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Christus und Abbas Menas

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Christus und Abbas Menas

Die Ikone der Freundschaft, auch bekannt unter dem Titel Jesus und sein Freund, oder Christus und Abbas Menas, ist eine koptische Ikone des 8. Jahrhunderts n. Chr.[1] aus Bawit (bei Asyut); das Original befindet sich heute mit der Signatur E 11565 im Louvre.

Die Ikone ist 57 cm × 57 cm groß (2 cm breit) und wurde auf Sykomorenholz gemalt.

Auffindung

Der Ägyptologe Jean Clédat entdeckte im Jahr 1900 die Ruinen des Klosters Bawit. Unter den Funden befand sich auch diese bemerkenswert gut erhaltene Ikone; der genaue Fundort wurde nicht dokumentiert. Ursprünglich war die Ikone wahrscheinlich dazu bestimmt, in eine Nische in der Wand eingesetzt zu werden;[2] es gibt zahlreiche vergleichbare Heiligenikonen, die Wandnischen in ägyptischen Klosterkapellen schmückten. Die gerundeten Gewandfalten sind typisch für die koptische Malerei, während die weißen Lichteffekte auf der Kleidung und vor allem das reich verzierte Evangelienbuch in der Hand Christi byzantinischen Einfluß zeigen.

Es ist die älteste bekannte koptische Ikone. Sie gilt wegen ihrer eleganten und würdevollen Darstellung als ein Meisterwerk der koptischen Kunst im Louvre.[1]

Beschreibung

Dargestellt sind Jesus Christus mit Kreuznimbus und Abt Menas, Vorsteher des Klosters Bawit, mit Heiligenschein, also schon verstorben und als heiliger Beschützer verehrt. Beide stehen strikt frontal dem Betrachter gegenüber. Im Hintergrund ist ein Sonnenuntergang und eine Landschaft mit angedeuteter Vegetation erkennbar. Christus ist in eine Tunika und einen Umhang gekleidet, in der linken Hand hält er das Evangelienbuch, die rechte Hand hat er auf die rechte Schulter des Abbas Menas gelegt. Diese Geste symbolisiert Schutz, zugleich erkennt Christus den Abt damit als seinen Repräsentanten für die Klostergemeinschaft an. Der ergraute Abbas Menas hat eine Schriftrolle in der linken Hand, vielleicht die Klosterregel, während die rechte Hand zu jener Segensgeste erhoben ist, die im Pantokrator-Typos Christus selbst vollzieht.

Wie bei allen Ikonen sind die Dargestellten durch Beischriften identifiziert. Bei Christus steht am rechten Bildrand ΨΩΤΗΡ, eine spätantike Schreibweise von ΣΩΤΗΡ (SOTER), „Erlöser“, sowie oben in der Bildmitte das Christusmonogramm. Bei Abt Menas steht – ungewöhnlicherweise zweimal, nämlich sowohl im hellen, himmlischen als auch im dunklen, irdischen Bereich – ΑΠΑ ΜΗΝΑ ΠΡΟΕΙCΤΟC (APA MENA PROEISTOS), „Vater Menas, Vorsteher“.[3]

Rezeption

Bekannt wurde die Ikone der Freundschaft durch Frère Roger, den Gründer von Taizé. Er sah in der Geste des Umarmens die Freundschaft ausgedrückt, die Jesus Christus jedem Menschen anbiete[4] (Joh 15,15 LUT). Viele Besucher von Taizé brachten Kopien dieser Ikone mit in ihre Heimatgemeinden, so dass sie zu einem Element der christlichen Alltagskultur wurde.

Commons: Christus und Abbas Menas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Réunion des musées nationaux: Louvre, the collections. Mame Imprimeurs, Tours, 1994. ISBN: 2-7118-3009-8. S. 141.
  • Frère Jean-Marc: Ikonen (Hefte aus Taizé, 16)

Einzelnachweise

  1. a b Meurice Cédric: Christ and Abbot Mena. Abgerufen am 23. März 2018.
  2. Louvre, the collections. S. 141.
  3. Kirsten Voss
  4. Frère Jean-Marc: Ikonen. S. 18–19.