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Grafschaft Henneberg

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Henneberg war eine fränkische Grafschaft zwischen Thüringer Wald und Main. Erste Erwähnung im Jahr 1096. Die Stammburg der Henneberger Grafen war die Henneburg auf dem Henneberg bei dem gleichnamigen Dorf (Landkreis Schmalkalden-Meiningen).

Das gräfliche Geschlecht "von Henneberg" ist erstmals 1096 mit dem Grafen Godebold II. fassbar, es handelte sich hierbei wohl um eine kaiserliche Belehnung. Daraus kann jedoch nicht die Schlussfolgerung gezogen werden, dass die älteste Befestigung erst zu diesem Zeitpunkt angelegt worden ist, was auch die jüngst untersuchten archäologischen Befunde belegen.

1190 teilte sich das Geschlecht in die Linien Henneberg, Botenlauben und Strauf.

1274 erfolgte eine erneute Teilung des Grafenhauses in die Linien Hartenberg, Aschach (später Römhild) und Schleusingen, so dass die Henneburg nicht mehr als Residenz genutzt wurde.

Im Jahre 1310 wurde Berthold VII. von Henneberg-Schleusingen, der 1274 die Henneburg erhalten hatte, in den Fürstenstand erhoben. Zeitweise war er Bevollmächtigter Kurbrandenburgs und Kursachsens, Verwalter Böhmens und Vormund des Kronprinzen Ludwig.

Ihre größte Ausdehnung reichte vom heutigen Landkreis Coburg bis Bad Salzungen (West-Ost) und von Ilmenau bis Aschach am Main (Nord-Süd). Zeitweilig waren die Henneberger die größte weltliche Macht im Fränkischen Reichskreis. Im 13. Jahrhundert zerfiel die Herrschaft in mehrere Nebenlinien (Henneberg-Schleusingen, Henneberg-Aschach-Römhild, Henneberg-Hartenberg). Die mächtigste Linie war die Schleusinger mit Sitz auf Schloss Bertholdsburg, die auch den längsten Bestand hatte. 1310 wurde Henneberg-Schleusingen (mit Berthold VII.) in den Reichsfürstenstand erhoben.

Die Henneberger hatten vom Ende des 11. Jahrhunderts bis Anfang des 13. Jahrhunderts auch die Burggrafenwürde in Würzburg inne. Diese ging im Machtkampf mit den Würzburger Bischöfen aber verloren.

Die bedeutendsten Städte Hennebergs waren Schmalkalden, Meiningen, Coburg und Suhl. Suhl bildete mit umfänglichem Bergbau und der Waffenfabrikation das wirtschaftliche Zentrum, während die anderen Städte als Residenzen und Quellen von Kultur und Kunst dienten.

Geistliches Zentrum Hennebergs war das von den Hennebergern im Jahre 1131 gegründete Prämonstratenserkloster Veßra (jetzt Hennebergisches Museum Kloster Veßra). Dieses diente fast allen Generationen als Grablege diente.

Die Grafschaft Henneberg befand sich von jeher im Reibungsbereich mittel- und süddeutscher Mächte. Dies zwang Wilhelm IV. von H.-Schleusingen zur Durchsetzung der Reformation im 16. Jahrhundert. Geldmangel führte zu einer Schuldverschreibung mit dem wettinischen Sachsenhaus, da im sonst katholischen Franken kein Partner gefunden werden konnte. Der „Kahlaer Vertrag“ mit den Wettinern sah die Übernahme Hennebergs durch Sachsen bei kinderlosem Ableben der Henneberger Herren vor.

Dieser Fall trat 1583 ein. Die „neue Herrschaft Schmalkalden“ geriet an die Landgrafschaft Hessen-Kassel. Sachsen konnte seine Macht nach Franken ausdehnen - nach dem Aussterben der gefürsteten Grafen von Henneberg kamen 7/12 der hennebergischen Besitzungen an die Ernestiner, die aber bis 1660 mit den übrigen 5/12 der Albertiner in gemeinsamer Verwaltung waren. Spaltungen der ernestischen Linie führten besonders ab 1675 zur weiteren Zersplitterung des Territoriums. Zumindest das Herzogtum Sachsen-Meiningen sorgte im 19. Jahrhundert wieder für einen Zusammenhalt der Region.

Die Bildung der Weimarer Republik bewirkte die kulturgeschichtlich nicht gedeckte Zusammenlegung thüringischer mit den hennebergisch-fränkischen Kleinstaaten zum Land Thüringen, dem der Freistaat Coburg nicht folgte, sondern sich Bayern anschloss. Damit wurde das Henneberger Land weiter zersplittert.

Trotz der staatspolitischen Entwicklungen im 20. Jahrhundert und der „Thuringianisierungbestrebungen“ zu Zeiten der DDR blieb die hennebergisch-fränkische Identität südlich des Rennsteigs grenzübergreifend im Bewusstsein der Menschen und insbesondere im gemeinsamen fränkischen Dialekt erhalten. Die Region Henneberg entspricht heute Südthüringen mit den Landkreisen Bad Salzungen (jetzt im Wartburgkreis), Schmalkalden-Meiningen, Hildburghausen, Sonneberg und der kreisfreien Stadt Suhl sowie dem bayerischen Landkreis Coburg (Regbez. Oberfranken) und Teilen des Rhön-Grabfeld-Kreises (Regbez. Unterfranken).

Bis heute lebt das Wappen derer von Henneberg in zahlreichen Orts- und Kreiswappen fort:

Ilmenau, Jüchsen, Meiningen, Schleusingen, Suhl, Suhl OT Albrechts, Schmalkalden, Themar, Wasungen, Rohr (Thüringen), Mengersgereuth-Hämmern

Landkreis Hildburghausen, Ilmkreis, Landkreis Schmalkalden-Meiningen, Wartburgkreis


Mitglieder des Adelshauses

Graf Poppo VII. von Henneberg verheiratet mit Jutta von Thüringen(* 1184; † 6. August 1235 in Schleusingen)

Literatur