Polyamorie
Polyamorie – von griech. πολύς (polys) (=viel) und lat. amor (=Liebe) – ist die Praxis, mehr als eine liebevolle Beziehung zur gleichen Zeit zu haben, mit vollem Wissen und Einverständnis aller beteiligten Partner.
Die angestrebten Beziehungen sind langfristig und vertrauensvoll angelegt und schließen normalerweise (aber nicht unbedingt) Verliebtheit und Sexualität mit ein. Menschen, die solche Beziehungen führen, werden als „polyamor“ oder „polyamorös“ bezeichnet. Die seit den 1960er Jahren entstandene polyamore Subkultur bezeichnet weiterhin auch ein Erfahrungs- und Kommunikationsnetz von Menschen, die die Idee von nicht-ausschließlichen Beziehungen fördern wollen, und bereit sind, in solchen Beziehungen zu leben, und sich hierin gegenseitig unterstützen.
Politisch stellt die polyamore Subkultur die Vorstellung, dass Zweierbeziehungen die einzig erstrebenswerte oder mögliche Form des Zusammenlebens darstellen (Mono-Normativität) in Frage, und bejaht, dass ein Mensch mit mehreren anderen Personen zur gleichen Zeit Liebesbeziehungen haben kann.
Zusammenfassung
Polyamorie ist ein Wort, das 1990 "erfunden" und seit 1992 in elektronischen Foren popularisiert wurde. Es handelt sich um einen Sammelbegriff, der alle einvernehmlichen und auf voller Informiertheit beruhenden langfristigen intimen Beziehungen mehrerer Personen beschreibt. Die zugehörige Subkultur hat Wurzeln in der "Free Love" Bewegung seit Mitte des 19. Jahrhunderts, grenzt sich allerdings von, in den 1960ger Jahren entwickelten, auf Sexualität eingeschränkten Fassungen des Begriffs "Freie Liebe" ab.
Polyamorie definiert sich über die emotionale Seite von Liebesbeziehungen; Ihr liegt die Idee zugrunde, daß Liebe, auch solche romantischer Färbung, nichts ist, das auf einzelne Personen eingeschränkt werden müsse. Polyamore Beziehungen erfordern erheblich mehr Aufmerksamkeit, Energie, und und Kommunikation als ausschließliche Beziehungen, und bieten den Beteiligten weniger Sicherheiten, haben für die Menschen, die sie führen, jedoch ausgleichende Vorteile. Eifersucht stellt eine Herausforderung dar, die durch Mut, Verständnis und Vertrauen der Partner, und Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit ihr gemeistert werden kann. Polyamore Beziehungen haben viele mögliche Konstellationen mit spezifischen Bezeichnungen, zum Beispiel bezeichnet "Triade" eine Liebesbeziehung zwischen drei Personen.
Es existiert eine polyamore Subkultur, die sich zu einem großen Teil über elektronische Foren austauscht und gegenseitig unterstützt. Zum Teil hat sie spezielle Begriffe entwickelt, wie "frubbelig" für den Zustand des Empfindens des Gegensatzes zu Eifersucht. Polyamore Menschen haben auch Kinder, und es werden bei ihnen keine Nachteile einer polyamoren Lebensform beobachtet. Die polyamore Subkultur schätzt als Werte Treue im Sinn von Verbindlichkeit, Ehrlichkeit, Respekt, gleichberechtigte Kommunikation und Verhandlung, und Hingabe. Diese Werte beruhen auf kollektiven Präferenzen sowie Erfahrungen, welche Verhaltensweisen erfüllte und dauerhafte Beziehungen fördern. Als politische Strömung betrachtet Polyamorie die verschiedenen Lebensformen als gleichberechtigt; eine gesetzliche Regelung von Beziehungsformen wird nicht angestrebt. Wiewohl das Wort "Polyamory" oder gleichwertige Begriffe vor 1960 nicht existierten, haben zahlreiche Einzelpersonen vorher polyamore Ideale praktiziert, wie zum Beispiel Bertrand Russell oder Amelia Earhart.
Terminologie
Wie „Automobil“ ist Polyamorie (sehr oft in der englischen Form geschrieben als Polyamory) eine moderne Wortschöpfung und ein hybrides Wort: „poly“ ist Griechisch für „viele“ und „amor“ ist Lateinisch für „Liebe“. Das Wort wurde unabhängig von mehreren Personen kreiert, darunter Morning Glory Zell-Ravenheart, die in dem Artikel „Ein Blumenstrauß von Geliebten“ (engl. „A Bouquet of Lovers“) (1990) die Popularisierung des Wortes "poly-amorous" anregte, und Jennifer Wesp, welche 1992 die Usenet-Newsgroup alt.polyamory gründete. Ein gelegentlicher Gebrauch des Wortes wurde jedoch seit den 1960er Jahren berichtet, und auch außerhalb polygamer Kulturen existierten derartige Beziehungen lange bevor der Name geprägt wurde. Als ein Beispiel aus den 1920er Jahren kann man William Moulton Marston nennen.
1999 wurde Morning Glory Zell-Ravenheart vom Herausgeber des Oxford English Dictionary um eine Definition des Wortes gebeten (das jedoch nicht ins Wörterbuch aufgenommen wurde). Diese lautete:
- „Die Praxis, der Zustand, oder die Fähigkeit, mehr als eine liebevolle sexuelle Beziehung zur gleichen Zeit zu führen, mit vollem Wissen und Einverständnis der beteiligten Partner.“
Diese Definition ist inklusiv gedacht, und in diesem Zusammenhang beabsichtigt sie insbesondere nicht, „Swingen“ völlig auszuschließen, sofern Menschen, die dies praktizieren, sich selbst diesem Begriff zuordnen möchten. Viele Swinger haben enge Beziehungen mit Sexualpartnern, als beste Freunde und als Beziehungspartner. Viele Menschen sowohl in den Subkulturen der Swinger als auch von Polyamorie sehen beide Praktiken als ergänzende Teile einer Sichtweise an, die den offenen Umgang mit Nähe, Vertrautheit und Sexualität erlaubt und unterstützt. Die beiden essentiellen Zutaten des Konzepts „Polyamorie“ sind „mehr als ein“ und „liebevoll“. Das bedeutet, dass die Menschen in solchen Beziehungen eine liebevolle Gefühlsbindung haben sollten, in vielfältiger Weise in ihrem Leben in Beziehung stehen, und für ihr gegenseitiges Wohlergehen sorgen. Nach dieser Definition meint Polyamorie also nicht die Ausübung von Sexualität als reine Freizeitbeschäftigung, Orgien, heimliches Fremdgehen, „One-night Stands“, Prostitution, serielle Monogamie, oder die gängige Definition von Swingen als Partnertausch im anonymen Rahmen.
Vertreter der Queer Theory sowie Sex Radicals weisen jedoch auf die Gefahr hin, dass solche Definitionen neue Ausschließlichkeiten schaffen, zum Beispiel in einer Abwertung eines Teilens von Sexualität um ihrer selbst willen. Es wird angeführt, dass in vielen Teilen der Queer Community sexuelle Beziehungen auch ohne eine Legitimation durch Liebe als etwas Positives angesehen würden, da Sexualität grundsätzlich nichts Schlechtes sei (siehe Klesse in Merrit, Bührmann, und Schefzig, 2005).
Im deutschsprachigen Raum wird statt „Polyamorie“ bisher in der Mehrzahl der Fälle die englische Schreibweise „Polyamory“ vorgezogen. Gelegentlich findet auch das französische Wort „Polyamour“ Verwendung. Als Adjektiv wird „polyamor“ (mit Betonung auf der letzten Silbe) oder auch „polyamourös“ verwendet. Wortzusammensetzungen werden bevorzugt mit „poly-“ gebildet, zum Beispiel: „Ein poly-freundlicher Freundeskreis“.
Zu unterscheiden von Polyamorie ist der Begriff der Polygamie oder Vielehe. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass Polyamorie nicht an gesellschaftliche Institutionen und Normen wie die Einehe oder Vielehe gebunden ist und die Wahlfreiheit der Beteiligten betont; Insbesondere müssen sie nicht miteinander verheiratet sein. Dementsprechend müsste sehr eng gefaßt die Befürwortung der ausschließlichen „Eins-zu-Eins“ Liebesbeziehung als „Monoamorie“ bezeichnet werden, statt als „Monogamie“. Zu selbstbestimmten und frei gewählten Eins-zu-Eins Beziehungen sieht sich Polyamorie aber nicht als im Gegensatz stehend, sie sind aus dieser Sicht betrachtet eine von „vielen Weisen, zu lieben“. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die Unterscheidung zwischen Polyamorie und Polygamie jedoch oft vernachlässigt.
Begriffsabgrenzung zwischen Polyamorie und „Freie Liebe“
Der Begriff „Freie Liebe“ wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Beschreibung einer sozialen Bewegung geprägt, die staatliche und kirchliche Einmischung in persönlichen Beziehungen zurückwies (siehe englischen Eintrag zu Free Love). Diese Idee hat eine lange Tradition, die bis auf die christlichen Gemeinschaften der Adamiten und Dissenter zurückgeht. In den 1960er Jahren (sexuelle Revolution) wurde die "freie Liebe" popularisiert und teilweise als neue Norm vertreten ("wer zweimal mit demselben pennt, gehört schon zum Establishment"). Ziel war das Aufbrechen sexueller Normen und Schaffen neuer Beziehungsformen (s.a. Kommune II). Dabei gab es autoritäre und sektiererische Auswüchse, die mit der Aktionsanalytischen Organisation Otto Muehls, die auch AAO oder Zentrum für Emotionale Gestaltung genannt wurde, ein Extrem erreichten. Ob heute Kommunen, die aus diesen Organisationen hervorgingen, wie beispielsweise das ZEGG, noch von derartigen Strukturen beeinflusst sind, wird kontrovers bewertet (siehe Diskussionsseite).
Inzwischen hat sich ein weitgehend anerkannter Maßstab herausgebildet, um Polyamorie vom alten, häufig normativ gebrauchten Begriff der „Freien Liebe“, wie er in den 1970er Jahren verstanden wurde, abzugrenzen. Polyamore Beziehungen benötigen grundsätzlich das Einvernehmen aller Beteiligten; der sexuellen Selbstbestimmung wird höchste Priorität eingeräumt. Das setzt voraus, dass alle Beteiligten ausreichend informiert sind. Monogame Beziehungensformen werden als gleichwertige Entscheidung behandelt. Außerdem wird dem Umgang mit Emotionen, wie Eifersucht, eine weitaus größere Beachtung geschenkt als dies in den 1970ern der Fall war.
Allgemeines
Menschen, die sich als polyamor oder polyamorös bezeichnen haben, haben die Bereitschaft, Liebesbeziehungen und enge Freundschaften mit mehreren Menschen zu führen, da für sie diese Beziehungsform ein Ideal darstellt. Sie stellen die Vorstellung in Frage, dass die Zweierbeziehung oder Ehe die einzige erstrebenswerte Form des Zusammenlebens sei. Die Liebe ist nach ihrer Auffassung kein endliches oder limitiertes Gut, das immer nur für die Liebe zu einer einzigen Person ausreicht, sondern gegenüber mehreren Menschen in einer ganz individuellen Ausprägung in Erscheinung treten kann (West, 1996; Anapol, 1997, Merrit, Bührmann, Schefzig, 2005).
Polyamorie definiert sich dabei über die emotionale Seite der Liebesbeziehungen. Es steht also nicht das Erleben von Sexualität im Mittelpunkt, das allerdings – wie in jeder Liebesbeziehung – durchaus eine wesentliche Rolle spielen kann und darf. Als Bedingungen für polyamouröse Beziehungen werden vielfach größtmögliche Ehrlichkeit zwischen den Beteiligten und gegenseitiges Einverständnis genannt. Deshalb gibt es im Konzept der Polyamorie keine zu verheimlichenden Liebhaberinnen und Liebhaber. Den Menschen, die man mag, solle mit dem sich aus dem individuellen Verhältnis erwachsenden Maß an Zuneigung und Intimität begegnet werden können. Es brauche nicht geleugnet zu werden, falls man für mehr als einen Menschen Gefühle empfindet. Eifersucht und Verlustängste treten auch bei Menschen, die diese Beziehungsform gewählt haben, oft auf und bräuchten ebenfalls nicht geleugnet zu werden. Eifersucht stellt in der Tat bei langfristig bestehenden Beziehungen oft die bedeutendste Hürde dar. Es solle jedoch vermieden werden, dass diese Gefühle das Handeln bestimmen, da sie sonst zerstörerisch auf Beziehungen wirken könnten.
Da Polyamory im Gegensatz zur Monogamie keinen Ausschließlichkeitsanspruch gegenüber dem Partner erhebe, bestünde keine Notwendigkeit Beziehungen zu beenden, wenn der Partner parallel weitere Beziehungen unterhält. Akute Verliebtheit, in englischsprachigen Foren auch "New Relationship Energy" (NRE) genannt, wird jedoch trotz der schönen Gefühle manchmal als mit Vorsicht zu genießender Zustand gesehen. Sie mache es schwerer, die Bedürfnisse aller Partner auszugleichen und berge die Gefahr von emotional geprägten Entscheidungen, deren Konsequenzen langfristig bedauert würden.
Polyamore oder polyamouröse Beziehungen können im ungünstigen Fall einen erheblichen emotionalen Stress bedeuten, falls es Konflikte zwischen den Partnern gibt oder Eifersuchtsgefühle aufkommen. Das nötige Abgrenzungsvermögen sowie die Aufrichtigkeit und Selbstkenntnis, die solche Situationen verlangen, bringen nicht alle Personen auf, die mit nichtmonogamen Beziehungen experimentieren. Ob polyamore Beziehungen zwischen Menschen, die mit dieser Lebensform keine Erfahrungen haben, Bestand haben, lässt sich kaum voraussagen. Deswegen wird großer Wert darauf gelegt, dass die Beteiligten an einer solchen Beziehung diese bewusst und freiwillig wählen. Zusätzliche Beziehungen haben zudem die Tendenz, Unsicherheiten und ungeklärte Konflikte in einer Partnerschaft ans Licht zu bringen, auch wenn diese schon lange besteht. Um sich z.B. vor einem Ausspannen von Partnern, oder Beziehungskonflikten in ungünstigen Lebensphasen wie der Stillzeit eines Kindes, zu schützen, handeln die Beteiligten in langfristigen Partnerschaften häufig vorher ein gegenseitiges, im Umfang begrenztes Vetorecht in Bezug auf neue Beziehungen aus.
Die Orientierung zu Mehrfachbeziehungen wird von manchen polyamorösen Menschen als bewusste Wahl betrachtet; die Mehrzahl betrachtet ihre Präferenz jedoch als Folge ihrer individuellen „Verdrahtung“ (Easton und Liszt, 1997). Viele Menschen, die in Mehrfachbeziehungen leben, hätten immer wieder die Erfahrung gemacht, dass monogame Beziehungen für sie nicht funktionieren oder sie darin nicht glücklich werden. Dies werde aber nicht zum Anlass genommen, Monogamie als individuelle Wahl abzuwerten. Hinterfragt werde jedoch die Monogamie als gesellschaftliche Norm (Heteronormativität bzw. Mononormativität) und die nach Überzeugung polyamor-denkender Menschen oft damit verbundene Doppelmoral.
Als Grund, der gegen ein Eingehen polyamorer Beziehungen sprechen kann, nennen viele polyamoröse Menschen, dass oftmals viel mehr „Beziehungsarbeit“ geleistet werden müsse, was manchmal einen erheblichen Aufwand an Zeit und Energie erfordere. Außerdem müsse auf subjektive oder reale Sicherheiten verzichtet werden. Dies werde aber für Individuen, die diese Beziehungsform wollen, durch Authentizität, persönliches Wachstum sowie Selbstentfaltung weit mehr als ausgeglichen. Hinzu komme die Erfahrung von Vielfalt und Lebendigkeit, von Freude am Glück der Geliebten mit ihren anderen Partnern, die Solidarität und Unterstützung in einer erweiterten Lebensgemeinschaft, sowie ähnliche Aspekte. Manche begründen ihre Wahl auch mit ihrer Erfahrung, dass sie in solchen Beziehungen wesentlich glücklicher seien (Anapol, 1997).
Umgang mit Eifersucht
Eifersucht, manchmal "das grünäugige Monster" genannt, gilt als das wohl größte Hindernis in polyamoren Beziehungen. Ihre Meisterung bietet jedoch auch Chancen der persönlichen Entwicklung, so daß sie gleichermaßen als "Torhüter" beschrieben wurde (Anapol, 1997). Die Intensität der Empfindung ist von Person zu Person verschieden, und es gibt polyamore Menschen, denen sie ganz fehlt.
Analog zum Spruch "Courage ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Feststellung, daß etwas anderes wichtiger ist als Angst", ist jedoch in polyamoren Beziehungen weniger die Abwesenheit von Eifersucht wichtig, als die Bereitschaft zur Begegnung mit ihr. Auch bei Menschen, die normalerweise kaum eifersüchtig sind, kann sie unerwartet eine hohe Intensität erreichen und körperlichem Schmerz ähneln, wenn sich beispielsweise die langjährige Lebenspartnerin mit einer neuen Liebe trifft. Andererseits kann Eifersucht auch lange verdrängt werden und unerkannt bleiben. auch wenn ihre Vermeidung einen erheblichen Teil des Denkens und Handelns bestimmt. Da in der monogamen Kultur Eifersucht oft "wie die Pest" gemieden wird, kann andererseits bei manchen Menschen auch Angst vor Eifersucht die größere Schwierigkeit darstellen als die Eifersucht selber.
Polymore Menschen bschreiben Eifersucht oft als eine Mischung aus verschiedenen Gefühlen und Gedanken, wie Wut, die Kontrolle über den Partner zu verlieren; Angst, seine Liebe zu verlieren, verlassen zu werden, oder unwichtig zu werden; Scham über eine empfundene Abwertung; Trauer über verlorene Gewissheiten; und ähnliche (siehe Anapol, 1997). Oft überlagern sich verschiedene Gefühle. Eifersucht gilt in der Polyamorie zumeist weder als ein Zeichen von Liebe, noch als Betrug oder Charakterschwäche, wenn auch besitzergreifendes Denken von polyamoren Personen oft nicht toleriert wird. Idealerweise würde der Partner einer eifersüchtigen Person diese liebevoll, akzeptierend und begleitend behandeln, ähnlich wie jemand mit der Trauer eines Freundes umgeht, der eine nahestehende Person verloren hat, oder der Angst eines Kindes, welches sich nicht sofort traut, schwimmen zu lernen. Doch eine solche begleitende Haltung und 'Aushalten' intensiver Gefühle muß selbst oft erst erlernt werden.
Grundlegend für einen Umgang mit Eifersucht ist, daß jeder Mensch selber für seine eigenen Gefühle und Gedanken verantwortlich ist, wie auch für den Umgang mit seinen Erfahrungen und Konditionierungen, wie dies Marshall B. Rosenberg (2004) beschreibt. Ein Verschweigen von potenziell eifersuchtsauslösenden Situationen wäre dagegen grenzüberschreitend und längerfristig zerstörerisch für eine gute Beziehung. Andererseits liegt es durchaus in der Hand des oder der Partner, bestimmte Auslöser zu vermeiden. Dies kann zum Beispiel den Umgang mit Gegenständen oder Ritualen bedeuten, die einen Symbolwert für Beständigkeit und Stellenwert der als "bedroht" erlebte Beziehung haben.
Es haben sich verschiedene Strategien zum Umgang mit Eifersucht bewährt. Eine ist, die Angst oder Eifersucht auslösenden Situationen zu hinterfragen, sich konkrete Szenarien vorzustellen, und ihre Realität und Irrealität zu vergegenwärtigen. Da Eifersucht, wie alle Gefühle, auch eine positive Schutzfunktion haben kann, kann es durchaus vorkommen, daß bestimmte Befürchtungen auf reale Schwierigkeiten in der Beziehung hinweisen, und mit dem Partner besprochen und geklärt werden sollten. Hier zeigt sich erneut die Wichtigkeit von guter Kommunikation und Ehrlichkeit, die den Aufbau eines dauerhaften Vertrauens in die Stabilität der Beziehung ermöglichen.
Ein Ansatz, die oben beschriebenen Mischungen von Gefühlen zu klären ist, bildlich gesprochen, die "Zwiebel" Eifersucht zu schälen, und die Gefühle und Gedanken jeder Schicht aufmerksam zu untersuchen (Wendy-o-Matik, 2003).
Easton und Liszt (1997) empfohlen die Haltung, die graduelle Konfrontation mit der Eifersucht zu suchen und dem "grünäugigen Monster" bildlich gesprochen "in die Augen zu schauen", sie bewußt wahrzunehmen und ihr nicht auszuweichen. Ähnlich wie es nicht liebevoll und auch nicht effektiv ist, ein Kind, welches nicht schwimmen kann, zum Zweck des Schwimmenlernens ins Wasser zu werfen, sollte hier die Eifersucht erlebende Person in einer Beziehung das Tempo bestimmen dürfen, nicht diejenige, die einen neuen Partner hat. Bei akuten Anfällen von starker Eifersucht wird verstärkte Selbstfürsorge und Prinzipien der Körperarbeit wie bewußtes und systematisches Atmen vorgeschlagen. Auch alle Praktiken, welche Achtsamkeit und mentale Präsenz im "Hier und Jetzt" fördern, stellen eine gute Übung dar, die durch Eifersucht ausgelösten Gedanken zu beruhigen.
(Insbesondere zu psychologischen Erklärungsansätzen und Eifersucht als kulturellem Phönomen siehe auch den Hauptartikel "Eifersucht")
Formen, Benennungen und Beziehungskonstellationen
Die gelebten und praktizierten Formen von Polyamory können viele verschiedene Formen annehmen, da jede einzelne Beziehung einzigartig ist und sich von anderen unterscheiden kann. Es gibt verschiedene Bezeichnungen für diese Beziehungsstrukturen, wobei diese jedoch oft nicht einheitlich verwendet werden.
Manchmal gibt es eine Hauptbeziehung (engl. „primary relationship“ oder Partnerschaft) zwischen zwei (oder mehr) Partnern, die zusammen leben, wobei aber jeder der Partner nebenher noch weniger intensive oder enge Liebschaften oder Geliebte (engl. „secondary relationships“) hat. Zusätzlich können noch „tertiary ralationships“ hinzukommen, zum Beispiel erweiterte, Sexualität beinhaltende Freundschaften („Friends with benefits, intimate friendships“) mit Personen, welche oft weiter weg wohnen. Ein Teil der Menschen, die Polyamorie praktizieren, lehnt aber das Konzept einer Hierarchie von Beziehungspartnern ab, da es den individuellen Personen nicht gerecht werden könne. Andere stellen auch die Dichotomie, mit Menschen entweder in einer Beziehung oder in keiner Beziehung zu sein, in Frage.
Liegt der Schwerpunkt auf der sexuellen Nicht-Ausschließlichkeit, wird dies oft als „Offene Ehe“ oder „Offene Beziehung“ bezeichnet. Sofern vereinbart wird, keine Liebesbeziehungen außerhalb der Hauptbeziehung entstehen zu lassen, liegt genau genommen keine Praxis von Polyamorie vor.
Es kann auch vorkommen, dass eine Gruppe von Menschen ein exklusives Netzwerk bildet, in dem man jeweils nur untereinander emotionale und sexuelle Beziehungen hat (oft „Polyfidelity“ genannt, der Begriff bezeichnet manchmal jedoch auch Polyamorie im Allgemeinen.). Auch verbindliche Partnerschaften zwischen mehr als zwei Menschen (Group Marriages), Beziehungsnetzwerke von Menschen, die nicht mit jemandem zusammen leben (Intimate Networks), bis hin zu „erweiterten Freundschaften“, welche Sexualität als zusätzliche Option beinhalten, kommen vor. Der Begriff Group Marriage wurde von einigen Autoren fiktionaler Werke wie Robert Heinlein in „Stranger in a Strange Land“ und „The Moon is a harsh Mistress“, Robert Rimmer und Valentine Starhawk popularisiert. Schließlich gibt es den Begriff Stamm oder Clan, bei denen die Beziehungspartner erweiterten Lebensgemeinschaften, beispielsweise Kommunen angehören.
Schließlich gibt es mono-polyamore Beziehungen, in denen von zwei Partnern einer mehrere Beziehungen hat, während der andere den weiteren Beziehungen des ersten zustimmt, selber aber keine zusätzliche Beziehung möchte. Zur Unterscheidung wird gelegentlich die Beziehung zweier Menschen, die wechselseitige Monogamie vereinbaren, als Eins-zu-Eins Beziehung bezeichnet.
Für die Stellung von einzelnen Personen zueinander haben sich, besonders in englischsprachigen elektronischen Medien, bestimmte „geometrische“ Bezeichnungen eingebürgert. Dabei wird als „V (engl. Vee)“ bezeichnet, wenn eine Person zu zwei anderen eine enge Beziehung hat; Ebenso gibt es „N“, „Z“, und „W“. Als „Triade“ wird es bezeichnet, wenn drei Menschen untereinander eine enge Beziehung haben, was nur selten vorkommt, und als „Quad“ bei vier Personen. Eine Paarbeziehung zwischen zwei Personen wird „Dyade“ genannt. Viele solcher Beziehungen sind sehr langlebig, wenn sie eine gewisse Vertrautheit und Stabilität einmal erreicht haben. Auch liebevolle Beziehungen, die keine Sexualität beinhalten – zum Beispiel weil diese die Vereinbarungen bestehender Beziehungen verletzen würde – können gegebenenfalls als polyamor bezeichnet werden. Jede Konstellation hat ihre eigene Struktur und Dynamik, die sehr komplex sein kann. Zum Beispiel haben Quads, die aus zwei Dyaden gebildet werden, häufig die Tendenz, eine Person abzuspalten und eine Triade zu bilden. Eine ausführliche Darstellung von Beziehungsformen, Konstellationen und ihrer Dynamik findet sich im Buch von Dossie Easton und Catherine Liszt.
Die polyamore Subkultur
Allgemeines

Polyamorie praktiziert heute vor allem eine Subkultur, die sich als kleine Minderheit von vielleicht einigen zehntausend Personen teils über einen lebhaften Austausch im World Wide Web, teils über regionale Treffen organisiert.
Ein Teil dieser Personen spricht z. B. am Arbeitsplatz offen über die von ihm gewählte Beziehungsform und macht in vielen Fällen gute Erfahrungen damit. Unterschiedslos empfohlen wird eine solche Offenheit nicht. In dieser Subkultur, deren Mitglieder häufig verstreut leben, haben elektronische Medien und die Kommunikation per Internet eine große Bedeutung. War dies zu Anfang vor allem die Usenet Newsgroup alt.polyamory, die Zeitschrift "Loving More" und zahlreiche Webseiten und Webringe, so bilden heute neben lokalen E-Mail-Listen Online-Foren wie Livejournal und virtuelle Communitys die wichtigsten Medien; Daneben sind lokale Treffen und Konferenzen wichtig, wie z.B. die "Loving More" Konferenzen in den USA, oder die "International Conference on Polyamory & Mono-Normativity“, die im November 2005 in Hamburg stattfand.
Die polyamore Subkultur leistet auch wichtige Informations- und Aufklärungsarbeit insbesondere in den Bereichen Kommunikation, Bestehen auf klaren Beziehungen, Verhütung von ungeplanten Schwangerschaften und Übertragung von Krankheiten wie AIDS und Hepatitis B durch Safer Sex.
Ein relativ hoher Anteil der Angehörigen dieser Subkultur ist bisexuell orientiert, es sind jedoch alle sexuellen Orientierungen vertreten. Berührungen und Überschneidungen der Polyamorie-Subkultur existieren außer mit der Bi-Bewegung mit der BDSM-Szene, der Queer-Bewegung sowie mit Teilen der lesbischen und schwulen Bewegung.
Aufgrund der Diversität polyamorer Menschen und Lebensformen kann aber nicht von einer "Polyamorie-Szene" gesprochen werden; Zudem stellen sich in den elektronischen Medien immer wieder Menschen vor, die den Prinzipien von Polyamorie seit vielen Jahren folgen, den Begriff aber bisher nicht kannten.
Kinder in polyamoren Familien
Oft wird befürchtet, dass nicht-ausschließliche Beziehungen negative Folgen für Kinder haben könnten. Die Praxis zeigt jedoch, dass dies nicht der Fall ist, sofern die Bezugspersonen in einer stabilen Partnerschaft leben. Bei Teenagern in der Phase der Identitätsfindung kann eine solche Beziehungsform der Eltern Unsicherheit und Ablehnung auslösen; kleinere Kinder profitieren oft von den zusätzlichen Bezugspersonen (siehe die Bücher von Wendy-O Matik und Easton und Liszt im Abschnitt Literatur). Bei Heranwachsenden aus solchen Familien kommt es sowohl vor, dass sie nicht-ausschließliche Beziehungen als zusätzliche Option betrachten, als auch, dass sie eher traditionelle Lebensentwürfe wählen. Gelegentlich wird berichtet, dass Kinder weniger oder gar keine Eifersucht zeigen, was die Hypothese stützt, dass Eifersucht eine (wenn auch tief verwurzelte) kulturelle Norm darstellt.
Symbole

Als Erkennungszeichen und als Zeichen von Respekt gegenüber Menschen, die Polyamorie leben, nutzen manche Internetseiten die Polyamorie-Flagge oder die Polyamorie-Schleife, ähnlich der roten HIV-Schleife. Die Flagge (und in ähnlicher Form auch die Schleife) zeigt von oben nach unten drei gleichgroße Balken in blau, rot und schwarz, mit folgender Symbolik: Blau steht für Offenheit und Ehrlichkeit zwischen den Partnern in einer Poly-Beziehung, rot steht für Liebe und Leidenschaft, schwarz zeigt Solidarität mit jenen Menschen, die polyamorös empfinden, es aber aufgrund von sozialem Druck nicht leben können. In der Mitte der Flagge steht ein goldenes „π“-Symbol. Der griechische Buchstabe π (Pi) steht für den Anfangsbuchstaben „P“ in Polyamorie. Die Farbe Gold symbolisiert den hohen Wert, der auf innige, emotionale Verbindung gelegt wird. Sie soll also auch zeigen, dass es nicht nur um physische Nähe geht.
Weitere beliebte Symbole sind Papageien, die auf englisch oft „Polly“ genannt werden, sowie ein rotes Herz für die Liebe mit dem blauen Symbol der Unendlichkeit für Offenheit und Bedingungslosigkeit, wie es am Beginn dieser Seite abgebildet ist.
Entwicklung angepasster Begriffe
Polyamore Menschen haben für bestimmte, in monogamen Beziehungen ungewohnte, Situationen neuartige Begriffe entwickelt, um ihre Erfahrungen zu beschreiben.
Compersion bezeichnet eine Manifestation von Liebe, wenn eine Person sich über das Glück eines geliebten Menschen mit einer anderen Person freut, und stellt somit den Gegenpol zur Eifersucht dar. Sie ist eine Form von Empathie, das heißt, Freude daran, dass der nahestehende Mensch etwas Schönes in seinem Leben erfährt. Sie muss nicht sexueller Natur sein, was sie von Voyeurismus, also dem erotischen Erleben beim Beobachten eines sexuellen Erlebnisses einer anderen Person, unterscheidet. Das Gefühl von Compersion erstmalig zu erleben, wird manchmal als beängstigend und desorientierend beschrieben, denn es läuft dem Gefühl von Eifersucht, das die meisten Menschen in Gesellschaften mit monogamen oder polygynen Normen in solchen Situationen als normal erwarten, zuwieder.
Das Adjektiv frubbly (deutsch manchmal: frubbelig) wurde in Großbritannien als Ausdruck für das Gefühl von Compersion geprägt. Entsprechend nennen im deutschsprachigen Raum manche polyamore Menschen die Partner ihrer Partner "Frubbel".
Werte in der Polyamorie
Die hier aufgelisteten Werte sind Ideale. Wie bei allen Idealen werden sie von ihren Anhängern manchmal nicht erreicht – aber ein schwerwiegendes Verfehlen der vereinbarten Ideale einer polyamorösen Beziehung wird wahrscheinlich als ebenso ernst gesehen wie in jeder anderen Beziehung, und kann oft deren Ende bedeuten. Werte, die polyamore Beziehungen fördern, sind auch ausschließlichen Beziehungen zuträglich und werden auch dort geschätzt, nehmen aber unter Umständen einen anderen Stellenwert ein, oder haben andere Ausprägungen. Die aufgeführten Werte beschreiben zwar teilweise auch identitätsstiftende Elemente der polyamoren Subkultur, haben sich jeodch vor allem deswegen als wichtig herausgebildet, weil sie konsequent angewandt, zu praktischen Handlungsweisen führen, die authentische und dauerhafte Beziehungen fördern.
Treue
In Eins-zu-eins (oder „monogamen“) Beziehungen wird Treue oft verstanden als Eingehen einer Verbindlichkeit zu nur einem Partner und Ausübung von Sexualität nur mit dieser Person (in kirchlichen Zusammenhängen oft lebenslänglich "bis dass der Tod euch scheidet"). Ein Verstoß gegen diese Regel wird als Untreue angesehen. In polyamoren oder polyamorösen Beziehungen wird unter Treue hingegen Ehrlichkeit, Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und Wohlwollen in Bezug auf die Beziehung verstanden sowie die Einhaltung von Absprachen innerhalb dieser Beziehung. Generell werden dauerhafte Beziehungen angestrebt, was bei Schwierigkeiten wie Konflikten oder Aufkommen von Eifersucht oft ein sehr hohes Engagement verlangt. Allerdings werden auch promiske Verhaltensweisen und Swingen im Allgemeinen toleriert, solange dies in ehrlicher Weise geschieht.
Ehrlichkeit und Respekt
Die meisten Menschen, die Polyamorie praktizieren, betonen die Wichtigkeit von Ehrlichkeit gegenüber allen Partnern. Von einem Verschweigen von Tatsachen – selbst eine „schweigende Vereinbarung“ der Form „Mach, was Du möchtest, solange ich nichts erfahre“ – wird im Allgemeinen nachdrücklich abgeraten. Diesem liege meistens die Vorstellung zugrunde, dass Partner die Wahrheit nicht ertragen können oder ihren Geliebten nicht zutrauen, Abmachungen einzuhalten. Der oder die Geliebte eines Partners sollte als Bestandteil des Lebens dieses Partners akzeptiert werden, nicht bloß toleriert.
Respekt vor dem anderem schließt Respekt vor dessen Leben und Gesundheit ein. Ein liebevoller Umgang mit sich selbst und anderen setzt bei mehreren sexuellen Beziehungen voraus, dass die Partner Safer Sex praktizieren, über sexuell übertragbare Krankheiten wie AIDS und Hepatitis B sprechen, verbindliche Entscheidungen treffen, welche Risiken sie eingehen wollen, vorhandene Impfungen in Anspruch nehmen, und sich darüber kontinuierlich austauschen. Ausführliche Informationen hierzu in Bezug auf Polyamorie sind in The Ethical Slut von Easton und Liszt zu finden, auch die örtlichen Gesundheitsämter und AIDS Hilfen bieten oft vertrauliche, respektvolle und kompetente Information.
Kommunikation und Verhandlung
Weil es keine „Standardausführung“ von polyamorösen Beziehungen gibt, können die Beteiligten einer Beziehung unterschiedliche Vorstellungen haben, wie diese Beziehung aussehen soll. Wenn solche unterschiedlichen Erwartungen nicht angesprochen werden, kann dies der Beziehung schweren Schaden zufügen. Deswegen befürworten viele Menschen, die Polyamorie praktizieren, die Regeln der Beziehung mit allen Beteiligten gemeinsam festzulegen, ein Prozess, welcher ein hohes Maß an engagierter Kommunikation verlangt. Im Unterschied zu manchen anderen Formen ausgehandelter Beziehungen (wie Eheverträge), sehen Personen, die Polyamorie praktizieren, diese Verhandlung als Prozess, der die gesamte Lebensdauer einer Beziehung andauert.
In konventionelleren Beziehungen können sich die Beteiligten zu einem gemeinsamen Paket von Erwartungen einigen, ohne diese bewusst zu verhandeln, einfach indem gesellschaftliche Normen befolgt werden: zum Beispiel, dass der Ehemann die finanzielle Verantwortung für die Familie übernimmt, sobald das Paar Kinder hat, und die Frau dann nicht mehr zu arbeiten braucht; oder, dass die Frau alleine für Empfängnisverhütung zuständig ist, und die Entscheidung zu einer Schwangerschaft unter Umständen einseitig trifft. Da polyamoröse Beziehungen nicht von solchen „vordefinierten“ Normen ausgehen können, muss innerhalb der Beziehung sehr viel mehr bewusst verhandelt und gewählt werden, auf dem Weg von miteinander Reden und gegenseitigem Respekt und Verständnis, anstelle von angenommenen Erwartungen. Nicht zuletzt deswegen lautet die als Poly Mantra bekannte gängige Empfehlung beim Neuentstehen von Beziehungen – oder Veränderungen in bestehenden: „Kommuniziere! Kommuniziere! Kommuniziere!“. Eines der Kommunikationsmodelle, die sich in der Praxis polyamoröser Beziehungen bewährt haben, ist die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshal Rosenberg.
Polyamouröse Menschen haben gewöhnlich eine pragmatische Haltung zu ihren Beziehungen. Sie akzeptieren, dass sie und ihre Partner manchmal Fehler machen werden und es nicht immer schaffen, ihre eigenen Ideale zu erfüllen. Wenn das passiert, ist Kommunikation ein wichtiger Weg, um einen entstandenen Schaden zu heilen und das Vertrauen langfristig zu erhalten. Als Originalquelle zur hohen Einstufung der Wichtigkeit von Ehrlichkeit und Kommunikation siehe zm Beispiel den Weblink Poly for Dummies (dt. „Poly für Dummies“).
Nicht besitzergreifendes Verhalten
Menschen in konventionellen Beziehungen vereinbaren oft, unter keinen Umständen andere Beziehungen einzugehen, da diese ihre bestehende Beziehung bedrohen, verwässern oder ersetzen würden. Polyamoröse Menschen glauben, dass solche Beschränkungen unter Umständen schädlich für eine Beziehung sein können, da sie die Tendenz haben, Vertrauen mit besitzergreifenden Verboten zu ersetzen und Beziehungen in einen Rahmen aus Besitz und Kontrolle bringen: „Du bist mein“. Dies spiegelt kulturelle Annahmen wider, dass Beschränkungen nötig seien, um Partner daran zu hindern, sich aus der Beziehung zu entfernen, und dass zusätzliche nahe Beziehungen die Bindung gefährden würden. Zum Teil liegt der Sinn dieser Beschränkungen auch darin, das als gefährlich oder nicht erträglich empfundene Gefühl von Eifersucht zu vermeiden.
Polyamoröse Menschen neigen dazu, die Liebesbeziehungen ihrer Partner eher als Bereicherung des Lebens ihrer Partner zu sehen denn als Bedrohung ihres eigenen. Das geflügelte Wort „Wenn du etwas liebst, lass es frei. Kommt es zu dir zurück hast du es nicht verloren. Kehrt es nicht zu dir zurück so hast du es nie besessen“ beschreibt eine ähnliche Haltung. Aus diesem Grund sehen viele Menschen, die Polyamorie praktizieren, eine besitzergreifende Einstellung zu Beziehungen als etwas, das vermieden werden sollte. Dies verlangt ein hohes Maß an Vertrauen und Selbstvertrauen. Auch wenn vielen Menschen dies unmöglich erscheint, gibt es Personen, die im Geliebtwerden des anderen Glück und Erweiterung finden und ein Gefühl empfinden, das mit Compersion ("Resonanzfreude") das „Gegenteil von Eifersucht“ bezeichnet. Interessanterweise kann gerade das Nicht-Vermeiden von Eifersucht den Weg zu solchem Selbstvertrauen aufzeigen, wie in den Werken von Easton und Liszt (1997), Wendy-O Matik (2002), Celeste West (1996), und Anapol (1997) (siehe Abschnitt Literatur) ausführlicher beschrieben ist.
Obwohl eine nicht-besitzergreifende Haltung ein wichtiger Bestandteil vieler polyamoröser Beziehungen ist, ist er nicht so universell wie die anderen oben diskutierten Werte. Beziehungen können beispielsweise in ihrer Priorität abgestuft sein, mit Vetorechten des Lebenspartners, oder auch in Bezug auf Ausschließlichkeit und „Besitz“ am anderen asymmetrisch sein.
Commitment (Hingabe und Verbindlichkeit)
Der englische Begriff Commitment ist schwer vollwertig zu übersetzen, er bedeutet soviel wie „Engagement“, „Festlegung“ oder „Hingabe“ im Sinne von innengeleitete Verbindlichkeit, ein Wert, der etwa die Stelle der traditionellen Treue einnimmt. Polyamorie umfasst den Gedanken, eine bestehende Beziehung nicht zugunsten einer gerade entstehenden zusätzlichen Beziehung aufzugeben oder ihr die Ressourcen, die sie zum Bestehen braucht (Zeit, Aufmerksamkeit, Hingabe), zu entziehen.
Auch wenn das nicht für alle Beziehungen gewährleistet werden kann (zum Beispiel werden erweiterte Freundschaften oft zurückstecken müssen, wenn eine Person mit ihrem Partner an einen weit entfernten Ort umzieht), und nicht alle Menschen, die Polyamorie praktizieren, auch eine hohe Verbindlichkeit anstreben, kann eine solche für eine Partnerschaft (Primary Relationship), die eine gewisse Tiefe und Vertrautheit erreichen soll, sehr wichtig sein. Die Aussage, dass eine Partnerschaft verbindlich ist, bedeutet den Willen sie nicht zugunsten einer anderen Beziehung aufzugeben und sich loyal in Bezug auf die Partnerschaft zu verhalten. Commitment wird oft eher als Willenserklärung statt als bindende Verpflichtung gesehen, da letztlich ohnehin die freie Entscheidung der beteiligten Personen den Ausschlag geben wird. Commitment im Sinne von Polyamorie kann wohl, muss jedoch nicht bedeuten, dass eine Beziehung auf unbestimmte Zeit eingegangen wird. Beziehungen können auch auf Zeit bestehen und ihr Ende bedeutet nach Ansicht mancher Vertreter von Polyamorie nicht notwendigerweise, dass die Beziehung gescheitert ist.
Wesentlich ist, dass Commitment nie von einem der Partner stillschweigend angenommen werden darf, sondern Ergebnis eines gegenseitigen Abstimmungs- und Klärungsprozesses sein muss, bei dem alle offenen Fragen und Konflikte, welche die Beziehung gefährden könnten, geklärt werden.
Verhältnis der Werte in den Konzepten von Polyamorie und Monogamie
Wie aus dieser Aufstellung häufiger Werte in polyamorösen Beziehungen hervorgeht, stellen diese weniger einen Gegensatz zu den Werten „monoamoröser“ Beziehungen dar, sondern eher eine veränderte Priorität von Werten, die auf den menschlichen Grundbedürfnissen von Verbundenheit und Freiheit basieren.
Wiewohl es durchaus Anhänger von Polyamorie gibt, die ihre individuellen Werte konventionelleren Wertsystemen gegenüber als überlegen ansehen, sehen viele von ihnen Polyamorie und Eins-zu-eins Beziehungen als gleichwertige Lebensweisen an, wobei die Wahl von der Einzelpersönlichkeit abhängt. Auch wenn nach ihrer Überzeugung manche monogame Beziehungen auf bloßem Konformismus oder besitzergreifendem Denken basieren, betrachten sie dies genausowenig als ein notwendiges Merkmal von monogamen Beziehungen wie sie Bindungsunfähigkeit als ein Charakteristikum von Polyamorie anerkennen würden.
Menschen, die dem Konzept von Polyamorie folgen, lehnen demgegenüber heimliches Fremdgehen meist scharf ab, da es einen schweren Eingriff in die Freiheit des anderen darstelle, anhand der Tatsachen über seine Beziehung zu entscheiden. Eine länger bestehende heimliche Dreiecksbeziehung in eine polyamore umzuwandeln, gelingt in der Praxis nur in den seltensten Fällen, da das für die notwendige Kommunikation unabdingbare Vertrauen in der Primärbeziehung meist zu schwer beschädigt wird.
Polyamorie und Gesellschaft
Gleichstellung polyamorer Lebensformen
Polyamore Lebensformen sind gesellschaftlich wenig anerkannt, oft wird ihre Möglichkeit in Frage gestellt. Als Mono-Normativität wird die Sichtweise bezeichnet, dass monogame, langfristige Zweierbeziehungen die einzige mögliche und erstrebenswerte Weise seien, Beziehungen zu führen. Diese ist tief verankert in kulturellen Symbolen, Mythen und Geschichten; Beispielsweise ist es ein typisches Handlungsmuster in griechischen Mythen wie in modernen Filmen, dass zwei Männer eifersüchtig um eine Frau konkurrieren und diese sich für einen der beiden entscheiden muss; Viele Geschichten enden mit dem Tod des Unterlegenen. Ältere Mythen zeigen, dass dies nicht zu allen Zeiten und in allen Kulturen so war.
Aufgrund der Befürchtung, diskriminiert zu werden, entscheiden sich daher sehr viele Menschen, die polyamore Beziehungen bevorzugen oder tolerieren, dies nur innerhalb eines engen Kreises von Freunden und Verwandten bekannt zu machen. Dies wiederum führt dazu, dass es schwieriger erscheint, passende Partner zu finden, als dies die Realität ist. Deswegen befürworten Protagonisten der Polyamory-Subkultur die Förderung der öffentlichen Wahrnehmung von Polyamorie als möglicher Beziehungsform. Eine Darstellung von Polyamorie als "besser" wird nicht angestrebt. Vielmehr betont, dass solche Beziehungsformen nur für wenige Menschen erstrebenswert sind, sehr viel Energie und konstruktive Auseinandersetzung verlangen, und in aller Regel scheitern, wenn nicht alle Beteiligten wünschen, in einer solchen Form zu leben.
Polyamorie ist in den meisten europäischen Ländern in Folge des Prinzips der sexuellen Selbstbestimmung legal, abgesehem vom Verbot der Mehrehe; Schwere Strafen sind im wesentlichen in islamischen Staaten zu erwarten. Menschen mit mehreren langfristigen Partnerschaften sehen oft eine Gleichstellung polyamorer Lebensformen in einigen Aspekten als wünschenswert an; Oft genannt wird zum Beispiel, dass alle Partner das Recht haben sollten, im Falle einer lebensbedrohlichen Erkrankung Krankenhausbesuche zu machen und Verfügungen zu treffen, oder dass das Wohnrecht für Lebenspartner erhalten werden soll. Menschen in polyamoren Familien würde es Sicherheit verschaffen, wenn ein gemeinsames Aufziehen von Kindern durch ein angepasstes Sorgerecht geschützt würde.
Im Zuge der Diskussion um die Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften wurde die monogame Zweierbeziehung als einzig erstrebenswerte Form von Beziehungen in Frage gestellt. Gegenvorschläge erschienen im Bereich der Lebensformenpolitik zum Beispiel von Christina Schenk (Manifest "Einen Neuen Kuchen backen"), der Grünen Jugend in Deutschland ("Ist Monogamie die Lösung?", Stellungnahme des Bundesvorstands im Februar 2006;), oder der Jugendorganisation der Schwedischen Grünen Partei (Bericht der Zeitung Nya Dagen im März 2004). Vorgeschlagen wird eine Gleichstellung aller Lebensformen und eine Ablösung des Ehevertrages durch einen Zivilpakt analog zum französischem Pact Civil de Solidarité (PACS).
Derartige Bestrebungen werden in den USA von Konservativen wie zum Beispiel Stanley Kurtz im National Review Magazin mit den gleichen Argumenten kritisiert wie jene zur Anerkennung von Ehen für homosexuelle Paare (Lebenspartnerschaft); Eine solche Gleichstellung, so meint Kurtz, wäre eine Ursache für eine weitere Verminderung der Stabilität traditioneller Ehen, und würde auch den Druck auf Eltern, zu heiraten, weiter reduzieren; Dies würde zu vermehrten nichtehelichen Schwangerschaften und Trennungen führen. Diese Argumentation schreibt der staatlichen Anerkennung von Lebensformen ein viel stärkeren Einfluss zu als dem allgemeinem gesellschaftlichem Wertewandel. In der Praxis haben polyamore Menschen, neben einem Schutz vor Diskriminierung, jedoch ein geringes Interesse an einer Formalisierung und gesetzlichen Regelung ihrer vielfältigen Lebensformen.
Polyamorie und Religion
Eine weitere Variante von Kritik gegen die Anerkennung polyamorer Lebensformen ist religiös begründet; Die Sexualethiken von Christentum, Islam, und Judentum sehen einvernehmliche nichtmonogame Beziehungen von Männern und Frauen nicht vor, und diese werden gelegentlich dem Ehebruch gleichgesetzt oder als Unzucht bewertet, die in Judentum und Islam traditionell oft mit dem Tod durch Steinigung bestraft wurde. Dementsprechend stehen Menschen mit polyamorer Lebensweise diesen Religionen oft etwas distanziert gegenüber. Andere Religionen und spirituelle Praktiken wie Neopaganismus oder Wicca, Unitarismus, Tantrismus und (zu einem geringerem Grad) Daoismus und Buddhismus haben Normen, die Polyamorie eher akzeptieren, und sind unter deren Anhängern verhältnismäßig populärer. Von diesen Tendenzen gibt es durchaus Ausnahmen, wie das Beispiel der Jüdin Etty Hillesum zeigt.
Bekannte in einvernehmlichen mehrfachen Beziehungen lebende Personen
Da der Begriff Polyamorie erst seit den 1960er Jahren entstanden ist, lässt er sich nicht immer eindeutig auf Personen anwenden, die früher gelebt haben. Diese Liste folgt vier Kriterien: Sie führt zum Einen nur Personen auf, die einvernehmlich mit den Partnern in mehreren Beziehungen gelebt haben. Eine erzwungene Einwilligung muss also ausgeschlossen sein. Als zweites Kriterium darf es keine Indizien geben, dass die Beziehungen gegenüber einem Partner verheimlicht wurden. Drittens führt die Liste bei lebenden Personen nur solche auf, die sich selbst öffentlich zu einvernehmlichen nichtmonogamen Beziehungen bekannt haben. Viertens sollte sich das Führen dieser Beziehungen im Leben, im Werk, oder im Denken derjenigen Personen niedergeschlagen haben, in ähnlichem Ausmaß wie das Leben monogam lebender Personen durch Partnerschaften und Liebesbeziehungen erwähnenswert geprägt wird.
Hinweis: Bei vielen aufgeführten Personen finden sich weiterführende Anmerkungen in den entsprechenden englischsprachigen Einträgen; Diese sind mit einem (e) verlinkt, falls noch kein deutschsprachiger Artikel existiert.
- Simone de Beauvoir, Jean-Paul Sartre, und Olga Kosakiewicz (e), Schriftsteller
- Amelia Earhart, Fliegerin
- Bertrand Russell, Mathematiker, und Constance Malleson (e) und Miles Malleson (e), beide Schauspieler
- Robert A. Heinlein, Science Fiction-Autor
- William Moulton Marston, Elizabeth (Sadie) Holloway Marston (e), und Olive Byrne
- Eric S. Raymond, Open Source Lobbyist
- Vita Sackville-West, Autorin und Gartengestalterin, Harold Nicolson, Diplomat, und Violet Trefusis (e), Schriftstellerin
- Percy Bysshe Shelley, Dichter
- E. Nesbit (e), Hubert Bland (e), und George Bernard Shaw
- C. T. Butler, Gründer von Food not Bombs (e)
- Etty Hillesum, Tagebuchautorin und Mystikerin, gestorben 1943 in Auschwitz, und Julius Spier, Psychochirologe
- Arnold Zweig, Schriftsteller und Beatrice Zweig (e), Malerin
- Virginia Woolf und viele andere Mitglieder der Bloomsbury Group, wie Bertrand Russell, Vita Sackville-West, Harold Nicolson, Clive Bell, Vanessa Bell, Duncan Grant, John Maynard Keynes, Ottoline Morrell, Phillip Morrell, Adrian Stephen, David Garnett (e), Dora Carrington (e)
- Dossie Easton (e), und ihre Partnerin Janet Hardy (e), Autorinnen von „The Ethical Slut“
- Deborah Anapol, Autorin von „Polyamory: The New Love without Limits“
- Franz Hessel, Henri-Pierre Roché, und Helen Grund, deren von Roché erzählte Geschichte im Film Jules und Jim von François Truffaut wiedergegeben wird
- Das Buch „Three in Love : Ménages à Trois from Ancient to Modern Times von Barbara und Michael Foster und Letha Hadady beschreibt berühmte, teilweise nicht einvernehmliche Dreiecksbeziehungen und Triaden in der Geschichte; die Autoren leben selber in einer langfristigen Triade. Das Buch erwähnt Alexandre Dumas, Friedrich Nietzsche, Salvador Dali, Anais Nin, Henry Miller, Voltaire, George Bernard Shaw, Pablo Picasso, Emile Zola, und Greta Garbo.
- Carol Queen, „Sex Radical“
- Birgitte V. Philippides, Malerin
- Ken Haslam, Anästhesist und Polyamory-Aktivist
- Robyn Trask, Herausgeber der Zeitschrift Loving More
- Sasha Lessin, Gründerin der World Polyamory Association
- Rainer Langhans, ehemaliger Kommunarde der 1968er Revolte, der in München mit mehreren Frauen (Uschi Obermaier, Christa Ritter, Anna Werner, Brigitte Streubel, Jutta Winkelmann und Gisela Getty) in einer politisch inspirierten Lebensform lebt, die er provokativ als Harem bezeichnet.
Filme
- „Y tu mamá también“ Film von Alfonso Cuarón
- „Die letzte Versuchung Christi“, ein Roman von Nikos Kazantzakis (1966), Film von Martín Scorcesse (1988)
- „Ein Lied von Liebe und Tod – Gloomy Sunday“ (Deutschland, Ungarn, 1999, Regie: Rolf Schübel, mit Stefano Dionisi, Joachim Król, Ben Becker, Erika Mrozsán nach einem Roman von Nick Barkow „Das Lied vom traurigen Sonntag“ )
- „Dix-sept fois Cecile Cassard“ Frankreich 2001, Regie Christophe Honoré, mit Béatrice Dalle,Romain Duris, Jeanne Balibar
- „When Two won't Do“, von Maureen Marovitch und David Finch, USA 2002
- „She's Gotta Have It“ von Spike Lee, USA 1986.
- „Jules und Jim“ (Jules et Jim), Frankreich 1961, Regie: Francois Truffaut, mit Jeanne Moreau, Oskar Werner, und Henri Serre
- „Einsam Zweisam Dreisam“ (Threesome), USA 1994, Regie: Andrew Fleming, mit Lara Flynn Boyle, Stephan Baldwin, Josh Charles, Alexis Arquette, Martha Gehman
- „Three of Hearts: A Postmodern Family“, USA 2004, directed by Susanne Kaplan
Bücher
Sachliteratur
- Zu den bekanntesten modernen Büchern zum Thema Polyamorie zählt The Ethical Slut: A Guide to Infinite Sexual Possibilities von Dossie Easton und Catherine A. Liszt, erschienen 1998. In The Ethical Slut (bislang nicht ins Deutsche übersetzt) stehen die Aspekte Vertrauen, Partnerschaft, Liebe und insbesondere „Community“ als Bestandteile praktizierter Polyamorie im Vordergrund.
- Ebenfalls bekannt ist Polyamory – The New Love without Limits von Deborah M. Anapol, welches unter anderem den Übergang von monogamen Beziehungen zu polyamoren beschreibt und ausführlich Erfahrungen zum Umgang mit Eifersucht wiedergibt.
- Das knapp gehaltene Werk Redefining our Relationships von Wendy-O Matik (im Selbstverlag erschienen) stellt anstelle der Sexualität emotionale Aspekte in den Vordergrund; Freundschaft und Respekt erscheinen hier als tragende Basis jeder Beziehung, und Liebe wird als ein zunehmendes Riskieren von Grenzenlosigkeit und eine radikale, das ganze Leben umfassende Haltung dargestellt.
- Lesbian Polyfidelity von Celeste West betont neben – zu einem großem Teil von der sexuellen Orientierung unabhängigen – emotionalen Aspekten wie den Umgang mit Eifersucht und dem Setzen angemessener Grenzen viele praktische Gesichtspunkte wie Zeitmanagement durch Verzicht auf Unwesentliches, Kinder in nichtmonogamen Beziehungen oder die Aussichtslosigkeit von „Don't Ask – Don't Tell“-Beziehungen.
- Zu den Wegbereiterinnen einer polyamourösen Kultur in Deutschland zählen lesbisch orientierte Frauen, die in Mehr als eine Liebe – Polyamouröse Beziehungen herausgegeben von Laura Méritt, Traude Bührmann, und Nadja Boris Schefzig ihre Erfahrungen beschreiben.
Biographien, Autobiographien, und Berichte
- Bärbel Schlender, Erhard Söhner (Hg.) „Ein Frühstück zu Dritt – Leben und Lieben in Mehrfachbeziehungen“ Novum-Verlag, ISBN: 3-900-69388-9
- Nigel Nicholson: „Portrait of a Marriage“ (Biographisches Buch über die Ehe von Vita Sackville-West und Harold Nicolson, basierend auf Aufzeichnungen von Vita)
- Manfred Flügge: „Gesprungene Liebe : die wahre Geschichte zu 'Jules und Jim'„. 1. Aufl. Aufbau-Taschenbuch-Verl., 1996. ISBN 3-7466-1333-7
- Etty Hillesum: Das Denkende Herz. Die Tagebücher von Etty Hillesum 1941-1943 (englisch: An interrupted life: the Diaries of Etty Hillesum 1941-1943 (translated by Arnold Pomerans, New York, 1983)
- Ilse Lange (Hg.): Arnold Zweig, Beatrice Zweig, Helene Weyl: „Komm her, wir lieben dich. Briefe“ Aufbau Verlag, Berlin 1996, ISBN 3-351-03439-3
Erzählungen
- Charles Fourier: Die neue Liebeswelt, 1820
- Robert A. Heinlein: „Stranger in a Strange Land“
- Robert H. Rimmer: The Harrad Experiment
- Andrea De Carlo: Wir Drei. Diogenes, Zürich 1999, ISBN 3-257-23276-4
- Isaac Asimov: The Gods Themselves
Weitere Veröffentlichungen
Online verfügbare Texte
- „Handbuch“ zu Offenen Beziehungen
- ausführliche, teilweise deutschsprachige Literaturliste
- Schlampagne, Plattform lesbisch orientierter Frauen zur Gleichstellung aller Lebensweisen
- Poly for Dummies (englisch) (dt. Übersetzung)
- „A Bouquet of Lovers“ (Ein Blumenstrauß von Geliebten) von Morning Glory Zell (englisch)
- polyamory.at, Übersetzungen bekannter Texte
Wissenschaftliche Arbeiten und Zeitschriftenaufsätze
- Christian Rüther: Freie Liebe, offene Ehe und Polyamory. Geschichte von Konzepten nicht-monogamer Beziehungen seit den 1960er Jahren in den USA und im deutschsprachigen Raum., Universität Wien 2005 (Diplomarbeit,PDF-Dokument, 390 KB)
- Serena Anderlini-D'Onofrio: Plural Loves: Designs for Bi and Poly Living, Harrington Park Press 2005, ISBN 1560232935
- Elizabeth F. Emens: Monogamy's Law: Compulsory Monogamy and Polyamorous Existence.; University of Chicago 2004 (Abstract)
- Elaine Cook Commitment in Polyamorous Relationships; Regis University, Denver, Colorado 2005 (Volltext)
Siehe auch
- Portal:Liebe und Sexualität
- Regenbogenfamilie
- Schlampe
- Promiskuität
- Coming Out
- Sexuelle Identität
- Oneida Society, Kerista (engl)
- Mormonen