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Informationsverbund Berlin-Bonn

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Der Informationsverbund Berlin-Bonn (IVBB) ist ein Informationsverbund des Bundes zur Vernetzung der Obersten Bundesbehörden.

Eingerichtet wurde der Informationsverbund Berlin-Bonn aufgrund des Umzuges des Deutschen Bundestages und des größten Teils der Bundesregierung nach Berlin. Er ermöglicht den schnellen und sicheren Datenaustausch zwischen den einzelnen Stellen in Berlin und Bonn. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) drangen dennoch ausländische Hacker seit 2017 über einen längeren Zeitraum in das bislang als sicher geltende Datennetzwerk des Bundes und der Sicherheitsbehörden ein. Laut dpa sei Schadsoftware eingeschleust worden; die Angreifer hätten auch Daten erbeutet. Entdeckt wurde das im Dezember 2017, öffentlich Ende Februar 2018. [1] Für 1. März 2018 wurden Sondersitzungen des Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr) und des Bundestagsausschusses Digitale Agenda einberufen.

Der IVBB ist ebenso wie der Informationsverbund der Bundesverwaltung (IVBV) einer der Grundpfeiler für die Verwaltungsmodernisierung im Rahmen der Initiative BundOnline 2005.

Struktur

Der Informationsverbund Berlin-Bonn ist die Kommunikationsplattform der Bundesverwaltung. Nutzer sind Bundeskanzleramt und alle Bundesministerien, Bundesrechnungshof sowie Sicherheitsbehörden in Berlin, Bonn und an weiteren Standorten. Auch der Bundestag und Bundesrat sind angeschlossen. Sie ist besonders gegen Angriffe von außen geschützt. Die Infrastruktur des IVBB ist von öffentlichen Netzen getrennt.[2]

Die Bundesregierung registriert nach eigenen Angaben pro Tag etwa 20 hochspezialisierte Hacker-Angriffe auf ihre IT-Infrastruktur. Im Schnitt einer pro Woche habe einen nachrichtendienstlichen Hintergrund, erklärte die Regierung [3] auf eine Anfrage der Linksfraktion hin. Zudem gebe es immer wieder Hinweise, dass russische Spione Mitarbeiter von Bundestagsabgeordneten für ihre Zwecke anwerben wollten. Die IT des Bundestages ist zu Teilen mit dem IVBB verbunden.

Telefon- und Internetdienste

Telefonvorwahl 01888

Der IVBB hatte bis Ende 2009 eine eigene Telefonvorwahl für eine bundeseinheitliche Bepreisung für Telefonate von Bürgern mit den Institutionen des Bundes. Diese Rufnummer wurde bereits 1997 eingeführt. Seitdem hat sich der Telefonmarkt sehr geändert. Es gibt mittlerweile andere Festnetzbetreiber, und Mobilfunknetze haben heute einen völlig anderen Stellenwert. Auch die Entgeltstruktur der Anbieter hat sich gegenüber 1997 stark geändert. Waren früher die Entgelte entfernungsabhängig, gibt es heute meist Standardentgelte. Wegen der Entfernungsabhängigkeit galt damals auch die einheitliche Bepreisung, zumindest in West-Ost-Richtung. Das bedeutete zum Beispiel: Wenn ein Teilnehmer aus Bonn eine Nummer im IVBB angerufen hat, war es entgeltmäßig gleich, ob der Zielanschluss in Berlin oder in Bonn war. Diese Vorgehensweise ließ sich auch wegen der zum Teil fehlenden Interconnectionabkommen zwischen den einzelnen nationalen und internationalen Netzbetreibern nicht aufrechterhalten. Um dennoch in den Genuss der Vorteile eines Netzverbundes zu gelangen, wurde beschlossen, neue einheitliche Einwahlnummern für den IVBB zu schalten und die bundeseinheitliche Nummer auslaufen zu lassen. Zum 1. Januar 2010 wurde die Vorwahl 01888 abgeschaltet.

Neue IVBB-Telefonvorwahlen für Bonn und Berlin

In den Ortsnetzen Bonn und Berlin wurden 2006 neue Einwahlnummern für den IVBB geschaltet. Diese waren parallel zur bundeseinheitlichen Vorwahl 01888 in Betrieb, um einen weichen Übergang für alle Beteiligten zu schaffen. Diese neue Regelung wird den jetzt geläufigen Gebührenstrukturen besser gerecht und bildet für Gespräche vom Mobilfunktelefon in den IVBB eine preiswertere Basis als das alte Modell.

Ortsnetz, unabhängig vom Sitz der
Ministerien und Verfassungsorgane
IVBB - Einwahlnummer Beispiel alt Beispiel neu
Berlin 030 18 «IVBB-Nummer» 01888 456789 030 18 456789
Bonn 0228 99 «IVBB-Nummer» 01888 456789 0228 99 456789

Künftig gibt es zwar zwei Einwahlnummern, es ist aber egal, welche man verwendet. Wegen der weitestgehend standardisierten Gebühren (es wird im Wesentlichen seitens der Anbieter nur noch zwischen Mobilfunk-, Orts- und Ferngespräch unterschieden) entsprechen die Kosten jetzt einem normalen Gespräch in das Ortsnetz Bonn oder Berlin. Eine Abrechnung als Sonderrufnummer gibt es nicht mehr. Als weiterer Vorteil ist nun die vollständige Erreichbarkeit aus dem Ausland zu sehen, da die Einwahlnummer zum Rufnummernbereich der jeweiligen Ortsnetze gehören.

Einheitlicher Domain-Name für alle Bundeseinrichtungen

Der IVBB umfasste bei seiner Einführung alle Dienste, die 1997 bereits verfügbar waren. Dazu zählen die Dienste: E-Mail, Domain Name Service (DNS) und der Webserver für das World Wide Web. Damit hier ebenfalls eine leichte Zuordnung möglich war, wurde die Domain „bund.de“ reserviert und belegt. Nach Einführung im IVBB wurde diese Domain Zug um Zug auch von allen Bundesbehörden benutzt, die nicht am Standort Bonn oder Berlin waren.

Heute sieht man den Erfolg der Standardisierung. Fast alle Ministerien bieten ihre Angebote unter der einheitlichen Adresse an: beispielsweise das Bundesministerium des Innern unter www.bmi.bund.de oder das Bundesministerium für Arbeit und Soziales unter www.bmas.bund.de. Zusätzlich wurde noch ein Portal für den Bürger eingerichtet (www.bund.de). Dort erhält man einen guten Zugang zur Bundesverwaltung. Durch den einheitlichen Domain-Namen vermied man wirksam das Domaingrabbing, wie es von einigen betrieben wird. Die Domain findet auch bei den E-Mail-Adressen der Mitarbeiter des Bundes Verwendung.

Hack des Netzwerkes 2017–2018

Ende Februar 2018 wurde bekannt, dass Informatiker einer vermutlich ausländischen Macht in den Informationsverbund eingedrungen sind. Zunächst meldete das Auswärtige Amt einen entsprechenden Vorfall. Das Bundesinnenministerium erklärte, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und die Nachrichtendienste untersuchten einen IT-Sicherheitsvorfall. Innerhalb der Bundesverwaltung sei der Angriff isoliert und unter Kontrolle. Jedoch wurde die Attacke von deutschen Sicherheitsbehörden bereits im Dezember 2017 erkannt. Damals sei der Angriff schon über eine längere Zeit gelaufen, möglicherweise ein ganzes Jahr. Seitdem bemühen sich die Behörden herauszufinden, wie tief die Informatiker der angreifenden Gruppe in das Regierungsnetz eingedrungen sind.

Laut dpa wurde in das Netzwerk eine Schadsoftware eingeschleust, die es den Angreifern ermöglichte, über einen langen Zeitraum Daten abzuziehen. Kurz nachdem der Angriff erkannt worden war, schickte das BSI eine "technische Spezialeinheit" zum Auswärtigen Amt. Das so genannte Mobile Incident Response Team (MIRT) wurden 2016 eingeführt, um betroffene Stellen vor Ort schnell zu unterstützen und sollte den laufenden Angriff beim AA analysieren.

Bei der angreifenden Gruppe soll es sich laut Sicherheitskreisen um APT28 handeln. Viele IT-Fachleute rechnen diese russischen Regierungsstellen zu. Der Angriff auf den Bundestag im Jahr 2015 geht Ermittlern zufolge ebenfalls auf diese Gruppe zurück. Laut einem Bericht der Zeitung Die Welt war die Attacke auf das deutsche Regierungsnetz Teil eines größeren Angriffs auf mehrere Einrichtungen in Europa.[4]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Sicherheitskreise: Hacker drangen in deutsches Regierungsnetz ein | heise online. Abgerufen am 1. März 2018.
  2. heise online: Sicherheitskreise: Hacker drangen in deutsches Regierungsnetz ein. Abgerufen am 1. März 2018 (deutsch).
  3. http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/108/1810839.pdf Anfrage der Fraktion Die Linke, Drucksache 1810839
  4. Jannis Brühl, Hakan Tanriverdi: Hacker-Angriff auf Außenministerium. In: sueddeutsche.de. 28. Februar 2018, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 1. März 2018]).