Spantax
Spantax | |
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IATA-Code: | BX |
ICAO-Code: | BXS |
Rufzeichen: | SPANTAX |
Gründung: | 1959 |
Betrieb eingestellt: | 1988 |
Sitz: | Madrid, ![]() |
Drehkreuz: | Flughafen Gran Canaria |
Heimatflughafen: | Flughafen Gran Canaria |
Flottenstärke: | 14 |
Ziele: | national und international |
Spantax hat den Betrieb 1988 eingestellt. Die kursiv gesetzten Angaben beziehen sich auf den letzten Stand vor Einstellung des Betriebes. |
Spantax S.A. war eine spanische Charterfluggesellschaft mit Sitz in Madrid und Basis auf dem Flughafen Gran Canaria. Sie war zwischen 1965 und 1982 in eine Reihe schwerer Unglücke und bedeutsamer Pannen verwickelt, die ihr speziell in Deutschland einen schlechten Ruf einbrachten.
Geschichte
Erste Jahre
Die spätere Spantax wurde als Spanish Air Taxi Lineas Aereas S. A. am 6. Oktober 1959 von Rodolfo Bay Wright und Maria Estades Saez, ehemaligen Mitarbeitern der Iberia, auf Teneriffa gegründet. Ursprünglich beförderte die Gesellschaft vorwiegend Bohrgerät und Mannschaften zu Ölfeldern bei El Aaiún in der damaligen Spanischen Sahara.
Im Jahre 1963 wurde der Name in SPANTAX S.A. geändert und zunächst der innereuropäische, 1972 schließlich auch der transatlantische, Charterflugverkehr aufgenommen. Spantax flog schließlich Ziele in 21 Ländern an, unter anderem in den USA und Kanada, in Südamerika, Asien und Skandinavien. 1984 wurden 1,6 Millionen Passagiere befördert.
Zeitweilig wurde der Erwerb einer Concorde erwogen, mit der Passagiere aus Skandinavien hätten befördert werden sollen. Die Maschine sollte dabei die britischen Inseln nördlich umkurven und während des Fluges westlich der Küste von Irland in Überschall-Geschwindigkeit die Kanarischen Inseln ansteuern.
Entwicklung in den 1980ern
Einen herben Rückschlag erlebte Spantax, als zum Herbst 1983 die drei Pauschaltouristik-Unternehmen TUI, ITS und NUR ankündigten, die Verträge mit Spantax nicht mehr zu verlängern, da infolge der Unfall- und Pannenserie (s. u.) deutsche Touristen das Vertrauen in die Sicherheit der Airline verloren hatten. Lediglich Clipper-Flugreisen in Stuttgart nahm danach als letzter deutscher Reiseanbieter Spantax-Flüge nach Spanien noch in sein Programm auf. Von diesem weitgehenden Wegfall eines ihrer wichtigsten Märkte konnte sich die Gesellschaft nie wieder erholen.
1986 legte Rodolfo Bay Wright seinen Vorsitz nieder und die nahezu bankrotte Gesellschaft wurde in die staatliche Holding Patrimonio Nacional eingegliedert. Im Juni kam es durch Flugpersonal und Bodenmannschaften zu Streiks an zwei Wochenenden, so dass die Gesellschaft gezwungen war, fremde Maschinen anzumieten, um ihren Beförderungsverpflichtungen nachkommen zu können. Ziel der Streiks waren einerseits Lohnerhöhungen, andererseits Garantien für den dauerhaften Erhalt der Arbeitsplätze, da die Mitarbeiter befürchten mussten, bei einer Übernahme durch eine andere Gesellschaft entlassen zu werden.
Im April 1987 wurde die mit 50 Millionen US-Dollar verschuldete Gesellschaft vollständig an die Aviation Finance Group in Luxemburg verkauft. Diese investierte rund 40 Millionen US-Dollar in den Kauf neuer Maschinen und eine deutliche Verbesserung des Service, um das Image der Spantax aufzubessern.
Während der Verhandlungen mit China Airlines über den Ankauf zweier Boeing 767 scheiterten Verhandlungen über die Finanzierung, so dass die Gesellschaft am 29. März 1988 Konkurs anmelden musste. Eine große Zahl der 815 Mitarbeiter blockierten daraufhin zeitweilig den Flughafen von Palma de Mallorca, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen.
Flotte
Spantax betrieb zeitweilig eine bemerkenswerte Vielfalt an unterschiedlichen Flugzeugtypen, darunter die mit 14 Exemplaren größte europäische Flotte der Convair Coronado:

- EC-ASJ Beechcraft C-45H 1962–1973
- EC-DTR Boeing 737-2K5, 1983–1988
- EC-DUB Boeing 737-2K5, 1984–1988
- EC-DUL Boeing 737-2T4, 1984–1985
- EC-DVE Boeing 737-204, 1984–1985
- EC-DXK Boeing 737-204, 1985–1986
- EC-DYZ Boeing 737-2E3, 1986–1988
- EC-DZH Boeing 737-2H4, 1986–1986
- EC-EEG Boeing 737-229, 1987–1988
- EC-BJC Convair CV-990A-30-5, 1967–1987 (kollidierte am 5. März 1973 über Nantes mit einer Iberia DC-9, konnte beschädigt in Cognac landen)
- EC-BJD Convair CV-990A-30-5, 1967–1983
- EC-BNM Convair CV-990A-30-5, 1968–1970 (verunglückt in Stockholm am 5. Januar 1970)
- EC-BQA Convair CV-990A-30-5, 1970–1985
- EC-BQQ Convair CV-990A-30-5, 1969–1986
- EC-BTE Convair CV-990A-30-5, 1970–1981
- EC-BXI Convair CV-990A-30-5, 1971–1981
- EC-BZO Convair CV-990A-30-5, 1972–1988 (Steht bis heute am Flughafen von Palma de Mallorca)
- EC-BZP Convair CV-990A-30-5, 1972–1984
- EC-BZR Convair CV-990A-30-5, 1972–1972 (verunglückt auf Teneriffa 3. Dezember 1972)
- EC-CNF Convair CV-990A-30-6, 1975–1982
- EC-CNG Convair CV-990A-30-6, 1975–1982 (landete ohne ausgefahrenes Fahrwerk am 4. April 1978 in Köln; wieder in Dienst gestellt 3. August 1978)
- EC-CNH Convair CV-990A-30-6, 1975–1983
- EC-CNJ Convair CV-990A-30-6, 1975–1981
- EC-BPE DeHavilland DHC-6-200, 1968–1978
- EC-CAO DeHavilland DHC-6-300, 1972–1977
- EC-CJI DeHavilland DHC-6-300, 1974–1981
- EC-DCB DeHavilland DHC-7-102, 1978–1981

- EC-ACX Douglas C-47A-DL, 1963–1966 (verunglückt auf Teneriffa 16. September 1966)
- EC-ANV Douglas C-47B-DK, 1966–1966
- EC-AQB Douglas C-47A-DK, 1960–1968
- EC-AQE Douglas C-47B-DK, 1960–1972 (verunglückt bei Madrid 30. September 1972)
- EC-AQF Douglas C-47B-DK, 1960–1976
- EC-ARZ Douglas C-47A-DK, 1962–1965 (verunglückt auf Teneriffa 7. Dezember 1965)
- EC-ASP Douglas C-47B-DK, 1964–1968
- EC-ATT Douglas DC-3A-191, 1963–1971
- EC-AXS Douglas DC-3A-197, 1964–1977
- EC-BEC Douglas DC-3D, 1966–1971
- EC-BED Douglas DC-3D, 1966–1971
- EC-BEG Douglas DC-3C, 1966–1970
- EC-ACD Douglas DC-4-1009, 1962–1973
- EC-ACE Douglas DC-4-1009, 1962–1973
- EC-ACF Douglas DC-4-1009, 1962–1972
- EC-APQ Douglas C-54A-DO, 1966–1974
- EC-AUY Douglas C-54D-DC, 1963–1971
- EC-AXM Douglas DC-4-1009, 1964–1964
- EC-BMI Douglas C-54, 1967–1970
- EC-AZX Douglas DC-6, 1965–1979
- EC-BBK Douglas DC-6B-ST, 1965–1975

- EC-ATQ Douglas DC-7C, 1964–1970 (verunglückt bei Madrid 2. Oktober 1970)
- EC-ATR Douglas DC-7C, 1963–1977
- EC-BBT Douglas DC-7C, 1965–1976 (steht heute am Flugplatz Aeródromo de El Berriel auf Gran Canaria)
- EC-BDL Douglas DC-7C, 1966–1979
- EC-BDM Douglas DC-7C, 1966–1974
- EC-BNG Douglas DC-7CF, 1967–1969
- EC-BSP Douglas DC-7CF, 1969–1977
- EC-BSQ Douglas DC-7CF, 1970–1979

- EC-CCF Douglas DC-8-61CF, 1973–1984
- EC-CCG Douglas DC-8-61CF, 1973–1984
- EC-CZE Douglas DC-8-61, 1977–1988
- EC-DVB Douglas DC-8-61, 1984–1988
- EC-DVC Douglas DC-8-61, 1984–1988
- EC-EAM Douglas DC-8-61, 1986–1987
- EC-CGY Douglas DC-9-14, 1974–1983
- EC-CGZ Douglas DC-9-14, 1974–1984
- EC-DIR Douglas DC-9-14, 1980–1984
- EC-DQP Douglas DC-9-32, 1982–1983
- EC-DQQ Douglas DC-9-32, 1982–1983
- EC-DSV Douglas DC-9-32, 1983–1984
- EC-DTI Douglas DC-9-32, 1983–1983

- EC-DEG Douglas DC-10-30CF, 1978–1982 (verunglückt in Málaga am 14. September 1982 siehe: Spantax-Flug 995)
- EC-DSF Douglas DC-10-30CF, 1982–1984
- EC-DUG Douglas DC-10-30, 1984–1986
- EC-EAZ Douglas DC-10-10, 1986–1987
- N52UA Douglas DC-10-10, 1988–1988
- N917JW Douglas DC-10-10, 1987–1989
- EC-EFJ McDonnell Douglas MD-83, 1987–1988
- EC-EFK McDonnell Douglas MD-83, 1987–1988
- EC-BFV Fokker F-27-100, 1967–1972
- EC-BNJ Fokker F-27-100, 1967–1976
- EC-BPJ Fokker F-27-100, 1968–1972
- EC-BPK Fokker F-27-100, 1968–1972
- EC-BRN Fokker F-27-100, 1969–1972
- PK-FDR Fokker F-27-100, 1969–1969
Zwischenfälle

Die Geschichte der Spantax wurde überschattet von einer Reihe schwerer Unfälle und bedeutender Zwischenfälle:
- Am 7. Dezember 1965 geriet eine Douglas DC-3 (Luftfahrzeugkennzeichen EC-ARZ) nach dem Start vom Flughafen Teneriffa Nord ins Trudeln und stürzte nahezu senkrecht ab. Alle 32 Insassen kamen ums Leben.[1]
- Am 31. Mai 1967 fand ein Demonstrationsflug unter anderem mit Journalisten und Vertretern von Reiseunternehmen von Palma de Mallorca nach Hamburg statt. Insgesamt waren 128 Passagiere und neun Besatzungsmitglieder an Bord. Um die Zuverlässigkeit seiner Gesellschaft zu beweisen, flog der Chef höchstpersönlich die Convair CV-990 Coronado. Im Anflug auf Hamburg allerdings verwechselte er die 3000 Meter lange Landebahn 05 des Flughafens Hamburg-Fuhlsbüttel – für die ihm bereits die Landeerlaubnis erteilt worden war – mit der damals nur 1360 Meter langen Werkspiste der Hamburger Flugzeugbau GmbH (heute Airbus) in Hamburg-Finkenwerder. Er kam nur wenige Meter vor dem Ende der für den Jet eigentlich viel zu kurzen Piste zum Stehen. Die Passagiere kamen mit dem Schrecken davon und wurden mit Bussen zum anderen Flughafen gefahren, während die danach weitgehend von Ballast und Kerosin befreite Coronado leer in Richtung Fuhlsbüttel abhob und dort – zur Erleichterung der Fluglotsen im Tower, die zunächst an einen Absturz geglaubt hatten – deutlich verspätet landete. Dieser Zwischenfall brachte ihr unter Linienpiloten den Spottnamen „Finkenwerder-Airlines“ ein, weil sie als einzige Liniengesellschaft jemals Finkenwerder angeflogen hat.
- Am 5. Januar 1970 wurde beim Start eines Charterflugs von Stockholm nach Palma de Mallorca der Ausfall eines Triebwerkes bemerkt. Der Start wurde abgebrochen und die Maschine vom Typ Convair CV-990 (EC-BNM) rollte zum Terminal zurück. Danach sollte die Maschine ohne Passagiere mit nur drei Triebwerken nach Zürich zur Reparatur geflogen werden. Während des Starts geriet die Maschine bei schlechtem Wetter und starkem Wind außer Kontrolle, streifte einige Baumwipfel und stürzte schließlich ab. Fünf der zehn Besatzungsmitglieder starben.[2]
- Am 3. Dezember 1972 ereignete sich der schwerste Unfall einer Spantax-Maschine. Auf dem Flug vom Flughafen Los Rodeos (heute: Teneriffa Nord) nach München-Riem geriet die Convair CV-990 EC-BZR während des Starts bei nahezu Null Sicht in etwa 90 m Flughöhe außer Kontrolle, überschlug sich und zerschellte schließlich am Boden. Alle 148 Passagiere (vorwiegend deutsche Urlauber) und 7 Besatzungsmitglieder starben. Dies war auch der schwerste Unfall einer Convair 990 überhaupt (siehe Spantax-Flug 275).[3]
- Am 5. März 1973 kam es vermutlich infolge eines Navigationsfehlers seitens der Spantax-Piloten und Problemen im Funkverkehr zu einer Kollision einer CV-990 der Spantax (EC-BJC) mit einer Douglas DC-9-32 (EC-BII) der Iberia im Luftraum von Nantes. Während die Spantax-Maschine mit einer schwer beschädigten linken Tragfläche notlanden konnte und alle Insassen überlebten, kamen alle 68 Insassen der Iberia-DC-9 ums Leben. Die Piloten beider Maschinen flogen ohne Unterstützung der an diesem Tag streikenden französischen Flugsicherung (siehe Iberia-Flug 504).
- Im Februar/März 1976 kam es zu einer Reihe von Lebensmittelvergiftungen, verursacht durch salmonellenverseuchte Speisen, in deren Folge 5 Personen starben und mehrere erkrankten, von denen einige im Krankenhaus lagen.[4][5][6]
- Am 4. April 1978 ereignete sich auf dem Flughafen Köln-Bonn ein weiterer gravierender Zwischenfall: Wie sich später herausstellte, hatten die Piloten vergessen, das Fahrwerk auszufahren und die Spantax-Maschine mit 146 Personen an Bord rutschte nach der Landung „auf dem Bauch“ über die Piste, wobei die rechte Tragfläche Feuer fing. Nur zwei zufällig in unmittelbarer Nähe befindliche einsatzbereite Löschfahrzeuge der Flughafenfeuerwehr verhinderten wahrscheinlich, dass es bei diesem Unfall Tote gab. Bis in die späten 1980er-Jahre wurde dieses Ereignis bei Touristen als berüchtigte „Spantax-Landung“ verspottet und trug subtil zum weiteren Vertrauensverlust der Airline bei.
- Am 13. September 1982 kam es während des Starts einer geleasten McDonnell Douglas DC-10 (EC-DEG) in Málaga bei einem Flug nach New York zu starken Vibrationen durch Platzen des rechten Reifens am vorderen Fahrwerk. Die Vibrationen irritierten die Piloten, die daraufhin viel zu spät einen Startabbruch einleiteten. Dabei geriet die Maschine über das Ende der Start- und Landebahn hinaus, überquerte eine Autobahn und kam an der Böschung einer Eisenbahnlinie zum Stehen. Dabei zerbrach sie in drei Teile und brannte schließlich aus. 50 der 394 Insassen kamen ums Leben (siehe Spantax-Flug 995).[7]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Unfallbericht DC-3 EC-ARZ, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 19. Januar 2016.
- ↑ Unfallbericht CV-990 EC-BNM, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 20. Januar 2016.
- ↑ Unfallbericht CV-990 EC-BZR, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 20. Januar 2016.
- ↑ Artikel auf shz.de
- ↑ Artikel auf Spiegel Online
- ↑ Artikel auf zeit.de
- ↑ Unfallbericht DC-10 EC-DEG, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 14. Januar 2018.