Frontlenker
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Als Frontlenker (seltener auch: Stirnsitzer) werden Lastkraftwagen und Busse bezeichnet, die nicht über einen Vorbau vor der Fahrerkabine verfügen, in dem der Motor untergebracht ist. Fahrzeuge mit einem solchen Vorbau werden als Haubenfahrzeuge oder Hauber oder auch als Normallenker bezeichnet.
Beim Langhauber handelt es sich um die klassische Bauform von Lkw und Bussen: Vorne befindet sich der Motor, gefolgt vom Fahrerhaus und der Ladefläche bzw. dem Fahrgastraum. Der Vorteil dieser Bauform ist die gute Zugänglichkeit des Motors bei Wartung und Reparatur. Die Nachteile der Langhauber bestehen einerseits in einer recht geringen Übersichtlichkeit für den Fahrer und andererseits in der Tatsache, dass der Vorbau mit dem Motor die Gesamtlänge des Fahrzeugs beträchtlich erhöht. Nachdem die gesetzlichen Regelungen, die die zulässige Gesamtlänge beschränkten, immer restriktiver wurden, mussten sich die Nutzfahrzeughersteller Gedanken über optimierte Bauformen machen, um das Verhältnis von der für die Ladung nutzbaren Länge zur Gesamtlänge zu verbessern. Ein erster Schritt in diese Richtung bestand in der Konstruktion von Kurzhaubern, bei denen der Motor ein Stück in das Fahrerhaus hineingeschoben war.
Die konsequente Fortsetzung dessen war die Entwicklung von Frontlenkern, bei denen sich das Fahrerhaus über oder vor dem Motor befindet. Der Nachteil dieser Konstruktion bestand zunächst in der erheblich schlechteren Erreichbarkeit des Motors, der nur durch zahlreiche Klappen und Öffnungen gewartet und repariert werden konnte. Bei vielen Fahrzeugen musste zum Ausbau des Motors die Vorderachse oder das ganze Fahrerhaus demontiert werden. Dieses Problem wurde später durch die Konstruktion von kippbaren Fahrerhäusern gelöst, was jedoch anfangs recht zögerlich geschah, da Sicherheitsprobleme befürchtet wurden. Insbesondere befürchtete man, das Fahrerhaus könnte bei Vollbremsungen oder Unfällen abreißen und nach vorne schlagen. Noch bis 1984 wurden Mercedes-Benz-Lkw hergestellt, deren Fahrerhäuser nicht kippbar waren. Wegen ihrer vielen über das gesamte Fahrerhaus verteilten Wartungsklappen bekamen diese Lkw von Fahrern und Mechanikern schnell den Spitznamen „Adventskalender“. Einige Frontlenker-Lkw erhielten so genannte Unterflurmotoren, die sich hinter der Fahrerkabine unterhalb der Ladefläche befanden. Diese Bauart konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Bekanntester Hersteller solcher Fahrzeuge war die Firma Büssing aus Braunschweig. Bei Bussen wurde der Motor in der Regel entweder in die Fahrzeugmitte (Unterflurmotor) oder ins Heck (Heckmotor) verlegt.
Die ersten Frontlenker wurden schon in den 1930er-Jahren hergestellt, durchgesetzt haben sie sich jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg (in Deutschland im Wesentlichen in den 1960er-Jahren). Bei mittelschweren bis schweren Lkw haben die Frontlenker die Hauber in Deutschland und Europa fast vollständig verdrängt, ebenso bei Bussen. Am längsten konnten sich Lang- und insbesondere Kurzhauber im Bereich der Baufahrzeuge halten. Bei leichten Lkw und Kleintransportern ist der Kurzhauber jedoch noch heute üblich (z. B. Mercedes-Benz Vario, Iveco Daily, Ford Transit), im Segment der Transporter hat diese Bauweise den Frontlenker auf den europäischen Märkten sogar wieder zurückgedrängt. Im Ausland sind Hauber teilweise noch wesentlich weiter verbreitet als in Deutschland, zum Beispiel in den USA. Dort werden Frontlenker als C.O.E. (Cab over engine) oder kurz Cabover bezeichnet.