Comte de Lautréamont
Isidore Ducasse (*1846 in Montevideo, † 24. November 1870 in Paris) war französischer Dichter. Über seine Biographie ist wenig bekannt. Ab 1859 lässt er sich als Schüler in Frankreich nachweisen, genauer in Tarbes in den Pyrenäen, nach mehreren Ortswechseln (Pau, wieder Montevideo), lebt er seit Ende 1867 in Paris.
Im Spätsommer 1869 erscheint sein Werk "Die Gesänge des Maldoror", in dem er mit äußerst dichter und intensiver Intonation das Problem des Bösen behandelt (zugleich sein einziges abgeschlossenes Werk). Die Ausgabe besteht aus sechs Gesängen, wobei der erste Gesang bereits zweimal vorab veröffentlicht worden war, zuerst anonym und beim zweiten Mal unter dem Pseudonym Comte de Lautréamont. Die Gesamtausgabe lag zwar vollständig gedruckt vor, aus Angst vor dem Staatsanwalt weigerte sich Ducasses Verleger Lacroix jedoch, daß partiell äußerst extreme Werk ("Verbinde ihm die Augen, während du sein zuckendes Fleisch zerreisst ...") in den Handel zu bringen. Ein Einstampfen des Werkes stand bevor. Durch einen Glücksfall überlebte das Buch trotzdem: ein belgischer Buchhändler kaufte Lacroix' gesamtes Lager auf und veröffentlichte "Die Gesänge des Maldoror" 1874 neu gebunden. Für Ducasse jedoch war es zu spät: Während der Belagerung von Paris starb er am 24. November 1870. Ein geplanter antipodaler Text, die "Gesänge des Guten", blieb so unausgeführt.
Erst die Surrealisten entdeckten um 1917 den vergessenen Autor als "Schleusenmeister der Literatur von morgen" (Gide) und einen ihrer Vorläufer wieder.