Fuchs (Studentenverbindung)
In der Gruppensprache der Studentenverbindungen bezeichnet Fuchs (später teilweise auch Fux) ein neues Mitglied einer Verbindung, das in ein bis drei Semestern zum Burschen ausgebildet wird. In der Fuchsenzeit hat der Fuchs eingeschränkte Rechte und Pflichten und steht unter dem Schutz der Burschen. Der Fuchs wählt sich den Reihen der Burschen einen Vertrauten, den so genannten Leibburschen, auch Leibvater genannt. Der Leibbursch vertritt die Interessen seines Leibfuchsen oder Leibsohnes auf dem Burschenconvent. Er dediziert ihm zur Burschung oder Reception einen Bierzipfel oder anderes Couleur. In vielen Bünden ist es Sitte, dass er die ganze Couleur dediziert.
Der Verantwortliche für die Ausbildung der Füchse wird Fuchsmajor (auch Fuxmajor) genannt. Die theoretische Ausbildung erfährt der Fuchs in den Fuchsenstunden, die durch den Fuchsmajor abgehalten werden.
Bei den Corps werden die Füchse teilweise auch als Renoncen bezeichnet.
Geschichtliche Herkunft des Begriffes
Die Herkunft des im 15./16. Jahrhundert an den Hochschulen, bzw. in Studentenverbindungen entstandene Begriff Fuchs ist nicht ganz eindeutig geklärt. Es gibt mehrere Ansätze der Begriffsdeutung:
- faex (lat. Hefe, Bodensatz, Abschaum. Schon früher wurde dieser Begriff für die niedrigsten Bevölkerungsschichten verwandt und wurde anscheinend auf die Studienanfänger, als die untersten in der studentischen Hierarchie, übertragen),
- faix, feix oder feux (mitteldeutsch für unerfahrener, ungehobelter, ungebildeter Mensch),
- fos oder foss (oberdeutsch für faul),
- fucus (lat. Drohne, was so viel heißen mag, dass Student so wenig arbeite wie eine Drohne)
- fex (tirolerisch für Narr).
- fuchteln - der Fechtunerfahrene fuchtelt noch.
Nicht ganz geklärt und auch heute noch umstritten ist die Schreibweise Fuchs und seine Herleitung aus dem Tierreich. In dem Buch eines 1811 aktiv gewordenen Göttinger Corpsstudenten aus dem Jahre 1813 über das Leben an der Göttinger Universität findet man folgende Beschreibung:
- Fuchs heißt ein Student im ersten halben Jahre. Die Bezeichnung ist nicht sehr unpassend, denn der junge Mensch, der hohe überspannte Begriffe von einer Universität mitbringt; durch die guten Lehren und Lebensregeln seiner besorgten Eltern von den Studenten bange gemacht ist; in jedem, der ihn begegnet, einen Renommisten zu erblicken glaubt; von allen Menschen sich bemerkt wähnt; mithin in Haltung, Gang und Mienen Aengstlichkeit äußert – hat in der That viele Aehnlichkeiten mit einem Fuchse. Nach einigen Wochen verliert sich dieß ängstliche Wesen schon, und gegen das Ende des halben Jahres pflegen durchaus ein entgegengesetzes Benehmen zu zeigen; sie wollen oft früher fliegen, ehe sie Flügel haben und fallen so in eine andere Lächerlichkeit. Man erkennt sie dem ungeachtet für Füchse.
- (zitiert nach Daniel Ludwig Wallis, Der Göttinger Student: Oder Bemerkungen, Ratschläge und Belehrungen über Göttingen und das Studentenleben auf der Georgia Augusta, Göttingen 1813, S. 102).
Erscheinungsbild
Bei farbentragenden Verbindungen sind die Füxe oftmals durch besonderes Couleur ausgezeichnet. In der Regel tragen Krassfüchse und Brandfüchse das so genannte Fuchsenband, das normalerweise eine Farbe weniger als das Burschenband hat, sowie eine Studentenmütze. Nach einer Fuchsenzeit von meist zwei Semestern wird ein Fuchs feierlich zum Bursch ernannt.
Verschiedene Stufen
Verschiedene Verbindungen teilen die Fuxenzeit in mehrere Stufen ein; dies sind in der Regel:
- Spefuchs: Angehender Fuchs, der noch nicht vom Burschenkonvent aufgenommen wurde.
- Jungfuchs: Bereits durch den Burschenkonvent aufgenommen, aber die Burschung (katholische Verbindungen) bzw. Reception (schlagende Verbindungen) wurde noch nicht vollzogen.
- Krassfuchs: Rezipierter (feierlich bei einer Kneipe oder einem Kommers aufgenommener) Fuchs, daher berechtigt Fuchsenband und Mütze zu tragen.
- Brandfuchs: Fuchs, der die Branderprüfung bestanden hat, und die Zeremonie der Branderung durchlaufen hat (Extrinken des Brandergetränkes und Anschwärzung)
Bei schlagenden Verbindungen auch ein Fuchs, der seine Fuchsenpartie(n) geschlagen hat.
- Militärfuchs: Ein Militärfuchs ist ein bereits renoncierter Corpsbruder, der sein Studium jedoch noch nicht aufgenommen hat und noch Wehrdienst leistet. Für renonncierte Zivildienstleistende wird der Begriff analog angewendet.
- In Göttingen werden Füchse auch Renoncen genannt, sie setzen hinter den Zirkel die Buchstaben "ren".
Literatur
- Die Fuxenstunde, GDS 1996
- Walter Bloem, Der krasse Fuchs, Studentenroman, 1906
Siehe auch: Liste verbindungsstudentischer Begriffe