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Michael Ende

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Michael Andreas Helmuth Ende (* 12. November 1929 in Garmisch; † 28. August 1995 in Filderstadt-Bonlanden) war ein deutscher Schriftsteller und Anthroposoph.

Leben

Ende war der Sohn des surrealistischen Malers Edgar Ende und dessen Ehefrau. Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte Ende in München, erst in Pasing, dann in Schwabing. Ab 1940 besuchte Ende das Maximiliansgymnasium in München. Drei Jahre später wurde diese Schule evakuiert und Ende kam mit dem Programm der Kinderlandverschickung in seinen Geburtsort zurück.

Als er wenige Wochen vor Kriegsende zur „Heimatverteidigung“ herangezogen werden sollte, desertierte Ende und schloss sich der Organisation Freiheitsaktion Bayern an. Erst 1948 konnte Ende seine Schulzeit an der Waldorfschule in Stuttgart erfolgreich absolvieren. Sofort im Anschluss daran besuchte er bis 1950 die Falckenberg-Schule. Nach erfolgreichem Abschluss agierte Ende bis 1953 an verschiedenen Theatern, u.a. mehrere Monate am Landestheater in Schleswig-Holstein.

Während dieser Zeit verfasste Ende für verschiedene politische Kabaretts die Texte. Zwischen 1954 und 1962 war er auch als Filmkritiker für den bayerischen Rundfunk. Mit eigenen, meist dramatischen, Theaterstücken war Ende jedoch erfolglos. Nachdem zwölf Verlage sein Manuskript „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ abgelehnt hatten, erschien dieses Kinderbuch 1960 im Thienemann Verlag und war seitdem ein großer Erfolg.

Da verschiedene Kritiker Ende, gerade seines Jim Knopfs wegen, „Weltflucht“ vorwarfen und ihn als „Schreiberling für Kinder“ abtaten, ging er 1970 zusammen mit seiner Frau nach Italien und ließ sich südlich von Rom, in der „Villa Gentano“, nieder. Dort entstand 1973 sein märchenhafter Roman „Momo“. In enger Zusammenarbeit mit dem Komponisten Mark Lothar entstand anschließend das Libretto zur Oper „Momo und die Zeitdiebe“. Die Uraufführung fand 1978 am Landestheater in Coburg statt. 1985 war Ende auch einer der Autoren des Drehbuchs, nach dem Peter Heusch seinen Film „Momo“ drehte. In diesem Film spielte Ende auch eine kleine Nebenrolle.

Ab 1978 arbeitete er mit dem Komponisten Wilfried Hiller zusammen. Aus dieser Partnerschaft entstanden zahlreiche Musiktheaterstücke, wie 1985 „Der Goggolori“. Michael Endes erstes Werk „Denn die Zeit drängt“, ein Theaterstück, in dem er sich mit dem Atombombenabwurf auf Hiroshima auseinander setzt, konnte bislang ebenso wenig erscheinen wie andere Theaterstücke, die er vor seinen Kinderbüchern schrieb.

Im Alter von nahezu 66 Jahren starb der Schriftsteller Michel Ende am 28. August 1995 in Filderstadt-Bonlanden in der Nähe von Stuttgart an Magenkrebs. Seine letzte Ruhestätte fand er auf einem Friedhof in der Nähe von München. Seinen literarischen Nachlass verwaltet das Deutsche Literaturarchiv in Marbach am Neckar.

Wirkung

Er zählt zu den beliebtesten und erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts. Seine Bekanntheit verdankt er vor allem dem großen Erfolg seiner Kinderbücher und ihren Helden, die mit ihrem einnehmenden Charakter zur Identifikation einladen und den Leser in fremde Welten voller visionärer Symbolkraft entführen.

Seine Werke wurden in über 45 Sprachen übersetzt und haben eine Gesamtauflage von 20 Millionen erreicht. Großen und nachhaltigen Erfolg hatte sein Kinderbuch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, das u.a. durch die szenische Darstellung der „Augsburger Puppenkiste“ im Fernsehen erhebliche Resonanz fand. Die Verfilmungen seiner beiden erfolgreichsten Bücher „Momo“ und „Die unendliche Geschichte“ trugen ebenfalls zu seiner Bekanntheit bei, wobei Ende sich selbst von der Verfilmung der „unendlichen Geschichte“ scharf distanzierte. Sowohl „Momo“ als auch die „unendliche Geschichte“ präsentieren düstere Visionen, in denen Fantasie und Menschlichkeit oder sogar die gesamte Welt selbst im Verschwinden begriffen sind. Die Grauen Herren aus Momo können auch als Kritik an der Technokratie und Wirtschaft interpretiert werden. Die meisten seiner Bücher erschienen zuerst im Thienemann Verlag.

Manche seiner Werke lassen sich als die Übertragung der Anthroposophie Rudolf Steiners in die kindliche Vorstellungswelt interpretieren, so z.B. Momo und Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch.

Michael Endes Grab befindet sich im Waldfriedhof (alter Teil) in München. Es ist gestaltet als ein überdimensionales großes Buch in Bronze, aus dem seine geschaffenen Märchenfiguren reliefartig herauswachsen. Ebenso als Bücher gestaltet sind 2 Sitzhocker davor und ein kleiner Tempel. Das Grabmal gestaltete Angerer der Ältere.

Zitate

Man darf von jeder Tür aus in den literarischen Salon treten: aus der Gefängnistür, aus der Irrenhaustür oder aus der Bordelltür. Nur aus einer Tür darf man nicht kommen, aus der Kinderzimmertür. (in Bezug auf den Umstand, dass seine Werke von den etablierten Literaturkritikern weitgehend ignoriert wurden)

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke (in Auswahl)

Kinder- und Jugendbücher

  • Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer (1960)
  • Jim Knopf und die Wilde 13 (1962)
  • Das Schnurpsenbuch (1969)
  • Tranquilla Trampeltreu die beharrliche Schildkröte (1972)
  • Momo (1973)
  • Das kleine Lumpenkasperle (1978)
  • Das Traumfresserchen (1978)
  • Lirum Larum Willi Warum (1978)
  • Die unendliche Geschichte (1979)
  • Der Lindwurm und der Schmetterling oder Der seltsame Tausch (1981)
  • Die Schattennähmaschine (1982)
  • Filemon Faltenreich (1984)
  • Norbert Nackendick (1984)
  • Ophelias Schattentheater (1988)
  • Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch (1989)
  • Die Geschichte von der Schüssel und vom Löffel (1990)
  • Lenchens Geheimnis (1991)
  • Der lange Weg nach Santa Cruz (1992)
  • Der Teddy und die Tiere (1993)
  • Die Zauberschule im Wünschelreich (1999)
  • Vom Wunsch aller Wünsche und andere Geschichten (1999)
  • Die Rüpelschule (2002)

Lyrik

Prosa

  • Edgar Ende (1971)
  • Mein Lesebuch (Anthologie, 1983)
  • Der Spiegel im Spiegel. Ein Labyrinth (Surrealistische Texte, 1984)
  • Die Archäologie der Dunkelheit (1985)
  • Das Gefängnis der Freiheit (Erzählungen, 1992)
  • Die Vollmondlegende (Bilderbuch für Erwachsene (1993)
  • Michael Endes Zettelkasten. Skizzen und Notizen (1994)
  • Der Niemandsgarten . Aus dem Nachlass (1998)

Theaterstücke - Opernlibretti

  • Die Spielverderber, (Theaterstück, 1967)
  • Das Gauklermärchen (Theaterstück, 1982)
  • Der Goggolori (Eine bairische Mär, Stück in acht Bildern, 1984)
  • Die Jagd nach dem Schlarg. Variationen in Lewis Carrolls gleichnamigem Nonsensgedicht. (Libretto, 1987)
  • Der Rattenfänger (Libretto, 1993)

Sachthema

  • Kunst und Politik - ein Gespräch von Joseph Beuys/Michael Ende (1988)

Verfilmungen

Literatur

  • Heidi Aschenberg: Eigennamen im Kinderbuch. Eine textlinguistische Studie. Narr, Tübingen 1991. (= Tübinger Beiträge zur Linguistik; 351) ISBN 3-8233-4202-9
  • Klaus Berger: Michael Ende. Heilung durch magische Phantasie'. Christliche Literaturverbreitung, Bielefeld 1988. (= TELOS; 2531) ISBN 3-87857-203-4
  • Gabriele Berger-Faragó: Zeit. Menschliches Maß, kosmische Kraft oder Geschenk Gottes? Augustin, Michael Ende, Eilert Herms und Kohelet über Zeit und Ewigkeit. Ibidem-Verlag, Stuttgart 2003. ISBN 3-89821-188-6
  • Peter Boccarius: Michael Ende. Der Anfang der Geschichte. Aktualisierte Ausg. Ullstein, Frankfurt/M. 1995. (= Ullstein-Buch; 23844) ISBN 3-548-23844-0
  • Fabian Michael Friedrich: Jim Knopf. Über Michael Endes „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ und „Jim Knopf und die Wilde 13“. EDFC, Passau 2004. (= Fantasia; 180.2004) ISBN 3-932621-74-3
  • Viola Herzig-Danielson: Winnetou in Phantásien. Interaktion von Bibliotherapie und Literaturwissenschaft am Beispiel der „Winnetou“-Trilogie von Karl May und des Romans „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende. DOBU, Hamburg 2004. ISBN 3-934632-06-8
  • Wilfried Kuckartz: Michael Ende, „Die unendliche Geschichte“. Ein Bildungsmärchen. Verlag Die Blaue Eule, Essen 1984. (= Pädagogik des Vorbilds; 1) ISBN 3-924368-13-9
  • Nils Kulik: Das Gute und das Böse in der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur. Eine Untersuchung bezogen auf Werke von Joanne K. Rowling, J. R. R. Tolkien, Michael Ende, Astrid Lindgren, Wolfgang und Heike Hohlbein, Otfried Preußler und Frederik Hertmann. Lang, Frankfurt/M. 2005. (= Kinder- und Jugendkultur, -literatur und -medien; 33) ISBN 3-631-53446-9
  • Claudia Ludwig: Was du ererbt von deinen Vätern hast... Michael Endes Phantásien - Symbolik und literarische Quellen. Lang, Frankfurt/M. 1988. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur; 1071) ISBN 3-8204-1181-X
  • Friedhelm Moser: Jim Knopf und die sieben Weisen. Eine philosophische Einführung in den lummerländischen Lokomotivismus. Eichborn, Frankfurt/M. 1996. ISBN 3-8218-3452-8 (Rezension)
  • Lutz Müller: Schöpferische Seele. Auf der Suche nach den Wassern des Lebens. mgv-Verlag, Landsberg am Lech 1988. (= mgv-Paperbacks; 369) ISBN 3-478-03690-9
  • Jacek Rzeszotnik (Hrsg.): Zwischen Phantasie und Realität. Michael Ende Gedächtnisband 2000, . Passau: EDFC 2000. (= Fantasia; 136/137) ISBN 3-932621-29-8
  • Hajna Stoyan: Die phantastischen Kinderbücher von Michael Ende. Mit einer Einleitung zur Entwicklung der Gattungstheorie und einem Exkurs zur phantastischen Kinderliteratur der DDR. Lang, Frankfurt/M. 2004. (= Kinder- und Jugendkultur, -literatur und -medien; 29) ISBN 3-631-51784-X