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Wohnwagen

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Ein Wohnwagen (auch: Caravan) ist ein Anhänger für Kraftfahrzeuge, in dem sich eine Wohnungseinrichtung befindet. Sie gehören zu den am häufigsten genutzten Ferienunterkünften.

Wesentlicher Unterschied zu den Wohnmobilen (Reisemobilen) ist das Fehlen eines eigenen Antriebs. Nachteil ist die Geschwindigkeitsbegrenzung für Gespanne, die so zumindest für kleinere Wohnmobile (unter 3,5 t) nicht gilt; Vorteil ist,dass das Auto nach dem Abstellen des Wohnwagens für Ausflüge zur Verfügung steht, ohne den ganzen Hausstand mitnehmen zu müssen. Seit ca. Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts gelten Wohnmobile aber als schicker und Wohnwagen als eher spießig. Im Jahre 2005 wurden in Deutschland erstmals mehr Wohn-/Reisemobile als Caravans neu zugelassen.

Wohnwagen

Geschichte

Der Wohnwagen wurde von einem Vertreter namens Arist Dethleffs (* 1908; † 14.Februar 1996) erfunden, der es leid war, während seiner Reisen in Hotels o. ä. zu wohnen bzw. seine Familie auf Reisen mitnehmen wollte. Er gründete die Firma Dethleffs, die heute noch Wohnwagen herstellt.

Typen

Wohnwagen gibt es in verschiedenen Grundversionen:

  • als Zeltklapp-Wohnwagen, der eigentlich ein in einem Anhänger verstecktes Zelt ist (Beispiel: Faltmeister),
  • als Klapp-Wohnwagen, der immerhin feste Seitenwände hat, aber während der Fahrt die Benutzung des Innenspiegels im Zugfahrzeug ermöglicht (Beispiel: die Wagen der französischen Fa. Esterel),
  • als Wohnwagen mit Hubdach, der für die Dauer der Fahrt eine etwas geringere Höhe hat als im Wohnbetrieb (Beispiel: Eriba Touring-Serie),
  • als gewöhnlicher Wohnwagen, dessen Wände feststehen.

Tatsächlich spielen die ersten zwei Kategorien eine sehr kleine Rolle. Hubdach-Wohnwagen werden immerhin von einigen Firmen angeboten, aber mindestens 90 Prozent aller Wohnwagen fallen in die letzte Gruppe der gewöhnlichen Wohnwagen.

Bei den gewöhnlichen Wohnwagen wird unterschieden in

  • Mini-Wohnwagen, die es eigentlich nur deshalb gibt, weil manche Autos nur geringe maximale Anhängelasten haben,
  • Touring- oder Reisewohnwagen, die häufigste Variante und in
  • Luxus-Wohnwagen, die nur von großen Pkw oder von Geländewagen gezogen werden können. Von Wohnwagen zu unterscheiden sind Mobilheime, die nur mit Hilfe von Traktoren oder auf Tiefladern von LKW bewegt werden und sich für die Reise nicht eignen.

Aufbau und Ausstattung

Der Aufbau besteht oft aus einem Rahmen, der außen mit Aluminiumblech und innen mit einer Kunststoff- oder Holzverkleidung beplankt ist, während dazwischen mit Kunststoffschaum (oft Polystyrol) isoliert wird. Gewöhnliche Wandstärke ist 30 bis 40 mm, bei teureren Modellen bis zu 50 mm. Der Rahmen besteht in wenigen Fällen aus Metall, in den meisten Fällen aus Holz. Einige wenige Wohnwagen haben eine Hülle aus Polyester (GFK), die leichter repariert werden kann und nicht verrottet.

US-Amerikanischer Wohnwagen

Auch Reisewohnwagen werden - zumindest außerhalb der eigentlichen Urlaubszeit - oft als Wochenendunterkunft im sogenannten Dauercamping benutzt.

Typische Reisewohnwagen haben eine Aufbaulänge von bis zu 4,50 m und eine Breite von 2,10 m oder 2,30 m und bieten je nach Innenausstattung bis zu 6 Schlafplätze, wobei dann 2 Plätze meistens nur für Kinder zu benutzen sind. Üblich sind 2 bis 4 Schlafplätze. Oft sind die Schlafplätze tagsüber umbaubar zu Sitzgruppen - je nach Größe zu sogenannten Gegensitzgruppen (man sitzt sich gegenüber) oder U-Sitzgruppen (man sitzt an 3 Seiten um den Tisch herum). Große Luxuswohnwagen können bis zu 8 m lang und 2,50 m breit sein.

Gelegentlich gibt es auch zwei fest eingebaute Betten in Wohnwagen, so dass das ständige Umbauen zwischen Bett und Sitzgruppe entfällt. Dabei ist natürlich nur eine geringere Anzahl Personen unterzubringen, meistens nur zwei.

Übliche Ausstattung (außer bei sehr kleinen Wohnwagen) ist heutzutage ein Küchenblock mit einem 2- oder 3-flammigen Gaskocher, einem Kühlschrank (ca. 70 l und damit halb so groß wie ein Tischkühlschrank zu Hause) und einer kleinen Spüle. Besonderheit des Kühlschranks ist die Möglichkeit, ihn mit 230 Volt Wechselstrom, mit 12 Volt Gleichstrom oder Campinggas (95 % Propan und 5 % Butan) betreiben zu können. Im Gasflaschenkasten (früher Deichselkasten) können bei kleinen, nicht wintertauglichen Wohnwagen zwei 5-kg-, bei anderen zwei 11-kg-Gasflaschen untergebracht werden.

Die Wasserversorgung geschieht mit Kanistern (entnehmbar) oder Tanks (fest eingebaut) mit einer Kapazität von 20 bis 70 l, das Abwasser wird (im Gegensatz zu Reisemobilen) nicht in einem Tank gesammelt, sondern fließt in einen untergestellten Eimer, Kanister oder - besser - geschlossene Abwasserbehälter. Auf luxuriösen Campingplätzen werden Frisch- und Abwasser fest angeschlossen, sehr selten auch Gas. Vom Vorratsbehälter zum Wasserhahn muss das Wasser gepumpt werden, weil es kein Gefälle zum Wasserhahn hin gibt. Das geschieht mit einer 12-Volt-Pumpe, weshalb für den 230-Volt-Betrieb ein Netzteil notwendig ist. Die Wasserhähne haben einen Kontakt, der die Pumpe beim Öffnen automatisch einschaltet. Früher gab es Fußschalter hierfür, auf die man bei der Wasserentnahme treten musste.

Häufig anzutreffen ist auch eine Nasszelle mit Waschbecken, oft auch mit Toilette. Hierbei ist die Firma Thetford führend. Hilfreich ist eine sogenannte Serviceklappe, über die der Abwassertank mit den Fäkalien (Schwarzwassertank) von außen entsorgt und auch Frischwasser nachgefüllt werden kann. Eine Duscheinrichtung gibt es in gut ausgestatteten Wohnwagen, mindestens aber haben neue Modelle eine Duschtasse als Nasszellenboden, so dass Wasserspritzer nicht den Wagenboden aufweichen können. Zur Duscheinrichtung ist meist auch eine Warmwasserversorgung vorhanden, die elektrisch betrieben werden kann, oder aber durch die Warmluft der Gasheizung (s. u.) das Wasser erwärmt.

Fast alle Wohnwagen haben eine Gasheizung, wobei hier die Firma Truma führend ist. Für Wintercamping benötigt man eine Warmluft-Verteilanlage, damit eine gleichmäßige Temperatur herrscht. Ebenfalls sind sogenannte Winterrückenlehnen notwendig; hierbei handelt es sich um Abstandhalter zwischen den Polstern der Sitzgruppen und der Außenwände, um diesen Bereich zu hinterlüften, um Schwitzwasserbildung zu vermeiden. Besonders für Wintercamping ausgerüstete Wohnwagen haben teilweise auch eine Fußbodenheizung, manchmal auch mit einem Warmwasserkreislauf.

Man muss sich immer vorstellen, welchen Temperaturschwankungen der Wohnwagen beim Wintercamping ausgesetzt ist: Beim Wohnen angenehme 18-20 °C, beim Fahren (dabei sollte die Heizung abgeschaltet sein) sinkt die Temperatur auf die Außentemperatur ab - vielleicht auf -20 °C. Bei Ankunft wird dann gleich wieder aufgeheizt.

Hilfreich für das Wintercamping ist eine automatische Umschaltung von der ersten auf die zweite Gasflasche, damit die Heizung nicht mitten in der Nacht wegen Gasmangels verlischt.

Die Fahrgestelle der meisten Wohnwagen stammen von der Firma AL-KO (Alois Kober) oder BPW (Bergische Achsen). Fast alle Modelle sind gebremst, d. h. mit einer sogenannten Auflaufbremse ausgestattet. Wird der Pkw gebremst, schiebt der Wohnwagen von hinten. Durch den Druck der Deichsel auf die Kugelstange der Anhängerkupplung werden die Bremsen des Wohnwagens betätigt. Dies sind übrigens immer Trommelbremsen, weil sich Scheibenbremsen auf diese Weise nicht mit ausreichend hoher Kraft betätigen lassen.

Die meisten Camper verwenden ein Vorzelt vor dem Wohnwagen. Dadurch wird die Nutzfläche stark vergrößert, die Mobilität aber eingeschränkt. Das Vorzelt wird als Windfang bzw. Wetterschutz, zum Abstellen von Gegenständen und insbesondere zum Trocknen von Kleidung verwendet, da es im Innenraum an Platz mangelt (z. B. um nasse Kleidung zu trocknen). Beim Dauercamping stehen dort oft ganze Küchen- und Wohnzimmereinrichtungen.

Die neuesten Modelle werden jährlich u.a. auf dem "Caravan-Salon" in Düsseldorf vorgestellt.

Rechtliches

Verbindung vom Wohnwagen zum Auto, Modell mit Schlingerdämpfer

Bei Verwendung eines Wohnwagens mit einem Pkw ist immer die zulässige Anhängelast des Pkw (siehe Kraftfahrzeugschein unter Ziffern 28/29) zu beachten, ggf. auch die zulässige Gesamtmasse des Gespanns. Dabei zählt die tatsächliche Masse des Anhängers, nicht seine zulässige Gesamtmasse (früher zulässiges Gesamtgewicht). Es empfiehlt sich, die erlaubten Grenzen nicht vollständig auszureizen und zusätzliche Hilfen wie Anti-Schlinger-Kupplungen zu verwenden, die von den Firmen AL-KO, Winterhoff und Westfalia angeboten werden.

Für Wohnwagen gilt - wie für andere Anhänger auch - in Deutschland eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 km/h. Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, kann eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden. Diese sind:

  1. Zugfahrzeug muss mit Antiblockiersystem (ABS) ausgerüstet sein.
  2. Die zulässige Gesamtmasse des Zugfahrzeugs darf nicht größer als 3,5 t sein.
  3. Der Wohnwagen muss hydraulische Stossdämpfer haben.
  4. Die zulässige Gesamtmasse des Wohnwagens darf maximal 80 Prozent der Leermasse des Zugfahrzeugs betragen. Das Masseverhältnis darf 1:1 betragen, wenn der Wohnwagen mit einer Stabilisierungseinrichtung ausgerüstet ist.
  5. Die Reifen des Caravans müssen jünger als 6 Jahre sein und mindestens der Geschwindigkeitskategorie L (=120 km/h) entsprechen.
  6. Die Stützlast der Kombination ist an der größtmöglichen Stützlast des Zugfahrzeugs oder des Anhängers zu orientieren, wobei als Obergrenze der jeweils kleinere Wert gilt.

Seit Oktober 2005 gilt eine neue Regelung:

  1. Die zulässige Gesamtmasse des Caravans darf die Leermasse des Zugfahrzeugs nicht übersteigen (Faktor 1,0). Zusätzlich muss:
  2. der Anhänger mit einer Stabilisierungseinrichtung gemäß ISO 11555-1 der Fassung vom 1. Juli 2003 ausgestattet sein.
  3. oder mit anderen technischen Einrichtungen, zu denen ein Gutachten (ABE oder Betriebserlaubnis) vorliegt, das einen sicheren Betrieb der Kombination bis 120 km/h bestätigt.
  4. oder das Zugfahrzeug mit einem speziellen elektronischen, fahrdynamischen Stabilitäts-System für Anhängerbetrieb ausgestattet ist, über das eine Bestätigung des Herstellers vorliegt und das in den Fahrzeugpapieren eingetragen ist.


Die Neuregelung der Tempo 100-Verordnung für Caravan-Kombinationen ermöglicht es rund 80 Prozent der Caravan-Besitzer, auf Autobahnen und autobahnähnlichen Straßen Tempo 100 zu fahren. Die neue Verordnung ist seit 22. Oktober 2005 rechtskräftig und zunächst bis zum 31. Dezember 2010 befristet. Die wichtigsten Neuerungen zur bisherigen Tempo 100-Regelung sind der höhere Massenfaktor zwischen Zugfahrzeug und Anhänger und der Wegfall der sogenannten "Hochzeit", also der Bindung der Tempo-100 Regelung an ein bestimmtes Gespann. Ein freier Tausch zwischen Fahrzeug und Anhänger ist so unter Einhaltung der genannten Bedingungen erstmals möglich. Zudem darf der Quotient aus zul. Gesamtgewicht des Wohnwagens und Leergewicht des Zugfahrzeuges nun den Wert 1 (bisher 0,8) annehmen.

Marken, Hersteller und Typen

Zirkuswohnwagen

Siehe auch:

Camping, Zelt, Wohnmobil, Ferien, Bordspannungssteckdose, Wohnbus, Bauwagen