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Julius Ludwig Rothweil

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Schloss Philipsruhe, Hanau
Schloss Biebrich bei Wiesbaden, Rheinseite
Schloss Biebrich, Gartenseite
Schloss Weilburg an der Lahn, von Julius Ludwig Rothweil barock ausgebaut
Residenzschloss Bad Arolsen
Schloss Höhnscheid

Julius Ludwig Rothweil (* wohl 1676 im Elsass; † 1750) war ein hessischer Landesbaumeister (Hofarchitekt) des Barock.

Leben und Werk

Das genaue Geburtsdatum und der Geburtsort von Julius Ludwig Rothweil ist bisher nicht bekannt. Wahrscheinlich wurde er 1676 im Elsass geboren. Seine berufliche Ausbildung zum Baumeister erhielt er in Straßburg oder Paris.

1701 ist Rothweil in Hanau erstmals als Ingenieur nachweisbar.

Ab 1702 war er Landhauptmann im Dienst der Landgrafen von Nassau-Weilburg. Während dieser Zeit war er betraut mit Bauprojekten in Neuwied, Hachenburg und Hanau.

Mit dem Bau des Schlosses Philippsruhe bei Hanau (Landschloss für den Grafen Philipp Reinhard von Hanau-Lichtenberg) erregt Julius Ludwig Rothweil überregional Aufmerksamkeit.

Seither führt er für verschiedene Landesherren wichtige Baumaßnahmen aus, sowohl Kirchen wie Schlösser.

In beiden Bereichen werden seine Bauten Vorbilder, insbesondere im "protestantischen Gürtel" zwischen Berlin, Hannover, Kassel und Pfalz-Saarbrücken.

Sein Werk ist beeinflusst durch den französischen Barock (Versailles) und den niederländischen Barock. In seinem Werk vermittelte Julius Ludwig Rothweil zwischen den architektonischen Stilrichtungen des Barock und des Klassizismus. Er war der Wegbereiter des Barock-Klassizismus im heutigen Hessen.

Um 1709 oder 1710 wurde er nach Arolsen berufen. In Arolsen plante er das Schloss, eine der bedeutendsten Schlossanlagen in Hessen.

Während seiner Zeit als Hofbaumeister des Grafen Johann Ernst von Nassau-Weilburg (1675 - 1719) Julius Ludwig Rothweil war für alle größeren Bauprojekte des Grafen verantwortlich.

Ebenso war er Baudirektor des Grafen Anton Ulrich von Waldeck und Pyrmont (Regierungszeit 1706-28, ab 1712 Fürst)für alle dortigen Hoch- und Tiefbauten zuständig.

Sein Nachfolger als Baudirektor war Franz Friedrich Rothweil.

Julius Ludwig Rothweil starb im Jahr 1750.

ausgeführte Bauten

  • Schloss Philippsruhe, Hanau: ab 1701 (vom Pariser Baumeister Jacques Antoine Vith Girard bis 1712 fertiggestellt)
  • Schloss Biebrich bei Wiesbaden: Ausbau und Erweiterung, bis 1703
  • Schloss Neuwied: ab 1703 (Pläne v. R. 1706/1707), ursprünglich dreiflügelig geplant, als drei Einzelbauten ausgeführt
  • Weilburg an der Lahn:
    • Ausbau und Erweiterung des Schlosses
    • Neubau von Schlosskirche und Rathaus, 1703-1713. Die Schlosskirche gilt als der bedeutendste protestantische Kirchenbau des Barock in Hessen
    • Ausbau und Erweiterung der Oberen Orangerie, 1703-1705
    • Neubau Untere Orangerie, 1711-13, nach dem Vorbild der Orangerie von Versailles
    • erste Wasserleitung von Weilburg
  • Schloss Hachenburg: Ausbau, 1715-1746
  • Schloss Höhnscheid (Gutshaus) und Park: Neubau 1720-1730
  • Arolsen (Residenz des Fürsten Friedrich Anton Ulrich zu Waldeck und Pyrmont):
    • Schloss Arolsen: Abbruch ab 1710 und Neubau 1713-1728
    • Saalkirche: Neubau 1735-1787
  • Bad Pyrmont:
    • Schloss: verändert ab 1721
    • Kommandantenhaus: Neubau 1723
    • Kavalierhäuser: Neubau 1723
    • Magazingebäude: Neubau 1726
    • Festungsanlage: Instandsetzung und Umbau

Urheberschaft vermutet

  • Kirchheimbolanden: Schlosskirche (Paulskirche): Neubau 1739-1744 (leicht abgewandelte Doublette der Schlosskirche in Weilburg)
  • Daaden (Westerwald): ev. Pfarrkirche, 1722-1724

Urheberschaft fälschlich zugewiesen

Literatur

  • Birgit Kümmel, Michael Neumann, Ulrich Schütte (Hrsg.): Julius Ludwig Rothweil (1676-1750), Petersberg: Imhof, 1. Aufl. 2004, 2. Aufl.: 2006, ISBN 3-937251-19-7
  • Magnus Backes: Julius Ludwig Rothweil: ein Rheinisch-Hessischer Barockarchitekt, Baden-Baden, Strasbourg: Heitz, 1. Aufl., 1959 (Studien zur deutschen Kunstgeschichte; 317)
  • Magnus Backes: Schloß Neuwied und sein Baumeister Julius Ludwig Rothweil - Ergänzende Bemerkungen und Untersuchungen, in: Johannes Mötsch (Hrsg.): Ein Eifler für Rheinland-Pfalz. Festschrift für Franz-Josef Heyen zum 75. Geburtstag am 2. Mai 2003 (= Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte; 105), Bd. 2, S. 1137-1152, Mainz, 2003
  • Kathrin Ellwardt: Ev. Schloßkirche Weilburg. Regensburg 1999. (= Schnell & Steiner, Kunstführer Nr. 2391). ISBN 3-7954-6218-5
  • Birgit Kümmel, Richard Hüttel (Hrsg.): Arolsen: indessen will es glänzen; eine barocke Residenz, Korbach, 1992