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Böhse Onkelz

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Die Böhsen Onkelz sind eine 1980 in Hösbach gegründete Rockband, die anfangs hauptsächlich im Großraum Frankfurt am Main aktiv war.

Die Band hat eine große Fangemeinde und gehört mittlerweile zu den erfolgreichsten deutschen Musikgruppen. Von ihrem Album Viva Los Tioz verkauften sie innerhalb der ersten 49 Stunden nach Verkaufsstart über 300.000 Exemplare und kamen damit auf Nummer 1 in den deutschen Charts. Die Onkelz zeichnen sich nach Meinung ihrer Anhänger durch die Wut und den Gestus des Ausgeschlossenseins aus, die ihnen aus der Seele spricht.

Trotz ihres großen kommerziellen Erfolgs ist die Band durch die massiven Vorwürfe, sie seien rechtsextrem, die in den frühen 1990ern gegen sie geäußert wurden, belastet. Die Band, die ihre erste Öffentlichkeitswirkung in der rechtsextremen Szene hatte, hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits von jeglicher Politik abgewandt. In den folgenden Jahren brachten sie mehrfach ihre Ablehnung gegenüber "Extremismus jeglicher Art" zum Ausdruck. Heute beziehen sie ihre Position als Außenseiter, die jede Art von Politik vehement ablehnen.

Geschichte

Anfangs wurde die Band als Punkband gegründet. Die jugendlichen Gründungsmitglieder mit ihren grünen Haaren aus instabilen sozialen Verhältnissen wurden bereits mehrfach als Böhse Onkelz bezeichnet. Kevin Russels Mutter leidet zu dieser Zeit an Alkoholismus, Stephan Weidners Vater besitzt ein Bordell und lässt seinen Sohn in der angeschlossenen Kneipe jobben.

Die Band nimmt ihre erste größere Veröffentlichung auf dem eher linken Punk-Sampler Soundtrack zum Untergang Vol. II auf. Die Band zählt sich zur ursprünglich unpolitischen Oi-Bewegung und macht anfangs deren politische Rechtsdrift in den früheren 1980ern mit. Sowohl die ersten Auftritte als auch die damals veröffentlichten Demos bedienen die Vorurteile ihrer unpolitisch bis rechtsextremen Fangemeinde. 1984 folgte die Veröffentlichung von Der Nette Mann beim Rechtsrock-Label Rock O Rama. Diese Platte, an der die Band wie auch an den nachfolgenden Veröffentlichungen kaum etwas verdient, wird 1986 aufgrund von gewaltverherrlichenden und rassistischen Inhalten indiziert, was den Onkelz allerdings einen langsam einsetzenden Kultstatus in der rechten Szene einbringt. Als die Band erkennt, daß "ihre" Oi-Szene immer mehr von Rechtsradikalen unterwandert wird, bricht sie mit ihren alten Fans. Daraufhin bezeichnet sie der braune Mob gern als "Verräter".

Die Band geht seitdem unpolitischer vor. Die späten achtziger Jahren ist es recht ruhig um die Band und ihre Alben verkaufen sich eher mäßig. Musikalisch entwickeln sich die Onkelz in dieser Zeit weiter, trotz massiver Probleme bedingt durch die Drogen-Sucht des Sängers Kevin Russel. 1992 gelingt ihnen ohne jedes Marketing mit dem Album Heilige Lieder der Einstieg auf Platz fünf der deutschen Charts. Im Zuge verschiedener rechtsradikaler Übergriffe in dieser Zeit, entdecken die Medien die rechte Vergangenheit der Band, worauf sich die Onkelz mit einer massiven Medienkampagne konfrontiert sehen. Diese ist hauptsächlich von platter Polemik gegen die Band geprägt. Die größten Plattenläden Deutschlands (WOM, Karstadt, Hertie) verkaufen keine Tonträger der Onkelz, in Zeitungsartikel wird schlecht recherchierte Meinungsmache betrieben und viele Radiostadionen (außer HR3) weigern sich Songs der Onkelz zu spielen.

In den folgenden Jahren beteiligte sich die Band betont demonstrativ an Aktivitäten gegen Rechtsextremismus. Die Böhsen Onkelz erzielen für eine deutsche Rockband weiterhin phänomenale Verkaufserfolge, und haben einen Major-Vertrag beim Plattenlabel Virgin. 1998 ereicht "Viva los Tioz" als erstes Onkelz-Album Platz 1 der deutschen Charts.

Der Vertrag mit dem Plattenlabel Virgin, der nach 5 Jahren Laufzeit 2003 auslief, veranlasste die Onkelz noch zu einem letzten Geschenk an die Fans. Mit dem Indielabel SPV fand man einen neuen Vertriebspartner für das letzte Onkelz Album, "Adios". Am 24. Mai 2004 kündigten die Onkelz, nach dem Erscheinen des Albums und der abschließenden, weitgehend ausverkauften Tour, nach 24 Jahren offiziell ihren Rückzug vom aktiven Musikgeschäft an. Auf der Homepage ließ man folgendes verlauten "[..] Aber – seien wir ehrlich zu uns, das ist die logische Konsequenz aus allem. Aus den vergangenen 24 Jahren, aus dem Keller in Hösbach und der ausverkauften Festhalle in Frankfurt. Die Onkelz hatten nie die Ambition, als Rockeremiten mit ergrautem Haar auf dem Rockolymp anzukommen, sondern wenn mit vollem Elan und nicht schon auf dem absteigenden Ast sitzend."

Rechtsextremismusvorwürfe

Bis heute werden der Gruppe, trotz zahlreicher Distanzierungsversuche, rechtsextreme Tendenzen vorgeworfen,wobei häufig der Titel Türken raus aus dem Jahr 1981 angeführt, den die Band als Reaktion auf eine Gruppe verfeindeter Jugendlicher erklärt. Darin finden sich die Zeilen "Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze nicht rasiert, Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze! Türkenpack, Türkenpack, raus aus unserem Land, geht zurück nach Ankara, denn ihr macht uns krank". Dieser Song ist jedoch nie auf einer Onkelz-Platte veröffentlicht wurden.

Anders sieht es da bei ihrem ersten Studioalbum "Der nette Mann". Diese Platte enthielt verschiedene Songs die die Bundesprüfstelle für jugendgefährdente Schriften dazu veranlassten sie auf den Index zu setzen. Die Indizierung mag bei einigen Songs umstritten sein, da hier Doppeldeutigkeiten nicht verstanden oder nicht erkannt wurden. Unbestritten ist aber das Songs, wie "Deutschland den Deutschen" oder "Skinhead" gewaltverherrlichend und rassistisch sind. Leider wird "Türkenfotze" und "D.d.D" seither gern als Beleg missbraucht, um die Band auf eine Stufe mit Nazi-Kapellen wie Störkraft oder Landser zu stellen.

Die nachfolgenden Alben handeln zwar anfangs noch immer von Suff und Gewalt, zeigen aber textlich, wie musikalisch einen stetigen Qualitätsanstieg und es finden sich keine Texte mehr die rechtsradikale Tendenzen belegen könnten. In verschiedenen Songs bezieht die Band klar Stellung ihre politische Meinung betreffend. In dem Lied Ohne mich aus dem Album Viva los Tioz distanzieren sich die Onkelz sowohl von Rechts- wie Linksextremisten.

Konzertansagen zu diesem Lied sprechen ebenfalls eine eindeutige Sprache: "Das nächste Stück handelt von Leuten, von denen wir der Meinung sind, dass sie wenn sie's nötig haben ihre politische Meinung mit Gewalt oder Revisierung durchsetzen zu müssen, absoluter Fuck sind. Und genau von diesen Idioten handelt dieses Lied.". Auch wird es gute Tradition, dass Unverbesserliche die auf Konzerten rechtsradikale Symbole präsentieren (Hakenkreuz, Hitlergruß, etc.) von der Onkelz-Security entfernt werden oder von der Band mitten im Konzert aufgefordert werden die Halle zu verlassen.

Der Song "Deutschland im Herbst" von dem 1993er Album "Weiss" verurteilt die rechtsextremen Angriffe in Rostock, Solingen und anderen Städten im Herbst 1992, unter anderem mit der Liedzeile "ich höre weiße Geräusche, rassenreine Lieder, ich höre hirnlose Parolen, von Idioten und Verlierern" Die Meinung der Fans zu den frühen Alben scheint gespalten. Sowohl finden sich Anhänger der frühen Phase, als auch viele, die meinen "alles bis Der Nette Mann ist Scheiße." Der Unterschied im Erfolg zwischen den Onkelz und Bands wie Landser allerdings ist ein klares Zeichen dafür, dass es primär nicht der politische Nimbus ist, der für die meisten Fans ausschlaggebend ist.

Auf den meisten Alben ist das erste Lied eine Art Willkommensgruß, in dem sich die Onkelz als die Allergrößten präsentieren. So heißt es bei "Heilige Lieder" (1992) "Ja, uns gehört die Welt", in dem 1995 erschienen Album "Hier sind die Onkelz" heisst es unter anderem "Hier sind neue fromme Lieder von den Engeln in Zivil", das 1997 erschienene Album mit gleichnamigem Begrüßungslied heißt "Viva los Tioz" (spanisch, "Hoch leben die Onkelz" oder auch "es leben die Onkelz") und bei "Ein böses Märchen aus 1000 finsteren Nächten" (2000) heißt es "Könige des Pathos, radikale Humanisten, hoffnungslose Außenseiter, Idealisten".

Mitglieder

  • Stephan Weidner (Bass, Gitarre, Texte)
  • Kevin Richard Russell (Gesang)
  • Peter Schorowsky, 'Pe' (Schlagzeug)
  • Matthias Röhr, 'Gonzo' (Gitarre)

Diskografie

Studioalben

  • 1984 Der nette Mann (indiziert)
  • 1985 Freitag Nacht (Neuauflage der nicht-indizierten Stücke von 'Der nette Mann')
  • 1985 Böse Menschen - Böse Lieder
  • 1985 Mexico (Mini-LP)
  • 1987 Onkelz wie wir...
  • 1988 Kneipenterroristen
  • 1989 Lügenmarsch (Picture EP)
  • 1990 Es ist soweit
  • 1991 Wir ham' noch lange nicht genug
  • 1992 Heilige Lieder
  • 1993 Weiß
  • 1993 Schwarz
  • 1995 Hier sind die Onkelz
  • 1996 E.I.N.S.
  • 1998 Viva los Tioz
  • 2000 Ein böses Märchen aus 1000 finsteren Nächten
  • 2002 Dopamin
  • 2004 Adios

Singles

  • 1981 Kill the Hippies - Oi (Auflage : 2 Stück !)
  • 1983 (?) Häßlich
  • 1992 Ich bin in dir
  • 1995 Finde die Wahrheit
  • 1998 Terpentin
  • 1998 Shape CD (Eintrittskarte zur 98'er Tour)
  • 2000 Dunkler Ort
  • 2002 Keine Amnestie für MTV
  • 2004 Onkelz vs. Jesus

Live

  • 1991 Live in Vienna (Doppel LP/CD/VHS)
  • 1997 Live in Dortmund (2CD/VHS)
  • 2000 Böhse Onkelz Tour 2000 (DVD/VHS)
  • 2001 20 Jahre - Live in Frankfurt CD/DVD

BestOf

  • 1994 Gehasst, verdammt, vergöttert... (2CD)
  • 2001 Gestern war heute noch morgen (3CD)

Biographie

  • 1997 Danke für nichts (CD zum Buch)

Compilations

  • 1982 Soundtracks zum Untergang 2 (Neuer deutscher Punk-Underground)

Darüber hinaus gehören die Böhsen Onkelz zu den Bands, von denen besonders viele Bootlegs im Umlauf sind. Oft werden ganze Konzerte mitgeschnitten, meist in schlechtester Qualität, und dann auf dem Schwarzmarkt teuer verkauft.

Literatur