Uniform
Fetter Text
Als Uniform (ugs. Kluft, in Österreich ugs. Wichs) bezeichnet man eine in Trageweise, Schnitt, Farbe und Textil gleichartige Dienstkleidung von staatlichen Dienstkräften oder Hilfsdiensten, um optisch uniform ([lateinisch-französisch], gleich-, einförmig; gleichmäßig, einheitlich) in der Öffentlichkeit aufzutreten.
Die Uniformm symbolisiert die Funktion ihres Traegers und/oder dessen Zugehörigkeit zu einem Verband und zu einer Organisation (Abzeichen, Flagge''' u.a.). Durch das Tragen der Uniform soll das Individuum seinen Beruf verkörpern und seine Aufgabe als Funktionsträger besonders in den Vordergrund stellen. Mit dem Tragen der Uniform wird auch der Korpsgeist der Uniformträger ausgebildet und gefestigt.
Uniformen sind entweder vorgeschrieben (z.B. öffentlicher Dienst) oder üblich. Soldaten, Angehörige von Hilfsdiensten sowie Polizeivollzugsbeamte im Auslandseinsatz sind zudem aufgrund des Völkerrechts verpflichtet, Uniformen (mit Zeigen der Flagge) zu tragen.
Uniformen werden bei der Arbeitsverrichtung (Dienstuniform/Arbeitskleidung) und bei bestimmten Anlässen getragen, z. B. bei Zeremonien. Beim Militär handelt es sich um komplexe Gebilde mit sehr variantenreichen Ausführungen, Trageweisen und Bezeichnungen (z.B. Kampfanzug).

Geschichte
Die ersten Uniformen waren in der Antike im Militär üblich (vor allem bei den Römern). Im Frühmittelalter trugen Soldaten bei Feldzügen in Mitteleuropa die Fahne mit dem Wappen ihres Landesherrn voran und machten sich damit anstatt einer Uniform als feindliche Kampfeinheit erkennbar. Herolde waren Fachleute, die Wappen interpretieren konnten. Bereits 1309 wurde die Bezeichnung vestitura uniformis (lat. einheitliche Kleidung) für die vierhundert Ritter gebraucht, die Herzog Friedrich von Österreich nach Speyer begleiten. In Preußen löste allerdings erst zu Zeiten Friedrichs II. der heutige Begriff die Bezeichnungen Livree oder Montierung ab. Davon stammt auch der Begriff Montur ab, der umgangssprachlich statt Uniform verwendet wird. Uniformen wurden bereits seit dem Mittelalter auch im zivilen Bereich verwendet.

Besonders beim Militär hat sich die Form der Uniform stark geändert. Die Uniformierung der Truppen setzte sich von der Mitte des 17. Jh. bis in das 18. Jh. mit der Bildung der stehenden Heere durch. Um 1720 waren fast alle europäischen Armeen uniformiert. Aus dieser Zeit stammen die typischen Grundfarben der Uniformen:
- Großbritannien - rot
- Frankreich - grau, später weiß, noch später blau
- Russland - grün
- Preußen - dunkelblau
- Österreich - grau / weiß
- Bayern hellblau, dunkelgrün

Zogen die Soldaten noch im 19. Jahrhundert bunt und auffällig ins Feld, waren die Uniformen schon im ersten Weltkrieg so ausgeführt, dass der Soldat im Gelände schwer sichtbar wurde. Die Farben wurden der jeweiligen Umgebung angepasst (Tarnfarbe und Tarnstruktur). Aber auch im Material und in der Ausführung waren große Unterschiede. Heutige Einsatzuniformen müssen praktisch und pflegeleicht mit vielen Taschen sein, während die alten Uniformen eher der Galauniform glichen.

Im 18. und 19. Jahrhundert existierten für den Zivilstaat auch Ziviluniformen.
Das Tragen von Uniformen war in der Weimarer Republik ab 1921 durch einen Erlass des Reichspräsidenten Friedrich Ebert für Zivilisten verboten. Sein Nachfolger, Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, hob das Uniformverbot am 26. August 1925 auf.
Arten und Ausführungen
Eine Uniform besteht aus einer kompletten Garnitur der Bekleidung, d.h. Kopfbedeckung, Oberbekleidung, Beinkleid und Schuhwerk sowie z.T. Orden und Abzeichen.
Die Vielzahl der Uniformstücke ist in der Liste der Uniformstücke beschrieben.
Neben der Einsatz- oder Felduniform für den täglichen Dienst existieren v.a. im öffentlichen Dienst verschiedene Ausführungen; So existieren Uniformen für repräsentative Anlässe (Ausgehuniformen, die sogenannte "erste Garnitur"/Gardeuniform), spezielle Uniformen für Einsatzgebiete (z. B. Wasser, Berge, Tropen, Wüsten, Wälder) und Einsatzaufgaben (z. B. Technischer Dienst, Alpineinsatz, geschlossene Einsätze) oder Tätigkeiten (Panzerkombi, Fliegerkombi, uniformierter Sportanzug).
Die reguläre Uniform eines Soldaten oder Polizeibeamten wurde lange Zeit auch Waffenrock genannt. Im öffentlichen Dienst sind für die einzelnen Bereichen Anzugsordnungen (z.B. Uniformverordnung (D); Bundeswehr: ZDv 37/10) anzuwenden.
Träger
- Soldaten, bei der deutschen Bundeswehr existieren die Uniformen der Bundeswehr
- Polizeivollzugsbeamte (soweit nicht Angehörige der Kriminalpolizei oder in Zivilkleidung Dienst leistend), siehe Uniform (Polizei)
- Zollbeamte im Grenzabfertigungs- und Grenzaufsichtsdienst, bei den Mobilen Kontrollgruppen und den Finanzkontrollen Schwarzarbeit
- Justizvollzugsbeamte (Sowohl Justizwachtmeister an Gerichten als auch Beamte des Allgemeinen Vollzugsdienstes und des Werkdienstes in Justizvollzugsanstalten)
- Mitarbeiter des Technischen Hilfswerkes
- Feuerwehrleute
- Rettungsdienst-Angehörige
Auch im Verkehrswesen, insbesondere bei der Eisenbahn und Post, wurden bis zur Privatisierung Uniformen getragen, wobei der militärische Charakter zugunsten eines zivileren Aussehens im Laufe der Jahre verloren ging.
Sonstiges
Den Höhepunkt in der Bedeutung des Uniformtragens und in der Verbreitung erreichte die Uniformität der Kleidung während des deutschen Nationalsozialismus, wo die Partei NSDAP eine eigene Parteikleidung für ihre Mitglieder und die Jugendorganisationen Hitler-Jugend, Bund Deutscher Mädchen und NAPOLA einführte.
In Deutschland darf öffentlich keine Uniformen als Ausdruck einer politischen Gesinnung getragen werden (Vergehen gem. §§ 3, 28 Versammlungsgesetz). Obwohl diese Straftat im Versammlungsgesetz verankert ist, gilt sie nicht nur bei Versammlungen.
Beim Aufbau der deutschen Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg galt der wehrpflichtige Staatsbürger in Uniform als neues politisches Leitbild.
Das Tragen von Uniformen auf Passfotos ist verboten.
In Deutschland ist das unberechtigte Tragen einer Uniform der Polizei, des Deutschen Roten Kreuzes, der Bundeswehr sowie Kleidungsstücke, die denen ähnlich sind oder zu einer Verwechslung führen könnten, strafbar. Dies gilt auch für ausländische Uniformen und Uniformteile.
In Österreich sind die Uniformen und Uniformteile von Polizisten unter gesetzlichen Schutz gestellt. Es ist nicht erlaubt, außer für szenische Zwecke (z.B. Filmaufnahmen), an einem öffentlichen Ort eine solche Uniform oder Uniformteile (Abzeichen, Distinktionen udgl.) zu tragen. Wer dem zuwiderhandelt, kann eine Verwaltungsstrafe von bis zu € 360.- oder Ersatzfreiheitsstrafe bis zu 2 Wochen erhalten. Eine Amtsanmaßung nach § 314 StGB ist auch in Österreich strafbar, allerdings ist dafür nicht das Tragen einer Uniform notwendig.
Siehe auch:
Berufskleidung, Amtstracht, Dienstkleidung, Schuluniform, Pfadfinderkluft
Weblinks
- Historische Uniformen der Deutschen und Österreichischen Truppen(ca.1698-1840), in geringem Umfang auch andere Europäische Mächte.
- Geschichte der Polizeiuniform
- Historische militärische Uniformen
- Anzugsordnung im österreichischen Bundesheer
- Sammlung von Polizeiuniformen im Polizeirevier Dettenhausen
- Knopfsammler.de
- www.uniforminsignia.net Komplette weltweite Übersicht (Engl.)