Kilianskirche (Heilbronn)

Die Kilianskirche in Heilbronn ist eine gotische Hallenkirche, deren Ursprung bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht. Ihr Turm gilt als das erste bedeutende Renaissancebauwerk nördlich der Alpen.
Im Jahr 741 wird im Zuge des Übergangs zum Bistum Würzburg erstmals eine Michaels-Basilika in Heilbronn erwähnt. Diese war dem damals populären Erzengel Michael geweiht, der seit dem 5. Jahrhundert insbesondere an Bergheiligtümern verehrt wurde. Die Basilika war in der Zeit der Franken am für die Stadt namensgebenden Brunnen errichtet worden und wuchs mit der sie umgebenden Stadt. Um 1270 wurden der ursprünglich dreischiffigen, Basilika mit einschiffigem, östlich gelegenen Chor zwei seitliche Chortürme angesetzt. Im 13. Jahrhundert wurde die Kirche auf Veranlassung des Bistums dem Heiligen Kilian geweiht, der in Würzburg gewirkt hatte. Das Bauwerk wird seit 1297 als Kilianskirche bezeichnet.
Der Umbau der Basilika zur Hallenkirche erfolgte um 1460, anschließend wurde ein größerer und höherer, nun dreischiffiger Hallenchor als östlicher Abschluss angefügt. Der Chor weist eine für damalige Bauten in Südwestdeutschland außergewöhnliche Höhe auf. In ihm befindet sich der zweiflüglige Hauptaltar von Hans Seyffer aus dem Jahr 1498. Dieser Marienaltar gilt als schnitzerische Meisterleistung, er enthält zahlreiche Figuren, Reliefszenen und schmückendes Beiwerk. Der Altar selbst ist dreiteilig aufgebaut:
- Predella (unterster Teil) : jeweils zwei Kirchenväter links (Papst Gregor und Kardinal Hieronymus) und rechts (Bischöfe Augustinus und Ambrosius), in der Mitte Christus mit Johannes und Maria.
- Skulpturenschrein (mittlerer Teil) : in der Mitte Maria, flankiert vom Hl. Petrus mit Kirchenschlüsseln(links) und Hl. Kilian mit Schwert (rechts), die beiden Märtyrer Laurentius mit Rost(ganz links) und Stephanus mit Steinen auf der Bibel (ganz rechts). Oben in den Nischen : Die beiden männlichen Halbfiguren stellen die Weggefährten des Hl. Kilian dar: Kolonat und Totnan. Die beiden weibl. Büsten : Apollonia von Alexandria und die Hl. Margareta
- Kreuzigung (oberer Teil).
Ab 1508 wurde der charakteristische Westturm durch Hans Schweiner aus Weinsberg ausgeführt. Die Ausführung des Baus wurde durch die ab 1524 in Heilbronn herrschende Reformation bestimmt. Der 1529 vollendete, 62 Meter hohe Kiliansturm gilt als das erste bedeutende Renaissancebauwerk nördlich der Alpen. Er zeichnet sich durch reichen reformatorischen Bauschmuck aus: Affe in Mönchskutte, Vögel mit den Köpfen von Mönch und Nonne, Bischöfe mit Tierzungen usw. Seine Spitze ziert ein rein weltliches Symbol: ein Bannerträger der Reichsstadt, heute im Volksmund das "Kiliansmännle" genannt.
Der größte Teil des sichtbaren Baukörpers wurde aus regionaltypischem Sandstein errichtet. Das Netzgewölbe der Decken entstand als nichttragendes Zierwerk um 1580. In den folgenden drei Jahrhunderten erfolgten nur noch kleinere Ergänzungen. Das Bauwerk wurde bei einer Renovierung in den Jahren 1886 bis 1894 neogotisch umgestaltet, 1930 bis 1938 nochmals renoviert, jedoch bereits am 4. Dezember 1944 beim Bombenangriff auf Heilbronn fast vollständig zerstört.
Der Wiederaufbau erfolgte zwischen 1948 und 1965, wobei auf die neogotischen Elemente der Renovierung des 19. Jahrhunderts weitgehend verzichtet wurde, so dass sich das Äußere der Kirche heute wieder in seiner ursprünglichen Renaissance-Pracht darstellt. Zum Gesamtbild des Kirchenraumes tragen heute auch Glasfenster von Charles Crodel bei. Das Ensemble wird durch den Kirchbrunnen ("Siebenröhrenbrunnen") ergänzt, der in seiner Bauform aus dem 16. Jahrhundert rekonstruiert wurde.
Literatur
- Der Kiliansturm: Turm der Türme in Heilbronn. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 2005, ISBN 3-928990-94-2