Georges Bernanos
Georges Bernanos (* 20. Februar 1888 in Paris, † 5. Juli 1948 in Neuilly-sur-Seine) war ein französischer Schriftsteller. In einzelnen deutschen Ausgaben Schreibweise: Georg.
Seine Eltern – der Vater war Handwerker, seine Mutter Zimmermädchen auf einem Schloss – vermittelten Bernanos bei der Erziehung ihre religiösen und monarchistischen Grundüberzeugungen. Bis 1924 schrieb er seine Romane im Elternhaus in Fressin im Artois. Literarisch ist er der Hauptvertreter des Renouveau catholique.
Bernanos war Soldat im Ersten Weltkrieg, bis 1919 Mitglied der Action française, aktiver Royalist (Camelots du roi), Romanschriftsteller, aber auch politischer Pamphletist, als der er sich gegen das wiederholte Zurückweichen Frankreichs vor Adolf Hitler empörte. Er lebte von 1934 bis 1937 auf Mallorca, von wo aus er den italienischen Faschismus und den Opportunismus der katholischen Kirche scharf attackierte. Angewidert von seinem eigenen Land im Moment des Münchner Abkommens und gleichzeitig nach Südamerika gerufen, ging er ins Exil. Er lebte von 1938 bis 1945, vor allem in Brasilien, wo er erfolglos versuchte, eine Plantage zu verwalten, aber auch gegen das Vichy-Regime agitierte und sich für die Résistance einsetzte. Er selbst konnte als Kriegsversehrter nicht am Kampf gegen den Faschismus teilnehmen, seine drei Söhne jedoch waren deswegen 1939 nach Frankreich zurückgekehrt.
Nach der Befreiung lud ihn Charles de Gaulle ein, dorthin zurückzukehren, wo er seinen Platz habe, y compris au gouvernement (die Regierung eingeschlossen). Er ging nach Frankreich, blieb aber am Rande des politischen Lebens.
Stil
Der Kampf von Gut und Böse ist der Mittelpunkt seines Romanwerks – häufig im bäuerlichen Milieu spielend, häufig mit Priestern in zentralen Positionen. Bei Bernanos ist (neben dem Satan in Person) die Gleichgültigkeit eine Erscheinungsform des Bösen: vor diesem Hintergrund findet er niemals eine zufriedenstellende Erklärung für die Blindheit seiner Landsleute in der Zeit zwischen den Weltkriegen. Auf der anderen Seite steht ebenso zentral die göttliche Gnade.
Das Wort Imbéciles (im Plural: Schwachsinnige, Einfaltspinsel...) tritt häufig in Bernanos Essays auf.. Seine offene Sprache provozierte, mutatis mutandis, den Widerstand François Cavannas ab 1969.
Werke
- Sous le Soleil de Satan (1926) - Die Sonne Satans
- L’Imposture (1927) - Der Betrug
- La Joie (1929) - Die Freude (Gewinner des Prix Femina)
- L’Imposture und La Joie erschienen in Deutschland zusammen als Der Abtrünnige
- La Grande Peur des Bien-pensants (1931)
- Journal d’un Curé de Campagne (1936) - Tagebuch eines Landpfarrers
- Nouvelle Histoire de Mouchette (1937) - Die neue Geschichte der Mouchette
- Les Grands Cimetières sous la Lune (1938) - Die großen Friedhöfe unter dem Mond
- Monsieur Ouine (1943) - Die tote Gemeinde
- La France contre les Robots (1945): Eine gewaltsame argumentative Verwünschung der Allmacht der Technik, dessen, was man zwanzig Jahre später „Das System“ nennen wird. Die französische Zivilisation wird von Bernanos als unvereinbar mit einer Verherrlichung der Welt der Technik angesehen, wie er sie in den angelsächsischen Ländern sieht. Seine Analyse, in der er eine Revolte der jungen Franzosen prophezeit, übersättigt von einer Gesellschaft voller materieller Güter und Werbung, nimmt einen Teil der Studentenunruhen vom Mai 1968 vorweg, und ohne Zweifel auch der Situationistischen Internationalen.
- Français, si vous saviez (1945-1948, 1961)
- Les Dialogues des Carmélites (1949, 1957) - Die begnadete Angst: Bernanos schrieb einige Zeit vor seinem Tod dieses Drehbuch nach der Erzählung Die Letzte am Schafott von Gertrud von Le Fort, die wiederum die wahre Geschichte der Karmeliter aufgreift, die auf der Place de Genève guillotiniert wurden. Es wurde von M. Tassencourt und A. Béguin für die Bühne bearbeitet.
Ausgaben
- M. Estève (Hg.): Œuvres romanesques (1961)
- A. Béguin (Hg.): Correspondance (1971, 2 Bände)
- M. Estève (Hg.): Essais et écrits de combat (1972)
Literatur
- H. U. von Balthasar: Bernanos (1954)
- J. Jurt: Essai de bibliographie des études... consacrées à Georges Bernanos... (Paris 1972-1975, 3 Bände)
- M. Gosselin: L’écriture du surnaturel dans l’œuvre romanesque de Georges Bernanos (Paris 1979)
- A. R. Clark: La France dans l’histoire selon Bernanos (Paris 1983)
- P. Gille: Bernanos et l’angoisse. Étude de l’œuvre romanesque (Nancy 1984)
- M. Kohlhauer: Bernanos und die Utopie (1992)
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Bernanos, Georges |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 20. Februar 1888 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 5. Juli 1948 |
STERBEORT | Neuilly-sur-Seine |