Ernst von Pfuel
Ernst von Pfuel (* 3. November 1779 in Jahnsfelde, bei Müncheberg; † 3. Dezember 1866 in Berlin) war ein preußischer Offizier, ein Reformer des Militärsports und kurzzeitig Gouverneur von Berlin sowie preußischer Ministerpräsident und Kriegsminister.
Leben
Ernst von Pfuel stammte aus einem alten, in Jahnfelde in der Märkischen Schweiz ansässigen Adelsgeschlecht. Im Alter von 13 Jahren wurde er von seiner Familie auf die Berliner Kadettenanstalt geschickt, wo er zum Offizier ausgebildet werden sollte. In den Koalitionskriegen nahm er teil an der Schlacht bei Jena und Auerstedt und später an dem Rückzug Napoleons aus Russland.
1808 heiratete er Karoline Adelheid von Byern mit der er eine Tochter und fünf Söhne hatte. 1830 trennten sich die beiden, nachdem seine Frau von einem Seitensprung erfahren hatte. Pfuels Geliebte Emilie Wahlert wurde seine zweite Frau. Pfuel galt als liberal und Reformen gegenüber aufgeschlossen. In Berlin war er einer der wenigen Offizier, die im Salon Rahel Varnhagens verkehrten.
Er wurde 1831 nach Neuchâtel gesandt, um den dort kurz zuvor aufgebrochenen Aufstand niederzuwerfen. Zwischen 1832 und 1848 war er zudem Gouverneur des bis zur Revolution vom 1. März 1848 zu Preußen gehörenden Fürstentums Neuchâtel.
Märzrevolution 1848
Kurz vor der Märzrevolution von 1848 wurde Pfuel zum Gouverneur von Berlin ernannt. Am 15. März 1848 stellte er sich vor die Truppen, die bereits auf die Aufständischen angelegt hatten, und verhinderte so ein Blutbad - was ihm in der Folge seine Stellung kostete. Einige Monate nach diesen Ereignissen wurde er für nur fünf Wochen Ministerpräsident von Preußen und Kriegsminister.
Begründer des Militärschwimmsports
Am bekanntesten wurde Pfuel durch seine Reformen beim Militärsport. Als erster führte er Schwimmunterricht für Soldaten ein und gründete 1810 in Prag die erste Militär-Schwimmschule der Welt. In Berlin gründete er 1817 nahe des Oberbaums eine Flussbadeanstalt in der Spree, die dann noch über hundert Jahre existieren sollte, und zu der auch Zivilisten Zugang hatten. Die der ehemaligen Badeanstalt nahe gelegene Pfuelstraße in Berlin-Kreuzberg erinnert noch heute daran.
Pfuel und Kleist
Pfuels Freundschaft mit Heinrich von Kleist datiert aus der gemeinsamen Zeit beim Potsdamer Infanterieregiment Nr. 18. Gemeinsam mit Kleist hatte sich Pfuel 1803 zu einer Reise in die Schweiz aufgemacht, von wo aus es weiter nach Italien und Frankreich ging. Aus der Zeit nach dieser Reise stammt ein Brief Kleists an Pfuel, in dem Kleist schreibt: "Ich habe deinen schönen Leib oft, wenn du in Thun vor meinen Augen in den See stiegest, mit wahrhaft mädchenhaften Gefühlen betrachtet. Er könnte wirklich einem Künstler zur Studie dienen. Dein kleiner krauser Kopf, einem feisten Halse aufgesetzt, zwei breite Schultern, ein nerviger Leib, das Ganze ein musterhaftes Bild der Stärke, als ob du dem schönsten jungen Stier, der jemals dem Zeus geblutet, nachgebildet wärest." Und der Brief endet: "Ich heirathe niemals, sei du die Frau mir, die Kinder, und die Enkel!" Pfuel verbarg diesen Brief sorgfältig, und er wurde erst in seinem Nachlass aufgefunden. Die aus der Militärzeit stammende Männerfreundschaft zwischen Kleist und Pfuel, wie auch die Begeisterung für das Schwimmen, hatte also wohl durchaus auch homoerotische Züge.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Pfuel, Ernst von |
KURZBESCHREIBUNG | preußischer Ministerpräsident und Kriegsminister |
GEBURTSDATUM | 1779 |
GEBURTSORT | Jahnfelde, heute Müncheberg |
STERBEDATUM | 1866 |
STERBEORT | Berlin |