Loxosceles laeta
Loxosceles laeta | ||||||||||||
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![]() Loxosceles laeta | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Loxosceles laeta | ||||||||||||
(Nicolet, 1849) |
Loxosceles laeta ist eine Spinne aus der Familie der Sicariidae (früher Familie Loxoscelidae) mit Vorkommen vor allem in Südamerika, dort vor allem Chile – daher die allgemeinsprachliche Bezeichnung als „chilenische Winkelspinne“ (spanisch araña de rincón chilena, englisch Chilean Recluse Spider). Der Name weist auf ihr Vorkommen in dunklen Ecken z. B. von Schränken hin. Trotz dieser Bezeichnung gehört sie nicht zur taxonomischen Gattung der Tegenaria (Winkelspinnen). Loxosceles laeta gehört zu den für den Menschen lebensgefährlichen Giftspinnen.
Eine bekannte nordamerikanische Verwandte ist Loxosceles reclusa. Allerdings sind auch in Nordamerika Vorkommen von L. laeta gemeldet worden.
Merkmale
Die Art erreicht im weiblichen Geschlecht eine Körperlänge von 7 bis 15, durchschnittlich etwa 12 Millimeter, die Männchen sind kleiner (6 bis 12 Millimeter). Das Prosoma (oder Carapax) ist durchschnittlich 5,6 Millimeter lang und 4,5 Millimeter breit. Prosoma, Beine und Palpen sind von in einem Farbton von gelb über orange bis rotbraun gefärbt, wobei Jungtiere heller sind als ältere, und typischerweise fast einfarbig ohne ausgeprägte Zeichnung, manchmal ist der vordere Teil um die Augen mit dunkleren Linien gezeichnet; es ergibt sich dann die angedeutete, typische "Violinen"-Zeichnung der Gattung. Das Abdomen ist weiß oder hellgrau gefärbt. Der gesamte Körper ist aber in der Regel recht dicht mit dunklen Haaren bedeckt und wirkt dadurch recht düster. Die sechs Augen sind verhältnismäßig klein, die beiden Augenreihen stark gekrümmt, so dass die gedachte Verbindungslinie zwischen den Vorderrändern der vorderen Seitenaugen um etwa einen Augendurchmesser hinter den Mittelaugen liegt. Die Beinformel ist 4213, d. h. das vierte Beinpaar ist am längsten, gefolgt vom zweiten, ersten und dritten. Wie typisch für alle Arten der laeta-Artengruppe sind die letzten Beinglieder (Tarsi) der Männchen länger als breit und recht schmal, niemals in einen gerundeten Lappen verbreitert. Von ähnlichen Arten ist die Art sicher nur anhand von Sexualmerkmalen unterscheidbar. Beim Männchen ist der Embolus des Palpus sehr kurz, nicht länger als die Länge des Bulbus, die Tibia des Palpus mehr als doppelt so lang wie breit. Von anderen in Nord- und Mittelamerika vorkommenden Arten ist die Art durch den Schlüssel von Gertsch und Ennik unterscheidbar (siehe Lit.). Aus Südamerika sind mindestens 24 Arten der laeta-Gruppe beschrieben. Die Art ist von den meisten verwandten Arten in Südamerika anhand der Beinformel unterscheidbar (bei den anderen Arten ist das vierte Beinpaar das längste).
Biologie
Die Lebensweise der Art entspricht derjenigen der anderen Arten der Gattung. Es sind nachtaktive Jäger, die frei jagen und keine Netze zum Beuteerwerb spinnen. Sie nutzen ihre Spinnenseide, um einen Schlupfwinkel in einer Spalte oder einem Hohlraum anzulegen, in dem sie die Tagstunden verbringen. Die Tiere erreichen Geschlechtsreife nach einem Jahr und können anschließend zwei bis vier Jahre, im Labor bis sieben Jahre, alt werden. Sie können mehr als ein Jahr ohne Nahrung überleben[1].
Verbreitung
Die Art ist im Westen Südamerikas sehr häufig (Chile, Peru und Ecuador), wo auch ihre ursprüngliche Heimat angenommen wird. Durch Handel und Verkehr wurde sie auch in andere Regionen verschleppt. Heute ist sie in ganz Mittel- und Südamerika von Argentinien bis Belize anzutreffen. Sie lebt meist in menschlichen Behausungen oder deren unmittelbarer Nähe.[2] In Santiago de Chile ist nach älteren Erhebungen (1963) etwa jeder dritte Haushalt betroffen; andere Untersuchungen haben die Art in etwa 40 % der Haushalte in städtischen Siedlungsgebieten Chiles und etwa 25 % der Häuser auf dem Land nachgewiesen.[3] Der Unterschied wird auf die stärkere Präsenz von Scytodes globula (Tigerspinne) in ländlichen Haushalten zurückgeführt, einem natürlichen Feind der Loxosceles laeta. Generell wird in Ratgeberliteratur und Bevölkerungsinformationen heute von einem Vorkommen der Spinne in praktisch jedem chilenischen Haushalt ausgegangen und entsprechende Vorsorge angemahnt.[4]
In Nordamerika ist die Art selten und ihr Vorkommen beschränkt sich vermutlich auf beheizte Gebäude. Funde in Lagerräumen und Kellern von Museen gab es seit 1960 im Keller des Museum of Comparative Zoology der Harvard Universität und seit 1972 im Keller des Zoologischen Instituts der Universität Helsinki in Finnland. In der Gegend um den San Francisco Bay in Kalifornien sind große Populationen in unterirdischen Tunneln der Versorgungssysteme von Einkaufszentren (shopping malls) bekannt; Begegnungen mit Menschen oder Vergiftungsfälle kommen hier allerdings so gut wie nie vor.[5]
Giftwirkung
Loxosceles laeta gilt als die Loxosceles-Art mit dem gefährlichsten Biss, zumal kein echtes Antidot bekannt ist.[6] Da sie nicht aggressiv und nachtaktiv ist, sind diese jedoch relativ selten. So wurden in einer chilenischen Studie zwischen 1985 und 1995 43 Todesfälle durch Spinnenbisse insgesamt (Loxosceles- und Latrodectus-Arten) gezählt, wobei meist Kinder und ältere Menschen von schwereren Vergiftungen betroffen waren. Das Gift verursacht schwere Gewebeschäden. Die Sterblichkeit wird mit drei bis vier Prozent der Gebissenen angegeben.[3]
Literatur
- Willis J. Gertsch (1967): The spider genus Loxosceles in South America (Araneae, Scytodidae). Bulletin of the American Museum of Natural History Vol. 136 (3): 121-173 + plates.
- Willis J. Gertsch & Franklin Ennik (1983): The spider genus Loxosceles in North America, Central America, and the West Indies (Araneae, Loxoscelidae). Bulletin of the American Museum of Natural History Vol 175 (3): 265-360.
Weblinks
Loxosceles laeta im World Spider Catalog
- Centro de Información Toxicológica der Pontificia Universidad Católica de Chile (spanisch).
- Brown Recluse and Other Recluse Spiders. Uc IPM online
Einzelnachweise
- ↑ D. C. Lowrie (1980): Starvation Longevity Of Loxosceles laeta (Nicolet) (Araneae). Entomological News 91: 130-132.
- ↑ Marta Luciane Fischer & João Vasconcellos-Net (2005): Microhabitats Occupied by Loxosceles intermedia and Loxosceles laeta (Araneae: Sicariidae) in Curitiba, Paraná, Brazil. Journal of Medical Entomology 42(5):756-765. doi:10.1603/0022-2585(2005)042[0756:MOBLIA]2.0.CO;2
- ↑ a b Alejandro Palma (Universidad de Concepción): Loxocelismo, Onlinematerial (Publikationsstand 2000, letzter Abruf 2018).
- ↑ Araña de rincon chilena: ¿Qué tan bien la conoces? Artikel auf dem chilenischen Insktenportal hablemosdeinsectos.com (letzter Abruf 2018).
- ↑ Richard S. Vetter, Paula E. Cushing, Rodney L. Crawford, Lynn A. Royce (2003): Diagnoses of brown recluse spider bites (loxoscelism) greatly outnumber actual verifications of the spider in four western American states. Toxicon 42: 413–418. doi:10.1016/S0041-0101(03)00173-9
- ↑ “Loxosceles laeta, identificación y una mirada bajo microscopía de barrido” [1] (PDF-Datei; 1004 kB), y éste de FUTRELL J. Loxoscelism. Am J Med Science 1992;304: 261-7.