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Hans Mühlestein

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der Schweizer Autor, Geschichtsforscher und Kunstgeschichtsforscher mit Schwerpunkt Etruskologie, Übersetzer (z.B. Dante), Lyriker, Dramatiker und Schriftsteller historischer Romane (bekannteste Werke „Aurora Das Antlitz der kommenden Dinge“ und „Der grosse schweizerische Bauernkrieg 1653“) und Essayist wurde am 15.3.1887 in Biel als Sohn eines Uhrmachers und einer Bauerntochter geboren. Nach dem Besuch des Gymasiums in Biel lernte er zunächst den Beruf des Primarlehrers in Hofwil und Bern, wo er 1906 sein Erstlingssbuch „Ein Band Gedichte" veröffentlichte, das von Josef Viktor Widmann begeistert besprochen wurde. Er arbeitete in dieser Zeit auch journalistisch. Im Jahr 1907 begann er in Zürich ein Studium der Geschichte und Philosophie, dass er in Jena, Berlin, Göttingen und Frankfurt am Main fortsetzte. Angesteckt vom Geist der Zeit im Vorfeld des 1. Weltkrieges und in dessen Anfangszeit plädierte er zunächst für einen deutschen rassistischen Imperialismus, so in „Deutschlands Sendung“ (Weimar 1914) und „Ferdinand Hodler Ein Deutungsversuch“ (Weimar 1915). Dann aber nach den Eindrücken des 1. Weltkrieges entwickelte er sich unter dem Einfluß des Philosophen Leonard Nelson, des Gründers des |Internationalen Sozialistischen Kampfbunds zunehmend zu einem aktivistischen linken Pazifisten mit sozialistischer Weltsicht. Mühleisen war Teilnehmer an der Antikriegsbewegung von Leonhard Nelson und wurde persönlicher Freund von [[[Thomas Mann]], Romain Rolland und Ferdinand Hodler. In [[Göttingen war er 1918/19 während der deutschen Revolution Deputierter von Göttingen am Kongress der Arbeiter- und Soldatenräte in Berlin. 1919 mußte Hans Mühlestein von den Preußen (Noske) ausgewiesen, vor den Noske-Truppen in sein Heimatland, die Schweiz, fliehen.

Im Jahr 1928 promovierte er in Zürich mit einer Doktorarbeit über etruskische Kunst und veröffentlichte das bei Kritik und Lesern erfolgreiche Sachbuch „Die Geburt des Abendlandes“.

1929 wurde Hans Mühlestein als Lehrbeauftragter für “Vorgeschichte der Kultur der Menschheit” an die Universität Frankfurt (Main) berufen, und vertiefte in dieser Zeit seine wissenschaftlichen Studien über die Etrusker. 1929 veröffentlichte er mit „Die Kunst der Etrusker“ sein erstes großes Werk über dieses Thema (dem später u.a. „Über die Herkunft der Etrusker“ (1929), die „Die verhüllten Götter“ (1957) und „Die Etrusker im Spiegel ihrer Kunst“ (1969) folgten). Im Juli 1932 - nach der Machtergreifung Papens in Preußen, mußte Hans Mühlestein zum zweiten mal in sein Heimatland, die Schweiz zurückkehren.

Seit 1932 lebte und arbeitete er in Celerina, wo er übersetzte, forschte und dichtete. Er übersetzte Werke von Dante (Teile der göttlichen Komödie und der Petrosen), Vittorio Collona, Michelangelo, Shakespeare und Gedichte von Jacques Destaing, Maurice Hervent, Paul Vaille, Louis Maste. Als Schauspieler trat er in eigenen Stücken als Stalin und Jürg Jenatsch auf. Seine Bücher gab es meist im Selbstverlag heraus. Daneben entfaltete er eine umfangreiche politische Tätigkeit. So wirkte er mit am Aufbau des „Schweizerischen Hilfswerks für deutsche Gelehrte“ und der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland. Er schloss sich an die Kommunistische Partei der Schweiz an und entfaltete eine rege Vortragstätigkeit in Arbeiterbildungsorganisationen. So führte er dieSolidaritätskampagne für das republikanische Spanien bis zum bundesrätlichen Verbot im August 1936. Wegen dieser Tätigkeit wurde er aufgrund einer konstruierten Anklage zu einem Monat Gefängnis verurteilt.

1935 veröffentliche Hans Mühlestein in Zürich den Roman „Aurora Das Antlitz der kommenden Dinge“ einen politischen Kriminalroman, der einen spektakulären authentischen Madrider Justizfall mit dem gegen die republikanische Regierung gerichteten Aufstand der asturischen Bergarbeiter 1934 verbindet. Titelheldin des Romans ist Aurora Rodriguez, die 1933 ihre 18-jährige Tochter und kommunistische Agitatorin Hildegart – angeblich mit deren Willen - tötete, um der Bewegung zu einer Märtyrerin zu verhelfen. Kritisiert wurde der Roman u.a. für die vielfältig verflochtenen Handlungsstränge.

Anerkenung fand seine wissenschaftliche Leistung nach 1945 eher in der DDR und inOsteuropa, während er in der Schweiz isoliert blieb. Von seinem schriftstellerischen Werk fand jedoch vor allem seine zweite mit Georg Schmidt erarbeitete Hodler-Biographie (Ferdinand Hodler, 1853-1918. Sein Leben und sein Werk. Erlenbach 1942) breite Anerkenung auch außerhalb linker Kreise, das 1983 neu aufgelegt wurde. Positiv aufgenommen wurde auch der 1942 in Celerina erschienene „Geschichte von unten“ betreibende historische Roman „Der grosse schweizerische Bauernkrieg 1653, der 1977 in Zürich neu aufgelegt wurde.

Hans Mühlestein starb, gerade als er mit dem Wechsel des Zeitgeistes wieder mehr Anerkenung fand, in Zürich am 25.5.1969

Weitere Werke: „Menschen ohne Gott“ Drama in drei Akten, 1934 „Geist und Politik Romain Rollands politische Sendung“ Gedächtnisrede. Geleitwort Arthur Baumgarten. Verlag: Zürich Erbe und Gegenwart 1945. Dante, Rime petrose / Steinerne Gedichte. Übertragen und eingeleitet von Hans Mühlestein. Holzschnitte von Otto Müller. Zürich: Adolf Hürlimann 1968 (nur 130 nummerierte und signierte Exemplare)

Literatur

Kuster, Robert; Hans Mühlestein Beiträge zu seiner Biographie und zum Roman „Aurora“, Zürich 1984. Erwin Marti; Hans Mühlestein; in: Aufbruch. Sozialistische und Arbeiterliteratur in der Schweiz, Zürich 1977 auf türkisch: Logos Yayınları; Proleter Ütopya ve Marksist Hümanizm

Hans Mühlestein, Mayıs 1990

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