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Sabiha Gökçen

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Sabiha Gökçen mit Mustafa Kemal Atatürk

Sabiha Gökçen (*21. März 1913 in Bursa; † 22. März 2001 in Ankara) Türkin, ist als die erste Kampfpilotin der Welt in die Annalen der Luftfahrtpioniersgeschichte eingegangen.

Ebenso bemerkenswert wie ihre berufliche Karriere ist der Lebenslauf von Sabiha Gökçen. Wie Hrant Dinkk, der Chefredakteur der armenisch-türkischen Zeitschrift Agos, Anfang 2004 schrieb, soll sie eine Überlebende des Völkermordes an den Armeniern gewesen sein. Auch die türkische Tageszeitung „Hürriyet" berichtete damals über diesen Fall. Laut dieser Berichte soll sie sechs weitere Geschwister gehabt haben.

Fest steht, daß sie als Waise in das Assimilationsprogramm von Kemal Atatürks späterer Sekretärin, der Nationalistin und Feministin Halide Edib Adva kam, als zwölfjährige von Atatürk adoptiert und als Türkin erzogen wurde. Mit ihrem Selektionsprogramm der „Kinderlese" trat Halide Edib Adva in die Fußstapfen der osmanischen Tradition der „Knabenlese". Ihr Ziel war es, armenische Waisenkinder in kemalistisch geführten Waisenhäusern zu türkisieren.

Kemal Atatürk selbst sorgte für die neue Identität seiner Adoptivtochter und gab ihr am 19. Dezember 1934 den Nachnamen „gök", was „Himmel" auf türkisch bedeutet. Erst mit Gesetz vom 21. Juni 1934 sind Familiennamen in der Türkei eingeführt worden.

Sabiha Gökçen besuchte das Istanbuler Üsküdar-Mädchenkollegium und begann 1935 Ihre Pilotenausbildung an der türkische Zivilflugschule (Türk Kuşu Sivil Havacılık) in Ankara. Am Ende ihre Flugausbildung wurde sie zusammen mit sieben männlichen Flugzeugführern zur Weiterbildung in die Sowjetunion beordert. [1936]] trat sie der türkische Luftwaffe in der Militärflugschule Eskisehir bei. Mit dem Diplom Nummer 372 wurde sie als Militärpilotin anerkannt.

Ihre ersten Einsätze flog Sabiha Gökçen im Sommer 1937/Frühjahr 1938 während der Niederschlagung der Kurdenaufstände in Dersim. Dort bombardierte sie im speziellen Stellungen der kurdischen Stämme der Haydarhan und Demenhan, die während des Genozids besonders vielen Armeniern Unterschlupf gewährt hatten. Bei diesen Luftangriffen sollen laut verschiedener Forscher (sh. Quellen) zwischen 3.000 bis 10.000 Kurden umgekommen sein. Sabiha Gökçen beschreibt diesen Einsatz in einem von ihr geschriebenen Buch „Mein Leben auf den Spuren Atatürks", das der türkische Luftfahrtverein zum Anlaß des 100. Geburtstages des Staatsgründers herausgab.

In Atatürks handschriftlichem Testament von 1938 erhielt Sabiha Gökçen 600 TL aus den Dividenten der von Atatürk gehaltenen Aktien (Gesamtwert 2800 TL). Zusätzlich bekam sie soviel Geld zugeteilt, daß sie sich ein Haus kaufen konnte.

Das handgeschriebene Testament Atatürks wurde am 15.9.1938 von dem 3. Amtsgericht in Ankara unter der Az. 1938195 T wie folgt beglaubigt:

Im Jahre 1951 nahm sie auch am Korea-Krieg teil. Sie war Mitglied des 1. Luftwaffenregiments in Eskişehir. Für besondere Tapferkeit vor dem Feinde, die sie bei ihren zahlreichen Einsätzen immer wieder unter Beweis stellte, wurde ihr der höchste Fliegerorden verliehen und sie wurde in den Rang eines Majors befördert.

Sabiha Gökçen hatte die Leitung der Kampfpilotenausbildung der türkischen Luftwaffe inne. Sie war noch bis 1955 im aktiven Militärdienst tätig. Danach flog sie bis 1964 in einer Kunstflugstaffel, in der sie ihre außergewöhnlichen fliegerischen Fähigkeiten demonstrierte. Insgesamt 22 verschiedene Flugzeugtypen, sowohl Propellermaschinen als auch Jets, flog Sabiha Gökçen im Laufe ihrer Fliegerkarriere.

Posthum wurde der neue Istanbuler Flughafen im asiatischen Teil der Stadt nach ihr benannt: Flughafen Istanbul (Sabiha Gökçen).

Die Ausbildung von Atatürks Adoptivtochter zur Flugzeugführerin hatte vielschichtige Gründe. Einerseits konnte er damit seinen Landsleuten das Lehrmuster einer modernen türkischen Frau zeigen, der gleichberechtigt jede Berufswahl offenstehen. Andererseits setzte er Sabiha Gökçen in ihrer Funktion als Militärpilotin für die nationalistischen Propaganda der noch jungen türkischen Republik ein.

2004 kam es zu massiven Protesten des türkischen Militärs und nationaler Kreise, als die Vermutungen aufkamen, Sabiha Gökçen wäre als Armenierin geboren worden.

Siehe auch

Quellen

Zur Rezeption der Ereignisse in Deutschland.

Zur Rezeption der Ereignisse in der Schweiz

Zur Rezeption der Ereignisse in den Vereinigten Staaten

  • Altinay, Ayse: „The Myth of the Military-Nation. Militarism, Gender, and Education in Turkey". Verlag: Palgrave Macmillan 2004, New York, ISBN 1-4039-6281-2

Zeitungsdossiers in der Türkei