Franz Spunda
Franz Spunda (* 1. Jänner 1890 in Olmütz; † 1. Juli 1963 in Wien) war ein österreichischer Schriftsteller mit deutschmährischen Wurzeln. Er trat mit Erzählliteratur, kulturhistorischer Essayistik, Lyrik, Dramatik und Übersetzungen hervor.

Kurzcharakteristik
Franz Spunda machte sich zunächst als Verfasser „magischer Romane“ (Devachan, 1921, Der gelbe und der weiße Papst, 1923, etc.) und als Lyriker mit okkultistischen und mystischen Einschlägen (Hymnen, 1919, Astralis, 1920, etc.) einen Namen. Auch als Übersetzer von Petrarca, Aretino, Leopardi und Ossian fand er früh Beachtung. Es war die „Abkehr von einem formal und intellektuell gewordenen Expressionismus“, die Spunda unter der Parole der „magischen Kunst“ heraufbeschwor.[1]
Nach der Distanzierung von seinen im Zeichen einer esoterischen Phantastik stehenden literarischen Anfängen setzte er sein Werk mit anspruchsvollen Reisebeschreibungen aus Griechenland, Italien und Kleinasien fort (u. a. Griechische Reise, 1926, Neubearbeitungen 1938 und 1956, Der heilige Berg Athos, 1928). Diese setzten sich sowohl von dem klassizistischen als auch von dem dionysischen Bild der Antike ab und entfalteten eine „hermetische“ Perspektive auf eine Welt im Nachglanz archaischer Mysterien und byzantinischer Glaubenspracht.
Von der Befassung mit dem griechischen Kulturraum ausgehend, verlagerte sich Spundas publizistischer Schwerpunkt allmählich auf historische Romane (u. a. Minos oder Die Geburt Europas, 1931, „Westgoten-Trilogie“: Wulfila, 1936, Alarich, 1937, Das Reich ohne Volk, 1938) und kulturgeschichtliche Essays (u. a. Paracelsus, 1925, Neubearbeitung 1941, Geschichte der Medici, 1944). Dabei ging es ihm um die Deutung mythischer Überlieferungen und geschichtlicher Prozesse mit „geistespolitischer“ Bedeutung für die Gegenwart: für Europa auf dem Scheideweg, aber auch für die eigene, zutiefst erschütterte Nation, die in seinen Augen der Überwindung ihrer Orientierungslosigkeit in der Rückbesinnung auf Zeichen und Prozesse der Vergangenheit bedurfte.
Seit den späten 1920er Jahren zählte Spunda, der sich auch berufsständisch stark engagierte, zu den angesehensten Autoren seiner Generation in Österreich. In den dreißiger Jahren begann er mit nationalrevolutionären Ideen zu sympathisieren und war Mitglied der NSDAP. In den Jahren des Krieges entfernte er sich davon wieder und schuf Werke der „Inneren Emigration“ (u. a. Der Herr vom Hradschin, Der Sang aus der Tiefe, beide 1942, Platon, begonnen 1940, aus dem Nachlass veröffentlicht 2012).
Nach dem Krieg setzte er seine Romanveröffentlichungen mit abnehmender Resonanz fort und verfasste auch autobiographische Schriften (u. a. Frühlingsannalen, 1957). Neben die dominierende poetisch-historiographische Mischform der „Lebensromane“, die sich großen Einzelgängern der Kunst- und Geistesgeschichte und deren Konflikten mit den Mächten der Zeit zuwandte (u. a. Verbrannt von Gottes Feuer, 1949, Giorgiones Liebeslied, 1955, Das mystische Leben Jakob Böhmes, 1961), rückte die neuerliche Auseinandersetzung mit der Glaubenskultur des Ostchristentums. Die „im Metaphysischen beruhende“ Athos-Gemeinschaft und die asketisch-eremitische Religiosität der Mönche sah der Autor inzwischen von den Verheerungen des Tourismus-Zeitalters im Innersten bedroht. Zugleich erblickte er in ihr das dringend ersehnte Korrektiv für das vom Fortschritt verdorbene, irregeleitete Abendland (Legenden und Fresken vom Berg Athos, 1962).
Ausführliche Biographie:[2] Franz Spunda (tatsächliches Geburtsdatum: 31.12.1889) war der Sohn eines Schneidermeisters am fürsterzbischöflichen Seminar von Olmütz. Der Vater entstammte dem hannakischen Bauerndorf Doloplaz (Doloplazy) und wurde als Waise bei Verwandten germanisiert. Die Mutter kam aus einer Tuchmacherfamilie in Odrau, Österreichisch Schlesien. Franz wuchs in einem klerikalen Milieu auf, das von den Riten und Festen des Kirchenjahrs und einer stets präsenten Volksfrömmigkeit geprägt war. Früh entdeckte er eine Leidenschaft für Sagen, Märchen und Spukgeschichten. Auch glaubte er im Laufe der Pubertät besondere Fähigkeiten an sich wahrzunehmen, die er als „Vorstufe für den sechsten Sinn“ identifizierte.[3] Transzendenz-Erfahrungen und Versenkungserlebnisse (fiebrige Dämmerzustände, „Angstbeklemmungen“, auratische Wahrnehmungen, „Astralträume“) begleiteten ihn durch sein Leben. Ebenso trat schon früh sein Interesse für fremde und exotische Länder sowie die große Sprachenbegabung zutage. Teils im Selbststudium erlernte er Französisch, Englisch, später auch Italienisch und Neugriechisch. Der begeistert aufgenommene Griechischunterricht im Gymnasium legte die Grundlage für seine spätere Hinwendung zu den antiken Kultur- und Geschichtslandschaften.
Nach der Reifeprüfung wurde Spunda zum Studium in die Kaiserstadt Wien gesandt, wo er Germanistik und Romanistik belegte, sich aber auch philosophischen Studien widmete. Ein Stipendium ermöglichte es ihm als Doktorand, einige Semester in Berlin und München zu verbringen; längere Aufenthalte zur Französisch-Praxis in Genf und Paris schlossen sich an. Auf seinen Reisen lernte Spunda freireligiöses, insbesondere theosophisches Gedankengut (Sonntagsandachten der Brüder Horneffer in München, Studium Schellings) kennen und schätzen; er trat auch mit okkultistischen Kreisen in Verbindung (Papus, d. i. Gérard Encausse, Theosoph, Rosenkreuzer und Kabbalist, in Paris). Es begann eine lebenslang fortgeführte systematische Vertiefung in geheimwissenschaftliche Literatur, die Schriften der christlichen Mystik, der Kabbala und der hermetischen Philosophie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit.
1913 promovierte Spunda in Wien mit einer Doktorarbeit über Die deutschen Petrarca-Übersetzungen von A. W. Schlegel (1786) bis auf die Gegenwart (ungedruckt) zum Doktor der Philosophie und legte die Lehramtsprüfungen in Deutsch und Französisch ab. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete er sich als Freiwilliger zum zivilen Kriegsdienst bei der Akademischen Legion und wurde daraufhin großteils als Röntgenassistent im Militärbeobachtungsspital in Dzieritz, Galizien, später im Etappendienst beim 54. Infanterieregiment in Kruševac, Serbien, und in Przemyśl, Galizien, eingesetzt.
Nach der krankheitsbedingten Entlassung versah er ab Herbst 1917 eine Vertretung am Deutschen Staatsgymnasium in Mährisch-Ostrau. Seit September 1918 bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand war er am Staatsrealgymnasium Wien VIII, Albertgasse, als beamteter Professor für Deutsch, Französisch und Philosophische Propädeutik tätig. Mit den Eltern und den drei Schwestern in Mähren blieb er eng verbunden und verbrachte bis zu deren Vertreibung und Enteignung nach dem Zweiten Weltkrieg regelmäßig Zeit in der Heimat. Auch am literarischen Leben Mährens und des Sudetenlandes nahm er teil.
1924 folgte er einer Einladung des verehrten Nordlicht-Dichters Theodor Däubler und unternahm eine erste Reise nach Griechenland. Etwa 14 weitere Reisen, die ihn durch sämtliche griechischen Landschaften und an fast alle wesentlichen historischen Stätten führten, folgten, meist zu Fuß, mit bescheidenen Mitteln und bewusst ohne modernen touristischen Anspruch unternommen. Ebenso unternahm er Fahrten nach Kleinasien und Nordafrika. In wochenlangen Aufenthalten auf dem Athos suchte Spunda der orthodoxen Frömmigkeit und Mystik nahezukommen und studierte deren Kunst und Legendenschatz. Durch Däubler vermittelt, verkehrte er ferner in der deutschen Künstlerkolonie auf Capri.
Schon in den zwanziger Jahren engagierte sich Spunda innerhalb des „Schutzverbandes deutscher Schriftsteller in Österreich“ (zeitweilig als dessen Geschäftsführer)[4] und des österreichischen P.E.N.-Clubs für standespolitische Anliegen, damals noch in liberalen Kontexten. 1933 war er dann unter jenen Autoren, die auf Grund ihrer nationalkonservativen und völkischen Gesinnung dem P.E.N.-Club wegen einer von diesem mehrheitlich beschlossenen Protestresolution, die sich gegen die Kulturpolitik der in Deutschland zur Macht gelangten Nationalsozialisten richtete, den Rücken kehrten und öffentliche Gegenerklärungen folgen ließen.[5] Danach beteiligte sich Spunda, der seit 1932 Mitglied der NSDAPÖ und des NS-Lehrerbundes war, aktiv an verschiedenen Versuchen der berufsständischen Sammlung der Schriftsteller und Schriftstellerinnen aus dem „nationalen“, anschlussfreundlichen Lager innerhalb Österreichs, insbesondere an dem „Reichsverband deutscher Schriftsteller“ (zeitweilig als dessen „Landesleiter“?) und an dem „Bund der deutschen Schriftsteller Österreichs“.[6] Nach dem „Anschluss“ gehörte Spunda als prominenter Autor des Zsolnay Verlags („arisiert“: K. H. Bischoff)[7] und Mitglied des offiziösen „Wiener Dichterkreises“[8] zunächst zweifellos zu den Profiteuren des neuen kulturpolitischen Systems. Er wandte sich jedoch in den vierziger Jahren, nicht zuletzt wegen seiner pazifistischen Einstellung, mit wachsendem Abscheu vom Regime ab und hatte infolge seiner anhaltenden okkultistischen Interessen und unbotmäßiger Inhalte mancher Veröffentlichungen Repressionen wie Gestapo-Verhöre und Beschlagnahmung (insbesondere gegen Das Weltbild des Paracelsus gerichtet) zu dulden.
Nach dem Sturz des NS-Regimes wurde Spunda auf Grund des Verbotsgesetzes seines Lehramts enthoben; sein Gesamtwerk wurde auf die – allerdings nur für öffentliche Büchereien verbindliche – „Liste der gesperrten Autoren und Bücher“ gesetzt. Erst 1948 erreichte der Autor durch ein Gesuch beim Bundespräsidenten die Rücknahme der wesentlichen Sühnefolgen, die ihm durch das NS-Verbotsgesetz auferlegt worden waren und seine Familie in erhebliche materielle Nöte gestürzt hatten; er wurde in den regulären Ruhestand versetzt. 1949 erfolgte die Freigabe seiner Schriften durch die „Zentralkommission zur Bekämpfung von NS-Literatur“.[9][10] Fortan widmete er sich seinen Studien und wirkte als freier Schriftsteller.
1946, mitten in den Nachkriegswirren, war Spundas erste Ehefrau, die Wienerin Désirée Heinrich, ihrer schon länger andauernden Krankheit erlegen. Dieser 1925 geschlossenen Ehe waren drei Söhne und eine Tochter entsprungen. 1955 ging Spunda eine zweite Ehe mit der Gymnasiallehrerin Dr. Maria Josefa Hecht ein, die allerdings bereits fünf Jahre später an einem Krebsleiden verstarb. Der Autor selbst erlitt 1963 auf seiner letzten Reise durch Griechenland einen Zusammenbruch und starb an dessen Folgen kurz nach seiner Rückkehr in Wien.
Leben
Ausführliche Biographie:[2] Franz Spunda (tatsächliches Geburtsdatum: 31.12.1889) war der Sohn eines Schneidermeisters am fürsterzbischöflichen Seminar von Olmütz. Der Vater entstammte dem hannakischen Bauerndorf Doloplaz (Doloplazy) und wurde als Waise bei Verwandten germanisiert. Die Mutter kam aus einer Tuchmacherfamilie in Odrau, Österreichisch Schlesien. Franz wuchs in einem klerikalen Milieu auf, das von den Riten und Festen des Kirchenjahrs und einer stets präsenten Volksfrömmigkeit geprägt war. Früh entdeckte er eine Leidenschaft für Sagen, Märchen und Spukgeschichten. Auch glaubte er im Laufe der Pubertät besondere Fähigkeiten an sich wahrzunehmen, die er als „Vorstufe für den sechsten Sinn“ identifizierte.[3] Transzendenz-Erfahrungen und Versenkungserlebnisse (fiebrige Dämmerzustände, „Angstbeklemmungen“, auratische Wahrnehmungen, „Astralträume“) begleiteten ihn durch sein Leben. Ebenso trat schon früh sein Interesse für fremde und exotische Länder sowie die große Sprachenbegabung zutage. Teils im Selbststudium erlernte er Französisch, Englisch, später auch Italienisch und Neugriechisch. Der begeistert aufgenommene Griechischunterricht im Gymnasium legte die Grundlage für seine spätere Hinwendung zu den antiken Kultur- und Geschichtslandschaften.
Nach der Reifeprüfung wurde Spunda zum Studium in die Kaiserstadt Wien gesandt, wo er Germanistik und Romanistik belegte, sich aber auch philosophischen Studien widmete. Ein Stipendium ermöglichte es ihm als Doktorand, einige Semester in Berlin und München zu verbringen; längere Aufenthalte zur Französisch-Praxis in Genf und Paris schlossen sich an. Auf seinen Reisen lernte Spunda freireligiöses, insbesondere theosophisches Gedankengut (Sonntagsandachten der Brüder Horneffer in München, Studium Schellings) kennen und schätzen; er trat auch mit okkultistischen Kreisen in Verbindung (Papus, d. i. Gérard Encausse, Theosoph, Rosenkreuzer und Kabbalist, in Paris). Es begann eine lebenslang fortgeführte systematische Vertiefung in geheimwissenschaftliche Literatur, die Schriften der christlichen Mystik, der Kabbala und der hermetischen Philosophie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit.
1913 promovierte Spunda in Wien mit einer Doktorarbeit über Die deutschen Petrarca-Übersetzungen von A. W. Schlegel (1786) bis auf die Gegenwart (ungedruckt) zum Doktor der Philosophie und legte die Lehramtsprüfungen in Deutsch und Französisch ab. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete er sich als Freiwilliger zum zivilen Kriegsdienst bei der Akademischen Legion und wurde daraufhin großteils als Röntgenassistent im Militärbeobachtungsspital in Dzieritz, Galizien, später im Etappendienst beim 54. Infanterieregiment in Kruševac, Serbien, und in Przemyśl, Galizien, eingesetzt.
Nach der krankheitsbedingten Entlassung versah er ab Herbst 1917 eine Vertretung am Deutschen Staatsgymnasium in Mährisch-Ostrau. Seit September 1918 bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand war er am Staatsrealgymnasium Wien VIII, Albertgasse, als beamteter Professor für Deutsch, Französisch und Philosophische Propädeutik tätig. Mit den Eltern und den drei Schwestern in Mähren blieb er eng verbunden und verbrachte bis zu deren Vertreibung und Enteignung nach dem Zweiten Weltkrieg regelmäßig Zeit in der Heimat. Auch am literarischen Leben Mährens und des Sudetenlandes nahm er teil.
1924 folgte er einer Einladung des verehrten Nordlicht-Dichters Theodor Däubler und unternahm eine erste Reise nach Griechenland. Etwa 14 weitere Reisen, die ihn durch sämtliche griechischen Landschaften und an fast alle wesentlichen historischen Stätten führten, folgten, meist zu Fuß, mit bescheidenen Mitteln und bewusst ohne modernen touristischen Anspruch unternommen. Ebenso unternahm er Fahrten nach Kleinasien und Nordafrika. In wochenlangen Aufenthalten auf dem Athos suchte Spunda der orthodoxen Frömmigkeit und Mystik nahezukommen und studierte deren Kunst und Legendenschatz. Durch Däubler vermittelt, verkehrte er ferner in der deutschen Künstlerkolonie auf Capri.
Schon in den zwanziger Jahren engagierte sich Spunda innerhalb des „Schutzverbandes deutscher Schriftsteller in Österreich“ (zeitweilig als dessen Geschäftsführer)[4] und des österreichischen P.E.N.-Clubs für standespolitische Anliegen, damals noch in liberalen Kontexten. 1933 war er dann unter jenen Autoren, die auf Grund ihrer nationalkonservativen und völkischen Gesinnung dem P.E.N.-Club wegen einer von diesem mehrheitlich beschlossenen Protestresolution, die sich gegen die Kulturpolitik der in Deutschland zur Macht gelangten Nationalsozialisten richtete, den Rücken kehrten und öffentliche Gegenerklärungen folgen ließen.[5] Danach beteiligte sich Spunda, der seit 1932 Mitglied der NSDAPÖ und des NS-Lehrerbundes war, aktiv an verschiedenen Versuchen der berufsständischen Sammlung der Schriftsteller und Schriftstellerinnen aus dem „nationalen“, anschlussfreundlichen Lager innerhalb Österreichs, insbesondere an dem „Reichsverband deutscher Schriftsteller“ (zeitweilig als dessen „Landesleiter“?) und an dem „Bund der deutschen Schriftsteller Österreichs“.[6] Nach dem „Anschluss“ gehörte Spunda als prominenter Autor des Zsolnay Verlags („arisiert“: K. H. Bischoff)[7] und Mitglied des offiziösen „Wiener Dichterkreises“[8] zunächst zweifellos zu den Profiteuren des neuen kulturpolitischen Systems. Er wandte sich jedoch in den vierziger Jahren, nicht zuletzt wegen seiner pazifistischen Einstellung, mit wachsendem Abscheu vom Regime ab und hatte infolge seiner anhaltenden okkultistischen Interessen und unbotmäßiger Inhalte mancher Veröffentlichungen Repressionen wie Gestapo-Verhöre und Beschlagnahmung (insbesondere gegen Das Weltbild des Paracelsus gerichtet) zu dulden.
Nach dem Sturz des NS-Regimes wurde Spunda auf Grund des Verbotsgesetzes seines Lehramts enthoben; sein Gesamtwerk wurde auf die – allerdings nur für öffentliche Büchereien verbindliche – „Liste der gesperrten Autoren und Bücher“ gesetzt. Erst 1948 erreichte der Autor durch ein Gesuch beim Bundespräsidenten die Rücknahme der wesentlichen Sühnefolgen, die ihm durch das NS-Verbotsgesetz auferlegt worden waren und seine Familie in erhebliche materielle Nöte gestürzt hatten; er wurde in den regulären Ruhestand versetzt. 1949 erfolgte die Freigabe seiner Schriften durch die „Zentralkommission zur Bekämpfung von NS-Literatur“.[9][10] Fortan widmete er sich seinen Studien und wirkte als freier Schriftsteller.
1946, mitten in den Nachkriegswirren, war Spundas erste Ehefrau, die Wienerin Désirée Heinrich, ihrer schon länger andauernden Krankheit erlegen. Dieser 1925 geschlossenen Ehe waren drei Söhne und eine Tochter entsprungen. 1955 ging Spunda eine zweite Ehe mit der Gymnasiallehrerin Dr. Maria Josefa Hecht ein, die allerdings bereits fünf Jahre später an einem Krebsleiden verstarb. Der Autor selbst erlitt 1963 auf seiner letzten Reise durch Griechenland einen Zusammenbruch und starb an dessen Folgen kurz nach seiner Rückkehr in Wien.
Schaffen und Rezeption
Spundas Werke waren nach dem Zweiten Weltkrieg Gegenstand von Untersuchungen der „Zentralkommission zur Bekämpfung der NS-Literatur“. 1946 gelangte Edwin Rollett auf Anfrage des Unterrichtsministeriums zu der Einschätzung, dass er sich in der „illegalen Zeit“ in den verschiedenen Schriftstellerverbänden immer extrem national und nationalsozialistisch betätigt habe, was auch in manch seiner Bücher Niederschlag gefunden habe. 1949 wiederholte Rollett seinen Standpunkt und untermauerte dies mit Figuren aus Spundas Büchern. Nachdem die zuständige Lektorin Rolletts Meinung nicht teilte, wurden alle Werke am 27. Jänner 1949 freigegeben.[11]
1979 wurde in Wien-Floridsdorf die Spundagasse nach ihm benannt.[11]
Buchveröffentlichungen
- Hymnen. Georg Müller, München 1919
- Devachan. Ein magischer Roman. Strache, Wien 1921; Ansata, Schwarzenburg 1980
- Der gelbe und der weiße Papst. Ein magischer Roman. Rikola, Wien 1923
- Der magische Dichter. Essays. Wolkenwanderer, Leipzig 1923
- Gottesfeuer. Gedichte. Wolkenwanderer, Leipzig 1924
- Das ägyptische Totenbuch. Ein nekromantischer Roman. Rikola, Wien 1924; Hess, Bad Schussenried 2004, ISBN 3-87336-233-3
- Paracelsus. König, Wien 1925
- Griechische Reise. Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin 1926
- Baphomet. Ein alchimistischer Roman. Arbeitsgemeinschaft für Kultur und Aufbau, München 1928; Festa, Leipzig 2007, ISBN 978-3-86552-073-9
- Der heilige Berg Athos. Landschaft und Legende. Mit 40 Bildtafeln. Insel, Leipzig 1928
- Minos oder Die Geburt Europas. Roman. Adam Kraft, Karlsbad 1931
- Wulfila. Zsolnay, Wien 1936
- Alarich. Roman der Westgoten. Zsolnay, Wien 1937
- Das Reich ohne Volk. Zsolnay, Wien 1938
- Griechenland. Fahrten zu den alten Göttern. Insel, Leipzig 1938
- Romulus. Zsolnay, Wien 1939
- Tyrann Gottes. Der Roman des Papstes Bonifaz VIII. und seiner Zeit. Zsolnay, Wien 1940
- Das Weltbild des Paracelsus. Andermann, Wien 1941
- Der Herr vom Hradschin. Roman Kaiser Karls IV. Zsolnay, Wien 1942; Hess, Bad Schussenried 2007, ISBN 978-3-87336-337-3
- Geschichte der Medici. Bruckmann, München 1944
- Verbrannt von Gottes Feuer. Der Lebensroman Giordano Brunos. Festungsverlag, Salzburg 1949
- Clara Petacci. Roman um die Geliebte Mussolinis. Zimmerer, Berchtesgaden 1952
- Hellas Fackel leuchtet. Roman der Philhellenen 1821. Bischoff, Laichingen 1953
- Römischer Karneval. Roman. Pallas, Salzburg 1953
- Herakleitos. Der Denker zwischen den Schlachten. Romandichtung. Kienreich, Graz 1957
- Das mystische Leben Jakob Böhmes. Bauer, Freiburg im Breisgau 1961; Edition Pleroma, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-939647-03-4
- Legenden und Fresken vom Berg Athos. Steinkopf, Stuttgart 1962
- Jugendjahre in Olmütz. Frühlingsannalen. Quellenverlag Diwisch, Steinheim 1966
- Die Phädriaden. Gedichte und Gesänge. Bruno Langer, Esslingen 1970
- Der Weg nach Delphi. Internationaler Literatur- und Lyrik-Verlag, Wien 1987
- Heiligtum der Welt. Baulegende der Hagia Sophia in Byzanz als Gleichnis der gnostischen Sophia Achamoth. Edition Pleroma, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-939647-04-1
- Als Übersetzer und Herausgeber
- Francesco Petrarca: Sonette. Ausgewählt und übertragen. Heidelberg: Saturnverlag Hermann Meister (=Die kleinen Saturnbücher, Bd. 30/32).
- Francesco Petrarca: Sonette. Nach den besten Übersetzungen ausgewählt. München: Georg Müller 1920.
- Pietro Aretino: Kurtisanengespräche. In Auswahl übertragen. Leipzig: Georg Wigand 1922 (=Galante Bibliothek).
- Giacomo Leopardi: Gedichte [Übertragung]. Leipzig: Wolkenwanderer-Verlag 1923.
- Theophrastus Paracelsus: Magische Unterweisungen des edlen und hochgelehrten Philosophi und Medici Philippi Theophrasti Bombasti von Hohenheim, Paracelsus genannt. Leipzig: Wolkenwanderer-Verlag 1923.
- Ossians Werke. Fingal und die kleinen Epen. Temora und die kleinen Dichtungen. Rhythmisch übertragen. 2 Bände. Leipzig: Wolkenwanderer-Verlag 1924.
- Flucht aus der Welt. Aufzeichnungen eines Verschollenen. Wien: Spiegel Verlag 1928.
- Magische Erzählungen aus Frankreich. Ausgewählt und übertragen. Villach: Moritz Stadler 1948 (=Bücher der Magie).
Literatur
- Georg Hallmann u. Ernst Metelmann: Franz Spunda. In: Die Schöne Literatur, Jg. 28, H. 10 (Oktober 1927), S. 433-437.
- Gertrud Herzog-Hauser: Franz Spunda. In: Witiko. Zeitschrift für Kunst und Dichtung, Jg. 2, H. 2, Eger 1929, S. 79-81.
- Robert Cermak: Der Magische Roman (Hanns Heinz Ewers - Gustav Meyrink - Franz Spunda), Phil. Diss. (masch.), Wien 1949.
- Richard Zimprich: Franz Spunda und sein Werk. In: Franz Spunda: Daheim in Europa. Erlebtes und Erdachtes. Festgabe zum 65. Geburtstag, Hg.: Richard Zimprich, Quellenverlag, Steinheim a. M. (=Aus mährischer Scholle, Bd. 1), S. 3-27.
- Johanna Spunda: Franz Spunda. In: Mährisch-Schlesische Heimat. Vierteljahresschrift für Kultur und Wirtschaft, Jg. 10, H. 1 (März 1965), S. 35-42.
- Ludvík E. Václavek: Wodurch hat Franz Spunda die deutschsprachige Literatur bereichert? In: Germanistica Olomucensia, Jg. 1 (1971), S. 24-46, nachgedruckt in: Lucy Topol’ská u. Ludvík E. Václavek: Beiträge zur deutschsprachigen Literatur in Tschechien, Hg.: Ingeborg Fiala-Fürst, Univerzita Palackého v Olomouci, Olomouc 2000 (=Beiträge zur mährischen deutschsprachigen Literatur, Bd. 3), S. 162-188, auch in: Franz Spunda im Kontext. Sammelband zur internationalen Konferenz, veranstaltet am 3.-4. Oktober 2014 in Olmütz, Hg.: Lukáš Motyčka, Univerzita Palackého v Olomouci, Olomouc 2015 (=Beiträge zur deutschmährischen Literatur, Bd. 29), 2015, S. 171-202.
- Franz Rottensteiner u. Uli Kohnle: Franz Spunda. In: Bibliographisches Lexikon der utopisch-phantastischen Literatur, Hg.: Joachim Körber, Bd. 13, 12. Erg.-Lfg., Meitingen, Dezember 1987 [Loseblattausg.].
- Karl Müller: Zäsuren ohne Folgen. Das lange Leben der literarischen Antimoderne Österreichs seit den 30er Jahren, Otto Müller, Salzburg 1990 [zu Spunda S. 189-200].
- Clemens Ruthner: Unheimliche Wiederkehr. Interpretationen zu den gespenstischen Romanfiguren bei Ewers, Meyrink, Soyka, Spunda und Strobl, Corian Verlag, Meitingen 1993. ISBN 3-89048-119-1
- Eduard Wondrák: Paracelsus und sein Olmützer Verehrer Franz Spunda. In: Acta Universitatis Palackianae Olomucensis. Facultas Philosophica Philologica, Jg. 66/VIII (1993): Germanica Olomucensia, S. 57-74.
- Robert Stockhammer: Zaubertexte. Die Wiederkehr der Magie und die Literatur 1880-1945, Akademie-Verlag, Berlin 2000 (zugl. Habil.-Schr., Berlin 1997).
- Clemens Ruthner: Am Rande. Kanon, Kulturökonomie und die Intertextualität des Marginalen, am Beispiel der (österreichischen) Phantastik im 20. Jahrhundert, Francke, Tübingen/Basel 2004.
- Helena Navrátilová: Die Diskussion über die Bedeutung von Rudolf Pannwitz im Briefwechsel von Franz Spunda und August Messer. In: Brücken. Germanistisches Jahrbuch Tschechien Slowake, Jg. 18 (2010), S. 111-117.
- Christopher Meid: Griechenland-Imaginationen. Reiseberichte im 20. Jahrhundert von Gerhart Hauptmann bis Wolfgang Koeppen, De Gruyter, Berlin/Boston 2012 (=linguae & litterae, Bd. 15) [zu Spunda S. 201-230, 310-318].
- Friedrich Karl Nielsen: Zwischen Volkskirche und Rom. Rezeption des Kirchenkampfes im Roman der 1930er Jahre bei Karl Hans Strobl, Franz Spunda und Margot Boger, Germanist. Dipl.arb. (Ts.), Wien 2012.
- Wolf Gerhard Schmidt: „Homer des Nordens“ und „Mutter der Romantik“. James Macphersons Ossian und seine Rezeption in der deutschsprachigen Literatur, 2 Bde, De Gruyter, Berlin 2013 [zu Spunda S. 1117-1126].
- Lukáš Motyčka (Hg.): Franz Spunda im Kontext. Sammelband zur internationalen Konferenz, veranstaltet am 3.-4. Oktober 2014 in Olmütz, Univerzita Palackého v Olomouci, Filozofická fakulta, Olomouc 2015 (=Beiträge zur deutschmährischen Literatur, Bd. 29).
- Christoph Fackelmann u. Herbert Zeman (Hg.): Franz Spunda (1890-1963). Deutschmährischer Schriftsteller, magischer Dichter, Griechenlandpilger. Studien und Texte, LIT Verlag, Wien 2016 (=Erträge Böhmisch-Mährischer Forschungen, Bd. 11).
Einzelnachweise
- ↑ Franz Spunda: Der magische Dichter. Leipzig 1923, S. 11.
- ↑ a b Wo nicht anders angegeben, folgen die biographischen Angaben: Christoph Fackelmann: Bio-biliographische Chronik. In: Christoph Fackelmann, Herbert Zeman (Hrsg.): Franz Spunda (1890-1963). Wien 2016, S. 65–97.
- ↑ a b Franz Spunda: Jugendjahre in Olmütz. „Frühlingsannalen“. Steinheim a. M. 1966, S. 5 f.
- ↑ a b Murray G. Hall: Robert Musil und der Schutzverband deutscher Schriftsteller in Österreich. In: Österreich in Geschichte und Literatur mit Geographie. Band 21, Nr. 5, 1977, S. 202–221, bes. 210 f.
- ↑ a b Klaus Amann: P.E.N. Politik – Emigration – Nationalsozialismus. Ein österreichischer Schriftstellerclub. Wien, Köln, Graz 1984, S. 206 ff.
- ↑ a b Klaus Amann: Zahltag. Der Anschluß österreichischer Schriftsteller an das Dritte Reich. 2. Auflage. Bodenheim 1996, S. 69, 76, 116 ff., 192 ff., 208 ff.
- ↑ a b Murray G. Hall: Der Paul Zsolnay Verlag. Von der Gründung bis zur Rückkehr aus dem Exil. Tübingen 1994, S. 464–468.
- ↑ a b Zum publizistischen Umfeld vgl. Christoph Fackelmann: „Der Augarten“. In: Herbert Zeman (Hrsg.): Bio-bibliografisches Lexikon der Literatur Österreichs. Band 1. Freiburg i. Br., Berlin, Wien 2016, S. 257–261.
- ↑ a b Claudia Strohdorfer: Die Zentralkommission zur Bekämpfung der NS-Literatur und der Fall Franz Spunda. In: Lukáš Motyčka (Hrsg.): Franz Spunda im Kontext. Olomouc 2015, S. 163–169.
- ↑ a b Zu den Vorgängen der "Entnazifizierung" rund um Spunda vgl. u. a. auch: Karl Müller: Zäsuren ohne Folgen. Das lange Leben der literarischen Antimoderne Österreichs seit den 30er Jahren. Salzburg 1990, S. 198–200.
- ↑ a b Straßennamen Wiens seit 1860 als „Politische Erinnerungsorte“ (PDF; 4,4 MB), S. 78ff, Forschungsprojektendbericht, Wien, Juli 2013
Weblinks
- Literatur von und über Franz Spunda im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
---|---|
NAME | Spunda, Franz |
ALTERNATIVNAMEN | Däubler, Theodor (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Schriftsteller und Gymnasiallehrer |
GEBURTSDATUM | 1. Januar 1890 |
GEBURTSORT | Olmütz |
STERBEDATUM | 1. Juli 1963 |
STERBEORT | Wien |