Zum Inhalt springen

Hans-Peter Gundermann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. März 2018 um 11:07 Uhr durch 77.189.33.125 (Diskussion) (offensichtliche Urheberrechtsverletzung zu Ungunsten von ZDF info bei youtube). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Hans-Peter Gundermann (* 30. November 1930 in Magdeburg; † 26. Dezember 2016 in Hamburg)[1] war ein deutscher Jurist und Manager.

Leben

Hans-Peter Gundermann, Sohn des Beamten Werner Gundermann und dessen Frau Charlotte, geb. Bohne,[2] wurde in der St.-Johannis-Kirche seiner Geburtsstadt Magdeburg konfirmiert. Er war der Bruder des Mediziners Knut-Olaf Gundermann. 1950 verließ seine Familie das im Krieg und später durch die sowjetischen Besatzer zerstörte Magdeburg in Richtung Westdeutschland.[3] Gundermann absolvierte während seiner juristischen Ausbildung in Deutschland 1952/53 ein Auslandssemester am Harvard College und wurde 1961 an der Universität Hamburg zum Dr. jur. promoviert.

Berufliches Wirken

Ab 1961 war er als Rechtsanwalt in Hamburg tätig. 1966 übernahm er die Rechtsabteilung der Hamburger Mobil Oi AG und wurde im Unternehmen 1972 in den Vorstand berufen. 1974 besuchte er die Harvard Business School.[4]

Im Herbst 1990 übernahm er als Generalbevollmächtigter der Treuhandsparte Energie Verantwortung für 260.000 Mitarbeiter in 200 Großbetrieben und geriet in dieser Funktion in Kritik.[5] Im November 1991 wurde er vom Treuhand-Vorstand wegen Unzufriedenheit über seine Leistungen zunächst beurlaubt und dann gekündigt. Beanstandet wurde zu langsames Vorankommen bei Privatisierungsmaßnahmen, beispielsweise des Tankstellenbetreibers Minol und der Fördergesellschaft Erdöl-Erdgas Gommern, insbesondere aber das Bestreben seiner Abteilung, VNG zu mit einer Satzungsklausel zu privatieren, wonach die Übertragung von VNG-Aktien der Zustimmung des Unternehmens bedurft hätte.[6] Bei der Privatisierung des Berliner VEB Wärmeanlagenbau (WBB) wurde von seiner Abteilung die wirtschaftliche Situation des Betriebs höchst oberflächlich geprüft, die finanzielle Solvenz des erwerbenden Schweizer Unternehmens Chematec über die eigene Lage dort nie.[7] Nach internen Prüfungsberichten soll Gundermann auch beim Verkauf des ehemaligen Petrochemischen Kombinats (PCK) in Schwedt dem Käuferkonsortium besonders günstige Bedingungen eingeräumt haben.[8] Gundermann selbst hielt die Vorwürfe für ungerechtfertigt und sah sich durch die Vorwürfe in seiner Ehre verletzt. Er beschäftigte noch bis 1996 mittels umfangreicher Dienstaufsichtsbeschwerden auch die Trauhand-Nachfolgeorganisation, die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS).[9]

Von 1992 bis 1996 war er bei der Ruhrgas AG als Unternehmensberater tätig.[4]

Sonstiges Engagement

Hans-Peter Gundermann erwarb mit seiner Frau Adelhaid (⚭ 7 Mai 1965 in Hamburg[10]; 1 Tochter, 1 Sohn[11]), genannt „Haidi“, geborene von Waldow und Enkelin des preußischen Generalleutnants Adolf Friedrich Leo Wulf von Waldow, im Jahr 1968 den Bungalow Marienhöhe 45 in der mittlerweile denkmalgeschützten Bewobau-Siedlung Quickborn, die 1962/63 nach den Entwürfen des Architekten Richard Neutra errichtet wurde. Dort lebte er bis zu seinem Tod.[12] Aufgrund der Spaltung der Anwohner nach Ankündigung der Unterstellung durch das Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein im Februar 2005 gründete er 2006 als Befürworter des Denkmalschutzes die Richard-J.-Neutra-Gesellschaft.[13]

Für die Rastauration des Magdeburger Dom nach der Wiedervereinigung sammelte er 17.000 DM an Spendengeldern, 2001 für den Neubau des Südturms seiner Magdeburger Konfirmationskirche St.-Johannis nochmals 10.000 DM.[3]

Tod

Hans-Peter Gundermann starb in Hamburg im Alter von 86 Jahren und hinterließ Frau und Kinder. Die Trauerfeier fand in der Kirchengemeinde Quickborn-Hasloh statt.[14]

Publikationen (Auswahl)

  • Untersuchungen zu der Frage, ob sich aus § 1 STVO das im Straßenverkehr zu beobachtende Verhalten eindeutig bestimmen läßt und diese Vorschrift in Verbindung mit § 49 StVO dem Grundsatz 'Nullum crimen sine lege' entspricht. Diss., Hamburg, Rechtswissenschaftliche Fakultät, Universität Hamburg, 14. September 1961.
  • Die Neuordnung der Energiewirtschaft in den fünf östlichen Bundesländern und ihre Probleme. In: Wolfgang Harms (Hrsg.): Neuordnung der Energiewirtschaft in den ostdeutschen Ländern. Aufbau der Stromwirtschaft, Umbau der Gaswirtschaft, Stellung der Kommunen. Vorträge und Diskussionen des Energierechts-Gesprächs am 21. März 1991. Heymann, Köln; Berlin; Bonn; München 1991, S. 3–26. ISBN 978-3-452-22170-4
  • Das Unwort des Jahres 2003: „Tätervolk“. In: Deutschland-Journal – Jahresausgabe 2004. SWG, 1994. (pdf)
  • Gedanken zu Deutschland. Veröffentlichungen aus den Jahren 1988 bis 2010. Books on Demand, Norderstedt 2010. ISBN 978-3-842-33903-3
  • Die Rechtsunsicherheit im Straßenverkehr. Ihre Grundlage und die Möglichkeiten ihrer Beseitigung. Eine Erwiderung auf die Vorschläge von Wimmer, Bockelmann und Booß zur Neuordnung des Straßenverkehrsrechtes. Landesverkehrswacht Hamburg, Books on Demand, Norderstedt 2013. ISBN 978-3-842-33903-3

Einzelnachweise

  1. Dr.iur.hans-Peter Gundermann : Traueranzeige : Frankfurter Allgemeine Zeitung. In: lebenswege.faz.net. Abgerufen am 13. Januar 2017.
  2. Gundermann, Hans-Peter. In: Who’s Who in Germany R. Oldenbourg Verlag, 1992, S. 624.
  3. a b Hans-Peter Gundermanns gutes Beispiel. Hamburger Abendblatt, 21. Februar 2001.
  4. a b Lebenslauf des Autors. In: Hans-Peter Gundermann: Das Unwort des Jahres 2003: „Tätervolk“. In: Deutschland-Journal – Jahresausgabe 2004. SWG, 1994, S. 10.
  5. Beutezug Ost. Ein Film von Herbert Klar und Ulrich Stoll, erstausgestrahlt im ZDF-Magazin Frontal21 am 14. September 2010
  6. Wieder Ärger in der Treuhand. In: Der Spiegel, 48/1991, 25. November 1991.
  7. Affären. Disketten für Waigel. Der Spiegel 50/1997, 8. Dezember 1997.
  8. Treuhand entläßt Generalbevollmächtigten. Neues Deutschland, 23. November 1991.
  9. Michael Jürgs: Die Treuhändler. Wie Helden und Halunken die DDR verkauften. Droemer Knaur, München 1998, ISBN 3-426-77253-1
  10. Genealogisches Handbuch des Adels. C.A. Starke, 2005, S. 464. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  11. Hans Peter Gundermann. Geneanet.com.
  12. Marc-Oliver Rehrmann: Ein amerikanischer Traum in Quickborn. NDR, 10, September 2016.
  13. Arne Kolarczyk: Neutra-Gesellschaft gegründet. Hamburger Abendblatt, 19. Mai 2006.
  14. Beerdigungen. Das Fenster – Gemeindebrief der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Quickborn-Hasloh. Ausg. 1/2017, März-Mai 2017, S. 39.