Jürgen Wattenberg
Jürgen Wattenberg (28. Dezember 1900 in Lübeck – 27. September 1995 ebenda) war ein deutscher Marineoffizier und U-Boot-Kommandant im Zweiten Weltkrieg. Er versenkte innerhalb nur eines Jahres 14 Schiffe mit zusammen 82.027 BRT, bevor er aufgebracht wurde und in Gefangenschaft geriet. Bekannt wurde er im Zusammenhang mit dem groß angelegten Ausbruch aus einem Lager in Arizona (USA) im Dezember 1944.
Leben und Wirken
Wattenberg trat in die Marine ein und wurde 1923 zum Fähnrich zur See ernannt, 1925 folgte die Ernennung zum Leutnant zur See, 1927 zum Oberleutnant zur See. 1938 wurde er zum Kapitänleutnant befördert und trat bei Ausbruch des Krieges seine Stelle auf der Admiral Graf Spee an. Die beschädigte Graf Spee wurde vor Montevideo (Uruguay) im Dezember 1939 durch ihren Kommandanten, Hans Langsdorff versenkt. Wattenberg wurde zusammen mit der Besatzung in Argentinien interniert. Ihm gelang im April 1940 in Buenos Aires die Flucht, und er erreichte Deutschland im Mai 1940.
Im Oktober 1940 wechselte er zur U-Boot Flotte und erhielt im September 1941 das Kommando über U 162, mit dem er im Februar 1942 zur ersten Fahrt auslief. Wattenberg war damals 41 Jahre alt, was ihn zu einem der ältesten U-Boot Kommandanten auf Feindfahrt machte. Während sich die erste Feindfahrt im Atlantik abspielte, wurde Wattenberg auf der zweiten und dritten in der Karibik tätig und versenkte eine Reihe von Schiffen.
Am 3. September 1942 wurde er im Atlantik nordöstlich von Trinidad entdeckt und von drei britischen Zerstörern angegriffen. Das Boot wurde zum Auftauchen gezwungen und schließlich versenkt. Zwei Matrosen kamen dabei ums Leben, aber Wattenberg und 48 Matrosen der Schiffsbesatzung wurden gerettet und interniert.
Gefangenschaft in den USA und Ausbruch

Wattenberg (er wurde am 1. April 1943 zum Kapitän zur See befördert) und die Mannschaft kamen nach verschiedenen Zwischenstationen im Januar 1944 in das Lager Camp Papago Park am östlichen Stadtrand von Phoenix (Arizona). Bald nach seiner Ankunft begann er einen Ausbruch zu planen. Als Ausgangspunkt zur Flucht wählte er eine kleine Baracke, die zum Duschen diente. Wattenberg bat die Lagerleitung um Schaufeln und anderes Werkzeug, angeblich, um eine Faustball-Feld anzulegen. Damit war es möglich, die bei der Tunnelgrabung anfallende Erde unauffällig zu verteilen.
Die eigentliche Arbeit begann im September 1944 und wurde während der Nacht in drei Schichten zu je drei Mann durchgeführt. Am 20. Dezember war der Tunnel mit dem 1,8 m tiefen Eingangsschacht und einer Länge von 54 m fertiggestellt. Eine Dreiergruppe hatte sogar ein Floß gebastelt, um den nahen Salt River hinunter zu fahren. Unter dem Vorwand, im Badehaus Wände abzudichten, hatte man von der Lagerleitung dafür Hüllenmaterial erhalten. Wattenberg hatte dafür gesorgt, dass alle Ausbrechenden mit neuer Kleidung, gefälschten Papieren und Kontaktadressen in Mexiko versorgt waren.
Damit die Flucht möglichst lange unentdeckt blieb, hatten Wattenberg und die weiteren U-Boot Kapitäne bei der Lageraufsicht durchgesetzt, dass der Morgenappell jeweils am Sonntagmorgen fallen gelassen wurde. So wurde die Flucht auf den Samstagabend des 23. Dezembers festgesetzt. Der Ausbruch begann um 21 Uhr in Gruppen zu zweit oder zu dritt, um halb Drei am 24. waren alle 25 Personen, vier Kapitäne, darunter Friedrich Guggenberger, weitere Offiziere und Mannschaftsdienstgrade, draußen. Der Salt River führte allerdings zu der Jahreszeit kaum Wasser, so dass das Floß nicht sehr hilfreich war. Nachdem im Laufe des Tages das Fehlen der Ausgebrochenen auffiel, wurde eine umfassende Suche eingeleitet. Die meisten Flüchtigen kamen nicht weit und wurden bereits nach wenigen Tagen gefasst.
Wattenberg, der zwei seiner Crew-Mitglieder bei sich hatte, machte sich nicht nach Süden in Richtung Mexiko auf den Weg, sondern versteckte sich im Norden, um erst einmal die zu erwartenden Suchaktionen abklingen zu lassen. Einer seiner Begleiter schaffte es, im Austausch für einen tagsüber draußen arbeitenden Kameraden mehrfach zurück ins Lager zu gelangen, um Verpflegung zu besorgen. Er wurde dann aber entdeckt und festgenommen. Wattenberg schaffte es, als Letzter erst am 28. Januar 1945 festgenommen zu werden.
Nach dem Kriege
Nach Kriegsende wurde Wattenberg 1946 zunächst in das Camp Shanks[A 1] verlegt, dann in eine Lager in der Nähe von Münster, bevor er schließlich entlassen wurde und nach Schleswig-Holstein zurückkehrte.
Später wurde er Manager der Lübeck-Abteilung der Bavaria-St. Pauli-Brauerei.
Anmerkungen
- ↑ Camp Shanks war eine militärische Einrichtung in Orangetown im Staate New York. Benannt nach Generalmajor David Carey Shanks (1861–1940) war sie während des Zweiten Weltkriegs mit einer Kapazität von 50.000 Soldaten und einer Fläche von 8,3 km² die größte Einrichtung für die Truppenentsendung nach Übersee.
Literatur
- Kramer, Arnold: PW – Gefangen in Amerika. Motorbuch Verlag Stuttgart, 1982. ISBN 3-87943-802-1.
- Moore, John Hammond: The Faustball Tunnel. Bluejacket Books, 2006. ISBN 1-59114-526-0. Nachdruck der Originalausgabe von 1978.
Weblinks
- Erinnerungstreffen im ehemaligen Camp Papago Park, 1980er Jahre
- Jürgen Wattenberg in einer U-Boot-Liste
- Nachruf im Spiegel
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Wattenberg, Jürgen |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Marineoffizier und U-Boot-Kommandant im Zweiten Weltkrieg |
| GEBURTSDATUM | 28. Dezember 1900 |
| GEBURTSORT | Lübeck |
| STERBEDATUM | 27. September 1995 |
| STERBEORT | Lübeck |