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Robert Falcon Scott

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Scott-Statue in Christchurch, Neuseeland, die von seiner Witwe, der Bildhauerin Kathleen Scott geschaffen wurde

Robert Falcon Scott (* 6. Juni 1868 in Devonport bei Plymouth (andere Quellen: Outlands [?]); † 29. März 1912 in der Antarktis) war ein britischer Marineoffizier und Polarforscher. Er wurde durch seinen tragischen Wettlauf um die Ersterreichnung des Südpols gegen Roald Amundsen berühmt. Nur knapp von Amundsen geschlagen, kam Scott gemeinsam mit seinen Begleitern während des Rückmarsches ins Basislager ums Leben.

Karrierebeginn

Scott trat nach Beendigung seiner Schulzeit im Jahre 1881 in die britische Royal Navy ein und diente sich dort bis in den Rang eines Leutnants hoch. Er erwarb sich während seiner Dienstzeit den Ruf eines Torpedospezialist.

Expedition Discovery (1901 - 1904)

Datei:Weddellmeer.jpg
Karte der Antarktis, , im Süden das Ross Meer und das Ross-Schelfeis

Auf Vorschlag von Clements Markham, dem früheren Polarforscher, der zu dieser Zeit Präsident der Royal Geographic Society war, erhielt Scott den Befehl über die "National Antarctic Expedition". Scotts Expedition war die erste, die die Rossmeer durchfuhr und das Ross-Schelfeis erreichte.

Während dieser Expedition versuchte Scott gemeinsam Edward Wilson und Ernest Shackleton - der als dritter Leutnant auf dieser Expedition diente - mit Schlitten den Südpol zu erreichen. Dieser Versuch stand jedoch von Beginn an unter einem schlechten Stern. Alle drei hatten wenig Erfahrungen mit dem Überleben in antarktischen Bedingungen - Shackleton soll zu diesem Zeitpunkt weder Erfahrung mit dem Errichten eines Zeltes gehabt haben noch jemals in einem Schlafsack geschlafen haben -, Lebensmittel waren unzureichend geplant und Scott setzte Schlittenhunde ein, ohne dass sie ausreichend Erfahrung mit dem Umgang mit Schlittenhundgespann hatten. Scott, Wilson und Shackleton erreichten am 31. Dezember 1902 den südlichsten Punkt ihrer Reise - immer noch 480 Meilen vom Pol entwickelt. Während der mühsamen Rückkehr zurück zum Ausgangslager erkrankte Shackleton an Skorbut und Wilson litt zeitweise an Schneeblindheit.

Zahlreiche spätere Biographien haben von einer intensiven persönlichen Animosität zwischen Scott und Shackleton berichtet. Ranulph Fiennes schreibt jedoch in seiner Scott-Biographie, dass sich dafür wenig Belege finden lassen und das zwischen den zweien ein offensichtlich freundliches Verhältnis herrschte. Fiennes weist daraufhin, dass es vor allem die Autobiographie von Albert Armitage (Scotts Navigator und zweitem Offizier) gewesen sei, die als wesentlicher Beleg für den Zwist zwischen diesen beiden berühmten Polarforschern diene, dass sich Albert Armitage selber jedoch durch Scott benachteiligt fühlte. Aus Fiennes Sicht war der Grund, für die frühe Rückkehr Shackletons mit dem erstens Entsatzschiff noch während der Expeditionsdauer, tatsächlich nur Shackletons angegriffene Gesundheitszustand.

Terra Nova Expedition [1910 bis 1912)

Datei:Terra Nova corp2807.jpg
Terra Nova
Scotts Basislager
Gedenktafel bei Cape Evans

Start der Expedition

Die Ersterreichung des Südpols durch einen Briten war in den Augen Scott für Großbritannien nicht nur wichtig und notwendig. Scott sah darin auch eine Möglichkeit, das Ansehen und den finanziellen Status seiner Familie zu verbessern.

Nach seiner Heirat mit der Bildhauerin Kathleen Bruce am 2. September 1908 und der Geburt seines einzigen Sohne im Jahre 1909, startete er daher seine zweite Antarktis-Expedition. Am 1. Juni 1910 verließ sein Schiff, die Terra Nova London in Richtung Südpol.

Scheitern der Expedition

Sehr rasch wurde Scott klar, dass er sich in Bezug auf das Erreichen des Südpols in einem Wettlauf mit dem Norweger Roald Amundsen befand. Beide Expeditionen starteten im Oktober 1911 von ihren jeweiligen Basislagern auf. Während Amundsen und seine vier Begleiter mit Skiern und Schlittenhunden unterwegs waren, verwendete Scott und seine Leute neben Ponys auch Motorschlitten, die sich rasch als anfällig erwiesen sowie Schlittenhunde, mit denen erneut keiner umgehen konnte. Das Fünf-Mann-Team, das neben Scott aus Edward Wilson, Edgar Evans, Lawrence Oates sowie dem Leutnant Bowers bestand, erreichte zwar am 17. bzw. 18. Januar 1912 den Südpol, mußte jedoch feststellen, dass Amundsen diesen einen Monat früher erreicht hatte. Amundsen hatte täglich zwischen 15 und 20 Meilen zurückgelegt und sollte auf dem Rückweg bis zu 30 Meilen pro Tag schaffen, Scotts dagegen kam nur auf Tagesleistungen von maximal 13 Meilen. Während Amundsen die Rückkehr zu seinem Basislager gut bewältigte, wurde der Rückweg für Scott und seine Leute zu einem verzweifelten Kampf. Wesentlich dazu beigetragen haben extreme Wetterverhältnisse mit Kältegraden, die seit der Einführung moderner Wetterstationen auf der Antarktis in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts erst einmal wieder gemessen wurden.

Der erste, der während der Rückkehr ums Leben kam, war Evans, der sich durch einen Sturz verletzte und in der Folge davon einen raschen mentalen und körperlichen Zusammenbruch erlitt. Wenig später verschlechterte sich auch der Zustand von Lawrence Oates dermaßen, dass er die übrigen Expeditionsteilnehmer in ihrem Fortkommen behinderte. Als Oates sich allmählich dessen bewußt wurde und ihm auch klar wurde, dass für ihn selber nur geringe Überlebenschancen bestanden, er aber die Überlebenschancen seiner Teammitglieder erheblich reduzierte, verließ er freiwillig während eines Schneesturms das Zelt und wurde nie wieder gesehen.

Oates Geste jedoch kam zu spät. Die Leichen der übrigen drei Expeditionsteilnehmer wurden 6 Monate später in ihrem Camp gefunden, nur 11 Meilen von einem großen, lebensrettenden Nahrungsdepot entfernt, dass für sie angelegt worden war. Erhalten geblieben waren ihre Tagebücher, die ihr Leiden ausführlich schilderten. Scotts Tagebuch enthält den berühmten Eintrag

" Had we lived I should have had a tale to tell of the hardihood, endurance and courage of my companions which would have stirred the heart of every Briton."

Scotts Tagebuch endet mit den Worten:"For God's sake look after our people. R. Scott."

Nachwirkung

Analyse der Expedition

Die Trauer in Großbritannien um Scott und sein Expeditionsteam war sehr groß, als die britische Öffentlichkeit im Februar 1913 von Scotts Schicksal erfuhr. Scott selber wurde als Nationalheld angesehen. Die britische Presse schrieb:

"Abgesehen von einer einzigen Ausnahme, Nelsons Tod in der Stunde des Sieges, gab es nichts, was als dramatischer empfunden wurde"

Biographien der letzten drei Jahrzehnte sehen Scott jedoch wesentlich kritischer als es 1913 der Fall war. Besonders kritisch ist die von Roland Huntford in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts veröffentlichte Scott-Biographie. Huntford hinterfragt darin vor allem Scotts Organisationsfähigkeit: Scott benutzte zuerst sibirische Ponies und zog später gemeinsam mit seinen Leuten die Schlitten selber anstatt Schlittenhunde einzusetzen. Schlittenhunde verwendete er nur bis zum Erreichen des Beardmore Gletschers, während Amundsen, der sehr erfahren im Umgang mit Schlittenhundengespannen war, sie für den gesamten Weg zum Südpol einsetzte. Scotts Entscheidung so vorzugehen, wird gelegentlich darauf zurückgeführt, dass Scott vor dem Vorgehen zurückschreckte, Hunde umzubringen, um damit die verbleibenden Schlittenhunde zu füttern. Scotts Biograph Ranulph Fiennes weist jedoch daraufhin, dass Scott während der Discovery-Expedition gute Erfahrung mit selber gezogenen Schlitten gesammelt hatte.

Andere Kritiker haben darauf hingewiesen, dass im Gegensatz zu Amundsen Scott darauf verzichtet hatten, die Überlebenstechniken der arktischen Inuit zu übernehmen. Da Scott selber nie in der Arktik war und auf den Erfahrungen seiner Vorgänger und Vorgesetzten aufbaute, zielt diese Kritik vor allem auf die Royal Navy selber.

Der eigentliche Grund für den Tod von Scott und seinen Begleitern wird ebenso diskutiert. Scotts Verteidiger führen an, dass es vor allem Unterernährung, chronische Erschöpfung und die extreme Kälte war, die ihm und seinen Teammitgliedern das Leben kostete. Seine Kritiker sehen jedoch einen Teil der Katastrophe auch durch Skorbut verursacht. Die Ursachen von Skorbut und geeignete Maßnahmen zu ihrer Präventation waren zu diesem Zeitpunkt hinlänglich bekannt. Kritiker weisen daraufhin, dass Scott trotz der ihm zu Verfügung stehenden Erkenntnisse zu wenig Anstrengungen unternommen habe, um den Ausbruch dieser Krankheit unter seinen Leuten zu vermeiden.

Würdigung

Trotz der mittlerweile kritischen Diskussion, gilt Scott noch heute als ein Prototyp des tragischen Helden, der vor allem die typisch "britischen" Tugenden - Sportsgeist und Aufopferung verkörpert. Sein posthum veröffentlichtes Tagebuch wurde ein Bestseller.

Scott wurde posthum in den Ritterstand erhoben und in London wurde für ihn am Waterloo Platz eine Statue errichtet, die seine Frau, die Bildhauerin Kathleen Scott schuf. Scotts Schwager, der Pastor LLoyd Harvey, ließ in der Dorfkirche von Binton, Warwickshire ein Glasfenster mit Motiven von Scotts Expedition erschaffen, dass heute noch besichtigt werden kann. Ein weiteres Denkmal steht am Hafen Plymouth, Großbritannien. Darüberhinaus trägt eine Forschungsstation im Südpol die Namen von Amundsen und Scott.

Literatur

  • Scott of the Antarctic, Reginal Pound, 1966
  • Captain Scott, Ranulph Fiennes, ISBN 0340826975