Hübenthal (Witzenhausen)
Hübenthal | |
Wappen | Karte |
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Deutschlandkarte, Position von Witzenhausen hervorgehoben |
Basisdaten | |
Staat: | Deutschland |
Bundesland: | Hessen |
Regierungsbezirk: | Kassel |
Landkreis: | Werra-Meißner-Kreis |
Gemeinde: | Witzenhausen |
Fläche: | |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Höhe: | 130 m ü. NN |
Einwohner: | 105 |
Postleitzahlen: | 37218 |
Vorwahl: | 05542 |
Kfz-Kennzeichen: | ESW |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Am Markt 1 37213 Witzenhausen |
Politik | |
Ortsvorsteherin: | Gertrud Siekmann |
Hübenthal ist ein Teil des Stadtteils "Berlepsch-Ellerode-Hübenthal" von Witzenhausen mit ca. 105 Einwohnern. Direkt (300m) an der Grenze zu Niedersachsen.
Lage
Hübenthal liegt in der Nähe des Dreiländerecks Hessen - Thüringen - Niedersachsen und 2 km von der Eisenbahnstrecke Göttingen - Kassel entfernt (Haltestelle "Gertenbach").
Über die in der Nähe (2 km) vorbeiführenden Bundesstrasse 80 (Hann. Münden – Heiligenstadt) ist das Dorf an das übergeordnete Straßennetz angebunden. Im etwa 4 km entfernten Hedemünden besteht Anschluss an die Bundesautobahn 7.
Geschichte
Der Ort Hübenthal gehört zu den ältesten Siedlungen des Werratals.
Er findet schon in einer Kaiserurkunde des Jahres 1032 als " Hufinadah ", (germ.: Tal, wo die Hufe lagen ) erste Erwähnung.
Im Jahre 1369 wurde die Familie von Berlepsch durch den Landgrafen von Hessen unter anderem mit Hübenthal belehnt, das damals noch als "Dorf" bezeichnet wird. Seit dieser Zeit steht Hübenthal mit der Burg Berlepsch und dem wenig später durch die Familie käuflich erworbenem Gute Ellerode in fast ununterbrochenem Besitz der von Berlepsch, die von Hessen als Grenzwächter gegen Braunschweig - Göttingen eingesetzt waren.
Im 15. Jahrhundert teilte sich die Familie in zwei Linien, die zu Berlepsch und die zu Hübenthal und auch sämtliche Liegenschaften wurden geteilt. Im 16. Jahrhundert entstanden demgemäss zwei Höfe, der "Oberhof" der zu Berlepsch gehörte und der "Unterhof", den die Hübenthaler Linie innehatte. Von diesen Höfen aus wurden auch die Liegenschaften in der Elleröder Feldmark mitbe- wirtschaftet. Ende des 16. Jhdts wurden die Ländereien von Gespannen und Gutsleuten der Besitzerfamilien bestellt. Im allgemeinen wird man aber nicht fehlgehen, wenn man annimmt, daß die Lehnsinhaber, die im Dienste des Landesherren als Ritter und Beamte standen und vielfach mit allerlei Aufträgen kriegerischer und friedlicher Art in ferne Länder entsandt und auf allen möglichen Kriegsschauplätzen kämpften, nicht genug Zeit hatten, sich selber dauernd der Bebauung der Ländereien zu widmen. Die Bewirtschaftung wurde sog. "Meiern" anvertraut, die Korn -und Viehabgaben an die Besitzer zu leisten hatten.
Schon in alten Zeiten spielte die Schafhaltung in Hübenthal eine ganz besondere Rolle. Die Hutegerechtsame erstreckte sich über die an das eigentliche Ackergut angrenzenden Bergländereien und Odflächen. Auch in den Wäldern wurde gehütet. Die Rindviehhaltung war dagegen wesentlich geringer als heute. Auf dem Unterhof schuf sich die Linie zu Hübenthal ein eigenes burgartiges Herrenhaus, von dem heute noch massive Wände, Tore und Kellergewölbe vorhanden sind. Um die Gutsgebäude muss man sich die Wohnungen der Innsten und Hintersassen gelegen denken. Auch zwei Mühlen am Hübenbach entstanden, sodaß die ganze Siedlung wohl einem Dorfe glich. Die "festen Häuser" dienten den Einwohnern in Kriegszeiten als Zufluchtsstätte.
Allem zweifellosen Wohlstande des 16. Jahrhunderts machte der 30-jährige Krieg ein Ende, der gerade das Land an der Werra immer von neuem auf das Schwerste heimsuchte. Mehrere Male ging Hübenthal in Feuer auf, das Vieh wurde fortgetrieben, die Äcker verwüstet. Die Gutseinwohner, die sich zur Wehr setzten, fielen im Kampf, wie die Besitzer, oder schmachteten jahrelang in furchtbaren Gefängnissen. Es mangelte an Kräften, den Acker zu bestellen. Die Übriggebliebenen litten Hunger und verarmten vollständig. Die Gutsge- bäude wurden zwar nach und nach wieder errichtet, aber von einem Dorf Hübenthal ist von nun an nicht mehr die Rede.
Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Verpachtung der Güter üblich. So finden wir von 1754 - 1769 den Conduktor Johann Heinrich Bröckel als Pächter von Hübenthal, von 1769 - 1772 Johann Heinrich Warneck als solchen später seinen Sohn Ludwig, der beide Güter bis 1844 als Pächter innehatte. In dieser Zeit wurden viele Ländereien, unter anderen : "Der Kuhborn", "Das Eichhölzchen", Teile vom "Steimel" (Steinmal, altgerm. Kultstätte) und das "Tutenwinkels" gerodet und urbar gemacht, immer unter starker Beihilfe seitens der Eigentümer. Danach hatten zwei Pächter : Georg Wittmer und Heinrich Linnenkohl die Hübenthaler Güter lange Jahre inne.
In den Besitzverhältnissen war insofern eine Veränderung eingetreten, als die Hübenthaler Linie der von Berlepsch im 19. Jhdt. im Mannenstand erlosch und Karl von Berlepsch von der Schlosslinie auch den "Unterhof" im Lehnserb- gang erwarb. Schon dessen Vater hatte dem letzten Besitzer der Hübenthaler Linie seinen Anteil an Ellerode abgekauft. Die Lehne wurden aufgehoben, der Grundbesitz Eigentum in der Hand Karls Grafen von Berlepsch, der noch einige Grundstücke in der Gemarkung Gertenbach, welche dem Hübenthaler Lande anlagen, hinzuerwarb und Ellerode zum selbständigen Rittergut machte. Von da ab ist eine intensivere Bewirtschaftung von Hübenthal und Ellerode bemerkbar. Beide wurden getrennt verpachtet.
Nachfolger Wittmers und Linnenkohls wurde in Hübenthal : Adolf Funke (seit 1888) während dessen Pachtzeit wiederum Waldstücke am Steimel und auf der Steinbreite unter Beihilfe des Eigentümers urbar gemacht wurden. Das Rittergut Hübenthal erhielt dadurch eine Flächengröße von rund 1000 Morgen. Als die Pachtzeit Funkes im Jahre 1906 ablief, schloß Hans Graf von Berlepsch mit demselben einen neuen Pachtvertrag über weitere 18 Jahre, in dem er 100 Morgen geringen Landes auf der "Steinbreite" aus der Pachtung zur Selbstbewirtschaftung herausnahm und sie mit anderen Ländereien in der Nähe des Schlosses zum "Vorwerk Grebenhagen" vereinigte.
In dieser Zeit begann in Hübenthal der intensive Zuckerrübenanbau. Der Pachtpreis für die noch verbleibenden rund 900 Morgen betrug 11000 R.M.. Dazu hatte der Pächter sämtliche auf dem Gut ruhenden Lasten zu tragen.
Während des Krieges im Jahr 1916 trat Adolf Funke seine Pachtung an Fiedrich Selhausen ab, der das Gut bis zum Februar 1934 in Pacht hatte. Von diesem übernahm es Karl Graf von Berlepsch in Selbsbewirtschaftung, als die Wirtschaft durch eine Pferdeseuche und anderen Schwierigkeiten in Gefahr geraten war. Schon in der vorangegangenen Pachtzeit hatte der Gutseigentümer umfangreiche Neubauten und bauliche Verbesserungen auf dem Gut vorgenommen. Selhausen hatte die Schafhaltung ganz eingehen lassen und sich ziemlich einseitig auf Rinderhaltung und Milchwirtschaft eingestellt. Dies änderte sich in den auf die Übergabe folgenden Jahre wieder zu Gunsten der Schafhaltung. Dem vermehrten Getreidebau wurde durch Umbruch von Weiden Rechnung getragen. Administrator in Hübenthal wurde Hermann Schütte.
Über die Bestzverhältnisse in neuerer Zeit ist folgendes zu sagen: Im Jahre 1859 begründete Karl v. Berlepsch ein Familienfideikommiss, dem auch Hübenthal einverleibt wurde. Das Fideikommiss verfiel im Jahre 1931 der Auflösung. Karl v. Berlepsch (Enkel) begründete statt dessen das Graf von Berlep` sche Waldgut, dem u.a. das Rittergut Hübenthal als Bestandteil zugelegt wurde. Er machte seinen ältesten Sohn Hans-Sittich Freiherr von Berlepsch im Zuge der Auflösung zum grundbuchmäßigen Eigentümer des Waldes und behielt sich und seinem Vetter und früheren fideikommissarischen Miteigentümer den lebenslangen Niessbrauch, sich selbst die gesamte Verwaltung des von Berlep`schen Besitzes vor.
Zur neueren Geschichte: Hübenthal als "alternatives-spirituelles Dorf"
Bis Ende der 1970er Jahre wird Hübenthal von 2 alteingesessenen Familien, einigen sehr alten Menschen auf dem Unterhof, Studenten- und Lehrerwohngemeinschaften bewohnt. Anfang der 80er Jahre entsteht auf dem 1 km entfernten Schloss Berlepsch ein Sannyaszentrum "Arvind", das jedoch nach einigen Monaten geschlossen wird. Gleichzeitig ziehen Sannyasins nach Hübenthal. Ein Sannyaspaar kauft 2 von 3 Gebäuden des Unterhofs (2 Wohngebäude mit Scheunen und Stallungen) und betreibt biologisch bewirtschaftete Tierhaltung. Der Biologisch-Dynamische Landbau-Betrieb "Aktion Grüner Bote" betreibt seit 1984 eine Gärtnerei, gegründet als "Grüne Kraft" mit Hofladen und bewirtschaftet die Felder rundum. Dazu gehört der an der Straße liegende Querbau des Oberhofes mit Lagerscheune und Kühlhäusern. Hier wird ab Hof der Einkauf und Verkauf abgewickelt, außerdem wird ein Teil der landwirtschaftlichen Erzeugnisse hier gelagert und die Maschinen untergestellt.
Das auf dem Oberhof liegende Herrenhaus, ehemalige "Schüttehaus" als einziges Gebäude noch im Besitz der Familie von Berlepsch, wird 1982 von Studenten, Akademikern aus Göttingen bewohnt. Das Gut befand sich damals in völlig unsaniertem Zustand, der Innenhof war mit Asphalt bedeckt, die landwirtschaftlichen Gebäude standen leer, das als Tagunsstätte genutzte Herrenhaus hatte den morbiden Charme vergangener, besserer Zeiten. Zum Oberhof gehören drei Gebäudekomplexe: die Stallgebäude im Norden, das Herrenhaus im Osten und die als Winkel angelegte Scheunen-und Stallgebäude im Süden und Westen.
1982 entsteht im "Schüttehaus" eine Sannyaswohngemeinschaft, sie baut im nördlichen Stallgebäude einen Gruppenraum, in dem dann Gruppentherapien angeboten werden: eine Art Tagungshausbetrieb beginnt. Ab 1984 wohnen nur noch Sannyasins im Haupthaus (Schüttehaus) und 1985 wird die "Misfit City Hübenthal" gegründet, die 1986 in das offizielle Sannyaszentrum "Parimal Rajneesh Misfit City" ("Parimal:fragrance" = Duft) mündet, später 1989 umbenannt in "Osho Parimal", das Gästebetrieb und Meditationen anbietet. Daraus entsteht schon 1985 der Verein Gut Hübenthal e.V.: Verein zur Förderung von Kreativität. Nun beginnt mit vielen Auf- und Abs ein intensiver Tagungshausbetrieb und immer mehr Sannyasins ziehen nach Hübenthal, sodass im Oberhof ab ca 1992 nur noch Sannyasins wohnen. Im Südflügel entsteht 1992 durch den Umbau einer Autowerkstatt die 1. neue Wohnung. Die weiteren Scheunen-und Stallgebäude im Süden erwirbt 1996 eine Baugemeinschaft von dem "Grünen Boten" und baut dort in 2 Jahren 5 weitere Wohnungen und ein Büro für Technisches Zeichen (Firma:"holzbau-planung") entsteht. Der nördliche Stallkomplex wird 1994 von privat erworben und sukzessive zu Wohnungen umgebaut. Außerdem befindet sich hier ein weiterer grösserer Gruppen- bzw. Mehrzweckraum von ca. 130 qm, der erst Anfang des Jahres 2000 fertiggestellt wird. Er bildet inzwischen das Hauptangebot für den Seminarbetrieb.
Es entsteht unter liebevoller Hinwendung ein üppig blühender Hofgarten. Der südwestliche Teil der Hofanlage wurde 1996 vom Biolandbetrieb an eine Baugemeinschaft verkauft und damit war eine Realisierung eines Gesamtkonzepts möglich geworden.
Das ehemalige Herrenhaus findet im Jahre 2002 eine Veränderung, d.h. die Tagungshausküche und Essbereich des Betriebes werden entsprechend der Gewerbeaufsichtsordnung, d.h. Essensvorbereitung und Abwaschbereich getrennt, die Brandschutzmaßnahmen werden entsprechend der Auflagen installiert, das Treppenhaus mit Dachfenstern versehen, sodass ein Lichteinfall möglich wird, der gesamte Dachbereich gibt dem alten "Gutsverwalterhaus" sein ebenbürdiges Bild von 1940 zurück.
Der Garten verändert sich im Laufe der Jahre und wird erweitert, der Teich mit Forellen wieder angelegt.
2003 wird die Sanierung des II. Bauabschnitts fertiggestellt, d.h. die Scheune, die den Südwestflügel verlängert zur Straße. Dort entsteht im Erdgeschoß die Packhalle des Grünen Boten, darüber Wohnraum in zwei Etagen. 2004-2006 wird der letzte Teil des Oberhofes saniert: das Gebäude an der Strasse: hier entstehen Wohnungen und die Küche des Tagungshauses, die wegen baulicher Auflagen vom Haupthaus hierher verlagert wird. Die Fertigstellung soll Ende 2006 sein und damit ein historischer Beitrag zur Denkmalpflege, Erhaltung vollständig werden .... und zum Besuchen einladen.
Auch der Unterhof entwickelt sich weiter: 1995 kauft eine alternative Käufergemeinschaft vom Grafen das Haupthaus des Unterhofes ("Schindelhaus"). Weitere Wohnungen am Unterhof werden ausgebaut, so dass hier weitere Sannyasins einziehen können: die Nachfrage ist gross. 1993 entsteht für den "Grünen Boten" ein neues Wohnhaus am Dorfeingang. 2006 wohnen etwa 105 Einwohner in Hübenthal, wobei bis auf 8 alteingesessene Einwohner die anderen alle seit ca. 1980 zugezogen sind und zu über 80% Sannyasins sind. Trotz gelegentlicher Differenzen (meist wegen nächtlicher Ruhestörung) kommen die 3 Gruppierungen gut miteinander aus und profitieren von einander. Seit ca. 2000 öffnet sich das Tagungshaus auch für andere erleuchtete Meister ausser Osho und eine erweiterte spirtuelle Entwicklung beginnt sich abzuzeichnen.
Aspekte der Dorfentwicklung: Die Nutzung von leerstehenden landwirtschaftlichen Gebäuden ist ein zentrales Problem der Dorfentwicklung. Die ortsbildprägenden großvolumigen Gebäude lassen sich kaum als Einfamilienwohnhaus umbauen. Als reine Lager-und Abstellflächen ist der Instandhaltungsaufwand viel zu hoch. Ohne sinnvolle Dauernutzung sind diese Gebäude dem Verfall preisgegeben, da auch bei Kulturdenkmälern der finanzielle Aufwand nicht zumutbar für eine reine Erhaltung ist. Aus diesem Grund ist das Konzept Hofgemeinschaft Hübenthal beispielhaft für eine sinnvolle und qualitätsvolle Umnutzung landwirtschaftlicher Gebäude. Die Mischnutzung wird der Gebäudestruktur gerecht. Der Innenhof behält den geschlossenen Charackter mit den dominierenden Dachflächen, während sich zur Aussenseite nach Süden der Wohncharakter mit Balkonen, Erkern und Wintergarten ungestört vom Betrieb des Innenhofes entfalten kann. Der Seminarbetrieb findet vorwiegend an den Wochenenden statt, sodaß hier wenig Störung durch die Gewerbebetriebe gegeben ist.
In der ehemaligen Remise entstand ein kleines Regionalmuseum zur Dokumentation der bei der Sanierung gefundenen Stücke und deren Beschreibung, Präsentation in Vitrinen.
Das Cafe entstand auf mehrfachen Wunsch der Anwohner der Nachbarschaft
aus Gertenbach, die teilweise auf dem Hof geboren wurden, aufgewachsen sind.
Es ist nicht nur Treffpunkt der Hofgemeinschaft als "Dorfkneipe", sondern auch beliebte Rast für Auto-, Radwanderer und Spaziergänger.