Zum Inhalt springen

Georg Schrimpf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Juni 2006 um 13:52 Uhr durch Matt314 (Diskussion | Beiträge) (Bild leider noch nicht gemeinfrei). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Georg Schrimpf (* 13. Februar 1889 in München; † 19. April 1938 in Berlin) war ein deutscher Maler und Grafiker. Er zählt zu den bedeutendsten Vertretern der Kunstrichtung Neue Sachlichkeit.

Biografie

Georg Schrimpf begann schon als Kind begeistert zu zeichnen, seine Lieblingsmotive waren Indianer. Die künstlerische Neigung fand im Elternhaus kein Verständnis, schon gar nicht eine Förderung. Der Stiefvater drängte das Kind 1902 zu einer Zuckerbäckerlehre in Passau. Georg schloss sie 1905 ab und ging sofort auf Wanderschaft. Sie führte ihn durch viele deutsche Städte, auch durch Belgien und Frankreich. Sein Geld verdiente er als Kellner, Kohlenschaufler und Bäcker.

1913 freundete er sich mit dem Schriftsteller Oskar Maria Graf an. Mit ihm zog er durch die Schweiz und Oberitalien. Einige Monate verbrachten die beiden in einer Anarchistenkolonie in Ascona/Tessin. Es entstand eine lebenslange tiefe Freundschaft. Von O. M. Graf stammen die ersten Würdigungen der künstlerischen Tätigkeit Schrimpfs.

1915 übersiedelte Schrimpf nach Berlin. Sein Leben fristete er zunächst als Arbeiter in einer Schokoladenfabrik. Aber er fing jetzt intensiv zu malen an. Schon seine ersten Ölbilder wurden ausgestellt (Sturm 1916) und fanden große Beachtung. Mit Holzschnitten wurde er Mitarbeiter der Zeitschriften "Die Aktion" und "Der Sturm".

1917 heiratete er die Malerin und Grafikern Maria Uhden, mit der ihn auch künstlerisch viel verband. Noch im selben Jahr zog das Paar nach München. Maria Uhden starb im August 1918 an den Folgen der Geburt ihres Sohnes Markus. 1920 stellte Schrimpf zum ersten Mal bei der Neuen Sezession im Glaspalast München aus. Ein Jahr später wurde er Mitglied dieser Gruppe. Sie sagte ihm besonders zu, denn hier fühlte er sich nicht in eine bestimmte Richtung gedrängt.

1933 wurde er als ausserordentlicher Professor an die Staatliche Hochschule für Kunsterziehung in Berlin-Schöneberg berufen. Seine Lehrtätigkeit endete im September 1937 auf Anordnung von Bernhard Rust, dem Preußischen Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung. Als Gründe wurden genannt, dass Schrimpf von Januar bis April 1919 der Kommunistischen Partei und 1925/26 ein Jahr lang der KPD-nahen Roten Hilfe angehört hatte.

1995 gab die Deutsche Bundespost zu Ehren Schrimpfs eine Zwei-Mark-Sonderbriefmarke heraus.


Werk

Schrimpf war Autodidakt. Er zeichnete von Kindheit an wie besessen, aus dem Kopf und nach Vorlagen, und kopierte Bilder, die ihm besonders gefielen. 1913, nach seiner Rückkehr aus Ascona, besuchte er in München eine Malschule - ganze acht Tage lang. Seine Selbstzweifel waren so stark, dass er seine Arbeiten vor fremden Augen versteckte. Ausser vor seinem Freund, dem Schriftsteller Oskar Maria Graf (wie Schrimpf ehemaliger Bäckergeselle). Der sandte einige Blätter nach Berlin zur "Aktion". Sie wurden sofort angenommen. Schrimpf war überrascht, dass andere an seiner Arbeit überhaupt Interesse finden konnten. Jetzt begann seine künstlerische Laufbahn.

Schrimpf arbeitet vor allem mit Kohle, Kreide, Öl und Holzschnitt. Sein Werk zeichnet sich durch klare Umrisslinien und zarte Farbgebung aus. Von jedem Bild geht eine ungeheure Ruhe aus - gerade im Gegensatz zu Schrimpfs rastlosem Wanderleben. Seine Motive sind vor allem Frauen und Landschaften. Er malt Frauen vor dem Spiegel, Frauen am Fenster, Frauen, die voll Erwartung in die Weite schauen. Seine Landschaften sind menschenleer, pure Natur (berühmt: die Osterseen).

Die künstlerischen Strömungen seiner Zeit scheinen Schrimpf nicht berührt zu haben. Es gibt bei ihm keine Gesellschaftskritik, keine Tagespolitik, kein aufregendes Großstadtleben, keine Sozialprobleme. Auch darin offenbart sich eine merkwürdige Ambivalenz seiner Persönlichkeit. Denn Schrimpf hatte sich früh mit linkem Gedankengut nicht nur beschäftigt, sondern angefreundet. Er war ein Jahr lang Mitglied der SPD. Als er Reden von Erich Mühsam hörte, war er so beeindruckt, dass er sich dessen Gruppe "Tat" anschloss. Er sympathisierte immer mit "Revoluzzern". Aber in seinem Werk schuf er eine Gegenwelt, eine Welt, wie er sie sich wohl als Ziel einer gelungenen Revolution erträumte.

Literatur

  • Georg Schrimpf, Eine Reise um die Welt in 16 Bildern. Curt Steinitz Verlag, München o. J
  • Oskar Maria Graf, Ua-Pua! Indianer-Dichtungen. Mit 30 Kreidezeichnungen von Georg Schrimpf. Franz Ludwig Habbel Verlag, Regensburg 1921
  • Georg Schrimpf. Einleitung von Matthias Pförtner. Rembrandt Verlag, Berlin 1940
  • Georg Schrimpf und Maria Uhden. Leben und Werk. Von Karl-Ludwig Hofmann und Christmut Praeger. Charlottenpresse Frölich & Kaufmann, Berlin 1985