche Pitcairner, darunter Fletcher Christians Sohn Thursday October, an Infektionskrankheiten gestorben waren, kehrten 65 Überlebende bereits im September 1831 auf ihre isolierte Insel zurück.
Nach Übergriffen vorbeifahrender Walfänger strebten die Bewohner den Schutz durch die britische Krone an. Mit Unterstützung des Kapitäns Elliot vom britischen Walfänger Fly formulierten sie eine Insel-Verfassung, die am 30. November 1838 an Bord der Fly unterzeichnet wurde. Dieser Schritt hatte letztlich den Status einer britischen Kolonie zur Folge.
Emigration nach Norfolk
1856 hatte Pitcairn bereits 194 Einwohner, mit zunehmender Tendenz. Da man nach einigen Naturkatastrophen befürchten musste, die inzwischen beträchtlich angewachsene Inselgemeinde könne sich nicht mehr selbst ernähren, wurden die Bewohner 1856 erneut evakuiert, dieses Mal auf die 6.000 Kilometer westlich gelegene, zu Australien gehörende Norfolkinsel.
1858 kehrten 16 Emigranten unter der Führung von Moses und Mayhew Young zurück, 1864 folgten vier weitere Familien. Die restlichen Familien blieben zurück, heute besteht ein Drittel der Bevölkerung von Norfolk aus deren Nachkommen.
Die sehr frommen Pitcairner hatten die Schriften, die ihnen von den Siebenten-Tags-Adventisten zugesandt worden waren, eifrig gelesen. Daher war ein im Jahre 1890 ankommendes amerikanisches Missionsschiff sehr willkommen und die wirtschaftliche Unterstützung, die mit der Missionierung einherging, gewiss nicht weniger. Sämtliche Einwohner ließen sich taufen.
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gab es, dank der weltweiten Spenden der Adventisten, auf der Insel bereits eine Zeitung, eine Schule und einen Kindergarten.
20. Jahrhundert
Mit der Öffnung des Panama-Kanales 1914 endete die Isolation, denn Pitcairn lag auf der Schiffsroute nach Neuseeland. Nahezu jede Woche besuchte ein Schiff die Insel.
Im Zweiten Weltkrieg stationierte die britische Marine Funkbeobachter auf Pitcairn.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lagen die Interessen Großbritanniens in anderen Bereichen der Welt, sodass, in Ermangelung eines Hafens und eines Flugplatzes, eine erneute relative Isolierung einsetzte. Heute wird Pitcairn durchschnittlich vier- bis sechsmal im Jahr von einem Containerschiff angefahren, das die lebensnotwendigen Güter und Post überbringt. Gelegentlich kommt auch ein Kreuzfahrtschiff zu Besuch.
Pitcairn heute
Politik
Die Pitcairninseln sind die letzte britische Kolonie im Südpazifik. Obwohl Großbritannien aus Kostengründen diesen Status gerne ändern würde, wehren sich die Bewohner seit Jahren erfolgreich dagegen, denn nur so ist ihr Verbleib auf der Insel gesichert. Nach außen werden die Pitcairninseln vom britischen Gouverneur in Neuseeland vertreten, die Verwaltung erfolgt durch einen High-Commissioner in Auckland.
Der Magistrat und ein Bürgermeister verwalten die Pitcairninseln intern. Nachdem als Interimslösung erstmals eine Frau, Brenda Christian, vom November bis Dezember 2004 die Insel verwaltet hatte, ist seit dem 15. Dezember 2004 Jay Warren gewählter Bürgermeister. Die Legislative wird von Inselrat (Island Council) gebildet, der auch gleichzeitig judikative Befugnisse hat. Er besteht aus zehn Personen, vier davon werden direkt gewählt.
Wirtschaft
Die Bewohner sind überwiegend Selbstversorger. Hauptnahrungsmittel sind Fische. In den Haushalten werden auch Ziegen und Hühner gehalten. Der fruchtbare Boden und das milde Klima ermöglichen den Anbau von Ananas, Kokospalmen, Zuckerrohr, Yams, Taro, Brotfrüchten, Bananen, Papayas und Zitrusfrüchten. Die Orangen von Pitcairn, so behaupten die Einwohner, seien die besten der Welt. In jedem Fall sind sie die exklusivsten.
Haupteinnahmequelle ist der Vertrieb der schön gestalteten und bei Sammlern begehrten Briefmarken, die in Neuseeland gedruckt werden. Inzwischen sind auch Telefonkarten hinzu gekommen. Ein Pitcairn-Dollar wird als Sammlermünze in Gold und Silber (in Deutschland) geprägt.
Honig, Trockenfrüchte, Schnitzereien und in Asien hergestellte T-Shirts werden an die Kreuzfahrttouristen verkauft und in geringem Umfang auch exportiert. Der Vertrieb erfolgt über die "Pitcairn Island Producers Cooperative" (kurz: PipCo).
Den wesentlichen Beitrag zum Staatshaushalt leisten jedoch die Subventionen von Großbritannien und der EU. Das selbst erwirtschaftete Haushaltsvolumen der Insel beträgt jährlich eine Viertelmillion US-Dollar, dem stehen Subventionen von 1,1 Millionen US-Dollar pro Jahr gegenüber. [1]
Infrastruktur
Mangels ganzjährig fließender Gewässer hat Pitcairn keine zentrale Süßwasserversorgung, Vorräte sind in Zisternen gespeichert, die Häuser verfügen über Wassertanks. Eine Bohrung hat ein Süßwasservorkommen nachgewiesen, das sich allerdings als nicht sehr ergiebig erwies. Als großen Fortschritt empfanden die Einwohner die Installation von Toiletten mit Wasserspülung im Jahr 2003, insbesondere öffentliche für den Bedarf der gelegentlichen Kreuzfahrttouristen.
Die Stromversorgung erfolgt durch zwei Dieselgeneratoren, die jedoch keine Energie „rund um die Uhr“ liefern. Ein wesentlicher Kostenfaktor für die kleine Gemeinde ist der Treibstoff für die Generatoren, sodass ein gelegentlich von einem Kreuzfahrtschiff als Gastgeschenk überreichtes Fass Diesel hoch willkommen ist.
Die Häuser sind mit Inseltelefon im UKW-Netz verbunden. Die Installation einer internationalen Erdbebenwarte mit der Notwendigkeit ständiger Datenübertragung hatte zur Folge, dass mittlerweile auch weltweiter E-Mail- und Telefonverkehr über Inmarsat möglich ist. Die Funkstation der Insel betreibt amtlichen Funkverkehr, es gibt aber auch private Kurzwellenverbindungen mit Pitcairn (21348 und 14181 KHz, Rufname VP6TC oder auf 21325 und 21348 KHz, VP6YL und etliche mehr).
Die einzige befestigte Straße der Insel ist seit 2005 der von der Landestelle den Hill of Difficulties nach Adamstown hinaufführende, betonierte Weg. Hauptverkehrsmittel sind Quads und Motordreiräder, die schon von Kindern virtuos gehandhabt werden.
Pitcairn hat weder Hafen noch Flugplatz. Von Zeit zu Zeit wird über einen Airstrip diskutiert, bislang jedoch ohne konkrete Umsetzung. Die gesamte Versorgung erfolgt mit Frachtschiffen, normalerweise Containerschiffe im Verkehr zwischen Neuseeland und dem Panamakanal. Das Schiff liegt auf Reede und die Güter werden in oft gefährlichen Manövern mit den beiden rund 12 Meter langen Aluminium-Arbeitsbooten der Pitcairner überstellt.
Die Insel hat eine recht fortschrittlich mit Computer, Video und DVD-Player ausgestattete Schule. Die Lehrerin wird für zwei Jahre verpflichtet und kommt meist aus Neuseeland. Kinder, die auf weiterbildende Schulen gehen möchten, besuchen Internate in Neuseeland.
Vor einigen Jahren wurde die Krankenstation modernisiert. In dem neu errichteten Gebäude unterhalb des Dorfes sind ein Behandlungszimmer mit Röntgeneinrichtung, ein Zahnbehandlungsraum, Labor und Medikamentendepot sowie ein Krankenzimmer untergebracht. Die Insel hat keinen Arzt. Krankenschwester ist normalerweise die Ehefrau des Pfarrers. Inzwischen hat sich aber auch die Pitcairnerin Meralda Warren zur Krankenschwester ausbilden lassen.
In einem Coop-Laden können die Inselbewohner Güter kaufen, die sie nicht selbst herstellen können, allerdings ist das Angebot sehr beschränkt, insbesondere, wenn das Versorgungsschiff wegen ungünstiger Witterung nicht entladen werden konnte.
Mit Mitteln aus Großbritannien und der EU wurde 2005 im Rahmen der Straßenbefestigung auch die Landestelle (The Landing) in der Bounty-Bay renoviert und ausgebaut.
Tourismus
Pitcairn ist schwierig zu erreichen, da die Insel über keinen Flugplatz und keinen Hafen verfügt. Der nächstgelegene Flugplatz befindet sich ca. 500 Kilometer entfernt auf Mangareva (Gambierinseln). Versorgungsschiffe fahren unregelmäßig ab Neuseeland und nehmen Touristen nur in Ausnahmefällen mit. Kreuzfahrtschiffe suchen mehrmals im Jahr Pitcairn auf, sie liegen vor der Insel auf Reede und die Pitcairner kommen, wenn das Wetter es erlaubt, mit ihren Booten an Bord, um Souvenirs zu verkaufen. Das Ausbooten von Passagieren ist wegen der starken Brandung oft zu gefährlich, sodass die meisten Schiffe nur die Insel umfahren. Eine weitere Möglichkeit, die Insel zu erreichen, ist das Chartern eines Schiffes in Tahiti oder auf den Marquesas.
Das Betreten der Insel bedarf der Erlaubnis des Magistrates, die für Kreuzfahrttouristen problemlos erteilt, Besuchern die länger bleiben wollen, jedoch meist verweigert wird. Man hat mit einigen „Aussteigern“ in den letzten Jahren schlechte Erfahrungen gesammelt. In Adamstown gibt es ein Regierungs-Gästehaus, das offiziellen Besuchern vorbehalten ist, andere Gäste müssen privat unterkommen.
Hauptattraktion ist wohl die Insel selbst mit ihren Bewohnern, und das Wissen zu den wenigen Menschen zu gehören, die Pitcairn jemals betreten haben.
- 2005 wurde ein kleines Museum eingerichtet. Es zeigt fein gearbeitete Steinwerkzeuge aus der Zeit der polynesischen Besiedelung, einige Relikte der Bounty, persönliche Besitztümer der Meuterer, die Schiffsbibel der Bounty und eine Sammlung der begehrten Briefmarken.
- Oberhalb von Adamstown liegt in einem steilen Felsen Christians Cave, eine flache Höhle mit überwältigendem Blick über die Insel und das Meer. Hier soll sich Fletcher Christian zurückgezogen haben, um nach britischen Schiffen Ausschau zu halten.
- Am nördlichen Dorfrand liegt der kleine Friedhof, romantisch verwittert und mit blühenden Schlingpflanzen überwuchert. Außerhalb des Friedhofes, im Westen des Dorfes, liegt das Grab von John Adams, der neben seinen Frauen bestattet ist. Es ist das einzige noch erhaltene Grab eines Meuterers der Bounty.
- Der Hauptplatz, ein befestigter Platz in der Dorfmitte, wird umrahmt von der Kirche, der Post, dem Gemeindehaus und dem Gemeindesaal. Vor dem Gemeindehaus sind ein Anker und einer der Vierpfünder der Bounty ausgestellt. Eine weitere Kanone der Bounty befindet sich vor dem Haus des Pitcairners Len Brown.
Der Vergewaltigungsprozess 2004
Nach Anschuldigungen wegen Kindesmissbrauchs und Vergewaltigung gegen mehrere Pitcairner Männer wurden fünf Jahre lang Untersuchungen in Pitcairn, Norfolk, Australien und anderswo geführt. Es wurde auch geklärt, dass der Prozess, wie von der Anklage gefordert, auf Pitcairn stattzufinden hätte.
Daher wurde eigens für den Prozess ein Gerichtsgebäude errichtet und die Satellitenkommunikationsanlagen wurden so ausgebaut, dass die Zeuginnen während des Prozesses per Videokonferenz vernommen werden konnten, da sie durch Aufenthalt unter den engen Verhältnissen der Insel unzumutbarem psychischem Druck ausgesetzt gewesen wären. Richter, Staatsanwälte und Verteidiger hatten aus Neuseeland anzureisen.
Die Staatsanwaltschaft legte sieben Beschuldigten 50 Missbrauchs- und Vergewaltigungsfälle zur Last, die teilweise bis in die 60er-Jahre zurückreichen. Im Oktober 2004 wurden vom Gericht sechs Einwohner – die Hälfte der erwachsenen Männer auf der Insel – mehrfacher sexueller Vergehen an Minderjährigen für schuldig befunden. Pitcairns damaliger Bürgermeister Steve Christian wurde wegen fünf Vergewaltigungen zu drei, sein Sohn Randy wegen derartiger Delikte zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt; weitere Täter erhielten Haftstrafen von fünf und zwei Jahren, zwei Beschuldigte wurden zum Ableisten gemeinnütziger Arbeit verurteilt, einer, derzeit Bürgermeister, wurde freigesprochen. Die Verteidigung hat Rechtsmittel gegen die Urteile eingelegt und dies damit begründet, dass britisches Recht auf Pitcairn nicht oder nicht in vollem Umfang anzuwenden sei.
Das oberste Gericht von Pitcairn in Auckland wies die Berufung am 24. Mai 2005 ab. Der Fall wurde an den Privy Council in London verwiesen. Die Verurteilten blieben aber weiter auf freiem Fuß.
Das Urteil kann das Leben aller Inselbewohner schwer beeinträchtigen, da die Insel über keinen für seegehende Schiffe befahrbaren Hafen verfügt, die Versorgung der Insel mit Waren daher nur über Longboats, Arbeitsboote, abgewickelt werden kann, zu deren Bemannung zumindest einige der Verurteilten benötigt werden. Ein Zusammenbruch der Versorgung wäre zu befürchten, wenn die Männer länger inhaftiert sind. Dass den Häftlingen für diese unumgänglichen Einsätze ohnedies Hafturlaub gewährt werden wird, gilt als gesichert, ebenso wie als sicher angenommen wird, dass den Einsprüchen der Anwälte letztlich nicht stattgegeben werden wird.
Für die Gesellschaft Pitcairns, wo jeder mit jedem verwandt ist, ist die Belastung durch die Ereignisse ohnedies ebenso unabwendbar wie gewaltig. Bereits während der jahrelangen Voruntersuchungen hatten sich "Lager" gebildet.
Pitkern
Pikern ist das auf der Insel entwickelte und bis heute gesprochene einzigartige Idiom.
- siehe Pitcairn-Englisch
Literaturhinweise
- Dea Birkett: Schlange im Paradies, Albrecht Knaus 1997, ISBN 381350123
(beschreibt den Inselalltag aus der Sicht einer wenig beliebten Langzeitbesucherin) - Herbert Ford: Pitcairn: Port of Call, Hawser 1996; ISBN 0964964201
(englisch; Professor Ford ist Leiter des Pitcairn Islands Study Center, Pacific Union College [Adventisten]) - Henry Lavachery: Contribution à l´étude de l´archéologique de l’Île de Pitcairn, veröffentlicht im Bulletin der königlich belgischen Gesellschaft für Anthropologie und Vorgeschichte, Band V 51, 1936 (in französischer Sprache)
- Charles Nordhoff und James Hall: Meer ohne Grenzen, z.B. Verlag Maritim, Hamburg 2004 (Die Geschichte Pitcairns als Roman, deutsch; ISBN 3-89225-508-3)
- Jared Diamond: Kollaps – Warum Gesellschaften überleben oder untergehen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3100139046
Weblinks
- http://www.lareau.org/pitcairn2.gif Karte der Insel
- http://www.government.pn/ Pitcairns offizielle Website (englisch)
- http://library.puc.edu/pitcairn/pitcairn/index.shtml Informationen über die Pitcairn-Inseln (Pacific Union College; englisch)
- http://www.mare.de/mare/hefte/pitcairn.php Pitcairn-Kolumne und -Archiv in der Zeitschrift mare (dt.)
- http://www.koys.de/Pitcairn/ Pitcairn - Ein Bilderbuch zum Herunterladen (Ina Koys)
- http://onlinepitcairn.com/newslinks.htm Tagebuch des Pitcairners Mike Warren
- http://www.pitcairner.com/ Die Seite der Pitcairner