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St. Ursula (München)

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Die Pfarrkirche St. Ursula befindet sich im Münchner Stadtteil Schwabing.

Geschichte von Pfarrei und Kirche

Die kleine Pfarrkirche St. Ursula an der Biedersteiner Straße (heute St. Sylvester) war für das kleine Dorf Schwabing ausgelegt. Als Schwabing im 10. Jh immer mehr anwuchs, erwies sie sich bald als klein, erwies sich nun als zu klein. Erste Erweiterungspläne wurden zugunsten eines Neubaus an anderen Stelle Neubau verworfen.

Der Entwurf für die neue Kirche an der Kaiserstraße von August Thiersch sah eine Basilika mit zentralem Campanile im Zentrum, die beiderseits von symmetrischen Bauten flankiert werden sollte. Von den ursprünglich geplanten beiden Bauten, die die Basilika symmetrisch flankieren sollten, wurde nur das Pfarrhaus im Osten realisiert.


1894 wurde der Grundstein zur Kirche gelegt. Nach dreijähriger Bauzeit fand am 10. Oktober 1897 die Weihe statt. Neben der hl. Ursula wurde der Bau auch dem hl. Nikolaus von Myra geweiht, denn der Neubau war zugleich Nachfolger der im 19. Jahrhundert profanierten, 1908 abgerissenen Nicolaikapelle.

1944 wurde die Farbverglasung der Kirche zerstört, der Bau blieb jedoch erhalten. 1956 und 1977-1980 fanden Restaurierungen statt. In den kommenden Jahren werden weitere umfangreiche Renovierungsmaßnahmen nötig, da die Außenhaut der Kirche (Ziegelmauerwerk und Sandsteinpartien) stark geschädigt ist.

Von der großen Pfarrei St. Ursula wurden im 20. Jahrhundert die Gemeinden St. Sylvester (1921), St. Sebastian (1931) und Maria vom Guten Rat (1958) abgetrennt.

Architektur der Kirche

Die nach Norden ausgerichtete Kirche liegt in der Achse der Friedrichstraße, so daß ihre Hauptfassade mit der sie überragenden Vierungskuppel und dem seitlich stehenden Campanile als „Dom von Schwabing“ weithin sichtbar ist.

Die Kirche ist eine dreischiffige Basilika mit Querhaus, Vierung und Staffelchor. Die Schiffe des Langhauses, die ihre Helligkeit durch schlichte Rundbogenfenster empfangen, werden von rundbogigen Säulenarkaden getrennt. Die heute zurückhaltende Farbigkeit aus gelblichem Sandstein, weiß verputzter Wand und der braun-goldenen Kassettendecke muß ursprünglich lebendiger gewirkt haben, als die Fenster noch farbiges Glas enthielten.

In Querhaus und Chor ist die architektonische Ausstattung bereichert: Über der quadratischen Vierung erhebt sich eine belichtete Tambourkuppel; Querhausarme, Chorseitenkapellen und Vorchorjoch sind mit Halbtonnen überwölbt, die mit stukkierten, farbig abgesetzten und vergoldeten Kassetten ausgesetzt sind. Die Säulenordnung des Langhauses setzt sich in Form von flachen Pilastern mit Fries und Gebälk in Querhaus und Chor fort. Das Chorhaupt betont eine halbrunde Apsis, deren Kalotte u.a. kreuzförmige Kassetten mit Engelsfiguren zeigt.

Die guten Proportionen der Bauteile und die feingliedrige Bildhauerarbeit der Sandsteinpartien geht auf die intensive Beschäftigung des Architekten mit der Florentiner Frührenaissance, insbesondere auf seine Auseinandersetzung mit der Kirche S. Spirito, zurück. Schwabing erhielt damit einen repräsentativen Kirchenbau, der den Anspruch auf eine idealtypisch „gute Form“ vertrat.

Die unmittelbar nach Fertigstellung der Kirche entstandenen Teile der Ausstattung sind stilistisch ebenso wie die Architektur an der Florentiner Frührenaissance orientiert. Dies wird besonders deutlich an den Majolikareliefs des Münchner Akademieprofessors Balthasar Schmitt (1858-1942), die sich an Arbeiten aus der Werkstatt der Familia della Robbia (15.-16. Jahrhundert) anlehnen.