Zum Inhalt springen

Luzifer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Juni 2006 um 15:40 Uhr durch Justizia (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Sturz des Satan - Illustration von Gustave Doré, 1865

Luzifer ist der lateinische Name des Morgensterns (Venus) und zugleich das lateinische Adjektiv für „lichtbringend“. Lucifer bedeutet Lichtbringer aus dem Lateinischen von lux (Licht) und ferre (bringen). Im Lauf der Zeit wurde dieser Begriff zum Namen des Teufels. Abgeleitet ist er vom sakralen Titel Lucifer (In der römisch-lateinischen Liturgie stand er ursprünglich für Jesus als Lichtbringer).

Luzifer in der römischen Mythologie

In der römischen Mythologie wurde Luzifer als poetische Bezeichnung für den Morgenstern, also den Planeten Venus verwendet. Es handelt sie hierbei um die wörtliche Übersetzung der griechischen Begriffe „Phosphorus“ („Lichtbringer“) bzw. „Eosphorus“ („Bringer der Morgenröte“), die etwa in Homers Odyssee oder Hesiods Theogonie auftauchen.

Dementsprechend wurde er bald auch zur mythologischen Gestalt. Als seine Mutter wird Aurora (griechisch Eos), die Göttin der Morgenröte, angesehen, als Vater u.a. Astraios oder Kephalos. Zu Luzifers Kindern werden Ceyx (von der Nymphe Philonis), Philammon (von Kleobios) sowie Stilbe und Daidalion gerechnet.

Sehr häufig wird Luzifer auch mit der Göttin Venus in Verbindung gebracht. Nach dem Vergil-Kommentar Servius habe Venus den Aeneas in Gestalt des Morgensterns nach Laurentium geführt. Hygis berichtet indes im 2. Buch seiner „De Astronomia“ von einem Wettstreit der Liebesgöttin mit Luzifer, wer von beiden schöner sei. Wieder andere Autoren wie etwa Claudian gehen von einer Liebesbeziehung aus.

Luzifers Aufgabe ist es primär, den neuen Tag heranzuführen. Bei Ovid und Tibull reist er– ähnlich wie Helios’ Sohn Phaeton - im Sonnenwagen über den Himmel. Verbreitet ist auch die Vorstellung, er sei zu Pferde unterwegs – wobei dieses bisweilen entsprechend der Tageszeit die Farbe wechselt (Euripides, Ovid, Statius). Vergil und, an ihn anknüpfend, Ausonius lassen Luzifer als Begleiter des Sonnengottes Sol aus dem Meer steigen. Erst im 6. Jahrhundert nach Christus taucht bei Johannes von Gaza die Idee eines fackeltragenden Luzifers auf, wobei der Prometheus-Mythos Pate gestanden haben dürfte.

Als literarische Belege seien exemplarisch genannt:

  • Vergil Aeneis II,801: „Und schon führt Luzifer hinter dem Gipfel des Ida den Tag herauf.“
  • Vergil, Georgica III, 324-5: “Lasst uns bei Luzifers Aufstieg zu den kühlen Weiden eilen, solange der Tag neu ist und das Gras im Tau steht.”
  • Ovid, Metamorphosen: „Aurora stieß in der Morgenröte ihre purpurnen Tore auf und öffnete ihre rosengefüllten Hallen; die Sterne zogen davon, unter Führung Luzifers, der als letzter verschwand.“
  • Ovid, Amores I, VI, 65: „Und schon schirrt der taubereifte Luzifer seinen Wagen, jagt ihn mit Macht auf leidenschaftlichen Flügeln“
  • Tibull, Elegien I,9,62: „Häufig führen sie jene dem Bacchus auf Gastmählern zu, während Luzifers Wagen den Tagesanbruch verkündet.”
  • Statius, Thebaiden 2,134: “Und so vertrieb Aurora, sich von Mygdonischen Ruhestatt erhebend, die kühlen Schatten vom Himmelszelt, strich sich die Tautropfen aus dem Haar und errötete in den purpurnen Strahlen der Sonne. Durch Wolken reicht ihr der rosenfarbene Luzifer sein letztes Feuer, und auf langsamem Rosse entschwindet eine fremde Welt. Auf dass die Glut den ganzen Sonnenkreis erfülle, versagt er der Schwester, den Strahlen zu wehren.“
  • Lukan, De Bello Civile, X 434: „Luzifer blickte von den Klippen des Casius herab und schickte den Tag ins Ägypterland, wie auch die wärmende Sonne.“
  • Claudian, De Raptu Proserpinae, II 119: „(Cytherea/Venus): So geht, Schwestern, (…) solange mein Luzifer auf taunassem Rosse die gelben Äcker befeuchtet“

Luzifer in der Bibel

Der Begriff Luzifer kommt in den kanonischen Texten der Bibel nicht vor. Es werden aber dennoch einige wenige Bibelstellen verwendet, um diese Legende mit der Bibel in Zusammenhang bringen zu können:

König von Tyrus

Der König von Tyrus (heute Sur/Libanon) in Ezechiel 28,11-19 soll ein Bild dafür sein. Der eingebildete König („hochgewölbt wurde dein Herz infolge deiner Schönheit“ V.17), entwickeltet sich von einem makellos wandelnden Cherub zu einem, dem viele Verfehlungen (V. 18) angelastet wurden. Gott konnte ihn nicht mehr mit diesem Amt betrauen, er wurde "entheiligt" (V.18) und öffentlich verbrannt (V.18) - die Völker „entsetzten sich über ihn“ (V. 19). Den hier beschriebenen Cherub mit Luzifer in Zusammenhang zu bringen, ist reine Spekulation. Es handelt sich bei diesem „Cherub“ um eine prophetisch verwendete Metapher für den König von Tyrus.

Bei Jesaja 14, 1-20 findet sich ein Hinweis auf den König von Babel. Vers 14 sagt „Wie bist du gefallen vom Himmel! Heule du Sohn des Frührots! Abgehauen wardst du, zur Erde, du Besieger aller Nationen“, womit man den Fall Satans beschrieben sehen will. Plausibler ist, es handelt sich um eine auf den König von Babel bezogene Sprachfigur (wie „aus allen Wolken fallen“). Satan wird darüberhinaus nirgends als König von Babel bezeichnet.

Gefallener Engel

Luzifer soll ein Engel gewesen sein, der von Gott am meisten geliebt wurde, da er der erste und schönste aller Engel war. Er sollte das Licht und die Weisheit auf die Erde und zu den Menschen bringen. Doch als Gott den Menschen schuf und seinen Engeln gebot, dass sie den Menschen als Schöpfung Gottes ehren sollten, lehnte sich Luzifer auf. Er sah nicht ein, wieso er, der er der schönste aller Engel war, eine Schöpfung wie den Menschen ehren sollte, da der Mensch an sich unter den Engeln steht. Sein Hochmut brachte ihn so weit, dass er sich selbst mit Gott gleich stellen und seinen Thron besetzen wollte. (Jesaja 14, 13: „Du aber gedachtest in deinem Herzen: «Ich will in den Himmel steigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen, ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung im fernsten Norden. Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten.»“) Wobei sich dieser Text allerdings auf den König von Babylonien bezieht.

Dieser Hochmut war es angeblich, der Gott erzürnte und der Luzifer schließlich zu Fall brachte. Hinweise darauf, dass Satan einst ein Engel war, findet man in Ezechiel (Gottes Botschaft an den Fürsten von Tyrus) 28, 12: "...Du warst das Abbild der Vollkommenheit, voller Weisheit und über die Maßen schön. In Eden warst du, im Garten Gottes, geschmückt mit Edelsteinen jeder Art, mit Sarder, Topas, Diamant, Türkis, Onyx, Jaspis, Saphir, Malachit, Smaragd. Von Gold war die Arbeit deiner Ohrringe und des Perlenschmucks, den du trugst; am Tag, als du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet. Du warst ein glänzender, schirmender Cherub, und auf den heiligen Berg hatte ich dich gesetzt; ein Gott warst du und wandeltest inmitten der feurigen Steine. Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tage an, als du geschaffen wurdest, bis an dir Missetat gefunden wurde. Durch deinen großen Handel wurdest du voll Frevels und hast dich versündigt. Da verstieß ich dich vom Berge Gottes und tilgte dich, du schirmender Cherub, hinweg aus der Mitte der feurigen Steine. Weil sich dein Herz erhob, daß du so schön warst, und du deine Weisheit verdorben hast in all deinem Glanz, darum habe ich dich zu Boden gestürzt und ein Schauspiel aus dir gemacht vor den Königen. Weil du mit deiner großen Missetat durch unrechten Handel dein Heiligtum entweiht hast, darum habe ich ein Feuer aus dir hervorbrechen lassen, das dich verzehrte und zu Asche gemacht hat auf der Erde vor aller Augen."

Es kam zu einem Krieg im Himmel, wobei Luzifer und sein Gefolge gegen Michael und die anderen Engel kämpften. (Offenbarung des Johannes 12, 7: "Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel, und sie siegten nicht, und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel. Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen.")

Ebenso heißt es, dass ein Drittel aller Engel sich Luzifer in diesem Kampf angeschlossen hatten (Offenbarung des Johannes 12, 3: "Und es erschien ein anderes Zeichen am Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Häuptern sieben Kronen, und sein Schwanz fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde.")

Bei diesem Krieg kam es dazu, dass Luzifer von Michael gestürzt wurde (Höllensturz), wobei es Michael war, der diesem abtrünnigen Engel die Namen Schlange und Widersacher ( hebr. שטן „Sin-Teth-Nun“ Satan ) gab. Die letzten Worte, die der Satan vor seinem Sturz hörte, sollen „Wer ist wie Gott?“ gewesen sein, wobei auch der Name „Michael“ hebr. „Wer ist wie Gott“ bedeutet.

Seitdem wurde Luzifer zum Satan bzw. Teufel und stellt den Gegenpol zu Jahwe und Jesus dar.