Landkreis Gotha
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Basisdaten | |
Bundesland: | Thüringen |
Verwaltungssitz: | Gotha |
Fläche: | 935,59 km² |
Einwohner: | 144.268 (30. Juni 2005) |
Bevölkerungsdichte: | 154 Einwohner je km² |
Kreisschlüssel: | 16 0 67 |
Kfz-Kennzeichen: | GTH |
Kreisgliederung: | 65 Gemeinden |
Adresse der Kreisverwaltung: | 18.-März-Straße 50 99867 Gotha |
Website: | www.landkreis-gotha.de |
Landrat: | Konrad Gießmann (CDU) |
Karte | |
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Historische Karte (Staaten bis 1922) | |
Der Landkreis Gotha ist ein Landkreis in der westlichen Mitte Thüringens. Nachbarkreise sind im Norden der Unstrut-Hainich-Kreis, im Nordosten der Landkreis Sömmerda, im Osten die kreisfreie Stadt Erfurt, im Südosten der Ilm-Kreis, im Südwesten der Landkreis Schmalkalden-Meiningen und im Westen der Wartburgkreis.
Geografie
Der Landkreis Gotha liegt im westlichen Mittelthüringen. Im Norden und Osten grenzt er an die Ausläufer des Thüringer Beckens. Das Geländeprofil variiert vom rund 200 Meter ü. NN gelegenen Tiefland im nördlichen Teil des Kreises bis zu über 900 Meter hohen Gipfeln des Thüringer Waldes im Süden.
Im äußersten Norden des Kreises befindet sich zwischen den Gemeinden Tonna und Bienstädt die Fahnersche Höhe, eine Muschelkalk-Aufsattelung, deren höchste Erhebung der Abtsberg mit 413 Metern darstellt. Im Süden erstreckt sich der Landkreis bis in an den Nordhang des Thüringer Walds. Die Kreisgrenze verläuft über großen Strecken entlang des Höhen- und Wanderwegs Rennsteig. Nahe Tabarz erhebt sich der Große Inselsberg, der mit 916 Metern ü. NN zu den höchsten Bergen Thüringens zählt. Im Süden des Kreises befinden sich drei große Talsperren, von denen die Ohra-Talsperre bei Luisenthal die größte ist. Sie versorgt große Teile Mittel- und Nordthüringens mit Trinkwasser. Die Talsperre Schmalwasser und die aus den Jahren 1903 bis 1905 stammende und heute als technisches Denkmal eingestufte Gothaer Talsperre bei Tambach-Dietharz sind über Stollen mit der Ohra-Talsperre verbunden.
Geologisch interessant ist das durchschnittlich etwa 450 Meter hoch gelegene Muschelkalk-Hochplateau der Ohrdrufer Platte zwischen Ohrdruf und Mühlberg im Südosten des Kreises, das zu großen Teilen seit 1906 auf einer Fläche von 49,5 km² als Truppenübungsplatz genutzt wird.
Bis auf die zum Thüringer Wald gehörenden Gebiete sowie mehrere kleiner bewaldete Höhenzüge ist der größte Teil des Landkreises unbewaldet und wird landwirtschaftlich genutzt.
Wirtschaft
Der Landkreis Gotha hat sich seit 1990 zu einer wirtschaftlich leistungsfähigen Region mit beachtlicher Branchenvielfalt entwickelt. Unternehmen von Weltrang wie Avery Dennison, Continental oder die Storck-Gruppe sind hier nach der Wende heimisch geworden. Neben Neuansiedlungen spielt vor allem der klassische Mittelstand, der mit einem lebendigen Spektrum aus Handwerksbetrieben, Dienstleistern und verarbeitendem Gewerbe das Rückgrat der regionalen Wirtschaft darstellt, eine tragende Rolle.
Thematisch betrachtet prägen vor allem die Branchen Metallverarbeitung, Fahrzeugzulieferer und Maschinenbau, die Kunststoffindustrie, die Produktion von Baustoffen, die Lebensmittelherstellung sowie Transport- und Logistikunternehmen die wirtschaftliche Vielfalt. In Sachen Industrie ist der Landkreis Gotha eine der führenden Regionen in Thüringen - mit einem Jahresumsatz von rund zwei Milliarden Euro und bei etwa 11.000 Beschäftigten (2005).
Ein weiteres wichtiges Standbein stellt auch der Tourismus dar, der besonders am Nordhang des Thüringer Waldes ein großer Wirtschaftsfaktor ist. Thüringenweit verzeichnen die hiesigen Hotels, Pensionen und Gastbetriebe mit mehr als 900.000 Übernachtungen jährlich die höchsten gewerblichen Übernachtungszahlen.
Im Norden des Landkreises Gotha sind vor allem Landwirtschaft und Obstanbau zu Hause. Äpfel und Kirschen aus den Fahnerschen Höhen sind heute als Markenprodukte weit über die Region hinaus bekannt. In einem jüngst erarbeiteten Regionalen Entwicklungskonzept der VG „Nesseaue und „Mittleres Nessetal“ werden beide Wirtschaftszweige in Einklang gebracht mit Umweltbewusstsein und der Erhaltung der Kulturlandschaft.
Ein Großteil der Unternehmen hat sich in den zahlreichen Gewerbegebieten des Landkreises niedergelassen, die entlang der Autobahn und in der Nähe kleinerer Zentren entstanden sind. Die größten Gewerbeflächen haben dabei die Städte Ohrdruf und Gotha ausgewiesen. Über freie Kapazitäten informiert der Fachdienst Kreisentwicklung und Wirtschaftsförderung im Landratsamt Gotha.
Verkehr
Im Raum Gotha verkehrt die Straßenbahn, die weiter als Thüringerwaldbahn über Waltershausen (Gleisdreieck, Verbindung zum Bahnhof Waltershausen) und Friedrichroda (Reinhardsbrunn) nach Tabarz führt.
Die Regionalbahnlinie Erfurt - Eisenach und Erfurt - Bad Langensalza geht durch den Landkreis. Weiterhin gibt es eine Regionalstrecke Fröttstätt - Friedrichroda (Friedrichrodaer Bahn).
Von Ost nach West führt die A4.
Geschichte
Verwaltungsrechtliche Geschichte
Der Landkreis Gotha erstmals am 1. Oktober 1922 gebildet. Zuvor existierten im damaligen Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha seit dem 17. Jahrhundert mehrere Amtsbezirke mit mehreren Justizämtern, die 1858 in die drei Landratsamtsbezirke Gotha, Waltershausen und Ohrdruf überführt wurden. Diese Ämter waren allerdings rein staatliche Behörden - kommunale Selbstverwaltung und demokratische Legitimation (Kreistag, Wahlbeamte) existierten noch nicht. Der erste Schritt hierzu wurde 1922 getan - die damalige Gemeinde- und Kreisordnung sah zumindest den Kreisrat als vom Volk gewählte Vertretung vor. Dessen ausführendes Organ war zunächst der Kreisdirektor, die ihm unterstellte Behörde die Kreisdirektion. Veränderte Rechtsgrundlagen ließen 1926 den Landrat an die Stelle des Kreisdirektors treten. Der damalige Landkreis Gotha erstreckte sich im Süden bis nach Oberhof. Die Stadt Gotha bildete einen eigenen Stadtkreis. Gegenüber den einstigen herzoglichen Landen, die sich von Zella-Mehlis und Elgersburg im Süden bis Herbsleben im Nordosten erstreckten und zu denen Exklaven wie Volkenroda bei Mühlhausen oder Werningshausen nahe Sömmerda zählten, fiel dieser neue Landkreis Gotha aber kleiner aus: 22 Gemeinden gingen an den neuen Landkreis Arnstadt, 15 an den Landkreis Eisenach, 6 an den Landkreis Sondershausen sowie jeweils eine an die Landkreise Zella-Mehlis und Weimar. 1925 lebten in Stadtkreis und Landkreis Gotha rund 149.000 Menschen - etwas mehr als heute.
Mit den Ermächtigungsgesetzen des NS-Regimes endete 1933 die kommunale Selbstverwaltung abrupt, ohne dass die Kreisvertretungen formell aufgehoben wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg behielt sowohl die zunächst amerikanische als auch die späteren sowjetischen Militärregierung die bisherigen Verwaltungsstrukturen aus der Weimarer Zeit bei. 1946 legte schließlich die Demokratische Kreisordnung die Bezeichnungnen Kreistag für die Legislative und Kreisrat für die Exekutive fest.
Als 1952 das Land Thüringen in die drei Bezirke Erfurt, Suhl und Gera geteilt wurde, bedeutete dies auch eine Strukturreform auf Kreisebene. Während der Kreistag in seiner Funktion erhalten blieb, wurde der Kreisrat zum Rat des Kreises umgewandelt, an dessen Spitze der Vorsitzende und drei Stellvertreter standen. Die in den 1920er-Jahren und nach Kriegsende praktizierte Trennung von Selbstverwaltung und Staatsverwaltung existierte zwar formal weiter, de facto war aber bereits 1949 mit der Gründung der DDR der Kreistag nur noch absegnendes Organ für die Beschlüsse des Rates des Kreises geworden.
Im Mai 1990 fanden seit 1946 die ersten freien Kommunalwahlen in Thüringen statt, wenig später wurde im Oktober das Land Thüringen als Freistaat wieder gegründet. 1993 trat die Thüringer Kommunalordnung in Kraft. Sie legt unter anderem die Bezeichnungen Kreistag und Landrat für Legislativ- bzw. Exekutivorgan fest. Die Kreisbehörde heißt seit der Wende wieder Landratsamt. 1994 erlebte der Landkreis Gotha seine bislang letzte Gebietsreform: Aus dem ehemaligen Kreis Erfurt Land kamen die Orte Gamstädt, Bienstädt, Zimmernsupra, Nottleben, Kleinrettbach, Ingersleben, Neudietendorf mit Ortsteil, Kornhochheim sowie Apfelstädt hinzu, vom Kreis Arnstadt die Gemeinde Crawinkel, vom Kreis Sömmerda kamen Dachwig, Großfahner und Gierstädt mit dem Ortsteil Kleinfahner hinzu, während vom einstigen Kreis Bad Langensalza Döllstädt sowie die heute die Gemeinde Tonna bildenden Orte Gräfentonna und Burgtonna und wechselten .
Städte und Gemeinden
(Einwohner am 30. Juni 2005)
Städte
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Gemeinden
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3. Fahner Höhe
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4. Hörsel
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7. Nesseaue
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Zu den Begriffen "Verwaltungsgemeinschaft" bzw. "erfüllende Gemeinde" siehe Verwaltungsgemeinschaften in Thüringen