Udo Landbauer

Udo Landbauer (* 12. April 1986 in Neunkirchen) ist ein österreichischer Politiker der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ). Von 2011 bis 2018 war er Bundesobmann des Rings Freiheitlicher Jugend Österreich, seit 2013 sitzt er als Landtagsabgeordneter im niederösterreichischen Landtag. Er war Spitzenkandidat der FPÖ Niederösterreich für die Landtagswahl in Niederösterreich 2018.[1]
Leben
Landbauer wurde als Sohn eines österreichischen Vaters und einer iranischen Mutter geboren.[2] Sein Vater und sein Bruder sind ebenfalls in der FPÖ aktiv.[3]
Udo Landbauer besuchte das Militärrealgymnasium an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt und schloss dieses 2005 mit der Matura ab. Anschließend absolvierte er den Präsenzdienst in Mautern an der Donau, Neusiedl am See und Wiener Neustadt. In den Jahren 2001 bis 2010 arbeitete er saisonal als Skilehrer bei der Skischule Sport Puschi am Semmering. Von 2006 bis 2010 studierte Udo Landbauer Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Seit 2012 studiert er an der Johannes Kepler Universität in Linz.
Er war Mitglied der rechtsextremen pennalen Burschenschaft Germania Wiener Neustadt.[4]
Politische Tätigkeit
Udo Landbauer kam im Alter von 14 Jahren zum Ring Freiheitlicher Jugend Niederösterreich, dessen Landesvorstand er seit 2003 angehört. Von 2005 bis 2010 war Landbauer Landesobmann des RFJ Niederösterreich, 2010 wurde er zum Ehrenobmann ernannt. Von 2006 bis zu seiner Wahl zum geschäftsführenden Bundesobmann im Jahr 2011 war Landbauer Generalsekretär des RFJ Österreich. Am 25. ordentlichen Bundesjugendtag des RFJ Österreich in Tulln an der Donau im März 2012 wurde Landbauer mit 98,7 % der Delegiertenstimmen zum Bundesobmann gewählt. Nach dreijähriger Funktionsperiode wurde Udo Landbauer am 9. Mai 2015 von über 107 Delegierten im Zuge des 26. ordentlichen Bundesjugendtages als RFJ-Österreich-Obmann bestätigt.
Im Jahr 2007 wurde Landbauer Bezirksparteiobmann der FPÖ Wiener Neustadt[5] und dort auch Mitglied des Stadtsenates und Gemeinderates.[6]
Udo Landbauer, der FPÖ-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Niederösterreich 2010, unterstützte die Organisation „Junge Patrioten – Verein zur Erziehung zu politischer Verantwortung“. In diesem Jahr war Landbauer bereits Spitzenfunktionär der Freiheitlichen Jugend und ab April Stadtrat in Wiener Neustadt. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) klassifiziert die „Jungen Patrioten“ als rechtsextrem. Die Organisation weise eine „völkisch-fundamentalistische Orientierung“ auf. Hauptaktivität der im Oktober 2011 wieder aufgelösten „Jungen Patrioten“ war die Veröffentlichung der Zeitschrift „gegenARGUMENTe“, die dem DÖW zufolge eindeutig in der „völkisch-traditionalistischen Ausformung des österreichischen Rechtsextremismus“ einzuordnen sei. Udo Landbauer bat in zwei mit seinem Konterfei versehenen Schreiben an Sympathisanten der „Jungen Patrioten“ um Spenden, darunter auch für ein vom Verein 2010 herausgegebenes „Liederbüchlein für unterwegs“. Das Buch beinhaltet unter anderem mit „Hohe Nacht der klaren Sterne“ eines der bekanntesten Weihnachtslieder aus der Zeit des Nationalsozialismus und mit „Und wenn wir marschieren“ das Bundlied des Bundes Deutscher Mädel (BDM). Laut dem Vorwort der Herausgeber des Liederbuchs der „Jungen Patrioten“ sei dessen Aufgabe, „im Dienste unseres Volkstums und in Treue zu unserem Vaterland Kräfte der Seele zu wecken und erneut zu binden“.[7]
In den Jahren 2011 bis 2014 arbeitete er im „Klub der Wiener Freiheitlichen Landtagsabgeordneten und Gemeinderäte“ als politischer Referent des Klubobmannes.
Von 2010 bis 2013 war Landbauer Stadtrat für Verkehr und Stiftungen der Statutarstadt Wiener Neustadt. Seit 2015 ist Landbauer Klubobmann des freiheitlichen Gemeinderatsklubs in Wiener Neustadt. Im Herbst 2016 wechselte er nach dem Rücktritt von Markus Dock-Schnedlitz in den Stadtsenat, die Funktion als Klubobmann wechselte zu Bürgermeisterstellvertreter Michael Schnedlitz.[8]
Seit 2013 ist Landbauer als Abgeordneter zum niederösterreichischen Landtag tätig. Udo Landbauer ist in den Ausschüssen Bildung, Europa, Soziales und Kultur vertreten.
Am 21. Juli 2017 wurde Udo Landbauer mit 94 % der Stimmen zum Bezirksparteiobmann von Wiener Neustadt (Stadt) und Wiener Neustadt Land gewählt. Die freiheitlichen Bezirksorganisationen in Wiener Neustadt Land und Stadt arbeiten nun unter einem Dach zusammen.[9]
Seit 2005 ist er Mitglied des Landesparteivorstandes der FPÖ Niederösterreich und seit 2012 Mitglied des Bundesparteivorstandes der FPÖ.
Im Wahlkampf der Landtagswahl in Niederösterreich 2018 bezeichnete er im November 2017 in einer Presseaussendung die Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) als Moslem-Mama-Mikl. Als Grund nannte er den niederösterreichischen Bildungsplan für Kindergärten. Dieser sehe nämlich vor, dass man „Feste und Feiertage aus verschiedenen Kulturen feiern“ müsse. Ein Vater habe sich bei ihm beschwert, dass sein Sohn auf Türkisch zählen lerne. In einem anderen Kindergarten soll eine Mitarbeiterin einen Niqab tragen. Er kritisierte, dass man „von der Mikl-ÖVP mit diesem Multi-Kulti-Wahnsinn zwangsbeglückt“ werde.[2][10][11]
Am 23. Jänner 2018 berichtete die Wiener Wochenzeitung Falter über das 1997 in dritter Auflage erschienene Liederbuch der Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt, in dem auch eine Reihe antisemitischer, rassistischer und im Verdacht der Wiederbetätigung nach dem Verbotsgesetz stehende Liedtexte enthalten sind.[12] Landbauer war von 2001 bis kurz vor der niederösterreichischen Landtagswahl im Jänner 2018 Mitglied der pennalen Burschenschaft und war zuletzt bis 19. Jänner 2018 deren stellvertretender Vorsitzender. Infolge der Berichterstattung auch in weiteren in- und ausländischen Medien stellte er seine Mitgliedschaft zunächst „ruhend“, zeigte sich „schockiert“ über diese Texte, die er als „widerwärtig“ bezeichnete, und erklärte, diese nie in dem Liederbuch gesehen, nie gesungen und in der Burschenschaft nie Fremdenfeindlichkeit oder Antisemitismus wahrgenommen zu haben.[13] Kurz vor der Landtagswahl legte er seine Mitgliedschaft zurück; beim ZiB2-Interview mit Armin Wolf am 24. Jänner 2018 erklärte er: "Ich bin kein Mitglied der Burschenschaft."[14]
Landeshauptfrau Mikl-Leitner bezeichnete die Vorwürfe zunächst als „schwer“ und „sehr ernst zu nehmen“, sie erwarte „nicht nur Aufklärung, sondern auch eine klare Distanzierung“.[15] Rücktrittsaufforderungen vonseiten der SPÖ,[16] der NEOS,[17] der Grünen wie auch der IKG[18] lehnte Landbauer ab und wurde darin auch von seiner Partei unterstützt.[19] Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) forderte für die „Verantwortlichen des antisemitischen und rassistischen Liederbuchs die volle Härte des Gesetzes“, ging aber nicht auf Landbauer ein.[20] Bundespräsident Alexander Van der Bellen beurteilte die Texte nach Bekanntwerden als „verabscheuungswürdig“ und stellte fest, die Mitglieder der Germania stünden „jetzt im Verdacht der Wiederbetätigung. Wer immer dafür verantwortlich ist, hat in der Politik nichts zu suchen.“[21] Wenige Tage später forderte er Landbauer zum Rücktritt auf, trete er nicht zurück, „dann hat die FPÖ ein Problem.“[22] Für ihn liege die Grenze des politisch Tragbaren schon vor einer strafrechtlichen Verurteilung.[23] Am 27. Jänner erklärte Mikl-Leitner, nach der Wahl am 28. mit allen Parteien zusammenarbeiten zu wollen, schloss nun aber eine Zusammenarbeit mit Landbauer aus.[24]
Bei der Landtagswahl blieb die FPÖ zwar hinter den Umfrageergebnissen (rund 20 %) und dem von Landbauer genannten Wahlziel, den Stimmenanteil mindestens zu verdoppeln und die SPÖ vom zweiten Platz zu verdrängen,[25] zurück, konnte aber mit einem Zuwachs von 8,21 % bei der Landtagswahl 2013 auf 14,76 % der Stimmen die Zahl ihre Mandate von vier auf acht der 53 Sitze im Landtag von Niederösterreich verdoppeln.[26] Mikl-Leitner bekräftigte am Wahlabend: „Mit Udo Landbauer gibt es in der Landesregierung keine Zusammenarbeit“, hat aber, aufgrund der Zusammensetzung der niederösterreichischen Landesregierung als Proporz-System, in dem der FPÖ nun ein Regierungsmitglied und auch die Entscheidung darüber zusteht, wen sie entsendet, nur begrenzte Möglichkeiten.[27]
Weblinks
- Kurzvorstellung auf Präsentation der Jungkandidaten zur Nationalratswahl, abgerufen am 19. August 2013
- Udo Landbauer - "der Mister 200 Prozent", in Bezirksblätter St. Pölten, abgerufen am 19. August 2013
Einzelnachweise
- ↑ Landbauer neuer FPÖ-Spitzenkandidat - noe.ORF.at. Abgerufen am 23. Oktober 2017.
- ↑ a b Kurier: "Moslem-Mama": FPÖ-Mann hat selbst iranische Wurzeln. Artikel vom 21. November 2017, abgerufen am 22. November 2017.
- ↑ Udo Landbauer: Blauer Berufspolitiker mit Hang zur Kante, derstandard.at, 5. Dezember 2017.
- ↑ Wer steckt hinter Neonazi-Homepage?. Artikel vom 8. November 2010.
- ↑ https://fpoe-wn.at/udo-landbauer/ Udo Landbauer FPÖ Wiener Neustadt, abgerufen am 4. Oktober 2016
- ↑ [1]
- ↑ [2].
- ↑ Josef Kleinrath: Wiener Neustadt. Rochaden bei der FPÖ. NÖN Wiener Neustadt 37/2016 13. September 2016
- ↑ Udo Landbauer zum Bezirksparteiobmann gewählt. WN24.at, abgerufen am 23. Juli 2017.
- ↑ FP-Landbauer: ÖVP Moslem-Mama-Mikl gibt offiziellen Islamisierungsauftrag für unsere Kleinsten!. OTS-Meldung vom 19. November 2017, abgerufen am 22. November 2017.
- ↑ Niederösterreichs FPÖ-Spitzenkandidat kritisiert "Moslem-Mama-Mikl". In: Die Presse. 20. November 2017, abgerufen am 1. Dezember 2017.
- ↑ Falter/Nina Horaczek 04/18: „Wir schaffen die siebte Million“ – Die Burschenschaft des FPÖ-Spitzenkandidaten Udo Landbauer treibt ihre „Späße“ über die Schoah vom 23. Jänner 2018
- ↑ Die Presse: Landbauer stellt "Germania"-Mitgliedschaft ruhend, 23. Jänner 2018
- ↑ ZiB2 Interview Udo Landbauer (FPÖ).
- ↑ Kurier: Nazi-Lieder: Landbauer schließt Rücktritt aus, 24. Jänner 2018
- ↑ Niederösterreichische Nachrichten: FPÖ-Landbauer für SPÖ Wiener Neustadt "rücktrittsreif", 24. Jänner 2018
- ↑ Niederösterreichische Nachrichten: Collini: "Rücktritt von Landbauer unumgänglich", 24. Jänner 2018
- ↑ Niederösterreichische Nachrichten: Kultusgemeinde und Grüne fordern Landbauer-Rücktritt, 24. Jänner 2018
- ↑ News: Landbauer: "Jetzt erst recht!", 24. Jänner 2018
- ↑ Kurier: NS-Lied: Kurz verlangt "volle Härte des Gesetzes", 25. Jänner 2018
- ↑ Der Standard, Interview: Van der Bellen: "Das ist zutiefst verabscheuungswürdig", 24. Jänner 2018
- ↑ profil: NS-Liederbuch: Van der Bellen fordert Rücktritt Landbauers, 27. Jänner 2018
- ↑ Der Standard: Van der Bellen spricht sich für Landbauer-Rücktritt aus: Grenze schon vor Verurteilung, 27. Jänner 2018
- ↑ Die Presse: Mikl-Leitner schließt Zusammenarbeit mit Landbauer aus, 27. Jänner 2018
- ↑ ORF-Niederösterreich: FPÖ will SPÖ „auf Platz drei verweisen“, 4. Jänner 2018
- ↑ Hellin Jankowski: ÖVP hält Absolute, FPÖ fast verdoppelt, Grüne und Neos fix im Landtag, Die Presse, 28. Jänner 2018.
- ↑ Der Standard: Warum die ÖVP Udo Landbauer als Landesrat nicht verhindern könnte, 29. Jänner 2018
Personendaten | |
---|---|
NAME | Landbauer, Udo |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Politiker (FPÖ) |
GEBURTSDATUM | 12. April 1986 |
GEBURTSORT | Neunkirchen, Österreich |