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Handtasche

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Handtasche mit dem so genannten „Nova Check“-Muster der Firma Burberry. Diese Form - kleiner Griff, quasi quadratischer Taschenkörper - ist eine sogenannte 'tote bag'

Handtaschen sind Mode-Accessoires mit praktischem Hintergrund. Viele Frauen mögen und können nicht auf ihre Handtasche verzichten, während Männer selten Handtaschen benutzen. Handtaschen dienen der Aufbewahrung und dem Transport von für die Trägerin unverzichtbaren Kleingegenständen wie Geldbörse, Taschentücher, Kosmetika, Ausweise, Mobiltelefon, Agenda usw.

Für Herren gibt es - wenn auch immer weniger - Herrenhandtaschen.

Geschichte

18. bis 19. Jahrhundert

Handtaschen - wie sie heute bekannt sind - stammen aus dem 18. Jahrhundert, als die Kleidermode dazu überging, für Damen der höheren Bevölkerungsschichten immer raffinierter Kleider zu entwickeln, bei denen eingenähte Taschen den optischen Gesamteindruck ruiniert hätten. Vorher trugen Frauen ihre Habseligkeiten in Taschen, die in die Röcke eingenäht waren oder in einem am Gürtel befestigten Beutel. Die ersten Handtaschen waren sehr klein und konnten höchstens ein Taschentuch oder die oft benötigte Riechsalzflasche fassen. Der erste „Klassiker“ war der so genannte Pompadour, ein - meist aus Seide genähter - Beutel ohne festen Boden, der sich oben mit zwei Schnüren schließen ließ, die dann als Griff oder Schulterriemen dienten.

Richtig in Mode kamen Handtaschen erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als die französischen Modeschöpfer Accessoires als Modebestandteil entdeckten. Von nun an wurden Handtaschen in allen Größen, Ausführungen und Materialien entworfen, und auf die Bedürfnisse der Trägerin zugeschnitten. Die damaligen Handtaschen waren einfach mit einem Griff versehen oder konnten am Gürtel der Trägerin befestigt werden. Als ersten „Design-Klassiker“ kann man die Gobelin-Taschen bezeichnen, also Behältnisse aus schweren, dunklen Wollstoffen, die kunstvoll bestickt waren.

20. Jahrhundert

Im Laufe der 1930er Jahre wurden Umhängetaschen entwickelt, die es der Trägerin erlaubten, ihre Hände frei zu lassen.

In der 1950er Jahren wurden Taschen aus den neuentwickelten Kunststoffen Nylon und PVC modern.

beschlagnahmte Krokodilleder - Handtaschen

In den 1970er und 1980er Jahren begannen viele Modeschöpfer, neben ihren Prêt-à-porter-Kollektionen auch Handtaschen zu kreieren. Bei Joop, Jil Sander oder Bogner kann diese Entwicklung beobachtet werden. Es gibt neben den Modekollektionen auch immer wieder Handtaschenkollektionen.

Seit dem Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen von 1976 dürfen Handtaschen und andere Lederwaren offiziell nicht mehr aus Schlangen- oder Krokodilleder gefertigt werden. Um dennoch beim Finish der Handtasche die Optik eines Reptilleders zu erzielen, wurden bei der Lederherstellung Prägemethoden entwickelt, die die Oberfläche von Rindsleder wie eine Krokoprägung aussehen lassen. Das Artenschutzabkommen wird immer wieder gebrochen und man kann noch heute Handtaschen aus dem entsprechenden Leder erwerben, die nachweislich nach 1976 entstanden. Gut erhaltene Produkte aus Schlangen- und Krokodilleder, die vor 1976 entstanden, erzielen heute auf Auktionen u. U. Preise bis zu 100.000 Dollar.

Berühmte Häuser und Marken

Der Beginn der Handtasche als Modebestandteil ist auch der Beginn der Firmengeschichte vieler berühmter Häuser, die zum Teil noch heute existieren.

Frankreich und Italien

In Frankreich waren und sind die berühmten Häuser vor allem Hermès und Louis Vuitton. Aus Italien stammen die traditionellen Häuser Prada, Gucci, Fendi und Furla, die seit Beginn ihrer Firmengeschichte Handtaschen und Lederwaren von höchster handwerklicher Qualität herstellen.

Großbritannien

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts existiert die Firma Burberry (siehe Foto), die mit ihrem berühmten "Nova Check"-Muster (zum ersten Mal 1920 vorgestellt) die britische Mode prägt. Daneben existiert seit 1970 das Haus Mulberry, das sich neben Burberry im Hochpreissektor etablieren konnte. Der Stil der Taschen von Burberry und Mulberry ist ähnlich. Ganz anders gerieren sich die Lederwaren, die seit 1989 von der Designerin Lulu Guinness kreiert werden; verspielte Formen (ein Modell sieht aus wie eine Vase, in der Rosen stecken), gewagte Farben (das klassische "Hahnentrittmuster" nicht im sonst üblichen Schwarzweiß sondern in Neonfarben) und ausgefallene Materialien- und Materialmischungen (Applikationen aus Kieselsteinen auf Lackleder). Lederwaren von Lulu Guinness sind wegen ihrer Extravaganz und Exklusivität sehr teuer.

Deutschland

In Deutschland genossen Taschen und Lederwaren von Mädler, Goldpfeil und Aigner höchstes Prestige. In den 1980er Jahren kam es zum Aufstieg (und Fall) der Firma MCM mit Sitz in München. Der Geschäftsmann Michael Cromer gründete die Firma (ursprünglich gedacht für Cromers Frau), die Lederwaren mit dem berühmten, symmetrischen Flügel- und Schleifen-Signet herstellte. Das Signet diente auch als Design der Taschen. Kurzzeitig genossen Handtaschen von MCM Kultstatus. Heute gibt es als bedeutende deutsche Firma, die Taschen und Lederwaren in alle Welt exportiert, nur noch das Haus Bree aus Hamburg (gegründet 1971). Goldpfeil unterhält nur noch wenige Läden in Deutschland. Für den Massenkonsum stellt die Firma Picard (gegründet 1928) Handtaschen und Lederwaren her, die dann in Kaufhäusern und im Versandhandel verkauft werden. Alle drei Monate bringt Picard eine neue Kollektion heraus, wobei das Design der Taschen fast jede Frau anspricht. Taschen von Picard sind qualitativ hochwertig und dabei aber für jedermann erschwinglich. Die meisten Modelle kosten weniger als 100,00 Euro. Im Hochpreissegment macht seit 2001 die Designerin Kiki Haupt von sich reden, die in ihrer Design-Werkstatt in München exklusive Handtaschen mit sehr eigenwilligen Motiven entwirft (aufgenähte Engelsköpfe, aufgestickte Möpse, Feen mit Zauberstäben etc.). Handtaschen von Kiki Haupt werden nur in Designer-Läden verkauft. Keine Tasche kostet weniger als 450,00 Euro.

Fälschungen, Imitationen, Raubkopien

Da das Markenbewusstsein heute bei vielen Frauen so groß wie nie zuvor ist, besteht natürlich auch bei der Auswahl von Handtaschen das Bedürfnis, „eine echte XY“ zu tragen. Durch populäre und einflussreiche Fernsehserien wie Sex and the City oder Ally McBeal (in denen oftmals Handtaschen im Handlungsablauf eine tragende Rolle spielen) wird diese Kauflust noch mehr angeheizt. Da die wenigsten „Durchschnittsfrauen“ sich jedoch die Handtasche eines Original-Labels leisten können, hat in den letzten Jahren der „Fake-Boom“ immer stärker zugenommen. Internet-Auktionshäuser wie eBay oder sell.com sind eine wahre Fundgrube für gefälschte Handtaschen. (Merke: wenn eine als „echt und ungetragen“ angepriesene Kelly Bag bei ebay mit dem Ausgangsgebot von 1,99 Euro eingestellt wird, ist das mit hundertprozentiger Sicherheit keine Ware, die jemals das Haus Hermès von Innen gesehen hat.) Manchen Fälschungen sieht man schon vom Weitem an, dass sie nie und nimmer ein Original sein können; manche Fälschungen sind so täuschend echt, dass nur Kenner sie als eine solche identifizieren können. Man sollte sich beim Kauf einer guten Fälschung aber nicht zu sicher sein, ein „Schnäppchen“ zu machen. Gute Fälschungen haben durchaus ihren Preis.

Originale Handtaschen werden grundsätzlich mit einem Staubbeutel und ausschließlich im Fachhandel verkauft. Fehlt beim Kauf schon der Staubbeutel, ist Vorsicht geboten. Viele Häuser versuchen, sich vor Raubkopien zu schützen, indem sie Blindstempel verwenden, verdeckte Stickereien (wie zum Beispiel das Haus Kate Spade) anbringen lassen oder komplizierte Nummerncodes in das Leder einprägen (bei Burberry, Mulberry, Mandarina Duck). Louis Vuitton versucht, durch das komplizierte Muster der Taschen (vor allem bei der "Cherry Blossom"-Kollektion im Jahr 2003) den Fälschern das Leben schwerzumachen.

Siehe auch

Literatur

  • Valerie Steele, Laird Borelli: Handtaschen. DuMont-Verlag, Ostfildern 2001, ISBN 3770185226
  • Annette C. Anton: Das Handtaschenbuch. Eichborn Verlag, Frankfurt/Main 2003, ISBN 3-821-839-937
  • Emma Bowd Emma: Heißgeliebte Taschen. Artea Verlag, München 2004, ISBN 3-933-861-586
  • Kathryn Eisman: Verrückt nach Handtaschen. Kabel Verlag, München 2004, ISBN 3-822-506-583
  • Anna Johnson, Eri Morita: Handbags: The Power of the Purse, Workman Publishing, London 2002. ISBN 0-761-123-776
  • Ellen Goldstein-Lynch (et al.): Making Handbags: Retro, Chic, Luxurious. Rockport Publishers, New York 2002, ISBN 1-564-968-499