Marktwirtschaft
Marktwirtschaft ist eine Organisationsform der arbeitsteiligen Wirtschaft, bei der sich Interessierte ("Marktteilnehmer") aus eigenem Interesse zu Märkten zusammen finden, um dort ihre jeweiligen Güter auszutauschen. Die Preisfindung soll dabei mehr oder weniger frei sein.
Die Idee ist:
- Es gibt viele verschiedene Güter, die jeweils wiederum von vielen verschiedenen Produzenten hergestellt werden.
- Es werden immer die "besten" (bezüglich Preis, Qualtität, etc.) Güter von den Nachfragern erworben.
- Daraus ergibt sich eine Bevorteilung der Hersteller von Gütern hoher Güte, eine Benachteiligung der Hersteller von Gütern minderer Güte.
- Daraus ergibt sich Wettbewerb unter den Herstellern, jeweils das beste anzubieten und eigene Produkte weiter zu entwickeln.
- Daraus ergibt sich Wohlstand für alle, die Leistung erbringen.
Im Allgemeinen ist diese Idee in den realen Fällen, von denen gesagt, es würde dort Marktwirtschaft vorliegen, nur sehr unzureichend umgesetzt.
Beispielsweise darf es keine Monopole geben, besonders nicht auf nicht vermehrbare Güter wie Boden. Auch muss es adäquate Tauschmittel geben, damit die Güter untereinander effizient getauscht werden können.
Selbst wenn diese Eigenschaften erfüllt sind, liefert die Marktwirtschaft nur ein Optimum für Leistungserbringer. Wer nicht genügend Leistung erbringen kann
- weil er etwa alt, krank, zu jung oder behindert ist oder
- weil er keine Bildung hat,
den lässt die "pure" Marktwirtschaft ohne Einkommen.
Marktwirtschaft ist nicht zu verwechseln mit Kapitalismus. Marktwirtschaft kann ohne Kapitalismus existieren.
Formen der Marktwirtschaft
Freie Marktwirtschaft
Die freie Marktwirtschaft existiert in ihrer reinen Form nur in der Theorie. In der Praxis ist sie immer mit anderen Wirtschaftsformen mehr oder weniger verwoben.
Soziale Marktwirtschaft
Die Soziale Marktwirtschaf ist ein in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts von Konrad Adenauer als Alternative zum damals von der Mehrheit der Mitglieder der CDU, insbesondere aber zu dem von der SPD geforderten Sozialismus, propagierten Begriff für die Wirtschaftsform der Bundesrepublik Deutschland.
Geistige Väter waren Alfred Müller-Armack und der erste Bundeswirtschaftsminister Ludwig Ehrhard. Während Armack eher der "Denker" war, musste Ehrhard innerhalb und außerhalb seiner eigenen Partei, der CDU, jahrelang für die Umsetzung der Idee einer nicht staatlich gelenkten Allokation von Waren und Dienstleistungen kämpfen - obwohl anfangs längst nicht alle Preise auf einmal freigegeben worden sind. Ehrhard hat die Idee der Marktwirtschaft insbesondere in seinem Werk 'Wohlstand für alle' propagiert.
Das Adjektiv "sozial" wurde und wird unterschiedlich interpretiert: Erhard ging - ganz im Sinne von Adam Smith und den Nationalökonomen des 19. Jahrhunderts - davon aus,
dass Marktwirtschaft immer sozial wäre, da eigennütziges Handeln des Einzelnen zur Steigerung des Gemeinwohls führe; 'soziale Marktwirtschaft' wäre demnach ein Pleonasmus.
Adenauer hat aus politischen Gründen den Begriff 'freie Marktwirtschaft' zugunsten des Begriffs 'soziale Marktwirtschaft' fallen gelassen und die Instrumente der Umverteilung (Steuerprogression, Sozialversicherungssystem, Sozialhilfe, sozialer Wohnungsbau) als Argumente für das 'Soziale' in der bundesdeutschen Wirtschaftsform benutzt. Damit sollte die damals weit verbreitete Forderung nach Einführung einer - angeblich sozialeren - Wirtschaftsform wie der Zentralverwaltungswirtschaft (ugs. irreführend auch Planwirtschaft analog zur DDR) entkräftet werden.
Kritik am Begriff der 'sozialen' Marktwirtschaft übte von nicht-sozialistischer Seite insbesondere Friedrich A. Hayek, der insbesondere im Begriff 'sozialer Rechtsstaat' einen Widerspruch in sich sah.
Während die Wirtschaftsform der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland inzwischen weitgehend unumstritten ist, bestehen gravierende Unterschiede in der Auslegung von Begriff und Zielsetzung einer so benannten Wirtschaftsform. Insbesondere der alte Streit zwischen Monetaristen und Keynesianern bricht in Wellen von einigen Jahren immer wieder auf und findet seinen Niederschlag auch in der Berufung oder Nichtberufung von Wirtschaftswissenschaftlern zu den sog. Wirtschaftsweisen. Ein modernes Beispiel für solchen Streit sind die keynesianisch begründeten Publikationen und öffentlichen Auftritte des ehemaligen Bundesfinanzministers Oskar Lafontaine.
Die wesentlichen Problemfelder der Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland (Arbeitslosigkeit, Rentensysteme, Gesundheitswesen) sind jedoch allesamt nicht bzw. kaum marktwirtschaftlich, sondern überwiegend zentralverwaltungswirtschaftlich organisiert. Insofern stellt sich die Frage, ob die oft beklagte 'Krise der Marktwirtschaft' nicht eine Krise wegen Nicht-Umsetzung marktwirtschaftlicher Allokationsmechanismen in wichtigen Bereichen der Volkswirtschaft erleben.
Geschichte
Im Mittelhochdeutschen heißt das unfruchtbare Vieh Galt (die Galtalm war das erste Portemonnaie). Es war das erste Zahlungsmittel; daraus entstand der Begriff des Geltens. Auch das nächste Zahlungsmittel - Gold - wurde danach benannt; später gab es den Begriff des Geldes. Ähnliche Beispiele gibt es auch in anderen Sprachen: (?) ... Adam Smith prägte das Bild von der "unsichtbaren Hand des Marktes", die aus den egoistischen Handlungen des Einzelnen automatisch das Beste für den allgemeinen Wohlstand macht.
siehe auch: Liberalismus, Neoliberalismus, soziale Marktwirtschaft
Literatur
- Ehrhard, Ludwig: Wohlstand für alle.
- Müller-Armack, Alfred: Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft.
- Hayek, Friedrich A.: Freiburger Studien.
- Pospisek, Merlin: Der neue Markt
Siehe auch: Marktpreis