Otto I. (Brandenburg)
Der Askanier Otto I. (* um 1128, † 8. Juli 1184) war von 1170 bis zu seinem Tode der zweite Markgraf von Brandenburg. Otto I. war der älteste Sohn von Albrecht dem Bären, dem Gründer der Mark Brandenburg im Jahre 1157 und von Sophie von Winzenburg. Er hatte drei Schwestern und sechs Brüder.
Bekanntere Brüder waren
- Erzbischof Siegfried von Bremen und
- Herzog Bernhard von Sachsen.
Biographische Daten
Das Geburtsdatum Ottos wird von der jüngeren Geschichtsschreibung einige Jahre früher als die traditionelle Angabe 1128 angesetzt. Denn der Hevellerfürst Pribislaw-Heinrich war Ottos Taufpate und übergab als Patengeschenk die an den askanischen Streubesitz angrenzende Zauche – ein Vorgang, der laut Partenheimer wahrscheinlich bereits um 1123/1125 stattgefunden haben muss.
Um 1148 heiratete Otto die Piastin Judith, Schwester der Polenherzöge Boleslaw IV. und Mieszko III.. Datum und Ort der Vermählung sind unbekannt. Der Beschluss dieser Ehebindung wurde im Zuge des Wendenkreuzzuges auf einer Sitzung am 6. Januar 1148 gefasst, an der neben Otto und den beiden polnischen Herzögen auch Erzbischof Friedrich von Magdeburg teilnahm. Laut Partenheimer stand die Vermählung im Zusammenhang mit dem askanischen Bemühen, in bewußter Opposition zu König Konrad, der an Wladyslaw als rechtmäßigem Herrscher Polens festhielt, die Piasten zu unterstützen. Nach dem Tod Judiths 1175 heiratete Otto 1176 Ada von Holland, Tochter des Grafen Florenz III. von Seeland.
Laut heutigem Kenntnisstand hatte Otto zwei Söhne aus erster Ehe, Otto und Heinrich, und aus zweiter Ehe einen dritten Sohn, Albrecht:
- Otto. II. wurde sein Nachfolger als Markgraf von Brandenburg 1184-1205.
- Heinrich (Graf von Gardelegen)
- Albrecht. II. wurde Markgraf von Brandenburg nach dem Tod des Bruders Otto II. 1205-1220
Markgraf von Brandenburg
An der Seite des Vaters

Otto regierte bereits seit 1144 an der Seite seines Vaters und übernahm den Titel Markgraf von Brandenburg endgültig im Todesjahr des Vaters, im Jahr 1170. Allerdings wird er bereits im Jahre 1144 in einer Königsurkunde – neben Albrecht – mit dem Titel Markgraf von Brandenburg genannt; selbst führten die Askanier den Titel erst nach der endgültigen Eroberung der Mark 1157. Gemeinsam bestimmten Vater und Sohn die askanische Politik über Jahrzehnte hinweg, nahmen an Fürstensitzungen und Entscheidungen teil und finden in verschiedenen Urkunden gemeinsam Erwähnung. Begleitet und unterstützt wurden sie dabei in vielen Fällen von weiteren Brüdern Ottos, insbesondere vom nächstälteren Hermann. Otto überlebte seinen Vater, der mit rund 70 Jahren ein für die damaligen Verhältnisse ungewöhnlich hohes Alter erreicht hatte, nur um 14 Jahre.
Alleinregierung
1177 wurde Otto zusätzlich die Würde des Reichserzkämmerers verliehen. Die Mark Brandenburg, die Otto 1170 endgültig vom Vater übernahm, entsprach in ihrer territorialen Ausdehnung nicht dem heutigen Flächenstaat. Neben der Altmark zählten im wesentlichen lediglich das östliche Havelland und die Zauche dazu. Erst in den folgenden 150 Jahren gelang es den Askaniern, Gebiete östlich der Flüsse Havel-Nuthe, die Uckermark und Regionen bis zum Barnim zu gewinnen und die Mark Brandenburg bis zur Oder auszudehnen. In den wenigen Jahren seiner Alleinregentschaft gelang es Otto vor allem, die Mark durch eine Intensivierung der Besiedlung zu stabilisieren und zu sichern.
Kloster Lehnin
Gründung durch Otto I.
Im Jahr 1180 gründete Otto in der Zauche mit Lehnin das erste märkische Kloster, in dem er vier Jahre später seine letzte Ruhestätte fand. Das Zisterzienser-Kloster wurde Hauskloster und Begräbnisstätte der Askanier und später auch der Hohenzollern. Die ersten Mönche kamen 1183 aus dem Kloster Sittichenbach, um 1190 begann der Bau der Kirche und der Klosteranlagen.
Kloster Lehnin entwickelte sich schnell zu einer der wohlhabendsten Abteien und stärkte die Stellung der Askanier zum einen durch seine enorme wirtschaftliche Bedeutung, zum anderen durch seine strategische Funktion als Grenzschutz gegen ein Vordringen des Grafen von Belzig. Als das Kloster 1542 säkularisiert wurde, umfasste der Besitz 64 Dörfer.
Gründungslegende
Der Legende nach war Otto nach anstrengender Jagd unter einer Eiche eingeschlafen. Im Traum erschien ihm eine Hirschkuh, die ihn aufzuspießen drohte und die er mit seinem Jagdspieß nicht abwehren konnte, immer aufs Neue. In seiner Not rief Otto den Namen Christi an, woraufhin die Traumerscheinung sich endlich auflöste. Als Otto seinen Begleitern den seltsamen Traum erzählte, deuteten diese die Hirschkuh als Sinnbild für die heidnischen Slawenstämme und rieten ihm, an dieser Stelle eine Burg zu Ehren des Christengottes gegen die heidnischen Gottheiten zu errichten. Doch es sollte eine Burg Gottes, ein Kloster werden.
In den Altarstufen der Domkirche ist ein Eichenstamm aus dieser Zeit eingelassen, der an die Gründungslegende erinnert.
Siehe ausführlich zu den Auseinandersetzungen um die Gründung der Mark Brandenburg und den Kampf der Askanier um Sachsen: Albrecht der Bär
Quellen, Literatur, Web-Links
- Lutz Partenheimer: Albrecht der Bär. 2. Auflage. Böhlau Verlag, Köln 2003 ISBN 3-412-16302-3
- Heinrici de Antwerpe: Can. Brandenburg., Tractatus de urbe Brandenburg. Neu hrsg. und erläutert von Georg Sello, in: 22. Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie zu Salzwedel, Heft 1, Magdeburg 1888, S. 3-35. Internetveröffentlichung von Tilo Köhn (mit Transkriptionen und Übersetzungen).
- Lexikon des Mittelalters: Band IV