Ricinus communis
Wunderbaum | ||||||||||||
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![]() Wunderbaum (Rizinus communis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Der Wunderbaum, (Ricinus communis), auch Christuspalme, Hundsbaum, Läusebaum, Palma Christi oder, den Gattungsnamen verallgemeinernd, Rizinus genannt, ist ein Baum aus der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae).
Beschreibung
Der Baum wird bis zu 13 Meter hoch und blüht von August bis Oktober, mit unscheinbaren Blüten in endständigen Rispen. Die Blätter sind groß, handförmig, wechselständig und fünf- bis siebenlappig. Die Pflanze hat dreifächerige Früchte und eine stachelige Fruchtkapsel mit gefleckten bohnenförmigen Samen.
Der Samen enthält einen Fruchtknoten und einen Ölanteil von etwa 40-50 %. Die Schale selbst ist rötlichbraun marmoriert.
Verbreitung
Die Pflanze stammt wahrscheinlich aus Indien oder dem tropischen Afrika. Die Pflanze liebt einen sonnigen und warmen Platz. Der Boden sollte humus- und nährstoffreich und gut durchlässig sein. Eine gute Wasserversorgung sollte sichergestellt sein. Idealer Standort im Garten ist das Mistbeet. In unseren Breiten überlebt die frostempfindliche Pflanze den Winter nicht.
Verwendung
Verwendung als Garten-Zierpflanze
Im Alten Testament wird ein schattenspendes Staudengewächs erwähnt, bei dem es sich vermutlich um den Wunderbaum handelt (Jonah 4,610).
Verwendung als Heilpflanze
Die Verwendung des Wunderbaumes als Medizinalpflanze ist bereits um 1552 v. Chr. im ältesten erhaltenen medizinischen Text, dem altägyptischen Papyrus Eber, bezeugt.
Verwendung des Rizinusöls
Das viskose Rizinusöl wird aus den Samen der Pflanze kalt gepresst (Oleum Ricini s. Castoris) und kann sowohl als Schmiermittel als auch als unverdauliches Abführmittel bei Verstopfung oder zur beschleunigten Darmentleerung angewandt werden. Die Wirkung tritt nach der Einnahme von rund 10 bis 30 Millilitern Rizinusöl etwa zwei bis vier Stunden später ein. Medizinisch wirksam ist dabei die Rizinolölsäure, eine C18-Fettsäure. Als Nebenwirkung wird die Aufnahme fettlöslicher Vitamine gehemmt, ein erhöhte Kaliumverlust kann die Wirkung von Herzglykosiden verstärken. In höheren Dosen können Übelkeit, Erbrechen, Koliken und heftiger Durchfall auftreten.
Verwendung als Kosmetikgrundstoff
Auch als Rohstoff für Linoleumböden, Lack- und Farbherstellung ist Rizinusöl im Einsatz. In der Kosmetikindustrie wird es als Grundstoff für Lippenstifte, Haarshampoo und andere Kosmetika verwendet.
Verwendung als Dünger
Die Rückstände der Ölpressung (Ölkuchen, Schrot) werden häufig in organischen Düngern verwendet. Bei unvollständiger Hitzeinaktivierung ist es dabei durch den Dünger schon zu versehentlichen Vergiftungen von Haustieren gekommen. Auch sind die Stäube potenziell allergen.
Verwendung des Rizinusgifts
Die Samen des Wunderbaums sind sehr giftig, da sie das toxische Protein (Eiweiß) Rizin (Lectin) enthalten. Das höchst wirksame Gift muss eingenommen, injiziert oder in größeren Mengen eingeatmet werden, um zu wirken. Bei der Einnahme kann schon eine Menge von 0,25 Milligramm tödlich enden. Die parenteral letale Dosis beträgt bei Mäusen je nach Reinheitsgrad der Substanz etwa ein Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht. Rizin unterscheidet sich von anderen biologischen Kampfstoffen wie etwa Anthrax. Allerdings ist es sehr leicht herstellbar.
Als "Waffe" wurde Rizin im Jahr 1978 bekannt, nachdem der bulgarische Journalist und Dissident Georgij Markow in London vermutlich von Geheimdienstagenten auf offener Straße mit einem Regenschirm angegriffen und in den Oberschenkel gestochen wurde. Die Spitze des Schirms war mit Rizin präpariert worden. Markow starb einige Tage später im Krankenhaus an den Folgen des Giftes.
Rizin ist fettunlöslich und daher nicht im Rizinusöl enthalten. Beim Pressen der Samen bleibt das Gift somit in den Pressrückständen übrig.
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Symptome einer Rizin-Vergiftung sind:
- Starke Schleimhautreizung (u.a. Brennen in Mund und Rachen)
- nach Resorption Änderung der Syntheserate von essentiellen Enzymen
- Schädigung von Niere, Leber, Magen und Darm
- Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe
Der Tod tritt üblicherweise durch Kreislaufversagen etwa zwei Tage nach der Vergiftung ein. Wegen ihrer zytostatischen Wirkung (einer Wachstum hemmenden Wirkung auf Krebszellen) werden Toxine wie Rizin aber auch vermehrt in der Tumor-Therapie eingesetzt.
Literatur
- Guido Majno, "The Healing Hand, Man and the Wound in the Ancient World", Cambridge, Mass., 1975
Weblinks
- Pflanzen-Datenbank: Rizinus
- Zur Giftigkeit des Wunderbaumes (Ricinus communis)
- http://www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/rizinus.html
- Roche Medizin-Lexikon: Ricinus communis
- http://www.m-ww.de/pharmakologie/arzneimittel/abfuehrmittel/rizinusoel.html