Kurden
Die Kurden sind ein indogermanisches Volk in Vorderasien. Ihre Anzahl wird auf 25 bis 45 Millionen Menschen geschätzt. Das Siedlungsgebiet der Kurden ist die Region, in der die Türkei, der Irak und der Iran aneinanderstoßen. 40-50% der Kurden leben im Südosten der Türkei, 20-25% im Nordirak, ca. 20% im Nordwestiran. 3-4% der Kurden siedeln in Syrien und 1-2% in Armenien. Der ursprünglich relativ geschlossene Siedlungsraum wurde nach dem Zerfall des osmanischen Reiches durch die Grenzen der neugebildeten Staaten zerschnitten.
Geschichte
Ihre Einwanderung in die unwegsame, schlecht kontrollierbare Gebirgslandschaft zwischen Armenien und Mesopotamien wird in das 5. Jahrhundert datiert. Ihre Stammesverbände unterstanden formell den Persern, (den Achämeniden bzw. den Safaniden) und ab dem 16. Jahrhundert den Osmanen; sie lebten aber naturgemäß in großer Freizügigkeit.
Bis zur Zeit des Ersten Weltkriegs wurde ihr Bewusstsein einerseits durch die Stammeszugehörigkeit geprägt, andererseits durch den sunnitischen Islam. Unter dem Einfluss europäischer Ideen entwickelten sie dann ein eigenes Nationalgefühl. Durch die alliierten Siegermächte wurde ihnen zunächst ein eigener Staat "Kurdistan" in Aussicht gestellt. Jedoch wurde ihr Siedlungsgebiet auf die Territorien verschiedener Staaten aufgeteilt, wo man sie - mit wenigen politischen Rechten ausgestattet - als ethnische Minderheit anerkannte. Bis auf die Türkei, wo man sie als "Bergtürken" bezeichnete und ihnen die kurdische Sprache verbot.
1945/46 kam es zur Episode einer Kurdenrepublik in Nordwestiran. Zu einer teilweisen Selbstverwaltung und Beteiligung an der Regierung kam es im Irak 1970-74.
Nach dem Zweiten Golfkrieg verfügte 1991 die UNO im Irak eine Schutzzone nördlich des 36. Breitengrades. Im Dritten Golfkrieg 2003 beteiligten sich kurdische Kräfte auf Seiten der USA an der Eroberung nordirakischer Städte.
Politik
Bislang sind die Bemühungen um eine staatliche Souveränität vor allem an der Zerrissenheit und Rivalität der ca. 100 kurdischen Stämme gescheitert.
Religion
Die Kurden sind mehrheitlich sunnitischen Glaubens, daneben gibt es viele Alewiten und Jezidi.
Kultur
Die Frauen tragen keinen Schleier.
Es gibt eine reiche Volksliteratur in kurdischer Sprache.
Literatur
- Günter Kettermann: Atlas zur Geschichte des Islam, Darmstadt 2001
- Klaus Kreiser, Werner Diem, Hans Georg Majer (Hgg.): Lexikon der Islamischen Welt, 3 Bände, Stuttgart u.a. 1974 (Urban-Taschenbücher 200).