Birdschand
Birjand (parsisch für „Sturmstadt“) ist die Hauptstadt der iranischen Provinz Süd-Chorasan(Chorasan= Land der aufgehenden Sonne) mit geschätzten 183.010 Einwohnern (2005).
Lage
Birjand ist eine sehr alte, von über 20 Burgen umgebene Stadt an der Opium-Seidenstraße(auch genannt 'opium crecent'; Schmuggel aus Afghanistan in Richtung Europa), die etwa 400 m über dem Meeresspiegel liegt. Es liegt 1309 km entfernt südostlich von Tehran. Sie ist durch Gebirge und Salzwüsten (wie die Kavir-Wüste) vom Rest Irans abgegrenzt und besitzt einen eigenen Passagier-Flughafen, ist jedoch auch durch Straßenverbindungen erreichbar. Als Brückenstadt und Handelsstadt im Handel und Verkehr zw. den grössten nordöstlischen Städten Tehran und Mashhad sowie des Westens, Russland und den ehemaligen Sovietrepubliken mit Afghanistan, Pakistan, China und Indien hat die Stadt ihre enorme Bedeutung bis heute erhalten können.
Klima
In südlichen Gebieten warm und in Gebirgsregionen gemäßigtes Klima.
Bildung
Geschichte
Die Stadt liegt im Land Ghahestan[pars. Bezeichnung](pers.: Kuhestan, deut.:Bergland). Seit 300 bis 400 Jahren ist sie der Regierungssitz dieser Region (arab.: Dar Al-Malek). Eine Zeitlang (von der Pahlavi- bis kurz nach der Khomeini-Ära, 2004) war die Region eingebettet in der bis zur Teilung(2004) noch grösste Provinz Chorasan. Chorasan umfasste auch ein Gebiet, dass sämtliche der ehemaligen Sovietrepubliken östlich des Kaspischen Meeres u. Afghanistan einschloss. Die Region heißt Bergland aufgrund der Waldfreien Hochebenen im Norden der Stadt bis zu der heute in Afghanistan liegenden Stadt Herat. Seit der Sassaniden-Dynastie war diese Region nur von kleinen und sehr weit voneinander entfernten dörfern durchzogen. Birjand war zur jener Zeit nur eine Siedlung. Bis heute ist die Region sehr dünnbesiedelt und unberührt. In der Parthischen-Ära war die hier ansäßige Sagarthian-Stamm ein sehr enger Verbündeter der Parther und hat mit ihnen zusammen das gesammte parthisch/iranische Imperium(röm.: Regnum Parthorum) beherrscht. Auch die Römer waren ihnen unterlegen und wenn die Perser nicht revoltiert hätten und die Macht wieder an sich gerissen, hätte Rom den sehr erfolgreichen Rückeroberungs-Feldzügen der Parther vermutlich nicht länger standhalten können und selbst gefallen.
Durch die Mongolen dem Erdboden gleichgemacht, hat die Stadt in der Safawiden-Dynastie(17. Jahrhundert) wieder an Bedeutung erlangt und entwickelte sich in ein regionales Regierungssitz, die Bedeutung als wichtigste Stadt im Osten müsste es jedoch bald wieder an die Pilgerstadt Maschhad verlieren(Schrein des vergifteten 8. Imams der imamitischen Zwölferschiiten - Imam Reza). Aus der Zeit der Safawiden-Dynastie stammen die heute noch zu bewundernde Festungsanlagen. Die ursprünglichen Festungen wurden durch die Mongolen restlos geschleift wobei auch der damalige Fürst der Stadt bei der Verteidigung ums leben kam. Die beeindruckenste Festung ist die Furg-Zitadelle.
In die Eroberungs-Strategie der Osmanen gegen das Khalifat und den mongolischen Timuriden spielte Birjand eine entscheidende strategische Rolle. Die Osmanen entschlossen sich dazu, doch frühzeitiger als geplant einen Stoß gegen die Timuriden zu führen während sie zugleich den Iraq belagerten. Die in den persischen Gebieten stehende Heim-Armee sollte in einige un- beziehungsweise nur noch schwach befestigte und strategische Grenz-Provinzen einfallen und diese erobern. So fiel die Armee unter dem Kommando Gedih Ahmeds zuerst in der timuridischen Provinz Kerman und danach in Birjand ein, welche sich widerstandslos ergaben. Erst darauf war die Belagerung der Provinz Herat(heute in Afghanistan) möglich. Ende 1476 wurde schließlich der Iraq erobert und die Belagerung der Provinz Basrah begonnen, welche August1477 kapitulierte. Den Frieden schlossen die Timuriden erst als auch die Provinz Herat über Birjand und Chorasan entzogen wurde. Demnach hatten die Timuriden somit die Provinzen Chorasan, Kerman und Birjand an das Osmanen-Reich abzutreten.
Die Stadt Birjand galt in der Geschichte desöfteren als letzte Zuflucht für die iranischen Flüchtlingswellen (Schiiten, Parsen/Zoroastrier, Ismaeliten, (sunnitischen) Araber, Kurden usw.) nach Indien sowie als Zielort für Kurdendeportationen. Die Volkszusammensetzung sollte in Kurdistan mit den eigens dafür hereingelockten Turkvölkern vermischt werden und in Region Birjand und Chorasan sollte sich das oft aufständische Volk damit mit den Kurden vermischen. So erreichten verschiedene Kaiser die Schwächung der Regionalfürsten und des Stammesbewußtseins, friedliche Kontrolle der Stämme sowie eine stärkere Identifikation der Mischvölker mit der Nation. Heute noch kennzeichnen Spüren der Zoroastrier/Parsen wie die Urväter Freddy Mercury's, Subin Mehta,... die Stadt. Auch für die Baha'i-Religion hat die Stadt traurige Berühmtheit erlangt - nicht nur durch die bis vor einigerzeit fortdauernden blutigen Pogrome(von der religiösen Führung bewirkt) gegen vermeintlichen Baha'i-Anhänger. Einer von den großen Lehrmeistern der Baha'i Glaube, Nabíl-i-A`zam, war hier einst von dem Gouverneur Sultan-Murad Mirza, Hisamu's-Saltanih eine Zeitlang in Gefangenschaft gesetzt worden und wieder freigesetzt. Die Ortschaften im Umkreis der Stadt sind bekannt als Hochburge der ismaelitischen Glaubensanhänger (eine Abspaltung des Schiitismus, der mit dem Streit um den rechtmäßigen siebten Imam der Schiiten begann)
Im Konflikt zwischen Russland und dem britischen Empire hatte die neutrale Stadt einen ähnlichen Status wie Berlin. Dort entstanden die beiderseitigen diplomatischen Vertretungen.
Im 2. Weltkrieg flogen russische Kampfpiloten hierher und kauften Nahrung ein. Die Stadt hatte als erste iranische Stadt moderne Wasser- und Entwässerungsversorgung sowie gleichzeitig mit der Landeshauptstadt Teheran eine öffentliche Schule.
Wegen der Safranproduktion und der Teppichproduktion hat die Stadt Weltberühmtheit erlangt. Auf einen Hügel in mitten der Stadt steht noch heute eine gewaltige Festung. Die Stadt ist von einer Gebirgskette umgeben. Oberhalb der Stadt beginnen die uranhaltigen Berge, die lange Zeit geheim gehalten wurden.
Ein starkes Erdbeben zerstörte 1968 die Stadt und kostete 12.000 Menschenleben. Die Stärke des Bebens erreichte 7,0. Mittlerweile ist die Stadt wieder vollständig aufgebaut und erstrahlt in neuer und alter Pracht.
Persönlichkeiten
Aus Birjand stammt der vor dem Beginn der Revolution noch vorletzte Premier Amir Dr. Asadollah Alam zu Zeiten der Regentschaft des Schah-en-schahs Mohammad Reza Pahlavi, der bis zu seinem Krebstod als längstdienenster Minister der Pahlaviära seinen Dienst mit Erfolg und inneren Frieden erfüllte. Der Titel Amir ist arabisch und bedeutet Regent wie Herrscher oder Gouverneur. Der Name Alam ist ebenfalls arabisch und bedeutet die Welt. Der Stamm aus dem Alam stammt gehört zu den ersten Invasionstruppen des Islams und hat sich mit der Zeit mit den iranischen Stämmen und Königshäusern - wie die Sassanidische - vermischt.
Aus dem Stadtteil Moud stammt der letzte Stammesführer bzw. Fürst von Birjand Schah Seyyed Ali Kazemi( -1984), der ein enger Verwandter des beliebteren Schahvaters Reza Pahlavi(Reza wurde aufgrund seiner Unterstützung Deutschlands durch Britanien ins afrikanischen Inselexil gezwungen) und des Premiers war, so wie auch die Ehefrau Alams seine Cousine war. Diesem wird nachgesagt ein durch den Schah zum Islam konvertierter Bahai gewesen zu sein. Er war der erste aus Moud, der die Stadt zweck Studium verließ. Entmachtet wurde der König aus der Safawiden-Dynastie wie andere iranische Fürsten erst durch die Pahlavi-Dynastie. Die Ursprünge des Klans lassen sich bis auf den siebten Imam Musa al-Kazem der imamitischen Zwölferschiiten zurückverfolgen, woher auch der Name Kazemi („der Ehrliche“) stammt. Der Titel Seyyed besagt, dass es sich um einen Nachkommen des Propheten handelt. Der Abstammungszweig kennzeichnet ihn als einen "grünen" Seyyed imgegenseits zu den bei den Shiiten weniger beliebten Roten.
Ein weiterer Vorfahre des Klans war "Seyyed Kazem (1793-1843). Dieser lebte mit 12 Jahren in Ardebil - nahe dem Grabmal von Shaykh Safi'u'd-Din Ishaq, dem Vorfahre von dem siebenten Imam Musa al-Kazem und der Ahne der Safawiden Könige. Eines Nachts in einem Traum, soll es ihm durch einen berühmten Vorfahren des begrabenen Heiligen angedeutet worden sein sich selbst in Studium zu begeben. Er erlangte soviel Ansehen, dass er die Nachfolge von dem in der Stadt 'Yazd' wohnhaften Shaykh Ahmad-i-Ahsa'i(Führer einer religiösen Bewegung innerhalb des unterdrückten schiitischen Islams genannt 'Shaykhi', die die Ankünft des Messias genannt 'Mahdi' erwartete) antrat und war fortan der Lehrmeister seiner Schüler. Er war der Sohn von Agha Seyyed Qasem von Rasht, eine Stadt im Nordiran nah an dem kaspischen Meer. Seyyed Kazem stammt von einer weithin angesehenen und bekannten Kaufmannsfamilie ab und war nicht mehr als 33 Jahre alt, als er die Verantwortung als Führer der Shaykhi-Schule übernahm. (siehe H.M. Balyuzi, The Bab - The Herald of the Day of Days, S. 3; Abdu'l-Baha, "A Traveller's Narrative," Note E, S. 238)
Nun zu Alam. Amir Dr. Asadollah Alam (1919 - 1978) war ein Premier des kaiserlichen Irans. Amir Asadollah Alam wird Amir Assadollaah Alam ausgesprochen.
Geboren wurde er in einem bei manchen als feudal geltenden Stamm Birjands. Dieser galt als besonders konservativ und streng. Sein Vater Amir Ebrahim Alam war Gouverneur der Region Gha'enaat zum Beginn von Reza Schahs Herrschaft(der Vater des letzten Schah-en-schahs) und danach wurde er Gouverneur der Provinz Fars. Später darauf wurde er einer von Reza Schahs Minister - der Innenminister. Ebrahim Alam besaß das damals größte private Unternehmen im Iran welches durch sein Sohn aufgrund seines politischen Engagement vernachlässigt und später ganz aufgegeben wurde.
Im Alter von 26 Jahren wurde er zum Gouverneur der Unruhe-Provinzen Sistan und Baluchistan(Balutchistan ist eine Provinz geteilt zw. Pakistan Iran und Afghanistan) ist ernannt. Mit 29 Jahren wurde er Landwirtschaftsminister im Kabinet Mohammed Sa'ed. 1962 bis 1964 diente er als Premier. Vorangehend diente der Premier Ali Amini und nach Alam diente Hassan Ali Mansour. 1962, unter Premier Alam wurde ein Erlass ausgegeben der Frauen das Wahlrecht zugestand und 1965 wurde eine Frau zum erstenmal Minister. Das Erste was Alam sagte, als er Premier wurde war "keinem Iranischen Beamten is es erlaubt Einladungen ausländischer Vertrettungen anzunehmen.
Schahs Jugendfreund Asadullah Alam war eng befreundet mit dem britischen Botschafter, mit dem er sich desöfteren im gemeinsamen Ski-Urlaub traf.
Alam war ein Unterstützer des Wahlkampfes Richard Nixons und der Schah unterstützte Nixon dabei mit einigen Millionen Dollar und dürfte im Ausgleich sensible Güter erwerben sowie einige nationale Interessen durchsetzen. 1964 wurde er zum Kanzler der Universität Shiraz ernannt und diente einige Jahre später dem belgischen König bei seinen Besuchen in Provinz Fars als Gastgeber.
Der Ex-Premier starb im Beisein des Schahs an Krebs in einem Krankenhaus in den Vereinigten Staaten. Verschwörungstheoretiker behaupten der Krebs des zweitmächtigsten Mannes sei wie der vom Schah künstlichen Ursprungs. Diese werden durch den Absturz des Schah-Bruders und Volksnahen eigentlichen Thronfolgers Ali Pahlavi, der ein guter Hobbypilot gewesen sein soll, bestärkt. Ali Pahlavi soll vor seinem Unglück den prinzen von Birjand aufgesucht haben.
Alam wird vorgeworfen eigenmächtig den Aufstand in der Provinz Khusistan niederschlagen zu haben. Die Provinz wurde dem Irak im Tausch gegen die vom Iran unterstützten und nach Unabhängigkeit strebenden irakischen Kurden(eine iranische Volksgruppe) mit Hilfe der USA abgenommen. Die ehemalige Kolonialmacht Britanien wurde dabei wiederholt für den Aufstand in der ölreichen Region verantwortlich gemacht. Alam war sowohl Hofminister als auch Leiter der Pahlavi-Stiftung. Als solcher hat er hochbegabte Studienanwärter - darunter auch den Sohn des Schah Seyyed Ali Kazemi - zum von der Stiftung finanziertes Auslandsstudium verholfen.
Unternehmensgründern wie den Tourismusgesellschaften in Birjand beriet er meist persönlich und unterstützte sie finanziell. Die von seinen Hinterbliebenen veröffentlichten Tagebücher bzw. Dienstmitschriften geben eine eindeutige Perspektive zum Aufstieg und Fall der Pahlavi-Dynastie. In seinen vertraulichen Tagebüchern deckt er die Zeit von 1969 bis 1977 ab. Alam bietet eine Fülle an Informationen über den mächtigen Führer des mittleren Ostens, der Freund und Manipulator der vereinigten Staaten und der Weltölwirtschaft zugleich war. Als der Schah's engster Vertrauter für politische und personelle Angelegenheiten ergänzten seine Tagebücher die iranische Geschichte über die Herrschaft des Schah-en-schahs. In den Tagebüchern zeichnete Alam die Diskussionen internationaler Führer, innerstaatliche Angelegenheiten und Skandalen auf.
Alam diente 9 Jahre lang als Premier und Hofminister.
Einige Interessante Links hierzu:
"Glauben Sie irgendjemand wird uns in Tehran oder sonstwo vermissen?" Der Schah antwortet stutzig "Hmm, möglicherweise nicht allzu sehr". http://66.34.243.131/iran/html/article885.html ("A russian dinner", Author Farhad Sepahbody war Irans letzter Botschafter in Marokko unter der Pahlavi-Dynastie.")
http://www.benadorassociates.com/article/4612 (... und weil beide Premier Amir Abbas Hoveyda und Außenminister Zahedi Alam ablehnten, ist es unwahrscheinlich, dass sie ihn jemals doch über irgendeinen Gegenstand aufgeklärt haben ...)
http://www.fas.harvard.edu/~iohp/pakravan3.html (... Zu der Zeit war Assadollah Alam der Chef der Pahlavi-Foundation. ...)
Veröffentlichungen:
The Shah and I: The Confidential Diary of Iran's Royal Court, 1969-1977 Asadollah Alam - Introduced and edited by Alinaghi Alikhani I.B. Tauris & Co. Ltd. - 1991 ISBN 1-85043-340-2
The Diaries of Assadollah Alam by Assadollah Alam, Alinaghi Alikhani (1992) ISBN: 0936347570
"Iran in the last 3 Centuries" by Alireza Avsati. Published Tehran, 2003. Vol1 ISBN 964-93406-6-1 Vol2 ISBN 964-93406-5-3
Sehenswürdigkeiten
Größte Sehenswürdigkeiten sind:
- Chenshat-Höhle
- Jame-Moschee
- Schrein des Imamzadeh Musa
- Alam-Palast
- Ein alter Fels mit Signaturen der Reisenden aus über 2000 Jahre bis heute
- Über 20 Festungen sowie Stadt-Ruinen der Parthischen Dynastie aus der Zeit 247 B.C.-226 A.D. (wie die Ruinen einer riesigen Stadtzitadelle von Nahbandan)