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Traumdeutung

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Traumdeutung bzw. Oneirologie (griech. óνειρoς "Traum") ist die Interpretation der meist während des Schlafes anhand von Symbolen erlebten Handlungen und Gefühle. Der beim Erwachen erinnerte Trauminhalt wird hierfür mündlich oder schriftlich wiedergegeben und mit dem Vorhaben untersucht, eine in ihm verborgene Botschaft zu erkennen. Ernstzunehmende Methoden der Traumdeutung erheben keinen Anspruch auf unfehlbare Auslegungen, sondern stellen sie sie dem Träumer zur Diskussion.


Traumanalyse

Träume galten in den Kulturen der Menschheit seit immer schon als Quelle von Informationen einer fremden Intelligenz, die von dem Ich-Bewußtsein des Träumenden je nach dessen Einstellung entweder als feindselig oder als göttlicher Verbündeter - wie Sokrates' "daimonion" - eingestuft worden ist. Religiös bedingte Abwehr führte zur jahrtausende währenden Dämonizierung dieses göttlichen Wesens, sogar dahin, daß seine Existenz schließlich überhaupt geleugnt wurde, so durch die Rationalistischen Bestrebungen der "Aufklärung", nach dem "finsteren Mittelalter" unter der Macht der Kirche.

Die psychoanalytische Traumdeutung verwendet dann zur Einleitung ihrer Aufgabe die Methode der freien Assoziation, für die der erwachte Träumer aufgefordert wird, sich in einem entspannten Zustand zu begeben und unzensurierte Einfälle über die Symbole seines Traumes zu gewinnen. Mithilfe dieser dem Unbewußten entstammenden zusätzlichen Informationen, könne die unter der bewußt erinnerten Traumoberfläche verborgen gebliebene* Botschaft ausfindig gemacht werden. (/* Siehe latente Trauminhalt). Dazu würden vor allem die in das Unbewußte verdrängten, triebhaft mit Lustverlangen besetzen Bedürfnisse des ES gehören (- wie Freud die Seele nannte -) und die hauptsächlich in der Kindheitserziehung vermuteten Ursachen der Neurosen.

Kurzbeschreibung zum Beginn einer Traumanalyse nach Freud

Außer einem Traum benötigt der Analytiker Informationen über die aktuelle Krise des sich an ihn wendenden Patienten, welche auch Ereignisse vom vorherigen Tage miteinbeziehen. Träume stellen symbolische Botschaften des Unbewussten dar, die über die innere Situation des Träumers berichten, die aber ausgelegt werden müssen; so ist es erforderlich, den Patienten zu einer Bestimmung der Symbole zu bewegen, die in seinem Traum erscheinen, und ihn beschreiben zu lassen was sie seiner Ansicht nach machen oder wie sie funktionieren. Ausserdem: Träume stellen kleine Dramen dar, so soll dem Trauminhalt eine gefühlsmässig passende Überschrift aufgesetzt werden. Hierbei ein Beispiel:

Ein Junge träumte, dass er von 3 Ärzten untersucht wurde. Sie stellten fest: ein Organ liegt schief und sollte operiert werden. Davor aber schickten sie ihn ein Stockwerk höher zu einem anderen Arzt, der seine Nase untersuchte. Er entdeckte Polypen; sie sollten vorher operiert werden.

Dieser Traum enthält 5 Symbole, die vom Träumer definiert und mit Kommentaren versehen werden sollen. Dabei soll er schreiben was er glaubt. Ob es wissenschaftlich richtig ist oder nicht, ist unwichtig. Auf keinem Falle im Lexikon nach einer Erklärungen der Symbole suchen.

Ärzte: a) Sie verfügen ueber Gesundheitsmodelle. Gesundheit: Naturzustand
b) Sie erkennen Abnormitäten und beheben sie zwecks Heilung.
Organ: Körperteil mit Fähigkeiten, die der Lebenserhaltung dienen. Leben: ...
Operieren: Eingriffe machen, die den Körper bei seiner Genesung unterstützen.
Nase: ein Organ a) zum Luft holen. Luft : ein lebensnotwendiger Stoff.
b) zum Riechen. Riechen: Qualität der Nahrung prüfen. Nahrung : ...
Polypen: verstopfen die Nase.

Wie man sieht, beim Kommentieren tauchen neue Symbole auf/ Gesundheit, Leben, Luft, Riechen, Nahrung..), die auch beschrieben und definiert werden sollen. Je mehr "Freie Assoziationen" dem Patienten zu seinem Traum einfallen, um so besser... Diesem Traum gab der Junge die Überschrift: "Überraschende unangenehme Entdeckung"... (Mit dankenswerter Genehmigung J. Gruenerwalds, entnommen von http://people.freenet.de/traumdeutung.fuer.einsteiger/index.html )

C.G.Jung und Freud: Gemeinsamkeit und Unterschied der methodischen Ansätze

Gemäß Sigmund Freuds Theorie liegt jeder Art psychischer Störung eine Verletzung des Lustprinzips zugrunde. Aufgabe des Traumanalytikers wird entsprechend, diese Innere Situation zu erkennen und eine erste versuchsweise Diagnose zu deren Erklärung zu entwerfen. Diese stellt er dem Träumer zur Diskussion um sie im weiteren Gespräch nach Möglichkeit zu vertiefen oder auch zu verwerfen, falls sie sich als unhaltbar erweist. Gemäß Freuds Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, sollen nur die zutreffenden Diagnosen dem Träumer dienlich sein können, weitere therapeutisch wirksame Änderungen seines Verhaltens einzuleiten; erst durch deren Eintreten werde die Diagnose endgültig bestätigt. (Siehe auch Verifikation und Empirie.) Hierbei ist zu bedenken daß Freud Zeit seines Lebens an der Verbesserung seiner Theorie gearbeitet, insbesondere aber weder seine Das Unbehagen in der Kultur auslösende Frage nach dem Sinn der Instinktreduktion bzw. Unsinn der Neurosen des heutigen Menschen zu klären vermocht hat, noch die nach Herkunft und Berechtigung des Narzißmus (Näheres s.a. Lust, Kap. "In den Wissenschaften": "Todestrieb"-Hypothese). Insofern legte er hohen Wert auf die intellektuellen Mitarbeit - respektive naturwissenschaftlichen Kenntnisse oder mindestens kritische Vorsicht seiner Patienten bei der Erstellung von Diagnosen durch die Psychoanalyse.

Carl Gustav Jung verstand den Traum als unmittelbar deutlich werdende Darstellung der inneren Wirklichkeit des Träumenden. Jung prägte auch den Begriff des kollektiven Unbewussten, einer Ebene, auf welcher Menschen (teilweise kulturkreisspezifisch) gleiche Grundassoziationen in Form von archetypischen Symbolen gewännen (z.B. Der Animus und Die Anima als Archetyp des je anderen Geschlechts, welcher sich in der Psyche neben dem der je eigenen sexuellen Konstituierung repräsentiere). Diese Annahme deckt sich überein mit vielen Ergebnissen der Freudschen Traumanalyse (- psychische Potenz äußere sich symbolisch immer "phallisch", ob bei der Frau oder bei dem Manne -), jedoch unterscheiden sich die Ansätze C.G. Jungs und Freuds in vornehmlich zweierlei Hinsicht:

  • Dadurch, daß Jung die von ihm als archetypisch angenommenen Symbole zu einem Katalog zusammenstellte, in dem den Symbolen eine tendenziell feste Bedeutung beigeordnet wird.
  • Entsprechend dadurch, daß anstatt der ganz "Freien" Assoziationen des jeweiligen Patienten der genannte Katalog zwecks Entschlüsselung seiner Träume hinzugezogen wird.

Geschichte der Traumdeutung

Seit den Anfängen der Menschheit spielt die Deutung der Fantasiebilder, die im Schlaf erlebt werden, eine große Rolle in den Religionen und Mythen, aber auch bei der Bewältigung von alltäglichen Situationen. Sie wurden immer unterschiedlich aufgefasst — verdammt und gefürchtet als Trugbilder des Bösen, verehrt als göttliche Botschaften für die Zukunft. Die älteste nachweisbare Beschäftigung mit dem Traum ist an die 4.000 Jahre alt.

Die Deutung erinnerter Trauminhalte ist seit der Antike bekannt; sie wurde besonders von den Babyloniern und Assyrern hoch geschätzt. Das 1. Buch Mose berichtet von dem besonders begabten Traumdeuter Josef, ca. ebenso alt sind die von Enkidu vorgenommenen Deutungsversuche der Träume seines Freundes Gilgamesch, bzw. die epische Darstellung der Beziehung beider Männer, die in Mesopotamien um 12oo v.u.Z. eine weite Verbreitung gefunden hat. Im Hellenismus bildete sich eine regelrechte Zukunftsdeutekunst der Traumkundigen. Während man in der Zeit der Aufklärung den Träumen relativ wenig Beachtung schenkte, entdeckte die Romantik die Beziehung der Träume zum Märchen und zum Unbewussten. Positivisten des 19. Jahrhunderts führten Träume auf Körpergeschehen (Leibreize, Hirnsekrete u. a.) zurück. Heute gibt es neben den geschilderten tiefenpsychologischen Auffassungen auch ein neuropsychologisches Verständnis des Traums, das im Traum entweder unkontrollierte elektrische Entladungen der Nervenzellen sieht oder ihn als Möglichkeit der Verarbeitung von Tagesresten versteht, wiewohl in jüngster Zeit auch Freuds Theorien hinzugezogen werden um die Meßbefunde anhand seines in 3 Instanzen unterteilten Modells der Psyche und die Ökonomie der Triebenergie zwischen ihnen zu erklären. Bemerkenswert ist, daß die Psychoanalytiker der Freudschen Schule den Schwerpunkt ihrer Arbeit gegenwärtig auf die reine "Gesprächsanalyse" gelegt haben, die Traumdeutung, welche Freud als den "Königsweg in das Unbewußte" bezeichnete, in der Regel meidend.

Weitere Ansätze

Träumen ist eine Art In-der-Welt-sein wie der Wachzustand. Der Unterschied zeichnet sich dadurch aus, dass dem Träumer nur das erscheint, was seiner stimmungsgemäßen Befindlichkeit in hohem Maße entspricht. Träume geben Aufschlüsse über Offenheit und Verschlossenheit gegenüber den eigenen Seinsmöglichkeiten. Es gibt keine Sinnsuche hinter dem manifesten Traum, es werden nur erkennbare Bedeutungsgehalte erfragt. Bei der Interpretation des Manifesten werden Analogien zwischen Traumgeschehen und Verhaltensweisen, Emotionen und Konflikten in der Wachwelt gesucht.

Dieser Ansatz orientiert sich am manifesten Trauminhalt. Bei der Interpretation werden Traumstimmung, -wahrnehmung und -handlung aufgegriffen und als Möglichkeit zur Selbstaktualisierung eingesetzt. Als Selbstaktualisierung wird die innere Kraft zum Wachstum und zur Selbstverwirklichung verstanden.

In der Gestalttherapie werden Träume als existenzielle Botschaften des Träumenden betrachtet. Die bekannte Traumdeutung wird ersetzt durch szenische Darstellungen des Traums sowie durch Dialoge mit ausgewählten Traumteilen. Der Träumer kann vorkommende Personen und Gegenstände als enteignete Teile von sich und seiner Umwelt erforschen, erkennen und integrieren.

Der Begründer des Focusing, Eugene T. Gendlin sieht in der Traumarbeit einen Zugang zu bewußtseinsfernen Persönlichkeitsanteilen. Gedeutet werden körperliche Reaktion, wenn der Träumer im Wachzustand ein weiteres mal in die Traumbilder eintaucht. Die Befragung über die körperlich Resonanz, dem sog. Felt Sense ermöglicht dabei neue Bedeutungsaspekte. Der Träumer kann auch die Rolle von Teilen seines Traums einzunehmen, ähnlich wie bei der Traumarbeit in der Gestalttherapie.

Literatur

Träume allgemein


Frauenträume

Siehe auch