LaTeX
LATEX, geschrieben als LaTeX in gewöhnlichem Text, Aussprache: [ ] (siehe auch: TeX) ist ein Softwarepaket, das die Benutzung des Textsatzprogramms TeX mit Hilfe von Makros vereinfacht. Es wurde bereits 1984 von Leslie Lamport entwickelt und es ist zur bevorzugten Methode des TeX-Einsatzes geworden – nur noch wenige Anwender verwenden TeX direkt. Der Name bedeutet soviel wie Lamports TeX. LaTeX liegt derzeit in der Version 2ε vor.
LaTeX eignet sich besonders gut für die Erstellung und Veröffentlichung wissenschaftlicher Manuskripte. TeX und LaTeX sind frei verfügbare Software-Produkte und trotz oder gerade wegen ihres Alters auch heute noch sehr beliebt: Sie sind inzwischen äußerst ausgereift und enthalten kaum noch Fehler. Mit bzw. für LaTeX erstellte Manuskripte können auch noch nach Jahrzehnten unverändert wieder be- und verarbeitet werden.

Grundprinzip
Logisches Markup
Bei der Benutzung von LaTeX fällt gleich die Verwendung eines logischen Markups im Gegensatz zum physikalischen Markup auf. Soll in einem Dokument z. B. eine Überschrift erstellt werden, wird der Text nicht rein optisch hervorgehoben (z. B. Fettdruck mit größerer Schrift und vielleicht noch zentriert deklariert z. B. \textbf{Einleitung}
), sondern eine Überschrift als solche gekennzeichnet (z. B. mittels \section{Einleitung}
). In den Klassen- oder sty
-Dateien wird festgelegt, wie eine derartige Abschnittsüberschrift zu gestalten ist: „das Ganze fett setzen; mit einer Nummer davor, die hochzuzählen ist; den Eintrag in das Inhaltsverzeichnis vorbereiten” usw. Dadurch erhalten alle diese Textstellen eine einheitliche Formatierung.
Kein WYSIWYG
Wie das Beispiel unten zeigt, handelt es sich bei LaTeX nicht um ein WYSIWYG (what you see is what you get)-System, sondern der Quelltext muss verarbeitet werden, um das gesetzte Ergebnis zu erhalten. Dies bedeutet einerseits, dass man sich erst in das System einarbeiten muss, um LaTeX benutzen zu können, aber andererseits auch, dass genau festgelegt werden kann, wie das Resultat aussieht. Inzwischen gibt es auch grafische Editoren, die mit LaTeX arbeiten können und WYSIWYG bieten.
Das von LaTeX generierte Layout gilt als sehr sauber, sein Formelsatz als sehr ausgereift. Außerdem ist die Ausgabe u. a. nach PDF, HTML und PostScript möglich. Mit LaTeX können insbesondere umfangreiche Arbeiten, wie z. B. Diplomarbeiten oder Dissertationen erstellt werden.
Rechnerunabhängigkeit
Wie TeX selbst ist LaTeX unabhängig von Hardware und Betriebssystemen benutzbar. Mehr noch, die Ausgabe (Zeilen- und Seitenumbrüche) ist genau gleich, unabhängig von der verwendeten Rechnerplattform und dem verwendeten Drucker – wenn alle verwendeten Zusatzpakete (s. u.) in geeigneten Versionen installiert sind. LaTeX ist auch nicht auf die Schriftarten des jeweiligen Betriebssystems angewiesen, die oftmals für die Anzeige am Bildschirm und nicht für den Druck ausgelegt sind, sondern enthält eine Reihe von eigenen Schriftarten.
Verbreitung
Aufgrund seiner Stabilität und der freien Verfügbarkeit für viele Betriebssysteme wird LaTeX vor allem im naturwissenschaftlichen und mathematischen Bereich von Universitäten und Fachhochschulen benutzt, es gibt jedoch auch spezielle Pakete für Musiker und Juristen. Auch einige Unternehmen setzen LaTeX ein, unter anderem für die Generierung von Handbüchern, Fahrplänen und Produktkatalogen.
Ergänzende Software
Es existieren eine Reihe von Zusatzprogrammen für LaTeX, die unterschiedlichste Funktionen in LaTeX bereitstellen. Dazu gehören Werkzeuge wie PSTricks, die Zeichnungen oder Grafiken erstellen oder umwandeln können. Des Weiteren gibt es unter anderem folgende Programme:
- BibTeX automatisiert die Erstellung von Literaturverzeichnissen
- PdfLaTeX erzeugt aus .tex direkt .pdf Dokumente, mit vielen Möglichkeiten von .pdf; mittels pdfTeX
- JabRef, ein Java Programm zur Verwaltung von Bibliographie-Dateien (.BIB)
- MakeIndex und xindy zur Erzeugung von Stichwortverzeichnissen
- LaTeX2html und TeX4ht zur Umwandlung von LaTeX-Texten in HTML und XML
- Writer2LaTeX wandelt OpenOffice.org/StarOffice-Textdateien in LaTeX-Dokumente um.
- wsW2LTX wandelt Worddateien in das TeX-Format um.
- Word2Tex/Tex2Word (Shareware) führt Konvertierungen in beide Richtungen durch. Voraussetzung dafür ist allerdings eine installierte Wordversion.
- beamer-package zum Erstellen von Präsentationen
Entwicklungsumgebungen
Dies ist eine unvollständige, nach Betriebssystemen unterteilte Liste einiger (grafischer) Editoren oder Entwicklungsumgebungen für LaTeX.
UNIX-Systeme
- Kile ist ein LaTeX-Editor für KDE.
- Winefish LaTeX Editor ist ein auf Bluefish basierender LaTeX-Editor für GNOME
- TeXShop ist der am meisten verbreitete Editor unter Mac OS X.
- iTeXMac bedarf etwas mehr Einarbeitung, bietet dafür aber sehr gut Möglichkeiten, auch größere Projekte übersichtlich zu bearbeiten und individuell zu gestalten.
- TextMate ist ein sehr beliebter, vielseitiger Texteditor mit guter Unterstützung für LaTeX
- LaTeXEditor
- TeXnicCenter
- WinEdit Shareware
- WinShell
- Scientific Word ist eine kommerzielle WYSIWYG-Oberfläche.
- SciWriter: XML-basierter WYSIWYM Editor. Unterstützt XHTML+MathML sowie LaTeX Export.
Plattformunabhängig/Multiplattform
- AUCTeX ist eine Entwicklungsumgebung, die auf Emacs basiert.
- LyX ist ein Frontend, das den Code größtenteils verbirgt, indem es WYSIWYM bietet.
- TeXlipse ist ein Open-Source-Plugin für Eclipse
- Texmaker ist eine freier LaTeX-Editor für Unix-Systeme, Mac OS X und Windows
- GNU TeXmacs ein freier Editor, ähnlich LyX
KOMA-Script
Bei Verwendung der LaTeX-Standardklassen ist man auf typografische Konventionen festgelegt, wie sie in den USA üblich sind. Es gibt daher eine große Anzahl zusätzlicher Pakete und Klassen, die dies ändern. Besonders erwähnenswert ist KOMA-Script, das typografische Feinanpassungen und eine deutliche Erweiterung der Auszeichnungssprache von LaTeX bietet.
Aufbau eines Dokuments
Auf der linken Seite ist der Quelltext dargestellt, den man mit einem beliebigen Texteditor erstellen kann. Rechts ist die Ausgabe des Dokuments dargestellt, die unabhängig vom Bildschirm- oder Druckertyp ist auf dem sie erzeugt wird.
Auf dieser Seite von Sciencesoft.at kann man mit diesem Beispiel online experimentieren.
Quelltext eines LaTeX-Dokumentes | Ausgabe des Dokumentes |
---|---|
%% Erläuterungen zu den Befehlen erfolgen unter %% diesem Beispiel. \documentclass{article} \usepackage[ansinew]{inputenc} \usepackage[T1]{fontenc} \usepackage[ngerman]{babel} \title{Ein Testdokument} \author{Otto Normalverbraucher} \date{05. Januar 2004} \begin{document} \maketitle \tableofcontents \section{Einleitung} Hier kommt die Einleitung. Ihre Überschrift kommt automatisch in das Inhaltsverzeichnis. \subsection{Formeln} \LaTeX{} ist auch ohne Formeln sehr nützlich und einfach zu verwenden. Grafiken, Tabellen, Querverweise aller Art, Literatur- und Stichwortverzeichnis sind kein Problem. Formeln sind etwas schwieriger, dennoch hier ein einfaches Beispiel. Zwei von Einsteins berühmtesten Formeln lauten: \begin{eqnarray} E &=& mc^2 \\ m &=& \frac{m_0}{\sqrt{1-\frac{v^2}{c^2}}} \end{eqnarray} Aber wer keine Formeln schreibt, braucht sich damit auch nicht zu beschäftigen. \end{document} |
Ausgabe des links stehenden Codes |
LaTeX-Befehle beginnen immer mit einem Backslash (\
) und können Parameter zwischen geschweiften oder eckigen Klammern enthalten (\befehl{parameter}
).
Mit dem ersten Befehl, \documentclass
, wird definiert, was für eine Art von Text in dem Dokument folgen soll. Die Klasse article ist für kürzere Artikel gedacht, report für längere Berichte und book für Bücher. Die Klasse bestimmt unter anderem die oberste Gliederungsebene eines Textes: book beginnt mit Band (part), report mit Kapitel (chapter), article mit Abschnitt (section). Die Klassen book und report kennen ein Inhaltsverzeichnis, die Klasse article eine vorangestellte Zusammenfassung (abstract). Es gibt weitere Klassen für Folien, Präsentationen oder DIN-gerechte Briefe.
Der Befehl \usepackage
bindet LaTeX-Pakete ein, mit denen in dem Dokument ggf. zusätzliche Funktionen genutzt werden können oder beispielsweise die deutsche Rechtschreibung und Silbentrennung ausgewählt wird.
Mit den Befehlen \title
und \author
lassen sich der Titel des Dokumentes und der Name des Autors definieren. Diese können dann im gesamten Dokument genutzt werden oder beispielsweise automatisch mit dem Befehl \maketitle
ausgegeben werden.
Erst mit \begin{document}
startet der eigentliche Inhalt des Dokumentes. Jeder Text, der zwischen \begin{document}
und \end{document}
steht, wird ausgegeben. Mit Befehlen wie \section
oder \subsection
lässt sich der Text mit Überschriften strukturieren.
Siehe auch
Makroprozessor, Wikitex, TeX, XeTeX, AMS-LaTeX, BibDesk, MathML, OpenMath, Wikipedia:TeX
Literatur
Für Einsteiger
- Leslie Lamport: Das LaTeX-Handbuch. Addison-Wesley, 2. Auflage 1995 ISBN 3-89319-826-1
- Das offizielle Handbuch, das den kompletten Sprachumfang dokumentiert. Die deutsche Fassung geht auch auf die Anpassung an die deutsche Sprache ein. Inzwischen vergriffen; eine Neuauflage ist zur Zeit nicht geplant.
- Leslie Lamport: LaTeX. A Document Preparation System. User's Guide and Reference Manual. Addison-Wesley Longman, Amsterdam 1999. ISBN 0-201-52983-1
- Die englische Originalversion des offiziellen Handbuchs.
- Manuela Jürgens: LaTeX – Eine Einführung und ein bisschen mehr.... Hrsg. v. d. FernUniversität Hagen. Internet, 2000. URL: <ftp://ftp.fernuni-hagen.de/pub/pdf/urz-broschueren/broschueren/a026.pdf > (pdf, 1,2 MB)
- Kleinschrittige Einführung in Text- und Formelsatz.
- Manuela Jürgens: LaTeX – Fortgeschrittene Anwendungen. Oder: Neues von den Hobbits .... Hrsg. v. d. FernUniversität Hagen. Internet, 1995. URL: <ftp://ftp.fernuni-hagen.de/pub/pdf/urz-broschueren/broschueren/a027.pdf> (pdf, 1,4 MB)
- Beschreibung einiger zusätzlicher Gestaltungsmöglichkeiten.
- Heiner Lamprecht: LaTeX 2ε. Eine Einführung. Internet, 1999. URL: <http://heiner-lamprecht.net/projekte/Handbuch.pdf> (pdf, 4,1 MB)
- Sehr umfangreiche Einführung.
- Walter Schmidt u. a.: LaTeX 2ε Kurzbeschreibung. Internet, 2003. URL: <ftp://dante.ctan.org/tex-archive/info/lshort/german/l2kutz.pdf> (pdf, 370 kB)
- Grundlegende Einführung in das Setzen von Text und mathematischen Formeln.
Für Profis
- Michel Goossens, Sebastian Rahtz: Mit LaTeX ins Web. Addison-Wesley, 2000 ISBN 3827316294
- Inzwischen vergriffen; eine Neuauflage ist nicht geplant.
- Michel Goossens, Sebastian Rahtz, Frank Mittelbach: The LaTeX Graphics Companion. Illustrating documents with TeX and PostScript. Addison Wesley 1997. ISBN 0-201-85469-4
- Frank Mittelbach u. a.: Der LaTeX-Begleiter. Pearson Studium, 2. Auflage 2005. ISBN 382737166X
- Ingo Klöckl: LaTeX. Tipps & Tricks. 2. Auflage, dpunkt Verlag 2002. ISBN 3-898-64145-7
Lehrbücher
- Christine Detig: Der LaTex-Wegweiser. Mitp-Verlag 2. Auflage 2004. ISBN 3-826-61414-3
- Jörg Knappen: Schnell ans Ziel mit LATEX 2e. Oldenbourg, 2. Auflage 2004, ISBN 3486274473
- Petra Schlager, Manfred Thibud: Wissenschaftlich mit LaTeX arbeiten. Pearson Studium 2005. ISBN 3-827-37078-7
- Einführung in das Erstellen wissenschaftlicher Arbeiten mit LaTeX.
Spezielle LaTeX-Pakete
- Markus Kohm, Jens-Uwe Morawski: KOMA-Script. Die Anleitung. Eine Sammlung von Klassen und Paketen für LaTeX. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Berlin: Lehmanns, 2005. ISBN 3-86541-089-8
- Herbert Voss: PSTricks. 3. Auflage. Berlin: Lehmanns, 2006. ISBN 3-86541-114-2
Weblinks
- Linkkatalog zum Thema LaTeX bei curlie.org (ehemals DMOZ)
Grundlegendes
- Deutschsprachige Anwendervereinigung TeX (Dante)
- Comprehensive TeX Archive Network (CTAN) (englisch)
- Offizielle Website des LaTeX 3 Projekts (englisch)
LaTeX-Distributionen
- teTeX – eine Distribution für Unix (all in one)
- MiKTeX – eine Distribution für MS Windows
- proTeXt – eine auf MiKTeX basierende Komplett-Distribution für MS Windows
Spezielle LaTeX-Pakete
Online-Tutorien