Steglitzer Schülertragödie
Als Steglitzer Schülertragödie wird ein Vorfall bezeichnet, der sich am 28. Juni 1927 im Berliner Stadtteil Steglitz abspielte. Die Oberschüler Paul Krantz und Günther Scheller hatten unter starkem Alkoholeinfluss im elterlichen Sommerhaus in Mahlow bei Berlin einen Selbstmordpakt geschlossen: Scheller sollte seinen Freund Hans Stephan erschießen; Krantz sollte anschließend Günter Scheller, Schellers Schwester Hildegard umbringen und schließlich sich selbst. Auslöser waren einerseits die intimen Beziehungen Hildegard Schellers zu Paul Krantz und Hans Stephan und andererseits Günther Schellers unglückliche Liebe zu Hans Stephan. Später erfüllte Günther Scheller seinen Teil der Verabredung, indem er in der Wohnung seiner Eltern in der Berliner Albrechtstraße 72 C zuerst Hans Stephan, aber danach sich selbst mit einem Kopfschuss tötete. Paul Krantz konnte die geplante Tat nicht ausführen, da er von Hildegard Scheller gehindert wurde. Er wurde dennoch wegen Verstoßes gegen die Waffenordnung und gemeinschaftlichen Totschlags angeklagt. Das Schwurgericht des Landgerichts Berlin-Moabit verurteilte ihn am 20. Februar 1928 wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu drei Monaten Haft und entschied in letzterem Anklagepunkt auf freigesprochen. Der Fall erregte in ganz Deutschland und auch in der internationalen Presse großes öffentliches Aufsehen und führte zu heftigen Debatten über den angeblichen sittlichen Verfall der Jugend in der Weimarer Republik.
Der Vorfall diente 2003 als Vorlage zum Film Was nützt die Liebe in Gedanken und als Vorlage zu zwei Filmen mit dem Titel Geschminkte Jugend von Max Nosseck (1960) und von Carl Boese (1929).
Weblinks
- http://www.heimliches-berlin.de/der_fall_krantz.htm
- http://www.luise-berlin.de/bms/bmstxt00/0006doka.htm#seite190
Literatur
- Arno Meyer zu Küingdorf: Der Selbstmörder-Klub, Leipzig 1999