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Geschichte Englands

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Der Name England bezieht sich auf den größten und bevölkerungsreichsten Teil der drei Hauptteile Großbritanniens – neben Schottland und Wales – und stammt aus der Zeit nach der Einwanderung der Angelsachsen. Das Gebiet Englands wurde im 10. Jahrhundert politisch vereinigt. Nach der Besteigung des englischen Throns durch Jakob VI. von Schottland im Jahr 1603 wird es immer schwieriger, zwischen englischer und britischer Geschichte zu unterscheiden.

Vor-Römisches England

Stonehenge
Hauptartikel: Prähistorische Zeit

Das vorrömische England kann in folgende Abschnitte unterteilt werden:

Das bronzezeitliche Stonehenge von etwa 1500 v. Chr., nahe dem viel früheren Steinkreis von Avebury, ist das bekannteste Zeugnis dieser Epoche. Es stellt ein extrem großes, aber untypisches Beispiel für Relikte aus dem vor-römischen England dar. Im Süden Englands gibt es viele Überreste von Hügelforts aus der Eisenzeit, die als System von konzentrischen Erdhügeln und -wällen überdauert haben: vom großen Maiden Castle in Dorset bis hinunter zu den viel kleineren wie Grimsbury Castle in Berkshire. Der Dartmoor Nationalpark in Devonshire umfasst viele Hüttenkreise, Steinreihen, Kistvaens (?) und andere sichtbare Überreste dieser Zeit.

Römische Zeit

Hadrianswall
Hauptartikel: Römische Zeit

Die Römer landeten unter der Führung von Gaius Julius Cäsar erstmals 55 und 54 v. Chr. in England, jedoch noch nicht als Eroberer. Erst ein knappes Jahrhundert später, 43 n. Chr., wurde England unter Kaiser Claudius von den Römern besetzt und zu einer Provinz gemacht; der bedeutendste Aufstand der keltischen Bevölkerung ereignete sich schließlich 61 unter der Führung von Boudicca. Um sich vor den Plünderungen der Pikten, den Einwohnern Schottlands zu dieser Zeit, zu schützen, wurde unter Kaiser Hadrian in der Höhe des Solway Firth ein Schutzwall von Osten nach Westen errichtet, der Hadrianswall.

Im klassischen römischen Stil bauten die Römer eine hocheffiziente Infrastruktur auf, um ihre militärische Eroberungen zu festigen, und erschlossen so Britannien, wobei der Grad der Romanisierung sehr unterschiedlich ausgeprägt war: Am stärksten war der römische Einfluss im Süden und Osten, wo auch die Urbanisierung stärker ausgeprägt war. Ab dem 2. Jahrhundert machte in diesen Regionen auch das Christentum die meisten Fortschritte.

Ab dem 4. Jahrhundert wurde Britannien von Usurpationen heimgesucht: Flavius Theodosius stellte in den 60er Jahren noch einmal die Ordnung auf der Insel her, doch wurden nur wenige Jahrzehnte später die meisten Truppen abgezogen: Sie wurden auf dem Festland dringender gebraucht, wo 406/407 die Rheingrenze kollabiert war. Bald darauf erlosch auch die römische Präsenz auf der Insel; die Civitates mussten sich nun so gut wie eben möglich selber schützen, wozu auch germanische Söldner eingesetzt wurden.

Die Sächsische Eroberung

Im Jahre 407 verließen die römischen Legionen Britannien, um die Grenzen des Kernlandes gegen die eindringenden germanischen Stämme zu verteidigen. In das entstehende Machtvakuum drangen immer wieder piktische Gruppen nach Süden vor. Da die romano-britische Bevölkerung keine Hilfe vom römischen Imperium erwarten konnte, warben sie angelsächsische Truppen zu ihrer Verteidigung an. Diese hatten schon früher als Söldner für das römische Heer in Britannien gekämpft. Aber nun strömten größere Gruppen vor allem von Angeln, Jüten und Sachsen ins Land, um dem Bevölkerungsdruck auf dem Festland auszuweichen.

A.D. 443. This year sent the Britons over sea to Rome, and begged assistance against the Picts; but they had none, for the Romans were at war with Atila, king of the Huns. Then sent they to the Angles, and requested the same from the nobles of that nation.

Karte der Besiedlung Englands um 600

Die Kleinkönigreiche

Damit begann die Eroberung und Besiedlung der östlichen und südlichen Gebiete Britanniens durch die Angelsachsen. Die britannische Bevölkerung wurde nach Wales, nach Cornwall und in die Bretagne verdrängt. In der entscheidenden Schlacht von Deorham 577 wurden die Gebiete der cornischen und der walisischen Kelten durch die Sachsen aufgespalten.
In den nächsten Jahrzehnten entstanden mehrere, miteinander konkurrierende Kleinkönigreiche :

Die politische Vorrangstellung der einzelnen Königreiche dokumentierte sich in der Person des Bretwalda. Mit diesem durch Wahl vergebenen Titel wurde der jeweils dominierende unter den angelsächsischen Königen ausgezeichnet. Er drückte jedoch keine Herrschaft über ganz England aus, sondern eher eine Hervorhebung im Kreis der übrigen Könige.
Im 7. Jahrhundert dominierte Northumbria, im 8. Jahrhundert Mercia und schließlich errang Wessex eine herausragende politische Vormachtstellung. Ab etwa 750 bestanden nur noch diese drei Königreiche. Die anderen waren in sie aufgegangen.

Die Besiedelung durch die Angelsachsen stellte einen deutlichen Bruch der Römerzeit gegenüber dar. Ihre Kultur unterschied sich grundlegend von der städtischen Lebensweise der Römer. Die Angelsachsen lebten in ländlichen Haufendöfern und waren in Sippen sowie in Familiengemeinschaften mit Gesinde um einen Hausvater (Lord) organisiert. Das Anwachsen dieser Hausgemeinschaften führte zur Bildung des angelsächsischen Adelssystems mit Gefolgschaften als unmittelbare Machtzentren eines Adligen. Darüber hinaus bildete sich ein Heerkönigtum, das auf der Wahl des Anführers durch die mächtigsten Mitglieder des Heeres beruhte. Dem wirkte die Bestrebung der Heerkönige entgegen, dieses Amt in der jeweiligen Familie erblich zu machen.

Seite aus dem Book of Lindisfarne

Christianisierung

Die angelsächsischen Völker, die nach Britannien strömten, hingen noch ihren „heidnischen“ Religionen an. So wurde das Christentum in die walisischen Siedlungsgebiete zurückgedrängt. Von dort stammte St. Patrick , der von Papst Sixtus III. im Jahr 434 nach Irland gesandt wurde, um die Kelten zu missionieren.
563 gründete der irische Mönch Columban mit einer Gruppe Gleichgesinnter auf der Insel Iona ein Kloster. Von hier aus begannen sie die Missionierung der Pikten.

Im Kloster auf Iona lebte auch Oswald, Aethelfriths Sohn, der dort nach kriegerischen Auseinandersetzungen Zuflucht gefunden hatte. Oswald trat zum Christentum über. Als sein Bruder Eanfrith in der Schlacht von Heavenfield getötet wurde, griff er in den Kampf ein und trug den Sieg davon. Als neuer König von Northumbria berief er Aidan, einen Mönch aus Iona, zum Bischof und trug ihm die Missionierung seines Volkes auf. So begann die iro-schottische Missionierung der Angelsachsen von Norden her.

Im Jahr 597 landete der Benediktiner Augustinus im Süden Englands. König Ethelbert von Kent, dessen Frau christlichen Glaubens war, hatte Papst Gregor I. um die Entsendung von Missionaren gebeten. Augustinus erbaute in Canterbury an der Stelle einer vorhandenen Kirche eine Kathedrale und begann mit der römischen Missionierung der Angelsachsen.

Eine Besonderheit war, dass das Christentum zuerst in die Herrscherfamilien getragen wurde und von dort ins Volk. Für die Adligen war das Christentum deshalb so interessant, weil sie Eigenkirchen gründen und damit sakrale Macht ausüben konnten. Mit den gebildeten Klerikern und Mönchen standen ihnen außerdem fähige Helfer bei der Verwaltung ihrer Territorien zur Verfügung. Den Heerkönigen bot die Salbung eine Möglichkeit, ihre Macht zusätzlich zur Wahl durch das Gefolge zu rechtfertigen, damit ihre Abhängigkeit von dieser zu verringern und der Erblichkeit der Herrschaft einen Schritt näher zu kommen.

Zwischen den beiden christlichen Strömungen entstanden allerdings Differenzen, die vor allem auf den unterschiedlichen Organisationsstrukturen beruhten. Während die iro-schottischen Missionare sich auf Klöster stützten und nur flache Hierarchien kannten, beruhte die römische Mission auf der Bischofshierarchie mit ihren Machtzentren in den städtischen Bischofssitzen. Darüber hinaus führte die unterschiedliche Berechnung des Osterfestes im Alltag der Menschen zu Verwirrung. Auf der Synode von Whitby setzten sich die Vertreter des römischen Ritus durch. Auch wenn dadurch die Bindung an die kontinentale Kirche enger wurde, blieben die iro-schottischen Klöster vor allem kulturell und wissenschaftlich einflussreich, was sich auch auf den Kontinent auswirkte, beispielsweise in der Gestalt des Bonifatius.

Das christliche Zeitalter brachte Meisterwerke der Kunst hervor wie das Book of Lindisfarne, das Book of Kells; und es war geprägt von so bedeutenden Lehrern wie Beda Venerabilis. Etwa zu Beginn des 9. Jahrhunderts war die Christianisierung Englands abgeschlossen, wenn auch starke heidnische Elemente im Volksglauben weiter wirkten.

Die Wikingerzeit

Beginnend 789 und zum ersten Mal historisch bedeutsam mit dem Raubzug 793 gegen das Kloster Lindisfarne landeten die dänischen Wikinger in England. Zunächst führten die Wikinger nur blitzartige Überfälle auf, nach denen sie sich auf das Maar zurückzogen. Dort waren sie sicher, da die englischen Könige über kaum Schiffe verfügten, die in größerer Entfernung von der Küste operieren konnten. Kurz darauf überwinterten jedoch einzelner Wikingergruppen auf der Insel und legten dazu zumindest periodische Siedlungen an. 865 landete ein größeres Wikingerheer in Ostanglien mit der offenbaren Absicht, sich dort länger einzurichten. Die Dänen forderten Tributzahlungen von umliegenden angelsächsischen Siedlungen und errichteten eigene Dörfer. Ein Jahr darauf eroberte diese Gruppe York und setzte dort einen angelsäsischen König ein, der von ihr kontrolliert wurde. Sofort begannen die Überfälle auf Mercien auszugreifen, 869 erreichten erste dänische Trupps die Themse, den Grenzfluss zu Wessex, dem dominierenden angelsächsischen Reich.

Alfred der Große, König von Wessex, trat der dänischen Bedrohung entgegen. Der ständige Kampf gegen die Wikinger, in dem Alfred zunächst keinen durchschlagenden Erfolg erzielte, wirkte als Katalysator zur weitgehenden Einigung Englands unter dem König von Wessex. Er zwang ihn außerdem zur Reorganisierung des Heeres, zum Bau einer schlagkräftigen Flotte, zum Erreichten zahlreicher Burgen und zum Anlegen des auf Shires beruhenden Systems, das England erstmals seit der römischen Zeit eine mehr oder minder einheitliche Verwaltung gab. 878 schlug Alfred ein großes dänisches Heer bei Eddington. Dadurch ließen sich die Dänen um König Guthrum, die bereits zuvor in Kontakt mit dem Christentum gekommen waren, taufen und zogen sich in ihr Kerngebiet in Ostanglien zurück. Dieser Erfolg führte zur Anerkennung Alfreds als Herrscher auch in Mercien. 886 eroberte er schließlich London und gab dem Reich damit ein Zentrum. In den folgenden Jahren erkannten ihn die verbliebenen angelsächsischen Territorien, auch die unter dänischer Herrschaft, als ihren Herrscher an (vgl. Entstehung Englands).

Alfreds Nachfolger bauten das von ihm angelegte Verwaltungssystem aus, bei dem als Kronbeamte Sheriffs an der Spitze einer Grafschaft, eines Shire, standen. Die Shires wurden vor allem für das Gerichtswesen und das Heeresaufgebot wichtig. Zudem entwickelte sich eine frühe Form eines englischen "Nationalbewusstseins". Alfreds Sohn Eduard fügte den Dänen 910 in der Schlacht von Tettenhall eine schwere Niederlage zu und war danach vor allem in Auseinandersetzungen mit den südlichen dänischen Reichen erfolgreich. 918 erkannten die Könige dieser Reiche ihn als Herren an, später auch die Herrscher Schottlands.

Unterdessen veränderten sich auch die dänischen Gebiete im Osten Englands, die als Danelag bezeichnet wurden. Die einstigen Wikinger gingen immer mehr zu einer bäuerlichen Lebensweise über, bauten Burgen und Ansiedlungen und nahmen das Christentum an.

König Æthelstan vertrieb 936 die Cornish aus Exeter und sicherte den Fluss Tamar als Grenze von Wessex. Er nannte sich Rex totius Britanniae, konnte Wales und Schottland aber nur unter eine lockere Oberhoheit bringen. Dagegen eroberte er Northumbria dauerhaft. Seine Urkunden nach 930 wurden von einer einzigen Kanzlei in Winchester hergestellt, was auf eine Art Hauptstadt seines Königreiches schließen lässt. Auf Æthelstan folgte bis ins späte 10. Jahrhundert eine Phase mit vergleichsweise wenigen kriegerischen Auseinandersetzungen, dafür aber mit politischer und kirchlicher Konsolidierung des Reiches vor allem unter König Edgar.

Aethelred II. von England (The Chronicle of Abingdon)

Um 980 begann eine neue Welle Wikingerangriffe von See aus. Größere Kämpfe blieben jedoch weitgehend aus, da die angelsächsischen Herrscher Tribute zahlten und die Wikinger wieder abzogen. Um diese Tribute aufzubringen, führte König Aethelred auf Anraten des Erzbischofs Sigeric von Canterbury und seiner "Großen" als erster mittelalterlicher Herrscher eine allgemeine Grundsteuer ein, das Danegeld. Davon ließen sich die Wikinger jedoch nicht lange abhalten und begannen die verbliebnen angelsächsischen Gebiete zu erobern. Nach der verlorenen Schlacht von Maldon 991 (in Essex) zahlte er damit 10.000 Pfund (3.732 kg) Silber Tribut an die Wikinger, um ihren Abzug zu erkaufen. 1002 heiratete er die normannische Herzogstochter Emma in Erwartung normannischer Unterstützung gegen die Wikinger. Damit legte er einen Grundstein für die spätere normannische Eroberung Englands. Im gleichen Jahr ließ er sämtliche Dänen in seinem Herrschaftsbereich ermorden, worauf die Wikinger mit verstärkten Angriffen reagierten. Aethelred floh 1013 vor Sven Gabelbart in die Normandie und starb 1016.

Auf die Flucht des Königs folgten einige Jahre der Kämpfe zwischen Angelsachsen, eingesessenen und seefahrenden Dänen. Neuer König wurde der Däne Knut der Große, der England und Dänemark in Personalunion regierte sowie weite Teile Nordeuropas beherrschte. England war damit Teil eines durch Seefahrt zusammengehaltenen Großreiches. Knut heiratete die Witwe Aethelreds, Emma von der Normandie, und konvertierte zum Christentum. Die Christianisierung in Dänemark und im 1028 von Knut eroberten Norwegen begann mit angelsächsischen Priestern. Neben der einbeziehung der Kirche in seine Herrschaftsstrukturen bemühte Knut sich um die Integration sowohl der Angelsachsen als auch der sesshaft gewordenen Dänen in sein Reich. Die Bevölkerungsgruppen wurden vom König weitgehend gleich behandelt, unterschieden sich aber durch die verschiedenen, jeweils für sie geltenden Rechtsordnungen, denen allerdings die Basis des germanischen Stammesrechts gemeinsam war. Wichtigstes rechtliches Werkzeug des Königs war der Königsfriede, mit dem Ansiedlungen, Gutshöfe, Einrichtungen (beispielsweise Kirchen, Straßen oder Brücken) und Personengruppen (etwa die Juden) in den persönlichen Haushalt des Königs übernommen und damit geschützt wurden. Als zusätzliche Verwaltungsebene über den Shires richtete der selten in England anwesende König vier Earldoms ein, die jeweils von einem Herzog verwaltet wurden. Bei politischen Entscheidungen holte er in der Regel den Rat der Großen des Landes ein.

Mit Eduard dem Bekenner (1042 bis 1066) übernahm dann wieder ein Angelsachse den englischen Thron. Da er jedoch bis zu seinem 38. Lebensjahr in der Normandie gelebt hatte, bevorzugte er normannische Adlige an seinem Hof. Dies führte zu einem Konflikt mit seinem Schwiegervater Godwin, Earl of Wessex. Er bereitete die neue Herrschaftsorganisation mit vor, die die normannischen Könige später durchsetzen sollten, insbesondere mit der direkten königlichen Einsetzung von Klerikern auf Verwaltungsposten und Bischofsstühle nach dem Vorbild des ottonischen Reichskirchensystems.

Harold Godwinson erreichte, dass Eduard ihn zu seinem Nachfolger bestimmte. Bei der Schlacht von Stamford Bridge konnte er eine norwegische Invasionsarmee unter Harald III. zurückschlagen. Doch nur gerade drei Wochen später, am 14. Oktober 1066, unterlagen die geschwächten britischen Truppen in der Schlacht von Hastings der Invasionsarmee unter Führung Wilhelms von der Normandie (auch Wilhelm I. von England oder Wilhelm der Eroberer genannt).

England im Hochmittelalter

Wilhelm der Eroberer auf dem Teppich von Bayeux

Der Sieg von William I. von England führte zur Einführung des effektiven Lehnssystems der Normannen. Wilhelm befahl die Erstellung des Domesday-Buches, welches die Erfassung von Steuern der gesamten Bevölkerung, ihrer Ländereien und Besitztümer regelte.

Das englische Mittelalter war von vielen Bürgerkriegen, internationalen Kriegen, gelegentlichem Aufruhr und umfassenden politischen Intrigen in der Aristokratie und der königlichen Oberschicht gekennzeichnet.

Heinrich I., auch bekannt als Heinrich Beauclerc, arbeitete hart für Reformen, stabilisierte das Land und glättete die Wogen zwischen der angelsächsischen und normannischen Gesellschaftsschicht. Der Verlust seines Sohnes William 1120 sollte seine Reformen untergraben. Das Problem der Erbfolge warf lange einen Schatten über die englische Geschichte.

Der Herrschaft von Stephen I. (1135-1154) folgte ein größerer Wechsel des Gleichgewichts der Mächte in Richtung der feudalen Barone, und England versank in Bürgerkrieg und Gesetzlosigkeit. Bei dem Versuch, die schottischen und walisischen Räuber an den jeweiligen Grenzen zu beschwichtigen, gab er große Gebiete seines Landes ab. Darüber hinaus führte der Konflikt mit seiner Cousine, der Kaiserin Maude, der er früher eine Anerkennung als Erbin versprochen hatte, zu seinem Ende: sie wartete ihre Zeit in Frankreich ab und drang im Herbst 1139 mit ihrem Ehemann Geoffrey von Anjou und ihrem Halbbruder Robert, Graf von Glocester in England ein. Stephen wurde gefangen genommen und seine Regierung abgesetzt. Maude erklärte sich zur Königin, zerstritt sich aber sehr schnell mit der Bevölkerung und wurde aus London vertrieben. Aufstände und Bürgerkrieg dauerten an, bis Maude 1148 nach Frankreich zurückkehrte. Stephen konnte bis zu seinem Tod 1154 ungehindert weiter regieren, weil er 1153 eine Übereinkunft mit Henry von Anjou, dem späteren Heinrich II. von England, getroffen hatte, die diesem die Nachfolge zusicherte. Heinrich II. aus dem Haus Anjou-Plantagenet begründete das Angevinische Reich.

Unter seiner Herrschaft erstarkte das Königtum wieder, auch im Verhältnis zur Kirche. Die Konstitutionen von Clarendon 1164 führten zwar zum Widerstand des Kanzlers Thomas Becket, Erzbischof von Canterbury, dieser wurde 1170 (vermutlich auf "Anraten" Henrys) ermordet. 1171 begann die Eroberung Irlands.

Richard Löwenherz, der älteste Sohn Heinrich II., kämpfte erfolgreich im 3. Kreuzzug, doch geriet er bei seiner Rückkehr auf dem Landweg in die Gefangenschaft Heinrich VI.. Nachdem für seine Freilassung 1194 ein hohes Lösegeld gezahlt worden und er in sein Reich zurückgekehrt war, kämpfte er erfolgreich gegen Philipp II. August von Frankreich, doch gelang es ihm nicht, alle Gebiete zurückzuerobern, die in der Zeit seiner Abwesenheit verloren gegangen waren. So begann ein Schrumpfungsprozess des Angevinischen Reiches. In den folgenden Jahren konzentrierte Richard sich auf die Auseinandersetzung mit dem aufständischen Adel in Aquitanien. Bei der Belagerung der Burg Chalus wurde er von einem Armbrustbolzen getroffen. und starb am 6. April 1199.

Die Herrschaft übernahm sein Bruder Johannn. Als dieser in der Schlacht von Bouvines (1214) einen noch weit größeren Teil seiner Festlandsbesitzungen verlor, trotzte ihm der Adel eine Reihe von Zugeständnissen ab, die in der Magna Carta von 1215 festgelegt sind. Auf die Regierungspraxis wirkte sich diese Carta freilich erst unter Heinrich III. stärker aus, weil dieser nach der Eroberung Londons durch die Franzosen entscheidende Unterstützung durch den Adel erhalten hatte und diesen daher stärker in seine Regierungsentscheidungen einbezog.

England im Spätmittelalter

Der Anspruch Eduard III. auf den französischen Thron war der Auslöser für den Hundertjährigen Krieg, der offiziell 1453 ein Ende fand. Der Konflikt verlief in mehreren Phasen, mit bedeutenden Kampfhandlungen wie der Schlacht von Crécy und der Schlacht von Agincourt. Allerdings belastete er den Staatshaushalt, während die Beulenpest, die sich in ganz Europa ausbreitete, England 1349 erreichte und in der etwa ein Drittel der Bevölkerung starb.

Die Rosenkriege

Nach dem Tod Eduards des schwarzen Prinzen, des rechtmäßigen englischen Thronfolgers, wurde sein Sohn, König Richard II. (England) durch seinen Vetter Heinrich Bolingbroke, den späteren König Heinrich IV. abgesetzt. Dies und die eintretenden Misserfolge im Hundertjährigen Krieg waren die Gründe für den Ausbruch der Rosenkriege, bei denen es sich um einen Machtkampf um die englische Krone handelt, der zwischen dem Haus von Lancaster, deren Wappen eine rote Rose enthält, und dem Haus von York, welches eine weiße Rose im Wappen führt, ausgetragen wurde. Dieser Krieg zog sich über Jahrzehnte hin und endete mit dem Sieg von Henry Tudor, Heinrich VII., in der Schlacht von Bosworth Field 1485, als der Yorkist Richard III. erschlagen wurde und die Erbfolge dem Haus Tudor gesichert wurde.

Die letzte Erhebung der Waliser

Zuvor wurde die endgültige Niederlage der Aufständischen unter der Führung des walisischen Prinzen Owen Glendower 1412 von Prinz Henry (dem späteren Heinrich V.) besiegelt. Dieser Versuch, die englische Herrschaft abzuschütteln, war die letzte größere Erhebung der Waliser.

Heinrich VIII. von England

1497 führte Michael An Gof Rebellen aus Cornwall in einem Marsch auf London. In einem Kampf am Fluss Ravensbourne in der Schlacht von Deptford Bridge, kämpften An Gof und seine Männer am 17. Juni 1497 für die Unabhängigkeit von Cornwall, wurden aber besiegt. Dieser Kampf war die letzte größere Rebellion bis zum Bürgerkrieg.

Das Zeitalter der Tudors

König Heinrich VIII. überwarf sich mit der Katholischen Kirche wegen seiner Scheidung von Katharina von Aragón. Obwohl seine religiöse Position nicht unbedingt protestantisch war, resultierte das Schisma in der endgültigen Abwendung Englands von der römischen Kirche. Ein bemerkenswertes Opfer des Schismas war Heinrichs Kanzler Thomas Morus (Thomas More). Es folgte eine Zeit großer religiöser und politischer Unruhe, die zur Reformation führte, der königlichen Zwangsenteignung von Klöstern und Reichtümern der Kirchen.

Heinrichs Töchter, Maria I. und Elisabeth I., bekannten sich zu gänzlich unterschiedlichen Positionen. Ihre Regentschaften (besonders die Marias) waren bezeichnende Zeiträume religiöser Verfolgungen. Die katholische Maria war mit Philipp II. vom ebenfalls streng katholischen Spanien verheiratet. Sie wurde 1553 gekrönt. Ihre entschlossenen Versuche, den Protestantismus nach ihrem Amtsantritt zu unterdrücken, brachten ihr den Beinamen "Bloody Mary" (dt. Blutige Maria) ein.

Das Elisabethanische Zeitalter

Englisches Wappen ca.1600 (Siebmacher 1605)

Unter der folgenden Herrschaft von Elisabeth I. erlebte England einen wirtschaftlichen Aufschwung. Dies war eine Zeit von bedeutsamer kolonialer Expansion der Engländer, die oft mit Spanien in Konflikt kamen, die ihren Einfluss in der Welt ebenfalls stark ausbauten. Die diplomatischen Beziehungen zu Spanien verschlechterten sich zunehmend, u. a. durch die englische Unterstützung der Freibeuterei und Angriffe auf spanische Besitzungen in der neuen Welt. Die Spanier versuchten 1588 eine Invasion in England, aber die vom Unglück verfolgte Spanische Armada wurde durch eine Kombination herausragender englischer Seegefechte unter der Führung von Sir Francis Drake und schlechtem Wetter besiegt. Weiterhin schwelte die grundlegende Frage der Religion. Sie beeinflusste die englisch - spanische Beziehungen, da Elisabeth offiziell den Protestantismus durch Verabschiedung der Suprematsakte von 1559 wieder eingeführt hatte.

Commonwealth of England

Von 1649-1659 bestand in England unter Oliver Cromwell (von 1649-1658 Regierungschef; ab 1653 Lord Protector des Commonwealth) und seinem Sohn Richard Cromwell das Commonwealth of England. In dieser Zeit hatte England zum bisher einzigen Mal eine niedergeschriebene Verfassung und stieg weiter zur Weltmacht auf (siehe auch Navigationsakte). Jedoch gab es während dieser Zeit auch zahlreiche Diskriminierungen vor allem gegen Katholiken. Des Weiteren führte Oliver Cromwell während seiner Zeit als Lord Protector Kriege, unter anderem gegen die Niederlande, sowie gegen Spanien. Nachdem sein Sohn Richard Cromwell 1658 in die Fußstapfen seines Vaters trat, stellte sich heraus, dass dieser seiner Aufgabe nicht gewachsen war. Er wurde vertrieben, Karl II. übernahm seinen Platz und stellte die Zustände von 1642 wieder her.

Datei:WilliamIIIEngland.jpg
Wilhelm von Oranien

Die Absetzung des katholischen Jakob II. durch das englische Parlament, das Jakobs Tochter aus erster (protestantischer) Ehe Maria II. und ihrem Ehemann, dem niederländischen Protestanten Wilhelm von Oranien anbot, führte zu einer Reihe von Aufständen, der Jakobiten-Rebellion, die bis in die Mitte des 18. Jahrhundert anhielt. Wilhelm von Oranien wurde, nachdem er die Bill of Rights unterschrieben hatte, vom Parlament legitimiert, seine Regierungsgeschäfte zu führen. Der König war also nicht mehr wie in anderen europäischen Staaten von Gottes Gnaden legitimiert, sondern direkt vom "Volk". Der Begriff "Glorreiche Revolution" rührt daher, dass der vorherige Systemwechsel durch Cromwell (Enthauptung Karls I. 1649) blutig war und der Wechsel vom Commonwealth of England zurück zur Monarchie ein unblutiger Systemwechsel war. Nach der normalen Definition von Revolution war die Glorreiche Revolution sicher keine, das einzige, was sich änderte, war das Verhältnis zwischen König und Parlament, wobei das Parlament an Macht gewann.

Nach dem Tod Wilhelms von Oranien übernahm dessen Schwägerin Anne (1702-1714) die Herrschaft in Personalunion. Daraufhin wurde Schottland 1706 eine vollständige politische Union mit England angeboten. Die Angst vor schlechteren Bedingungen im Fall der Weigerung führte zur Annahme des Angebots durch das schottische Parlament. Das war kein harmonischer Prozess, Schottland hatte vor dem ökonomischen Druck der Engländer kapituliert. Dieser Ablauf wurde durch die politischen Eigeninteressen der englischen Marionetten John Campbell, dem zweiten Herzog von Argyll, und James Douglas, dem zweiten Herzog von Queensberry, beschleunigt. Doch wurden England und Schottland gemäß dem Act of Union 1707 zum Königreich Großbritannien vereinigt. Anne wurde erste "britische" Königin, das Parlament Englands wurde in das Parlament Großbritanniens umgewandelt und um 45 schottische Abgeordnete erweitert. An der Grenze zwischen den beiden Staaten wurden keine Zölle mehr erhoben. Allerdings wurde das englische Recht nicht auf Schottland übertragen und einige schottische Institutionen nicht mit ihrem englischen Gegenstück fusioniert; dazu zählen die Bank of Scotland und die Church of Scotland. Nach dem 1707 erfolgten Act of Union überlappen sich die Geschichte von Großbritannien und die von England sehr stark, da England die führende politische Rolle in dem neuen Gesamtstaat übernahm.

Fortsetzung der Geschichte Englands und Großbritanniens unter: Geschichte des Königreiches Großbritannien

Dieser Artikel behandelt ab 1707 nur noch die Regionalgeschichte Englands.

Regionalgeschichte Englands

Der Dezentralisierungsprozess, der bei Schottland, Wales und Nordirland begann, hat mittlerweile auch England erfasst. London besitzt seit 2001 ebenfalls eine Exekutive mit einer gewissen Teilautonomie, die Greater London Authority, und ein eigenes Parlament mit beschränkten Befugnissen (London Assembly). Es bestehen Pläne, in mehreren Teilen Englands Regionalparlamente einzuführen.

Siehe auch

Literatur (in Auswahl)

  • The Oxford History of England, hrsg. von George Clark, 15 Bände, Oxford 1934-1966.
  • The New History of England, hrsg. A. G. Dickens, Norman Gash, London 1977 ff.
  • The New Oxford History of England, hrsg. von J.N. Roberts, Oxford 1989 ff.
  • Davies, Norman: The Isles, Oxford University Press 1999, ISBN 0-19-513442-7
  • Hoppit, Julian: A land of liberty? : England 1689 - 1727, Oxford u.a. : Clarendon Press 2000, 580 S., (=The new Oxford history of England), ISBN 0-19-822842-2
  • Kluxen, Kurt: Geschichte Englands. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart 1976 ISBN 3520374021
  • Krieger, Karl Friedrich: Geschichte Englands, Bd. I und II.; München 1990.


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